PCB in Kondensatoren - eine Gefahr für Ihre Gesundheit ??

ID: 780
PCB in Kondensatoren - eine Gefahr für Ihre Gesundheit ?? 
23.Apr.03 18:44
0

Ernst Erb (CH)
Ratsmitglied
Beiträge: 5741
Anzahl Danke: 303
Ernst Erb

PCB steht für polychlorierte Biphenyle. Im Fugenkitt (zwischen Betonelementen) im Hausbau hat man diese Stoffe von 1930 bis in die 70er Jahre wegen ihrer bestechenden Vorteile verwendet. In Transformatoren isolieren sie als Kühlmittel besser als Öl, sind feuerfester und halten länger. PCB diente auch als Beigabe in Rostschutzanstrichen von Stahlkonstruktionen.

PCB-haltige Stoffe können sehr gesundheitsschädlich wirken. Verschiedene Arten von Kondensatoren in Radios enthalten PCB - so z.B. ältere MP-Kondensatoren (Metall-Papier), speziell in US-Geräten - aber auch bei Geräten von Europa. Solche Kondensatoren fühlen sich ölig an, wenn sie das "Trafo-Öl" etwas verlieren, was öfters vorkommen kann. Aber auch das Trafo-Öl von "Heathkit Dummy Loads" enthält PCB. In der Elektrotechnik hat man die alten Trafos und Kondensatoranlagen vom Gesetz her entfernen müssen.

Kürzlich hatte ich mit Heinz Trochelmann ein Gespräch darüber. Er ist ziemlich sicher, dass PCB nur dann Dioxin entwickelt, wenn hohe Hitze UND Sauerstoff mit im Spiel sind. Die "gewöhnliche Überhitzung durch den Gebrauch" aber auch "Überhitzung durch beschädigte Bauteile" eines Kondensators genüge nicht, sondern es müsse ein Brand stattfinden.

H. Trochelmann will nun für uns klären, wie gross die Gefahr von PCB ohne Brandeinwirkung wirklich ist. Man darf wohl annehmen, dass diese Gefahr, Abgabe von Schadstoffen an die Luft, von Kondensatoren in einem Radio sehr gering ist. Wahrscheinlich kann man von keiner Gefahr ausgehen, sofern man nicht eine Riesensammlung "einsperrt". Allerdings gehören alte Kondensatoren in den Sondermüll.

Soviel steht fest: Trafos wurden ausgewechselt, weil es bei Hochspannungstrafos öfters Brände gibt (z.B. wegen Blitz). Kondensatoranlagen haben so viel PCB enthalten, dass man diese wegen möglichen Gebäudebränden ebenfalls tauschen musste.

PCB ist zumindest in der Schweiz seit 1986 verboten - in Deutschland einige Jahre früher. In Japan sind 1968 rund 1200 Personen erkrankt, weil sie mit PCB verschmutztes Reisöl verwendet hatten. Man nannte das die Yusho-Krankheit (CH: Saldo Nr. 11, 6. Juni 2001).

Das sich in die Luft verflüchtigende PCB ist sehr langlebig und gelangt mit der Zeit in die Nahrungskette. Pro Tag isst man heute 3 bis 4 Mikrogramm PCB. Bei mehr als 6 Mikrogramm pro Kubikmeter PCB in der Luft von öffentlichen Gebäuden (z.B. Schulen) soll regelmässiges Lüften oder feuchtes Putzen angesagt sein. In Nordrhein-Westfalen gelten Sofortmassnahmen ab 3 Mikrogramm und bei 9 Mikrogramm wird das Gebäude geschlossen (Gerd Zwiener vom Kölner ECO-Umweltsinstitut).
Weitere Informationen gibt es auf www.buwal.ch/d/bcb_altlasten.htm oder www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/index.html

Bitte antworten Sie auf diesen Beitrag im Forum www.radiomuseum.org, wenn sie mehr über PCB wissen - auch wenn Sie typische PCB-haltige Kondensatoren in Radios beschreiben oder etwas über die echte Giftigkeit aussagen können. Dieser Beitrag ist ohne Ihre Mithilfe unvollständig, da es eine kontroverse Diskussion gibt, die wir mit Fakten klären wollen. Wenn die Fakten umfassend klar sind, fasse ich die Schlüsse in diesem Beitrag gerne nochmals zusammen.

