Kondensator-/ Elektret Mikrofone an älteren Tonbandgeräten

ID: 109914
Kondensator-/ Elektret Mikrofone an älteren Tonbandgeräten 
17.Apr.06 22:46
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Klaus Ortwein (D)
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Klaus Ortwein

Liebe Kollegen,
viele Stereo-Tonbandgeräte der 60er Jahre haben zwar einen oder sogar zwei Mikrofoneingänge, doch sind die alle nur für die zu diesem Zeitpunkt üblichen dynamischen Mikrofone ausgelegt.
Wer nun versucht, ein Kondensatormikrofon aus den 70er an diese Geräte anzuschließen, sieht sich zwei Problemen gegenüber:
1. die Versorgungsspannung für das Mikrofon wird vom Gerät nicht zur Verfügung gestellt.
2. den meist 6poligen DIN-Steckern der Mikrofone stehen 5polige Buchsen am Gerät entgegen.

Am Beispiel der Grundig Tonbandgeräte TK 46, TK 245 und TK246 möchte ich eine simple Lösung dieses Problems aufzeigen, die (bis auf eine mechanische Änderung beim TK 46) spurlos wieder entfernt werden kann.

Zunächst muß im Schaltplan eine Stelle gefunden werden, an der eine nicht zu hohe Gleichspannung anliegt, die mit etwa 1mA zusätzlich belastet werden kann. Hier bietet sich der Auslösemagnet an, dessen Betriebsspannung meist im Bereich zwischen 30V und 50V liegt.
Sonst muß eine niedrige Anoden-/Versorgungsspannung gewählt werden.

Berechnung des Vorwiderstandes:
Dazu wird von der gewählten Spannung (zB. 32V) die Mikrofonspannung subtrahiert. Die Mikrofon-Nennspannung beträgt bei Grundig-Mikrofonen (zB. GCMS 332 oder oder GCCM 320) 4 - 20V. Wir wählen eine Z-Diode aus diesem zulässigen Bereich aus (zB. 15V). Mit einem Belastungstrom von 1mA läßt sich dann nach dem Ohmschen Gesetz der Widerstand berechnen: (32-15) / 1mA = 17kOhm. Wir wählen mit 15kOhm den nächstkleineren der E6-Reihe - der Wert ist in weiten Grenzen unkritisch.
Die Belastung (17V * 1mA) liegt hier deutlich unter 1/10W.
Dahinter folgen nun gegen Masse geschaltet ein Siebelko 22µ/25V, eine Z-Diode der gewünschten Spannung 15V und ein keramischer Blockkondensator 0,1µ. Über einen Reihenwiderstand von ca. 1 - 4,7kOhm wird die Spannung ausgekoppelt.
Das Ganze läßt sich schnell auf einem Rest Lochrasterplatine oder frei verdrahtet aufbauen und im Gerät an geeigneter Stelle - isoliert - verstecken.
Der Ausgang wird zur vorhandenen Mikrofonbuchse geführt.

Bei den Geräten ist die Diodenbuchse standardmäßig wie folgt belegt:
   Pin 1 Mikro/links
   Pin 4 (rechts)
   Pin 2 Masse
   Pin 5 unbenutzt
   Pin 3 (selten: rechts)
Der Pin 5 ist in allen mir bekannten Schaltungen unbenutzt. Am Diodenstecker des Mikrofons ist ein 6. Stift in der Mitte der Halbkreises zur Spannungversorgung angebracht. Nun gibt es heute leider kaum noch DIN-Buchsen und wenn, dann nur noch die fünfpoligen 180° - also keine Chance, die Geräte nachzurüsten.
Daher bietet sich an, die Versorgung im Mikrofonstecker von Pin 6 auf Pin 5 umzulöten und im Gerät entsprechend die stabiliserte Spannung an Pin 5 der Mikrofonbuchse zu legen. Da die Modelle TK 245 und TK246 in der Disodenbuchse bereits ein zentrales Loch haben, paßt der Mikrofonstecker ohne weitere Nacharbeiten. Beim TK 46 sieht das leider anders aus: hier muß das Loch mit einem scharfen 2mm Bohrer vorsichtig gesetzt werden. Zum Glück ist bei den von Grundig verwendeten Preh-Buchsen an der richtigen Stelle eine Herstellerkennung vertieft vorhanden, so daß die Gefahr eines Verrutschens gering ist.

Ein ganz anderes Problem erwartet die Besitzer eines der Doppelsystem-Mikrofone GCCM320. Hier ist der sechspolige Stecker angeschweißt, so daß ein Umlöten des Anschlußes nicht möglich ist: man müßte also den Stecker abschneiden und ersetzen.
Folgende recht unprofessionelle Lösung hat bei mir geholfen: ein etwa 15mm langes Stück Silberdraht 0,5mm² zu einem "U" gebogen und in die Pins 5 und das Mittelloch der geräteseitigen Diodenbuchsen gesteckt. Der Diodenstecker fixiert das Ganze und durch die Brückung von Pin 5 zur Mitte (Pin6) wird die Spannungsversorgung sichergestellt - zumindest bis zum Herausziehen des Steckers.

Soweit der Bericht von der diesjährigen "Ostern fällt wegen schlechtem Wetter aus" Beschäftigung.

