Dr. phil. Siegmund Loewe - Nachruf von 1962

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Dr. phil. Siegmund Loewe - Nachruf von 1962 
20.Aug.03 23:27
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Iven Müller (D)
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Iven Müller

 

Unmittelbar vor seiner Heimreise nach Deutschland verschied in seinem bisherigen Wohnsitz Sarasota (USA) einer der Großen der drahtlosen Technik: Dr. phil. Siegmund Loewe, der Pionier und Förderer des Rundfunks und des Fernsehens. Er stand in seinem 77. Lebensjahr - ein Mann von großen Gaben und mit der nötigen Zähigkeit, seine Vorstellungen von der technischen Entwicklung durchzusetzen. Hobby und Beruf verbanden sich auf das Glücklichste.

Siegmund Loewe, Sohn eines Berliner Arztes und Schüler von Prof. Slaby an der TH Berlin, meldete seine ersten Patente bereits 1905 an. 1912 promovierte er an der Universität Jena, dem damaligen Zen­trum der Hochfrequenztechnik. Seine Ar­beiten befassten sich mit Physik, Elektro­technik und Astronomie.

Nach dem ersten Weltkrieg hatte er zeitweilig Interesse an der Entwicklung des Tonfilms gefunden; es kam hier zu einer Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Erfinder Lee de Forest. 1919/20 gründete er mit seinem Bruder David die Radiofrequenz GmbH, Keimzelle der heutigen Loewe-Opta-Unternehmen.

1921 hatte Dr. Loewe in den USA den Rundfunk kennengelernt, worüber er seinen Freunden in Deutschland in begeisterten Briefen berichtete; seither stand das Ziel für ihn fest: auch in Deutschland sollte der Rundfunk eingeführt werden. Im März 1923 gründete er zusammen mit Dr. Eugen Nesper, Dr. Georg Seibt und anderen den "Deutschen Radioclub", und im gleichen Monat führten er und Otto Kappelmayer sowie Dr. Nesper dem damaligen Reichspräsi­denten Ebert eine drahtlose Rundfunkübertragung vor. Der Sende­stand im Labor von Dr. Loewe in der Gitschiner Straße.

Loewe sammelte in seinem Labor viele tüchtige Techniker, u. a. war der heutige Prof. M. von Ardenne (Dresden) als junger Man­n sein Mitarbeiter. Hier entstand beispielsweise die Loewe-Dreifachröhre. Mit dieser Röhre schuf Loewe den ersten wirklich billigen Rundfunkempfänger für Lautsprecherbetrieb. Er kostete, ohne Batterien allerdings, nur 39.50 RM und war damit eine Preis-Sensation.

Als Nachfolger der Radiofrequenz GmbH wurde später durch Hereinnahme von zwei weiteren Firmen die 1930 in eine Aktien­gesellschaft umgewandelte Radio AG D. S. Loewe gebildet, die sich bald intensiv mit dem Fernsehen befasste. Schon 1931 führte Dr. Loewe mit M. von Ardenne ein Fernsehverfahren vor, bei dem sowohl die Sende- als auch die Empfangsseite nicht mehr die mechanische Nipkowscheibe, sondern nur noch trägheitslose Elektronenstrahlröhren benutzten (100 Zeilen. 20 Bildwechsel/Sek.). In der Vorkriegszeit gehörte Loewe zu den Pionierfirmen des Fernsehens; auf allen Funkausstellungen wurden die jeweils neuesten Geräte gezeigt. Bereits 1929 hatte sich Loewe an der Gründung der Entwicklungsfirma Fernseh AG beteiligt: sie genießt heute als Fernseh GmbH, Darmstadt, weltweiten Ruf als Produzent von Fernseh-Studioanlagen.

Nach 1933 verließ Dr. Loewe Deutschland und ging nach denUSA. Seine Firma blieb ihm ans Herz gewachsen; nach 1945, als die  Rückerstattung erfolgte, konnte er das Aufblühen der drei Gruppen (Loewe-Opta AG in Berlin und Kronach und Opta-Spezial GmbH, Düsseldorf) unter der tatkräftigen Leitung von Konsul Bruno Piper erleben; er ist ihnen bis zu seinem Tod als Vorsitzer des Aufsichtsrates ein wertvoller Berater geblieben. Siegmund  Loewe wurde in seiner Heimatstadt Berlin beigesetzt.   

 

 

Aus : Funkschau 1962, Heft 12

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