Danke für Ihre Antworten. Ernst Erb

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 2
PCB in Kondensatoren 
01.Jun.03 20:11

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2333
Anzahl Danke: 291
Konrad Birkner † 12.08.2014

Die in Funkgeschichte 70,1990,p.36 abgedruckte Warnung bezieht sich auf Wickelkondensator, nicht auf Elkos. Die Info stammt vom Fachverband Starkstromkondensatoren im ZVDI. Die Starkstromsparte hat aber mit Elkos nichts am Hut. Phasenschieberkondensatoren werden ja mit Wechselstrom belastet und können bei entsprechendem Verlustfaktor (tg phi) durchaus Wärme entwickeln, die sich über PCB besser zur Aussenwand ableiten lässt. Ähnliches gilt für
ölgefüllte Trafos höherer Leistung und ebenso für Sender- Abschlusswiderstände höherer Belastbarkeit (Dummy Load). Beim Elko liegt das wohl etwas anders, vor allem bei den in Radios
verwendeten Typen:

Beim Formieren tritt Wärme auf, was durch kontrollierte Stromzufuhr leicht zu beherrschen ist. Dieser Vorgang geschieht aber schon beim Hersteller. Im Betrieb ist höchstens eine leichte Nachformierung nach längerer Lagerung nötig. dies erfolgt aber in der Regel bei der ersten Wiederinbetriebnahme. Die Wärmeentwicklung im normalen Betrieb durch Leckstrom ist vernachlässigbar, wie folgende Rechnung zeigt: nach meiner Erfahrung hat ein normaler Elko einen Leckstrom von 0,25-2,5µA pro µF. Das heisst, bei 400V entwickelt ein 100µF Elko bei 25- 250µA nur  10-100mW ! Da kann es kaum zu Wärmestau kommen.

Als Elkos in Radios dürften harmlos sein, was das PCB betrifft. Ausnahme evtl. Impulselkos (Blitzgeräte ), wo eine häufige Umladung des Dielektrikums mit entsprechenden Verlusten einhergeht (wie auch bei Wechselstrom). Unsere Radio-Elkos brauchen keine erhöhte Wärmeableitung. Warum sollte man da das Bauteil verteuern sollen? Die oben erwähnte Warnung bezog sich übrigens auf Becherkondensatoren, worunter man noch vor 50 Jahren ausschließlich Wickelkondensatoren verstand (z.B.:Günther/Richter: Lexikon der Funktechnik), unbeschadet der Tatsache, dass Elkos auch in Bechern verpackt sind. Aber diese wurden immer ausdrücklich als
(Becher-) Elkos bezeichnet, nie einfach als Kondensatoren.

Fazit: Vorsicht bei dicht geschlossenen Wickelkond. Vor allem solchen mit höherer (Wechsel-) Spannungsfestigkeit, aber Entwarnung bei Elkos in Radios.  Und: solange selbst ein PCBgefülltes Teil nicht geöffnet wird (durch Unfall oder Gewalt), kann auch kein Gift entweichen. Somit können Radios in jedem Fall unbedenklich im Wohn- und Schlafbereich gelagert werden - auch aus diesem Gesichtspunkt heraus sind Bedenken angemeldet wurden.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 3
Codes von MP-Kondensatoren ohne PCB 
19.Aug.03 00:13

Georg Schön (D)
Beiträge: 268
Anzahl Danke: 291

Hallo Sammler,
einige Anmerkungen zu PCB's.
Abgesehen von PCB in Hochspannungstranformatoren etc. in der
Starkstromtechnik kam PCB in manchen MP-Kondensatoren vor.
Die Univ. Köln gibt für das Instandhaltungspersonal vor:


"Kondensatoren, PCB-haltig
Hierzu zählen PCB-haltige Kleinkondensatoren aus Leuchtstofflampen. Kondensatoren mit einem Herstellungsdatum nach 1983 oder mit den Buchstabenkombinationen MP, MKK, MKP, MPP, MKV, MFV, MPK, LK oder LP können als PCB-frei betrachtet werden und über die Restmülltonne entsorgt werden."


Nach diesen Codes kann man seine "Sorgenkinder" einordnen.
Ich habe allerdings in deutschen Radios noch nie MP-Kondensatoren gesehen.
In hochwertigen Meßgeräten findet man sie schon mal anstelle von Elkos.
Allerdings darf man sich nicht absolut darauf verlassen, daß
das PCB in MP-Kondensatoren "gut aufgehoben" ist.
Manche ältere MP ohne Abschaltung (bei Lebensende) haben Überdruckventile
und blasen ab, wenn sie ihre Anzahl Ausheilungen hinter sich haben.

Elkos:
Elkos sind mit angedicktem Wasser "gefüllt",
was soll da irgendein Öl? Die Argumentation mit der Kühlung
ist verfehlt, zum Kühlen ist PCB nicht besser als irgend ein anderes Öl.
PCB wurde eingesetzt wegen seiner dauerhaft hohen Durchschlagfestigkeit.
Das Dielektrikum in Elkos ist eine nur höchstens einige µm dicke Schicht
von Aluminiumoxid, die auch auf den Rändern der Folien liegt.
Das gesamte el. Feld des Elko ist auf diese Oxidschicht beschränkt.
Ölfüllung wäre demnach mindestens nutzlos,
wenn sie zwischen die Folienlagen kriecht, sogar schädlich.

Insgesamt ist nach der Aufgeregtheit in den 80ern sowohl bei PCB als
auch Asbest mehr Handeln mit Verstand eingereten.
Wo beides gut liegt, lässt man es liegen.
Entfernt wird dann, wenn umgebaut oder die Anlagen ausgetauscht werden.
Dies schont die Reseven an Fachpersonal, Verbrennungsöfen und
Lagerkapazitäten.

