Geistersignale um 130 kHz
Geistersignale um 130 kHz
Vor einiger Zeit fielen einem hier im Orte ansässigen, befreundeten DXer und Funkamateur merkwürdige, sehr schwache Signale im LW-Bereich zwischen 128 und 131 kHz auf, die dort nicht hingehören. Es handelte sich offensichtlich um ein Mischprodukt des Deutschlandfunks auf 153 kHz.
Nachdem ich mich bei ihm selbst davon überzeugte, hielt ich diese Erscheinung zunächst für ein in seinem Empfänger (Ten-Tec RX340) konstruktiv bedingt erzeugtes Intermodulationsprodukt. Da wir diese Erscheinung später allerdings auch mit einem Siemens E566 und einem Drake R8 reproduzieren konnten, denen völlig andere Konstruktionsprinzipien zugrunde liegen, ist geräteinterne Intermodulation mit großer Wahrscheinlichkeit auszuschließen.
Heute war der OM mit seinem RX340 hier zu Besuch. Das Signal war auch bei mir zu hören. Auch mit meinem Siemens E566, Teletron LWF45 und Collins R-390A, sowohl direkt am Langdraht als auch mit der Grahn GS3-SE (auch im Konverterbetrieb nach KW), ließ es sich reproduzieren. Damit ist auch auszuschließen, daß dieses Signal als externes Mischprodukt durch Nichtlinearitäten oder Halbleitereffekte in der Nachbarschaft meines Bekannten erzeugt wird. Die Entfernung zwischen unseren Standorten beträgt über einen Kilometer.
Also, lange Rede - kurzer Sinn: Ich möchte diejenigen bitten, die über das geeignete (Profi-) Equipment verfügen, den Bereich um 128 - 131 kHz intensiv nach dieser Erscheinung abzusuchen. Das Signal ist sehr schwach. Es ist das Programm des DLF auszumachen, plus einer schwächeren, nicht identifizierbaren Komponente (was den rechnerischen Nachweis natürlich erschwert).
Vielen Dank!
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Tonbandaufnahmen.
Hallo Herr Menke,
machen Sie doch Tonbandaufnahmen und stellen Sie sie hier vor als mp3.Audio Clip, bzw. mailen als Anhang auf Wunsch.
Mit nicht identifizierbaren Komponenten meinen Sie doch hörbare Audio-Signale.
Bestens,
Ihr K.-H. B.
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dafür habe ich leider keine Gerätschaften/PC-Technik. Die nichtidentifizierbare Komponente muß kein Rundfunksender sein. Ich möchte zunächst wissen, ob andere diese Beobachtung bestätigen können.
Die oberste LW-Rundfunkfrequenz beträgt 279 kHz und wird von Radio Weißrußland belegt. Rechnerisch scheidet dies also aus. Es könnten hingegen in Frage kommen:
DLF auf 207 kHz - DCF77 = 129,5 kHz, alternativ auch
DLF auf 153 kHz - DHO38 (23,4 kHz) = 129,6 kHz
Beide Sender arbeiten unnunterbrochen, so daß dies wiederum eine Überprüfung erschwert (wenn DHO38 oder DCF77 freundlicherweise kurz abschalten würden, wäre das sehr hilfreich, hi). Möglich wäre auch eine Kreuzmodulation in der Ionosphäre ("Luxemburg-Effekt"), evtl. mit DCF45, Rundsteuerung Mainflingen, auf 129,1 kHz? Bislang ist das aber eine sehr hypothetische Überlegung. Anmerken möchte ich noch, daß wir dieses Signal bisher immer in den Abendstunden gehört haben. Systematische Beobachtungen tageszeitlich/wöchentlich konnten wir aus Zeitmangel noch nicht anstellen.
Gruß
EM
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Bericht von Daniel Consales
"Das Signal des DLF liegt exakt auf 126KHz und ist am besten im oberen Seitenband mit max. 2,7KHz Bandbreite zu empfangen, da sonst der Träger auf 128,9 KHz stört.( ...). Leider konnte ich es auch nicht identifizieren, ich habe aber auch keine ausgesprochene LW-Antenne.
Rig: Winradio 303iPD an einem über Preselektor angepassten Langdraht, ca. 30m in 10m Höhe.
Gruß Daniel Consales"
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Rundfunksignale auf 127,17 KHz; 132 KHz; 135,47 KHz; 142 KHz

Allerdings ist für den Frequenzbereich der Preselektor EZ 100 unwirksam, so daß es sich auch um Intermodulationsprodukte handeln kann.
