radione: R9 (R 9); Radione. Reparaturbericht.
radione: R9 (R 9); Radione. Reparaturbericht.
Einen verbastelten R9 habe ich mir vorgenommen. Zustand: Falscher und von der Dimension her unpassender Lautsprecher war so stümperhaft eingebaut, dass die Membrane kratzte. Der Ausgangstrafo war primärseitig nicht angeschlossen, die Zuleitungen haben gefehlt. Einige Widerstände und Kondensatoren waren einseitig ausgelötet. Der komplette Skalentrieb (2 Schnüre, 1 Stahlseil, Spannfedern) fehlt. Netzkabel, Lautprecherstoff und Drehknöpfe fehlen.
Zuerst wurde der Portable mit Pressluft grob gereinigt. Bei der folgenden Sichtkontrolle wurden die einseitig abgelöteten Bauteile wieder angelötet. Kontrolle der beiden Netzsicherungen, eingebaut waren 2x 2A. Sie wurden gegen die vorgeschriebenen 500mA (für 110-150V) und 250mA (für 220V) getauscht. Jetzt wurde das Gerät über eine Vorschaltlampe (40-100W) ans Netz genommen, Skalenlampe leuchtet, keine Anodenspannung am Siebelko. Der 1,5k/1W-Widerstand bei den Elkos war unterbrochen. Nach dessen Tausch neuerliche Inbetriebnahme, kein Geräusch aus dem Lautsprecher. Nach längerer Suche, die Leitungen zum Ausgangstrafo (primär) fehlten. Wer rechnet mit so etwas? Plötzlich wird die100W-Vorschaltlampe immer heller. Nach dem Ausschalten abtasten der Widerstände und Kondensatoren. Der 35nF-Kondensator parallel zum Netztrafo (primär) war warm. Nach dessen Austausch und anschliessen des Ausgangstrafos neuerliche Inbetriebnahme. Das Radio gibt Töne von sich, verzerrt und der Wellenschalter hat Kontaktprobleme. Die Segmente des Wellenschalters werden mit einem Pinsel gründlich gereinigt und dann mit "Sonax Cockpit Pfleger (Orange-fresh)", statt dem üblichen "Kontakt 60", eingesprüht und mehrmals durchgeschaltet. Den Sonax-Spray hat mir ein alter Radiomechanikermeister empfohlen und ich wurde nicht enttäuscht! Eignet sich auch bei kratzenden Potis. Nun wurden mit dem Isotest die verdächtigen Kondensatoren überprüft und fast alle getauscht. Alle Kondur- C's ab 10nF aufwärts, darunter natürlich auch der Koppelkondensator zur Endröhre. Neuerliche Inbetriebnahme (immer über die Vorschaltlampe), das Radio funktioniert einwandfrei, auch der Wellenschalter macht keine Probleme. Jetzt fehlt "nur" noch der Skalentrieb. Zur Rekonstruktion musste ich einen anderen R9 öffnen, weil ich mir den Seilverlauf nicht vorstellen konnte. Ungefähr 5 Stunden war ich mit der Seilverlegung beschäftigt! Inclusive Fotos und Zeichnungen. Jedenfalls, für das Skalenseil braucht man starke Nerven, oder Geduld.
Es ist günstig, die Abdeckhaube des Drehkos zu entfernen, damit man immer weiss ob der Drehko ein- oder ausgedreht ist, dies ist bei der Seilverlegung sehr wichtig!
Der Skalentrieb besteht aus 3 unterschiedlichen Trieben:
1. Geschlossener Skalentrieb vom Drehknopf zum Drehko(Schnur). Geschlossen heisst, beide Enden der Skalenschnur sind am selben Seilrad (grosse Seilscheibe, Bild C) fixiert.
2. Offener Skalentrieb vom Drehko zum Skalenzeiger (Stahlseil). Beim offenen Skalentrieb ist je ein Ende des Skalenseils auf einer anderen Scheibe fixiert. Hier führt das Seil von der kleinen Seilscheibe (Bild C) zur Stahlseilscheibe 5 (Bild D).Bei diesem Seiltrieb ist ein Antrieb nur in eine Richtung möglich (Drehko eindrehen). Für die Bewegung in die andere Richtung ist
3. ein offener Trieb (Schnur) über die Teile 4, 8 und 6 (Bild D) erforderlich. Wobei 6 (Rückholfeder) die Bewegung in beide Richtungen ermöglicht.
Bild A zeigt die grosse Seilscheibe am Drehko. Die kleine Stahlseilscheibe ist zur besseren Übersicht abgenommen. Der Wickelsinn und Seilverlauf muss genau wie auf den Bildern gezeigt, eingehalten werden. Die Skalenschnurlänge beträgt hier ca. 520mm.
Bild B. Bei eingedrehtem Drehko befinden sich die Umwicklungen der Drehknopfwelle oben (hinten).
Bild D. Der Seiltrieb (5 und 9) ist bei der Ansicht vorne seitlich nach rechts versetzt gezeichnet. Er befindet sich hinter dem Skalenhalter. Die schwarze Scheibe für den Skalenhintergrund wurde nicht eingezeichnet.
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Der R9, direkter Nachfolger des bekannten R2, besticht durch ausserordentliche Empfangsleistung, Empfindlichkeit und Trennschärfe. Ermöglicht durch eine abstimmbare HF-Stufe (3-fach Drehko) und hoher technischer Standard, der bei Radione üblich war. Zu bemängeln ist die schlechte Zugänglichkeit gewisser Bauteile bei Reparaturen und Messungen. Der Wellenschalter, der sich über die ganze Höhe des Radios erstreckt, ist nur gut zugänglich, wenn der gesamte Skalenteil ausgebaut wird. Die Elektronik wurde direkt in das Alugehäuse eingebaut, auf ein herausnehmbares Chassis wurde verzichtet.
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