Grüße,
Georg Schön

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 4
Ölpapier- Cs und MPs 
24.Jul.06 02:22

Burkhard Hasselmeier (D)
Beiträge: 175
Anzahl Danke: 281

Hier wird vermutlich in den meisten Postings etwas vermischt/verwechselt :
Diese in Beitrag 4 aufgeführten Typen MP, MKK, MKP, MPP, MKV, MPK (bei den anderen dort gelisteten weiß ich es derzeit nicht und müsste erst selbst recherchieren) sind Cs mit einem Dielektrikum (Papier, Lack oder Folie), auf das der Leiter (Aluminiumbelag) aufgedampft ist ! Und nach den mir bislang vorliegenden Infos sind alle diese Typen PCB- frei, sie sind allerdings meist mit normalem Öl getränkt (gelegentlich aber auch mit Gießharz oder Wachs) und dürfen deshalb auch nicht mehr in den Restmüll.
Diese Sorten sind selbstheilend, aber aufwändiger herzustellen. Im Kappelmayer 'Rep. Praktikum des Superhets' von 1948 wird Bosch / Siemens als Erfinder dieser Technik genannt und diese Cs anstatt der 500V- Elkos dringend empfohlen, weil extrem langlebig. Daher habe ich auch bei kleinen Cs aus dem Hause Bosch/Siemens immer nur MPs (MK, etc.) gesehen. Wenn PCB enthalten war, stand eben auch nicht MP darauf ! Das waren dann größere Cs (mehrere Liter Volumen) oder hochbelastete (zB. Kommutierungs- ) Cs mit dicken Folien, die, auf die Kapazität bezogen, mit sehr hohen Strömen belastet waren. So etwas ist aber sehr selten und es gibt seit Jahrzehnten als Ersatz die hochbelastbaren, PCB- freien MKVs.

Andere Kondensatoren, die dann PCB- haltig sein können, heißen niemals MP oder MK ! Ich habe es jedenfalls nie erlebt und so steht es auch in dem Erläuterungstext zur entspr. VO, die den Einsatz dieser Cs verbietet. Bitte sorgfältig die Begriffe verwenden, sonst wird es unübersichtlich. Diese haben keinen aufgedampften Belag, sondern sind zusammengewickelt. Diese sind eben deshalb auch nicht sicher selbstheilend ! Durch schlecht werdendes Papier (kennt man ja auch von den leitend gewordenen normalen Koppel-etc.- Cs...), das Säure und Wasser abscheidet, entstehen höhere Verluste und diese Cs können dann platzen, wenn sie keine eingebauten Sicherheitsmaßnahmen besitzen. Sie werden aber auch öfter einfach etwas undicht, ohne defekt zu sein. Dieses PCB verdampft dann in die Raumluft und akkumuliert sich im Körper von fetthaltigen Lebewesen. Dort werden u.a. Nerven- und Hirnschäden berichtet, außerdem signifikant erhöhte Krebsraten. Also kein Spielzeug ! Der hohe Chlor- Anteil im Molekül macht den Stoff praktisch unbrennbar, das war oft auch einer der Gründe für den Einsatz.
Aber lange nicht alle 'Nicht-MPs' sind PCB- haltig ! Und auch die MPs können undicht werden, sogar platzen, aber bei denen ist es ja harmlos. Man riecht, wenn man ihn kennt, den typischen PCB- Gestank aber meist sofort, auch bei augenscheinlich 'dichten' Exemplaren. Nur bei vergossenen Typen nicht - aber die erkennt man an zugelöteten Füllrohr in der Vergussmasse, das MPs/MKs nicht haben; habe ich jedenfalls niemals gesehen.
PCB- Cs gibt es in ALLEN Bauformen, auch axial, gelegentlich habe ich sie axial in alten Fernost- Geräten gefunden, bis etwa Mitte 70er Jahre.
Eine Aufschrift wie 'Chlordiphenyl', 'Clophen', '3CD', '4CD' zeigt sicher einen PCB- haltigen C an. Es gibt noch einige weitere sichere Codes. Diese dürfen in D nicht mehr eingesetzt oder gar gehandelt werden, auch nicht in alten Geräten weiterbetrieben werden! Es gibt, wie gesagt, eine VO dazu. Die letzten Fristen sind anno 2000 ausgelaufen ! Die ersten PCB- Verbote in D sind älter als 30 Jahre; Genaues könnte ich in Erfahrung bringen. Ich habe verdächtige Cs ausnahmslos überall entfernt, zB. an allen Motoren, Leuchten mit Phasenschieber-Cs zur cosphi- Verbesserung und auch in elektronischen Geräten. Sie sind gelegentlich in TV- Geräten von zB Grundig der 60er Jahre eingesetzt als kap. Heizkreis- Vor- R. Sehr alte Waschmaschinen von Quelle 'Privileg' (70er Jahre) enthalten solche Cs. Auch in vielen Saba Meersburg/Freiburg mit per Bodenmutter auf/unter das Chassis gesetztem 0.35µF - Motor- C befindet sich PCB! Diese Cs sind meist elektrisch noch gut und werden daher auch leider idR nicht gewechselt. Diese Type ist vergossen mit dem Füllrohr. Sie können ganz gefährlich explodieren mit unvorstellbarer Heftigkeit; das Gerät funktioniert dabei bis zur letzten Sekunde ! Wer seine Augen dabei darüber hat, hat danach keine mehr.
Verdächtige Cs tausche/ entsorge ich im Regelfall; wenn es viele Gleiche sind, dann opfere ich einen und nehme eine kleine Geruchsprobe; wenn diese gut ausfällt (kein PCB- Geruch), dann folgen weitere Tests. Nur PCB- freie Cs bewahre ich noch auf bzw. setze ich ein.
Besonders rücksichtslos ist man im ehem. Ostblock mit dem Leben und der Gesundheit der Bürger umgegangen - praktisch alle Wechselstrom- belasteten Cs aus DDR (bis 1990!) oder russischer Fertigung (bis ??) enthalten massiv PCB - und haben meist nicht einmal irgendeine Sicherung gegen Überhitzung, Überstrom oder Platzen.