Eindeutig war auf 127,17 KHz, 132 KHz & 142 KHz das Programm des Deutschlandradio Berlin zu identifizieren, allerdings gegenüber der Mittelwelle 990KHz um einige Sekunden verspätet. Ein Vergleich von 177 KHz zeigt, daß die Modulation von diesem LW Sender ebenfalls gegenüber 990 KHz entsprechend verzögert ist.
Auf 135,47 KHz ist ein anderes Programm, das infolge von überlagerten Störungen nicht identifizierbar ist.
77,5 KHz Mainflingen: Zeitsender ist einwandfrei aufzunehmen. Dieser tastet alle volle Sekund für 100ms aus. Dies müßte dann in einem Mischprodukt mit diesem Sender ja auch auftreten.
MfG DR
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DCF77-Überlagerung
Hallo,
mit dem DCF77-Direktmischerempfang habe ich auf Peilung 90 Grad Drehung aus Maximum von DCF77-Empfang in Köln folgende "digitale" Signale aufzeichnen können.(Oszillogramme).
Es ist ein gewobbelter Träger von ca. 7 ms Periodendauer und mit 30 ms "Datenbitbreite" darstellbar.
Schon knapp unterhalb von 150 kHz ist mit BFO ein Einseitenband-Signal mit Sprache/Musikmodulation und zwei FSK-ähnliche Telegrafiesender, sowie ein "Woodpecker"-Signal aufzunehmen. Die Sprache/Musik-Signale sind sehr verzerrt.
Hier folgt noch Oszillogramm Direktmischerempfang in Köln Sekunde 52 bis Sekunde 00 des DCF77-Telegramms vom 17. Februar 2007 für Minute n+1 also 11 Uhr 39.
In Ergänzung zu Herrn Rudolph's Ausführungen erkennt man deutlich die Unterscheidung zwischen 200-ms- und 100-ms-Trägerabsenkungen für logisch 1 und logisch 0 und die für DCF77 ganz typische Auslassung des 59-Sekunden-Impulses.
Beste Grüße,
Ihr K.-H. B.
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Luxemburg-Effekt(e)
Am Abend des 24. Februar gelangen mir im Rahmen einer erneuten Durchmusterung des Langwellenbereiches in der Zeit zwischen 20.30 und 21.30 UTC beeindruckende Beobachtungen hinsichtlich der weiter oben im Thread geschilderten Phänomene. Als Empfangsausrüstung dienten mir ein EAC R-390A (Betriebsart AM, 4 kHz ZF-Bandbreite) sowie eine Grahn GS3-SE (Konverterbetrieb) mit entsprechenden BAZ Hochleistungs-Ferritmodulen. Zur Verifizierung des Gehörten genügte ein gewöhnliches Radio mit LW-Rundfunkbereich. Der Beobachtungsort lag mit 53° 27' N und 7° 28' O im nordwestlichsten Teil Deutschlands.
Zunächst ließ sich feststellen, daß der Effekt nur auf Frequenzen, die von regulär darauf arbeitenden Stationen belegt sind, auftrat. Somit ist festzuhalten, daß das Vorhandensein eines tatsächlich auf der gestörten Frequenz arbeitenden Senders Voraussetzung zur Beobachtung derartiger Erscheinungen ist. Desweiteren ist der Effekt immer dann am größten, wenn die Peilantenne in Richtung des gestörten Senders zeigt. Es handelt sich also nicht um Mischprodukte, sondern - wie bereits in Post 3 vermutet - eindeutig um Kreuzmodulation! Daher entsteht auch kein Interferenzpfeifen.
So wurden auf allen Frequenzen der EFR, teilweise multiple, Kreuzmodulationseffekte festgestellt:
Zunächst konnte ich auf 129,1 kHz (Mainflingen) das Programm des DLF wahrzunehmen. Offensichtlich ist der Sender Donebach/Odenwald (153 kHz) hierfür verantwortlich. Bemerkenswert war die Tatasche, daß diese Kreuzmodulation relativ schwach, sehr instabil und wechselhaft auftrat. Nach 20.50 UTC verschwand sie völlig.
Auf 135,6 kHz (Lákihegy/Ungarn) waren sowohl das Programm des DLF als auch das des tschechischen Senders Topolna (270 kHz) deutlich wahrnehmbar. Zusätzlich gesellte sich eine sehr schwache und deshalb nicht näher identifizierbare Komponente eines dritten Rundfunksenders hinzu. Aufgrund der geographischen Konstellation > Empfangsort - "Kreuzmodulierer" - EFR-Sender < vermute ich hier als Quelle der DLF-Komponente den Sender Aholming (207 kHz).