Viel Spaß beim Nachbauen

Klaus Ortwein

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Geht auch mit 1,5V-Batterie extern 
18.Apr.06 23:58

Sieghart Brodka † 24.2.17 (D)
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Sieghart Brodka † 24.2.17

ganz nett, die (Intern)Schaltung für Grundig-TK...,
habe dagegen von fähigem Elektroniker, einen Batteriespeisg.-Vorsatz für eine 1,5V-AA-Zelle zusammengelötet (passd. in Zigarettenkästchen), die ich zum "Durchschleifen" eines einfachen Lavalier-Elektret-(Mono)Mike benütze.--mfgr., sb
PS. Die Elektret-M. sind aber oft in den Tiefen bescheiden, dto. in den oberen Höhen, insgesamt auch mit wenig gleichem Freq.gang (sogar die "besten" Sonys ECM 929, 959, 999), natürlich für mittel-anspruchsvolle Musikzwecke. "Echtkondenser" bringen schon deutlich mehr, sind heute aus Fernost und neuerdings Rußland preiswert und gut, arbeiten durchwegs mit Phantomspeisg., haben interne Hochvolt-Polarisierg.spanngs.Schaltungen, Bezugsquelle zB. >>> www.thomann.de

Hier meine Schaltung:
 

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Kondensator- und Elektret-Mikrofone 
20.Apr.06 13:32

Klaus Ortwein (D)
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Klaus Ortwein

Hallo Herr Brodka,
danke für Ihre Schaltbildskizze.
Diese Schaltung funktioniert allerdings nur mit den "modernen" Elektret-Mikrofonkapseln, wie sie heute für pfennigs-, sorry, centbeträge zu kaufen sind.
Die erwähnten Grundigmikrofone GCxx sind eher in der Rubrik "Kondensatormikrofone" einzuordnen, deren Versorgungsspannung mindestens 4,5V beträgt. Der wesentliche Unterschied besteht darin, daß in den modernen Feldeffekttransistoren (FET) zum Einsatz kommen und die gesamte Elektronik in der ca. 10mm grossen Kapsel integriert ist, während bei den älteren Modellen die Elektronik diskret aufgebaut ist. Auch ist die Kapsel wesentlich größer.

Als Vorteil der Kondensatormikrofone ist die wesentlich leichtere (und damit auch schnellere) Membrane zu nennen, die im Gegensatz zur dynamischen Mikrofon keine Schwingspule antreiben muß und somit dynamischer ist.

Frühlingsgrüße aus Köln

Klaus Ortwein

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20.Apr.06 21:41

Sieghart Brodka † 24.2.17 (D)
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Sieghart Brodka † 24.2.17

Lieber Herr ortwein,
man kann genügend hin und herdiskutieren, Sie werten mein Lav.mike ab,weil nur billig, oK. aber sind die Grundig GC.. wirklich durch 4,5V oder and.(membran)/Kapsel-Konstrukt. besser ?? Wie sind die Freq.kurven, wenn diese "schon an Echtkondenser anknüpfen" sollen, hierin wird vielausgesagt, dh. die Unterschiede, Welligkeiten, Ausreißer der Elektrets, dagegen die Echtkond.mikes fast linealglatt, und weitreichend in Tiefen wie Höhen,-- und man hört es auch, auch lt.zeitschrift.test in späten 90ern von rund 10 Elektret-Mikes sind nur die Audiotechnika-M. genügend "gut", um an Echtkondenser-Mikes evtl. sich anzuschließen, mein Audio-Kollege hat dieses auch gege.über Sennheiser MKE66 vorgezogen, eben wegen dier TT-Abbildung. -
Ich habe 2x AKG-Studiomike's CK1/ C451CB, möchte diese nicht missen !!. schon eine simple Violine tönt damit deutlich besser alst zB. mit dem besagten SennheiserStereo (elektret)mike (1,5V-Polspanng, gabs in 80ern !). Die Präparation der membran mit sog. "Ladungsträgern" (>>Elektrets) ermöglicht es, mit der niedrigen 1- bis 5V-Pol.spannung eine Audiomodulation zu erzeugen, bei EchtKond.mikes sind mind. 90V nötig,-- Ich weiß nciht ob Sie Musik aktiv treiben, in Konzerte gehen, CD#s genau hören, dann kann man über Mikes noch näher sprechen. Sie sind ebenso Instrumente wie gute (Studio)lautsprecher, daran sollte man den Hörgeschmack orientieren,  (das Lav.mike habe ich nur für Kommentare in Audiopostings, es genügt!).- Ich benütze mein sennheiser nur zum "Füllen bzw. Raumakustik" in der Mischung, die AKG's aber selektiv vor akust.Instrumenten, Sängern etc.,mache kl.Audioproduktionen,
beste Grüße,
SB
PS. Die ersten Elektrets waren in 70er fast eine (Billig)Sensation, da die dynam.Mikes eben nur in teuren Spitzenausführungen richtig Höhen u.Tiefen abbildeten, heute würde ich keines mehr kaufen, lieber ein (Import)Echtkondens.mike, --
die besten (musikalisch gehört) sind nachwievor die deutschen Neumann's und Schöps'e.

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