Sämtlich Elkos, auch bipolare 'Wechselstrom-Elkos' enthaltet natürlich wirklich kein PCB, das gäbe technisch gar keine Sinn, wie bereits in Posting 4 erwähnt. Allerdings sind Elkos auch Sonderabfall, wenn sie entsorgt werden.

Weitere Infos zur Kennzeichnung kann ich bei Bedarf von mir geben, wenn ich den Erläuterungstext zur entspr. VO noch einmal beschaffen kann.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 5
 
24.Jul.06 10:34

Michael Seiffert (D)
Redakteur
Beiträge: 543
Anzahl Danke: 282
Michael Seiffert

Hallo Herr Hasselmeier!

Mit großem Interesse habe ich Ihre Ausführungen zum leidigen Thema PCB gelesen. Dazu ist  hier im Forum schon des öfteren diskutiert worden. Ich erinnere mich an die sehr aufschlußreichen und der Panikmache entgegenwirkenden Beiträge von Herrn Schön seinerzeit.
In dem Zusammenhang interessiert mich, woher Ihre Informationen zu den Kondensatoren aus DDR-Fertigung stammen. Falls der Umstand auch auf die Bauteile aus russischer Fertigung zutrifft, was ist(war) dann mit den Kondensatoren von Tesla, die wurden nämlich in den RGW-Staaten viel häufiger eingesetzt als russische?

M. Seiffert

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 6
gelbe ITT-Kondensatoren 
24.Jul.06 20:40

Wolfgang Wegner (D)
Beiträge: 37
Anzahl Danke: 271

zu den gelben ITT-Kondensatoren:
gemeint sind vermutlich die unten abgebildeten Bauteile.

Hierzu habe ich noch einen Scan eines uralten Artikels von 1983. (Aufgrund der Größe verlinkt und nicht hineinkopiert.) Die Quelle kann ich leider nicht genauer benennen als im Scan angegeben (DM 2/1983).

Leider gelingt es mir nicht, hier korrekt zu verlinken. Der Artikel ist zu finden unter http://leila.dyna.ping.de/wolfgang/pic/itt-bericht.png

Gruß,
Wolfgang Wegner Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 7
 
24.Jul.06 21:05

Olaf Toenne (D)
Beiträge: 140
Anzahl Danke: 278

Hallo Herr Wegner,

mit ihrem angefügten Bild liegen sie absolut richtig!
Es sind die ITT "Firecracker", die mir am beginn meiner R&F Techniker-
Ausbildung 1988 auch noch 3 mal unter die Augen (und die Nase) kamen....
Einer verabschiedete sich mit lautem Knall während des Probelaufs, die anderen 2 wurden dann später wie Franz Josef Haffner bemerkte, gegen die "grauen" von ITT kostenlos
ausgetauscht.

