Ersatz der Röhre RES164
Ersatz der Röhre RES164
Professioneller Umbau mit 3B4 (DL98)
Idee von Arthur Bauer
Im Jahr 1927 wurde die Endpentode in den Philips Laboratorien von Gilles Holst und Bernard Tellegen entwickelt. Bereits im September 1927 erschien die B443 am Markt. In den folgenden Jahren verdrängte die Endpentode schließlich beinahe alle Trioden aus den Endstufen von Radioapparaten – lediglich in High-End-Geräten wurden Endtrioden weiterhin eingesetzt.
Die RES164d war die erste Endpentode aus dem Haus Telefunken und erschien im Juli 1928 - beinahe ein Jahr später als die B443 von Philips. Sie hatte noch vier Sockelstifte und eine Seitenklemme für das Schirmgitter. Erst 1930 kam die RES164 mit fünf Sockelstiften auf den Markt.
In billigen Einkreisempfängern fand die RES164 dann im Laufe der 30-er Jahre ihren Platz in der Endstufe. Höchste Stückzahlen erreichte die RES164 jedoch durch den Einsatz in allen Wechselstromversionen des Volksempfängers VE301. Aus diesem Grund, und vor allen Dingen weil die Produktion der RES164 zugunsten der Rüstung noch während des Krieges eingestellt wurde, ist diese Röhre heute nur mehr selten in neuwertigem Zustand zu finden.
Ein zeitgemäßer Ersatz der RES164 mittels der Batteriepentode 3B4 (DL98) wird im folgenden beschrieben. Die notwendige Bastelarbeit dafür ist nicht sehr aufwändig. Zuerst betrachten wir kurz die Unterschiede zwischen der RES 164 und der 3B4. Die 3B4 besitzt eine Heizspannung Uf von 2,5V bei einem Heizstrom If von 165mA. Die maximale Anodenspannung Ua beträgt 135V. Diese Werte weichen von den Betriebswerten der RES164 z.T. erheblich ab. Die RES 164 besitzt 4V-Heizung bei einem Heizstrom If von 100mA. Die Anodenspannung Ua beträgt 250V. Es wird daher eine Zusatzbeschaltung notwendig. Für die Anpassung der Heizspannung ist ein Vorwiderstand notwendig, den man wegen der direkten Heizung am besten je zur Hälfte an beiden
Bild 1: Schaltung für den Umbau
Heizfadenenden einfügt. Der zusätzliche Gesamtwiderstand errechnet sich für die Heizspannungsdifferenz von 1,5V wie folgt:
Wir teilen den Widerstand in zwei gleiche Teile und wählen Widerstände mit 4,7W aus der Widerstandsnormreihe wobei hier für die Leistung ¼W ausreichend sind.
Da beide Röhren unterschiedliche Arbeitspunkte besitzen (Gittervorspannung, Schirmgitterspannung und Anodenspannung) läßt sich der notwendige Anodenwiderstand nicht so einfach ermitteln. Durch Probieren wurde ein Widerstand von 3,9kW ermittelt, bei dem die 3B4 sowohl von der Steilheit, dem Anodenstrom und der Gittervorspannung als auch unter Berücksichtigung der Anodenverlustleistung (3W) ähnlich einer RES164 arbeitet. Da der zusätzliche Widerstand im Anodenkreis ja nur die Betriebsspannung für die Anode herabsetzen soll, die NF-Wechselstromleistung aber auch weiterhin voll dem Lautsprecher zu Gute kommen soll müssen wir parallel zum Anodenwiderstand noch einen Kondensator mit 0,5 – 1mF/100V schalten, der den Anodenwechselstrom gut passieren läßt. Die Schaltung, die sich dadurch ergibt ist im Bild 1 zu sehen.
Am besten erfolgt der Umbau der 3B4 zur Verwendung als RES164 über einen Sockeladapter, der gleichzeitig alle zusätzlichen Schaltelemente im Adapter Platz finden sollen. Dadurch ergibt sich der Vorteil, das an der Schaltung des Radioapparates nichts verändert werden muss. Zu einem späteren Zeitpunkt kann der 3B4-Ersatz wieder gegen einn Originalröhre ausgetauscht und werden.
Folgende Einzelteile werden benötigt:
- 1 3B4 (DL98) Batteriepentode
- 2 Widerstände 4,7 W / ¼W
- 1 Widerstand 3,9 kW / 2W
- 1 Kondensator 0,5 – 1 mF / 100V
- 1 Fassung für 3B4 (Miniatur)
- 1 Europasockel (5-Stift)
- 1 Stück Perinax 4 x 4 cm
0,5 – 0,8 mm Dicke
- div. Kleinmaterial (Schaltdraht, Schrau
ben, Muttern, etc.
Bild 2 zeigt alle notwendigen Einzelteile.
Bild 3: Beschaltung der 3B4-Fassung
Zunächst wird der Europasockel gesäubert und eventuell vorhandene Drahtreste werden aus den Sockelstiften ausgelötet. Danach wird aus Pertinax die Abdeckung für den Europasockel gefertigt. Diese Abdeckung dient gleichzeitig zur Aufnahme der Fassung für die 3B4. Das Pertinax wird zunächst rund ausgesägt, und mit einer Mittelöffnung versehen. Danach werden noch die Löcher für die Befestigung der Miniaturfassung gebohrt. Als nächster Arbeitsschritt erfolgt nun die Montage der Fassung in der Pertinaxabdeckung, und das Anlöten der Bauelemente. Hierbei ist es sinnvoll die optimalste Platzeinteilung auszuprobieren, bevor mit dem Löten begonnen wird. Die Widerstände sind von der Größe her problemlos unterzubringen. Lediglich der Kondensator benötigt mehr Platz. Mit ein biss-chen Geduld läßt sich aber eine geeignete Bauform und –größe finden.
Zu beachten ist, dass auch die Miniaturfassung bzw. deren Lötfahnen Platz einnehmen. Im Bild 3 ist die fertige Beschaltung zu sehen, wobei die Drahtenden die in die Stifte des Europasockels geschoben werden Überlänge besitzen. Vor dem Zusammenbau sind die einzelnen blanken Drähte noch mit Bougierschlauch zu überziehen, um einen etwaigen Kurzschluss zu vermeiden. Die Drähte werden nach dem Einlöten in den Sockel abgezwickt, und die Sockelstifte mit Schleifpapier oder einer feinen Feile entgratet und gerundet. Unser Zwischensockel ist fertig (Bild 4).
Bild 4: Fertiger Zwischensockel
Nun kann die 3B4 aufgesteckt werden, und unser Röhrenersatz findet nun Platz im Apparat. Gerade im VE301 dyn fehlen immer wieder die RES164. Wie in Bild 5 zu sehen ist, findet die 3B4 dort ganz bequem Platz – ein Unterschied in der Empfindlichkeit der Rückkopplung, oder der Klangqualität ist im direkten Vergleich mit einer guten Originalröhre nicht zu hören. Zu guter Letzt darf natürlich nicht vergessen werden, den Restbrumm mittels des Entbrummerpotentiometers wieder auf hörbares Minimum einzuregeln.
Bild 5: Die 3B4 mit Zwischenadapter im VE301
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der österreichischen Sammlerzeitschrift. Information über die Zeitschrift 'RADIOBOTE' sowie die Bezugsquelle finden sich unter folgendem Link: Radiobote
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.