Fernsehversuche in Tschechien (Böhmen-Mähren) vor 1945
Fernsehversuche in Tschechien (Böhmen-Mähren) vor 1945
Fernsehversuche in Tschechien (Böhmen-Mähren)
Der 23. März 2008 wird für Tschechien und der Slowakei den 60. Jahrestag einer für die Öffentlichkeit bestimmten Fernseherstübertragung auf dem Gebiete der damaligen CSSR bieten.
Während für die fernsehtechnische Nachkriegszeit in der CSSR bereits eine erste Zusammenfassung erstellt wurde, möchten wir hier etwas Licht in die Vorkriegszeit der (Sudetendeutschen) Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Fernsehtechnik bringen.
Zu diesem Zweck hat Kollege Wolfgang Lill schon seit Monaten teilweise auch Vorort Recherchen durchgeführt deren Zwischenresultate hier nach und nach veröffentlicht werden sollen.
Leser die sachdienliche Ergänzungen und Vervollständigung machen können sind herzlich dazu eingeladen.
Es liegt ein zeitgenössischer Bericht aus den 1930er Jahren erstellt von Heimatforschern über Matthias Färber einem Professor an der Städtischen Technischen Lehranstalt Bodenbach (heute Technische Ingenieurschule Decin (vormals Tetschen)) vor, welcher mitte der 1930er Jahre die ultrakurzwellen Ausbreitung erforschte.
Die Lehranstalt heute: (Bild W. Lill)
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Dazu bot es sich an systematische Empfangsversuche des etwa 200 km entfernten deutschen 180 Zeilen Fernsehsender Paul Nipkow (Berlin-Witzleben) mit seinen Ausstrahlungen auf 6,772 Metern (44,3 MHz) sowie der Tonwelle 7,06 Meter (42,493 MHz) vorzunehmen.
Prof. Färbers Ausgangsbasis war einerseits von der optischen Ausbreitungsgrenze ultrakurzer Wellen geprägt, nach der im vorliegenden Fall bei 130 km Luftlinie schluss mit der Übertragung wäre, aber auch der Kenntnis, dass es zu gelegentlichen Reichweitenüberschreitungen gekommen ist.
Er selbst beschäftigte sich mit dem Thema Fernsehen bereits seit 1928 und fasste auf dem Heimweg einer Schneeberg Wanderung die Absicht messtechnische Untersuchungen zu den tatsächlichen Ausbreitungsbedingungen anzustellen.
Der „Hohe Schneeberg“ stellte mit 750m sowie dem darauf erbauten Aussichtsturm einen idealen Standort für Reichweitenversuche dar.
Der Aussichtsturm auf dem Hohen Schneeberg heute: (Quelle Wikipedia)
Färber konstruierte einen UKW Empfänger für Batteriebetrieb und konnte tatsächlich am 24. August 1936 den 138 m hohen Berliner UKW Ton- wie auch den Bildsender mit einer Teleskopantenne aufnehmen.
Um 20h bei starken Regenschauer hörte er die Ansage „....hier ist der Fernsehsender Paul Nipkow..“.
Ein am Empfänger angebrachter Höhenmesser unterstreicht die Wissenschaftlichkeit seiner Ausbreitungsuntersuchungen um mit Kartenmaterial die Messungen auswerten zu können.
In der Biographie eines seiner in der Fernsehtechnik aktiven Studenten Klaus Landsberg wird das Institut Professor Färbers als „einer der ersten TV Laboratorien der Welt“ beschrieben. Klaus Landberg kam im Alter von 18 Jahren um 1934 zu Prof. Färber und soll sich nach der Emigration in den USA der 1940er und 1950er Jahre ebenfalls sehr auf dem Gebiet des Fernsehens verdient gemacht haben.
Was das gerätetechnische Vermächtnis von Professor Färber betrifft so sei mit entsprechendem Wehmut nur mehr auf die Entsorgung um ~2005 veranlasst durch die Institutsdirektion verwiesen. So wie eben viele Erinnerungen und Jubiläen natürlich vordergründig von den bildungs- und kulturverantwortlichen Personen abhängen.
Die Sammlung aller Beiträge wie immer unter: http://www.scheida.at/scheida/Televisionen_CSSR.htm
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W. Scheida 1/2008
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Das Fernsehlabor von Professor Färber
Das Fernsehtechnische Labor - Der Arbeitsplatz von Professor Färber
Bei der Übernahme des Satzes im vorangegangenen Beitrag das Professor Färber „eines der ersten TV Laboratorien der Welt“ gehabt hätte, kannte ich die nachfolgenden Bilder noch nicht die tatsächlich auf einen ernstzunehmenden Labor- und Forschungsbetrieb schließen lassen.
Die Einrichtungen befanden sich in der "Städtische Technische Lehranstalt Bodenbach" die bereits 1925 in der ersten Tschechoslowakischen Republik erbaut worden ist.
Hier das Labor um 1934:
Wir erkennen im Bild alle relevanten Mittel zum Senden und Empfangen von mechanischen Fernsehen.
Im 2. Bild von 1938 lassen sich Braunsche Röhren und Versuche mit elektronischem Fernsehen erkennen.
Über das Leben und den Verbleib des Professor Färbers wissen wir leider nur folgende Eckdaten:
Geboren am: 17.05.1890
"Umgesiedelt" wurde er nicht sondern verblieb in Tschechien.
Gestorben ist er am 3.5.1958 im Tetschener Krankenhaus
Die letzte Wohnanschrift war die Hluboké ulici cislo 2 in Decín (Tiefe Straße Nr. 2 in Tetschen)
Beigesetzt ist Prof. Färber auf dem städtischen Friedhof von Tetschen auf dem Feld im Grab Nr. E 457.
Über seine Tätigkeit während und nach der Kriegszeit liegen uns derzeit keine Informationen vor.
Es darf weiters angenommen werden, dass die damalige politische Situation eine allfällige Einflussnahme auf staatliche Entscheidungsträger in Sachen Fernsehen kaum ermöglicht hat.
Alle Bilder von W. Lill
W. Scheida 1/2008
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.