Viele Grüße

Olaf

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 8
Tesla ? 
26.Jul.06 04:07

Burkhard Hasselmeier (D)
Beiträge: 175
Anzahl Danke: 282

Hallo Herr Seiffert,
es gibt bei mir gewisse Verbindungen zum Thema Elektronik- Schrott.
In diesem Zusammenhang kommt man mit so manchem in Berührung.
Die DDR- Cs, über deren Einstufung entschieden werden musste, erwiesen sich dabei als praktisch immer PCB-haltig. Ich kann mich nur an eine Type Netzspannungs-Konstanthalter erinnern, in denen PCB-freie Cs verbaut sind. Jedenfalls bei denen, die zu beseitigen waren. Aber ob das für alle Jahrgänge dieses Konstanter- Typs gilt ? Die DDR-PCB-Cs kamen aus ganz verschiedenen Geräten und verschiedenen Jahrgängen. Gelegentlich stand der Tränkstoff im Klartext aufgedruckt. Ansonsten war es oft schon zu riechen, denn sie waren zT. etwas undicht am Deckel - kein Tropfen, aber eben ein leichter ölartiger Film.
Aus zu verschrottenden DDR- Messgeräten stammende 160...630V - Blockkondensatoren (typ. Bruchteile bis ein paar µF), die meist irgendwelche Gleichspannungen geglättet oder als Zeitglieder gedient haben, erwiesen sich als nicht-PCB- haltig; sondern als wachsgetränkt oder trocken. Aber das sind ja auch keine typ. Wechselstrom-Cs.
Auch russische Cs erwiesen sich als meist PCB-haltig. Ich erinnere mich dabei auch an etliche Hochspannungs- Cs aus Sendern o.ä. Bei einzeln auftretenden Cs, also Sondertypen und 'Exoten' macht man keine Prüfung. Die Gesetzes-/Verordnungslage schreibt vor, dass Kleinkondensatoren bei unklarer Sachlage als PCB- haltig einzustufen und zu entsorgen sind. Unnötig und freiwillig macht das keiner gern, denn diese Cs sind sehr teuer zu entsorgen (Hochtemperaturverbrennung oder sichere Endlagerung)
Zu Tesla kann ich gar nichts sagen - der allermeiste Schrott ist ja auch aus westlicher Herkunft, aber es gab eben auch Ladungen östlichen Schrottes. Allerdings kann ich mich da eben nicht an Tesla - Cs erinnern; war entweder zufällig nicht dabei oder mir sonstwie nicht speziell aufgefallen.
Allerdings ist die hiesige Sicht auch in gewisser Weise einseitig - nämlich weitgehend beschränkt auf Nicht - Konsumelektronik, also Industrieelektronik, Messtechnik, etc. Sollten die Tesla-Cs in Konsumelektronik verwendet worden sein, habe ich sie schon deshalb nicht gesehen.
Generell, Ost wie West, ist die hauptsächliche Domäne des PCB im Elektro-Bereich ja auch die Starkstrom- und Hochspannungstechnik gewesen und nicht gerade die UE.
Was mir besonders aufgefallen ist, sind bei den DDR- Typen die Herstellungsdaten bis Anfang 1990, wobei die Herstellung zu dem Zeitpunkt anderswo ja schon lange verboten, also die Problematik lange bekannt war und Alternativen vorlagen.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 9
 
26.Jul.06 16:05

Michael Seiffert (D)
Redakteur
Beiträge: 543
Anzahl Danke: 280
Michael Seiffert

Hallo Herr Hasselmeier!

Recht vielen Dank für Ihre" Hintergrundinformationen", die mir so nicht bekannt waren.
Ich war zu DDR-Zeiten in der Elektronikindustrie beim VEB Nachrichtenelektronik Leipzig (Fernmeldewerk) tätig. Wir haben dort neben einigen Produkten der Konsumelektronik, die aber im wesentlichen in anderen Betriebsteilen gefertigt wurden, hauptsächlich Geräte und Baugruppen für die Nachrichtentechnik produziert. (TF-Technik, digitale Vermittlungstechnik, getaktete Stromversorgungen usw.)
Dort kamen teilweise sehr hochwertige, tropenfeste Kondensatoren zum Einsatz. Die Qualitätsanforderungen waren bedingt durch die Einsatzgebiete der Technik wesentlich höher als bei "normaler" Unterhaltungselektronik.
Wir haben Kondensatoren fast nur aus DDR-Produktion verwendet, bei Lieferschwierigkeiten extra typengeprüfte aus der CSSR (Tesla). Russische wurden nie verbaut. Die Tesla-Typen finden sich aber auch oft in Geräten der Unterhaltungselektronik, vorzugsweise in Form von Klein - und Netzspannungselkos.
Das Thema PCB ist damals in dem Zusammenhang nie gefallen, zumindest nicht bei uns im Prüffeld.

Grüsse!

M. Seiffert

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 10
Tesla -Elkos durchaus in Erinnerung 
27.Jul.06 01:12

Burkhard Hasselmeier (D)
Beiträge: 175
Anzahl Danke: 281

Hallo Herr Seiffert !
Das enträtselt die Sache ! Tesla- Elkos gab es häufiger - oft axial, größere häufig stehend auf die Platine gelötet, ohne Schrumpfschlauch- Überzug das nacke Alu direkt bedruckt; so erinnere ich sie. Aber das sind ja eben auch ELKOS - und die sind ja ohnehin nicht PCB- belastet; wie bereits in vorigen Postings erörtert wurde. Daher hatte ich die von vornherein ausgeklammert bei meiner Antwort.
Und klar, in TF- Technik; Digitaltechnik und Schaltnetzteilen, etc. finden sich ja auch idR. keine großen Wechselstrom- Cs; weder als MPs noch in sonsteiner Ausführung. Allerdings um so häufiger Elkos aller möglichen Typen und Größen.....
Grüße aus Hamburg !
Burkhard Hasselmeier

