Einfaches Kurzwellenradio
Einfaches Kurzwellenradio
Mein Ziel war ein einfaches, halbwegs empfindliches und trennscharfes Radio zu schaffen. Keine speziellen Bauteile und Werkzeuge zu verwenden und den Zusammenbau auch für Anfänger und Ungeübte möglichst problemlos zu ermöglichen.
Den ursprünglichen Gedanken an einen Mittelwellenempfänger habe ich bald verworfen, weil hier zu wenige interessante Stationen zu finden sind. Bleibt also nur die Kurzwelle. Ein guter Kurzwellenempfänger bringt die ganze Welt ins Haus. Ein Superhet erfüllt diese Forderung, ist aber im Selbstbau für Anfänger weniger geeignet. Ein spezieller Geradeausempfänger mit guter Trennschärfe musste gefunden werden. Im Internet findet man jede Menge Schaltungen, ich habe auch einige am Steckbrett aufgebaut, zum Beispiel als Eingangsstufe einen Clapp-Oszillator oder den Peltz-Oszillator. Leider waren die Ergebnisse unbefriedigend. Doch dann bin ich auf eine Schaltung ähnlich dem Colpitts-Oszillator gestossen. Dieses Prinzip wird etwas abgewandelt auch im UKW-Zwerg (Radiopraktiker 1971 H5) als Pendelaudion verwendet. Diese Schaltung hat mehrere Vorteile: Spule ohne Anzapfung, gute Regelung des Schwingungseinsatzes und geringer Bauteilbedarf. Eine NF-Stufe (T2) und die „etwas andere“ Gegentaktendstufe (T3, T4, T5) vervollständigen den Empfänger. Die Betriebsspannung kann zwischen 3V bis 6V gewählt werden. Die Stromaufnahme beträgt lautstärkeabhängig bis zu 15mA. Wird das Radio mit 9V betrieben, sollte der Widerstand R1 auf ca. 3,3kΩ und R2 auf ca. 10kΩ erhöht werden um den Ruhestrom gering zu halten. An Stelle des Lautsprechers kann auch ein beliebiger Kopfhörer angeschlossen werden. Auf einen Lautstärkeregler wurde verzichtet. Die Lautstärke kann mit P1 geregelt werden, allerdings auf Kosten der Trennschärfe.
Funktion: Das Antennensignal wird über den 22pF-Kondensator auf den Schwingkreis eingekoppelt. Eine Bereichsanpassung, wenn erforderlich, kann durch einfügen von Cp erfolgen. Die Spule ist steckbar, somit kann der KW-Bereich durch einigen Spulen mit unterschiedlichen Windungszahlen abgedeckt werden. Der Drehkondensator kann einen Maximalwert von 50pF bis 200pF haben. Der Schwingungseinsatz wird mit P1 geregelt. Die grösste Empfindlichkeit, Lautstärke und Trennschärfe wird knapp vor Schwingungseinsatz erreicht, ähnlich wie bei der Rückkopplung. Die Spannung über P1 wird durch die rote LED auf ca. 1,6V begrenzt. Dadurch bleibt der Regelbereich auch bei unterschiedlichen Betriebsspannungen annähernd gleich. Die LED kann auch als Betriebskontrolle verwendet werden. Das HF-Signal gelangt über 0,1µF zur Basis von T2. Durch die Basis-Emitter-Strecke erfolgt die Demodulation der HF. Die entstehende NF wird mit T2 verstärkt und gelangt über 4,7µF zu T3. Der Kondensator 10nF vernichtet die restliche HF. T3 verstärkt nochmals die NF und steuert die Gegentaktendstufe mit den Transistoren T4 und T5. Das Ausgangssignal wird über den 100µF-Elko gleichspannungsfrei auf den Lautsprecher ausgekoppelt. Der 1µF-Elko dämpft die Schwingneigung der Endstufe.
Hinweise: Der Transistor T1 muss unbedingt HF-tauglich sein, er sollte Frequenzen bis 50MHz verarbeiten können. Im Mustergerät wurden Spulen mit Windungszahlen von 15 bis 40 Windungen, gewickelt auf Spulenkörper mit 10mm Durchmesser verwendet. Natürlich können auch andere Luftspulen oder solche mit Ferritkern verwendet werden. Die Windungszahlen müssen dann durch Versuch ermittelt werden. Der Drehkondensator im Mustergerät ist eine Zweifachtype 80pF + 150pF, verwendet wird der 150pF-Teil. Höhere Kapazität erweitert den Empfangsbereich, erschwert jedoch die Abstimmung. Zum Einsatz kommen ausschliesslich Siliziumtransistoren, 2 Stück pnp und 3 Stück npn-Typen. Der verwendete Lautsprecher sollte keine höhere Impedanz als 8Ω haben. Das Potentiometer und der Drehkondensator müssen nicht unbedingt am Print montiert werden. Beim Drehkondensator, falls er extern montiert wird, sollte die heisse Leitung möglichst kurz gehalten werden. Das im Mustergerät verwendete Printplättchen hat die Masse 85 x 45mm.
Aufbau: Mehrere Möglichkeiten stehen zur Auswahl.
1. Bestückung auf einer Lochrasterplatte. Die Handhabung ist nicht ganz einfach, die Bauteilpositionierung muss genau überlegt werden und bei der Verdrahtung können sich leicht Fehler einschleichen. Nachteil, die Leiterbahnseite sieht nicht sehr gut aus.
2. Bestückung einer geätzten Printplatte. Dies ist die professionelle Methode. Wenn kein Bauteilaufdruck vorhanden ist muss nur auf die richtige Bestückung und Polarität geachtet werden. Verdrahtungsfehler sind praktisch ausgeschlossen. Nachteil, nicht jeder hat die Möglichkeit Printplatten selbst herzustellen.
3. Bestückung nach dieser Methode. Als Grundmaterial eignet sich dünnes Pertinax 1-1,5mm oder auch Resopal. Resopalabfälle sind bei Tischler (Schreiner) leicht erhältlich und einfach zu bearbeiten. Durch den aufgeklebten Bauteil- und Leiterbahndruck sind Bestückungs- und Verdrahtungsfehler sehr unwahrscheinlich. Nachteil, die Leiterbahnseite sieht nicht sehr gut aus.
Wenn Interesse am Layout besteht, kann ich dieses per Mail als gif-Bild im A4 Format versenden. Auf Grund der Dateigrösse (460kB) kann ich es nicht im RM.org hochladen.
Empfangsergebnisse: Schon mit Antennenlängen ab 2m ist guter Empfang auch tagsüber möglich. Erdanschluss ist nicht unbedingt notwendig, verbessert aber den Empfang deutlich. Bei schwächeren Stationen ist Zweihandbedienung erforderlich, feinfühliges gleichzeitiges justieren von Drehko und P1 bringt das beste Ergebnis.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Einfaches KW-Radio
Mich würde noch der Rückkopplungseinsatz interessieren. Ich hab ja gerade den "Peltzoszillator" , den sie auch erwähnen, auf seine besonderen Eigenschaften bezüglich des Rückkopplungsverhaltens untersucht. Aber da wusste ich noch nichts über Peltz.
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