Schließlich fanden sich auf 139,0 kHz (Burg) die Programme des Deutschlandsenders/DR-Kultur (177 kHz, QTH Zehlendorf, nördlich Berlin) und wiederum des DLF. Hier kommt als Quelle nur der Senderstandort Donebach (153 kHz) in Frage.
Hinsichtlich der Ermittlung der Verursacherstandorte möchte ich den interessierten Leser auf die Ausführungen von Dr.-Ing. W. Pfitzer in der Ausgabe 5/1936, Seiten 161 ff. der Funktechnischen Monatshefte verweisen (Link in Post 3, "Luxemburg-Effekt"). Aufgrund der dortigen Ausführungen ergibt sich in Anbetracht meines Beobachtungsortes der - höchstwahrscheinliche - Ort der Störquelle, sofern mehrere Möglichkeiten infrage kommen (hier Aholming und Donebach).
Die Sender der EFR bieten sich deshalb besonders zur Beobachtung des Luxemburg-Effektes an, weil sie - abgesehen von den kurzen FSK-Datenpaketen, die in mehreren Sekunden Abstand gesendet werden - nur einen unmodulierten Träger abstrahlen. Somit stört keine Eigenmodulation die Beobachtung der mitunter schwachen Kreuzmodulationen.
Grundsätzlich waren während der Beobachtung Schwankungen des Kreuzmodulationsgrades (qualitativ) festzustellen. Bei mehreren Störern wechselten sie sich teilweise gegenseitig ab. Ein Beleg für den inhomogenen Zustand der Ionosphäre.
Abschließend möchte ich noch anmerken, daß die beobachteten ionosphärischen Kreuzmodulationseffekte bisher nur in den Abendstunden in Erscheinung traten. Dies erklärt sich aus der Tatsache, daß tagsüber der Einfluß der Raumwelle zu vernachlässigen ist.
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Luxemburg-Effekt sehr wahrscheinlich

Danach ist es auch nicht verwunderlich, daß in Berlin die Modulation von D-Radio Berlin LW 177 KHz bei genauer Abstimmung auf die EFR Frequenzen zu hören ist. (Modus A3A)
Zum Luxemburg-Effekt gibt es eine ausführliche Darstellung und Erklärung in "F. Vilbig: Lehrbuch der Hochfrequenztechnik, VAG" und zwar ab der 1. Auflage. Bei den späteren Auflagen im jeweils 1. Band.
Beim Luxemburg-Effekt handelt es sich um eine Kreuzmodulation, die infolge von großen Senderfeldstärken in der Ionosphäre entsteht. Die freien Ladungsträger (Elektronen) werden in ihren Flugbahnen durch starke elektromagnetische Signale beeinträchtigt, wodurch die Rekombination der Ladungsträger modulationsabhängig wird. Das überträgt sich dann auch auf andere Radiosignale. Die Ionosphäre wird dadurch zu einem nichtlinearen Übertragungskanal. Auf der Empfängerseite läßt sich diese Störung deshalb nicht mehr wegfiltern. Besonders deutlich hört man den Effekt, wenn -- wie im aktuelle Fall -- der schwächere Sender schwach oder kaum moduliert ist. (Bei den heute üblichen komprimierten Modulationssignalen ist dieser Effekt daher kaum zu beobachten.)
Zuerst wurde dieser Effekt in den '20/30er Jahren beobachtet, als Radio Luxemburg als erster Sender in die 150 KW Klasse (nach Vilbig) aufstieg. Die Sender 177 KHz ,153 KHz und 207 KHz arbeiten mit 250 - 500 KW, also mit deutlich mehr Strahlungsleistung als früher Radio Luxemburg.
Bei der Messung mit einem Empfänger mit einstellbarer Bandbreite ist noch folgendes zu beachten: Mit schmaler Bandbreite ist der EFR-Träger bei entsprechender Verstimmung des Empfängers außerhalb der Durchlaßbandbreite, weshalb die AGC des Empfängers diesen aufregelt. Die Modulation des Senders, der duch Kreuzmodulation hörbar wird, ist frequenzmäßig dann "breiter" und kommt bei der gewählten Verstimmung lauter an, so daß eine falsche Intermodulationsfrequenz vorgetäuscht wird. (So kommen dann Fehlmessungen zustande!)
MfG DR
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