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 11
Zu Postings 6, 7, 11, 12 - ITT 
27.Jul.06 01:45

Burkhard Hasselmeier (D)
Beiträge: 175
Anzahl Danke: 274

Die Dinger sind mir auch schon untergekommen; einige wenige gelbe in Uralt- TVs aus 1.Hälfte 70er Jahre; die grauen häufiger. Jedenfalls bezogen auf die Anzahl TV-Geräte, die hier nicht soo hoch ist. Aber alle haben eines gemeinsam : Da ist KEIN PCB drin. Damit kann man sich vielleicht prima die Wohnung anzünden, aber nur schwer vergiften - es sei denn, da ist ein anderer gefährlicher Stoff drin.
Ich kenne jemanden, der sehr intensiv Color-TVs 1967 bis 1980 sammelt. Darauf angesprochen, erklärte der :
*Diese Cs sind nur in Geräten mit Thyristor- Zeilenablenkung enthalten, bei Grundig sogar immer zwei, und dort nötig, um das 'Kippen' der Endstufe bei Netz-Störimpulsen zu vermeiden.
*Demzufolge sind sie in keinem Röhren-TV zu finden.
*Diese Cs sind gerade nicht bei Philips drin, denn die haben immer Transistor- Endstufen gebaut.
*Die grauen brennen nicht ab; hat er jedenfalls nie gesehen. Die gelben allerdings fast immer - wenn sich nicht platzen.
*Beim Platzen fliegt oft der ganze C aus der Platine heraus, und dann läuft der TV auch nicht mehr- ist ja ein Durchführungs-C...
*Die gelben sind Papier-Wickel-Cs und sie verhalten sich eben einfach so, wie es andere Papier-Cs (mit Ausnahme der 'echten' MPs) auch tun : Sie werden allesamt schlecht.

Zugegebenermaßen gehört das aber nicht mehr wirklich zum Thema PCB.....

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 12
 
28.Nov.08 15:34

Alexander Schmitz (D)
Beiträge: 407
Anzahl Danke: 282
Alexander Schmitz

Ich habe mir beim Abschrauben einer alten Leuchtstofflampe eine Ladung Kondensatoröl über die Klamotten geschüttet. Genügt dabei das normale Waschen, oder sollte man die Sachen besser wegwerfen?

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 13
 
28.Nov.08 19:05

Jürgen Ronkholz (D)
Beiträge: 27
Anzahl Danke: 285
Jürgen Ronkholz

Hallo Herr Schmitz,

googlen ergibt z.B. "http://www2.uni-paderborn.de/aus/gerdes/Gefahrstoffe/Einzelne%20Gefahrstoffe/PCB.htm".  und "http://www.tat.physik.uni-tuebingen.de/~pcb-info/gisbau/gisbau.pcb.html", Absatz Hygienemaßnahmen. PCB ist sehr wenig wasserlöslich, aber gut löslich in vielen Lösungsmitteln und Ölen. Normales Waschen dürfte demnach keine ausreichende Dekontamination erzielen.

Allerdings gibt es seit 1989 ein generelles PCB Verbot in Deutschland und seit 1983 wird PCB nicht mehr in der BRD hergestellt. Kondensatoren, die nach diesen Verboten hergestellt wurden (eventuell am aufgestempelten Datumscode erkennbar) müssen demnach PCG-frei sein.

mfg, Jürgen Ronkholz

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 14
 
28.Nov.08 22:58

Alexander Schmitz (D)
Beiträge: 407
Anzahl Danke: 287
Alexander Schmitz

Zum alter der Leuchte kann ich leider wenig sagen, ich weiß nur, dass noch eine Dicke Leuchtstoffröhre drin war und das die gelbliche Brühe komisch roch.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 15
Im Zweifel PCB! 
28.Nov.08 23:16

Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 1681
Anzahl Danke: 279
Bernhard Nagel

Da die Leuchstoff-Röhren mit grossem Durchmesser (ca. 38 mm) schon länger nicht mehr verwendet werden, würde ich hier vorsichtshalber von einem PCB-haltigen Kondensator ausgehen. Zudem die ausgetretene Flüssigkeit der Schilderung nach einen deutlichen Geruch abgibt. Waschen ist hier wohl zwecklos (siehe Post #18), die betroffene Kleidung sollte unbedingt entsorgt werden. Hautkontakt mit dem Zeug unbedingt vermeiden!

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 16
Sondermüll 
28.Nov.08 23:34

Heribert Jung (D)
Redakteur
Beiträge: 999
Anzahl Danke: 281

Dann aber bitte als Sondermüll abgebenI PCB setzt bei unsachgemäßer Verbrennung Dioxin frei. Eine Hausmüllverbrennungsanlage ist nicht geeignet.

In einer Waschmaschine habe ich einen vermutlich PCB-haltigen Kondensator ersetzen müssen. Die Dichtung war explodiert, aber in der Wasserschutzhülle aus Plasik hängen geblieben.  Alles stank fürchterlich.  Am Recyclinghof wurde der Kondensator mit den Putzlappen kostenfrei als Sondermüll angenommen.

Heribert Jung

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 17
Mitteilung des Minist. für E-technik und Elektronik der DDR 
24.May.14 14:22
23392 from 54417

Martin Renz (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 694
Anzahl Danke: 270
Martin Renz

Im Anhang eine Mitteilung des Ministeriums für Elektrotechnik und Elektronik der DDR vom 31.10.1987.

Darin werden betroffene, PCB-haltige Typen benannt und Hinweise zum Umgang gegeben. Einige Hinweise, wie die Verwendung von 1,1,1-Trichlorethan oder Perchlorethylen zur Reinigung sollten aus heutiger Sicht aber wohl eher nicht befolgt werden.

Das Dokument bezieht sich auch ausdrücklich auf Leistungskondensatoren, wie sie in Radios wohl kaum vorkommen dürften.

Das Dokument wurde per OCR gescannt und entspricht in Form und Inhalt dem Original. Minimale Abweichungen sind aber nicht auszuschließen.

Ich danke Herrn Klaus Hoffmeister für die zur Verfügung Stellung einer Kopie des Originales als PDF.

Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 18
Identifizierung betroffener Kondensatoren 
31.Oct.15 22:00
30710 from 54417

Alexander Bischoff (D)
Beiträge: 4
Anzahl Danke: 144

Werte Foristen,

Ich habe vor etwa 1 Jahr ein restauriertes Röhrenradio – ein Stassfurt Onyx II (8E156I) erstanden. Leider hat der Restaurator nicht direkt darauf geachtet, die PCB-haltigen Kondensatoren zu entfernen. Er hat nur nach optisch und messtechnisch auffälligen geschaut…

Nun habe ich Bedenken, dass mir PCB entweicht. Wie erkenne ich solche Kondensatoren? Wenn ich detailliert Bilder aufnehme, kann man das darauf erkennen?

Besten Dank und Grüße,

Alexander Bischoff

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 19
kein PCB 
01.Nov.15 09:08
30796 from 54417

Martin Renz (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 694
Anzahl Danke: 139
Martin Renz

Sehr geehrter Herr Bischoff,

wie schon Konrad Birkner im 2. Post geschrieben hatte, enthalten Radios der Konsumgeräteklasse üblicherweise keine PCB-haltigen Kondensatoren. Sie können ihr Gerät also unbesorgt in der Wohnung aufstellen und unbesorgt betreiben. Für den Fall der Fälle habe ich allerdings einen Rauchmelder im Zimmer mit den Radios, man weiß ja nie... Mit Sorge vor PCB hat das aber nichts zu tun.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 20
Rückmeldung von B. Hasselmeier 
02.Nov.15 19:50
30965 from 54417

Alexander Bischoff (D)
Beiträge: 4
Anzahl Danke: 145

Vor meiner Anfrage im Forum hatte ich Kontakt zu Herrn Hasselmeier aufgenommen. Dieser antwortete mir jedoch erst später, so dass ich  zwischenzeitlich hier im Forum angefragt hatte. Hier seine Antwort auf meine E-Mail an ihn :
"Vermutlich können Sie diesbezüglich unbesorgt sein -
wie schon von mir erwähnt :
 "die hauptsächliche Domäne des PCB im Elektro-Bereich ... die Starkstrom- und Hochspannungstechnik ... nicht gerade die UE."
Normale Unterhaltungs-Elektronik-typische Papier-Cs mit Bitumen-Verguss oder wachsartiger Tränkung sind diesbezüglich harmlos. Die ölhaltigen axialen Typen in UE-Geräten asiatischer Fertigung enthalten vermutlich teilweise PCB; ich kenne sie nur im Keramik- oder Alu-Rohr mit Verguss oder Gummi-Dichtung an den Enden.
Aber bei Motor-Cs in Luxusgeräten mit Motorabstimmung ist Vorsicht angebracht, zB. bei Saba Freiburg der auf dem Chassis stehende 0.35µF Alu-Becher-C mit Gießharzverguss, M8-Zentralbefestigung und zugelötetem Füllrohr. Beidpolig ablöten, anderen C anschließen. Der originale ist aber durch den Gießharz-Verguss normalerweise absolut dicht und kann der Originalität halber somit im Gerät verbleiben, wenn er dicht ist.
Ebenso findet man vereinzelt bei TV-Geräten (zB. von Grundig) als Heizkreis-Vorschaltkondensator einen PCB-haltigen C, gegenüber dem sonst üblichen Vorwiderstand reduziert das die Wirkleistungsaufnahme, es "spart also deutlich Energie". Ein typischer Wert für solche Cs ist 4..5µF. Aber bei Grundig gab es auch PCB-freie Vorschalt-Cs im Heizkreis, diese sind direkt in die Platine eingelötet. Die PCB-haltigen kenne ich bei Grundig nur rund mit Bodenmutter-Zentralbefestigung.
---
Interessant ist das zwischenzeitlich von Herrn Renz angehängte Dokument aus der DDR. Die Problematik wurde also auch dort zumindest nicht vollständig ignoriert.
Die dort angegebenen Richtlinien lesen sich gut, jedoch wie war die Praxis ? Papier ist geduldig...
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich aus DDR-Fertigung Kondensatoren gesehen habe, die einerseits klar die Angabe 'Chlordiphenyl' trugen und andererseits ein Herstellungsdatum aus dem Jahre 1989 trugen.
Aus vermutlich verständlichen Gründen habe ich keinen davon aufbewahrt; gerne würde ich hier ein Foto anfügen....
Sollte mir eines Tages davon nochmal einer unterkommen, dann -- aber es dürften mittlerweile nicht mehr viele übrig sein und das ist ja auch gut so.
---
Anzumerken wäre noch bei diesem Thread, dass die Moderation einige (themenfremde) Posts entfernt hat und somit in vorigen Beiträgen meine Verweise auf bestimmte Post-Nummern nicht mehr zutreffen.

Freundlich grüßt Sie
Burkhard Hasselmeier

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 21
Zu Postings 3 und 4: PCB in Papierkondensatoren 
20.Oct.19 20:34
47148 from 54417

Andreas Winter (D)
Beiträge: 12
Anzahl Danke: 15

Hallo,

ich möchte mit einer mir vorliegenden Schrift der Spezialpapierfabrik Schoeller & Hoesch GmbH (heute: Glatfelter Gernsbach), unter anderem Hersteller von Kondensatorpapieren, auf den Beitrag 3 von Georg Schön und Beitrag 4 von Burkhard Hasselmeier Bezug nehmen. Es geht um die Frage, ob normale Papierkondensatoren, wie sie in Radioempfänger Verwendung gefunden haben, PCB-haltig sind oder nicht.

Georg schön zitiert: "Kondensatoren, PCB-haltig: Hierzu zählen PCB-haltige Kleinkondensatoren aus Leuchtstofflampen. Kondensatoren mit einem Herstellungsdatum nach 1983 oder mit den Buchstabenkombinationen MP, MKK, MKP, MPP, MKV, MFV, MPK, LK oder LP können als PCB-frei betrachtet werden und über die Restmülltonne entsorgt werden."

Burkhard Hasselmeier schreibt dazu: "Diese in ... aufgeführten Typen MP, MKK, MKP, MPP, MKV, MPK (...) sind Cs mit einem Dielektrikum (Papier, Lack oder Folie), auf das der Leiter (Aluminiumbelag) aufgedampft ist! Und nach den mir bislang vorliegenden Infos sind alle diese Typen PCB- frei, sie sind allerdings meist mit normalem Öl getränkt (gelegentlich aber auch mit Gießharz oder Wachs) ..."

Die Schrift der Papierfabrik mit dem Titel Kondensatorpapiere trägt sehr zu meinem Bedauern kein Erscheinungsdatum, vom Stil der Aufmachung schätze ich dieses kleine 40-seitige A5 Heftchen aber in die 1960er Jahre.

Hierin wird eine Aussage über die Dielektrika gemacht, die für die Imprägnierung der Kondensatorpapiere Verwendung gefunden haben. Neben den harmlosen Stoffen Nibrenwachs D88, Shell K8 Öl und Vaseline wird aber auch Clophen genannt (Seite 12). Nibrenwachs hat von den genannten Stoffen die geringste Durchschlagsfestigkeit, gefolgt von Öl (11,5V/µ), aber am besten schneidet Clophen ab (14V/µ) (zu finden auf Seite 14).

Auf Seite 24 kann man nachlesen, daß von den eben genannten Stoffen Clophen die höchste Dielektrizitätskonstante ergibt. Nimmt man nun beides zusammen: hohe Durchschlagsfestigkeit, und den Umstand, daß Clophen ein gutes Dielektrikum darstellt, ergibt sich, daß Clophen sehr sicher gerne Verwendung bei der Imprägnierung von Kondensatorpapier gefunden hat.

Was das Clophen eigentlich ist, was in dieser Schrift immer wieder angesprochen wird, wird auf Seite 28 klar. Es heißt:

Immer mehr Firmen verwenden in letzter Zeit als Imprägniermittel Pentachlordiphenyl statt Mineralöl, welches sich bei amerikanischen und deutschen Firmen schon seit über 20 Jahren bewährt hat. Bei diesem in Deutschland unter dem Namen Clophen, in Amerika unter Pyranol bekannten flüssigen Isolierstoff tritt Jonisation erst bei einer 30 bis 35% höheren Spannungsbelastung als bei Ö ein.

Das in dieser Schrift genannte Pentachlordiphenyl nennt man heute Pentachlorbiphenyl, und damit sind wir beim PCB. Ich glaube, dies ist eindeutig - nach dem hier genannten kann man wohl davon ausgehen, daß etliche "normale" Papierkondensatoren aus den 50er bis 70er Jahren, auch solche in Radioempfängern, PCB enthalten.

Gruß
Andreas

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.