Wer hat denn das Radio nun "erfunden"? - provokatorisch!
Wer hat denn das Radio nun "erfunden"? - provokatorisch!
Hallo,
beim stöbern in meiner Datenbank fand ich einen Zeitungsartikel vom Vorjahr aus unserer Regionalpresse (Ostthüringer Zeitung OTZ) mit dem Titel
den ich "dem geschätzten Publikum" nicht vorenthalten möchte.
Wer weiß es nun ganz genau??
Der Wortlaut des Artikels ist in der angehängten Datei zu finden.
Es grüßt
Wolfgang Eckardt
- Zeitungsartikel OTZ 15092003 (38 KB)
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Steilpass für
Sie geben mir einen echten Steilpass zu "Radios von gestern". Da finden Sie ein Konzentrat der Erfindungen um Röhre und Radio - und auch spitzige Bemerkungen zum Thema "Lokalmatadoren". Es sind die Seiten 9 bis 52, die eigentlich beim Bernstein beginnen und vor Einführung des Rundfunks schliessen, genau 1919. Es folgen die Entwicklungen danach bei "Dekaden des Rundfunks". Alle diese Texte finden Sie auch hier bei Rmorg unter "Texte". Aber ich nehme an, dass Sie das kennen.
Grundsätzlich - und nicht für Sie gemeint: Wer sich für Technikgeschichte oder sonstigen Erkenntnissen anhand der Regionalpresse orientiert ist selbst schuld an seinen Irrglauben ... Das ist so ziemlich die schlechteste Informationsquelle - ausser unkritisch gelesenen Beiträgen im Internet.
"Trau - schau wem!" - heisst es bei der Freundschaft - und gilt auch für den eigenen Informationsstand. Als kritischer Leser und im neutralen Staat Schweiz konnte ich es mir erlauben, die meisten Erfindungen und Entwicklungen unabhängig von einer Landesmeinung und international zu recherchieren. Das hat schliesslich dazu geführt, dass das Buch auch Lob von einigen Professoren bekam, wie man auch bei www.amazon.de nachlesen kann, wenn man die Kommentare zu "Radios von gestern" liest. Aber den für mich schönsten Kommentar zitiere ich hier gerne - auch wenn er leider nicht zu Konsequenzen in der Technikgeschichte führte.
Handschriftlicher Kommentar vom 27.9.94 eines eremitierten Professors an ... Sehr geehrter, lieber Herr ... Vor einigen Tagen kam das Buch »Radios von gestern« von E. Erb. Das ist ein wunderschönes Geschenk. Ich möchte Ihnen sehr, sehr herzlich danken. Die ersten ca. 50 Seiten habe ich schon gelesen und bin begeistert über die Art, wie Herr Erb die Abfolge der Entdeckungen und Entwicklungen darstellt. Manche falschen Vorstellungen, die sich durch das Abschreiben vieler Autoren von anderen etabliert haben, müssen korrigiert werden. Auch die vielen wunderschönen und informativen Abbildungen sind sehr wertvoll ... M. Tsuchet.
Die vielen Literaturangaben im Text von "Radios von gestern" lassen eine gute Prüfung meiner Aussagen zu. Ich hoffe, dass mit dieser Arbeit auch der Nationalismus oder Chauvinismus etwas im Zaun gehalten werden kann - obwohl ich immer wieder staune, welch falsche Informationen verschiedene private Homepages nach wie vor verbreiten. Da kann ich nur sagen: Dummheit stirbt nicht aus. Vor allem haben die "braunen Jahre" noch immer einen massiven Einfluss - und auch die Sovietunion hatte ihre Zeitgenossen falsch informiert, denn man kann guten Gewissens keinen "Erfinder des Radios" nennen. Wie es dazu kam - das wissen Sie ja jetzt wo nachlesen - im RMorg ...
Nur Auszeichnungen nachträglich angebracht.
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Drahtlose Übermittlung von Zeichen
Aber zuerst hätte ich gefragt: "Was verstehen Sie unter Radio?"
Wenn man darauf antwortet: Das Erzeugen oder Empfangen von Radiowellen, dann war Popow z.B. sehr spät dran. Da könnte man Josef Henry nennen, der 1840 hochfrequente elektromagnetische Schwingungen erzeugte und 1842 beschreibt wie er durch Kondensatorentladungen einen Schwingungsvorgang hervorruft. Später hat man dann der Masseinheit für Induktion Henry genannt - auch heute noch.
Wohl hat P.S. Munk at Rosenskjöld 1838 einen Fritter erfunden, den er aber nur mit Strom betrieben hatte -
Aber der nächste wichtige Schritt kam wohl 1850 von Rühmkorff, der die Induktionsspule verbesserte und prominent vermarktete. Wichtig waren auch die theoretischen Kenntnisse. William Thomson (später Lord Kelvin genannt, nach dem wir das Mass der Temperatur benennen) wies 1853 die notwendigerweise auftretenden elektromagnetischen Schwingungen nach. Schliesslich begründet Maxwell 1856 bis 1865 die elektromagnetischen Wellen, ganz im Widerspruch zur wohl noch einige Zeit "gültigen" Fernwirkungstheorie (Deutschland?). Ausgerechnet in Deutschland kann diese hervorragende theoretische Arbeit durch Herz ebenso hervorragend praktisch bestätigt werden.
Zurück zu den "Pröblern". Von denen gibt es viele. So hat Benjamin Franklin (aerial = Antenne) bereits 1752 Versuche mit Drachen gestartet. Jedes land will das erste gewesen sein, wie Deutschland mit der drahtgebundenen Telegrafie, dabei hatte schon 1763 Edgeworth eine Telegrafenlinie zwischen London und Newmarket zu seinem Privatgebrauch errichtet - oder Du Fay und St. Gray 1731, Winkler 1744. Ich will damit zeigen, dass nutzlose oder sofort überholte Pröbeleien wir nicht als Erfindungen ansehen sollten, sondern das, was sich im Markt zumindest in einem gewissen Mass etablieren konnte.
Wenn wir aber fordern: Es muss eine Sendung und Empfang von drahtlos übermittelten Signalen mit elektromagnetischen Schwingungen sein, dann kommen wir wieder zu Pröblern - und nur einer, Marconi, machte daraus ein funktionierendes System, das er und vor allem andere weiter entwickelten. Dieser Fall ist ganz klar, haarscharf - wie z.B. bei der Triode: De Forest.
Ich hatte im Buch X Pröbler aufgeführt, doch gibt es bestimmt noch weitere wie z.B. Nathan Stubblefield (1860 - 1928). Wenn man der Sache kritisch nachgeht, dann sind seine ersten "Erfindungen" in den Bereich Büchse - langer Faden - Büchse zu versorgen, Originalton: "His "Vibrating Telephone" was little more than a slightly sophisticated variation on the child's toy of tin cans connected to one another by a taut string." Warum sollen wir chauvinistisch nach Spielereien suchen, statt wrkliche Arbeiten, die zu einem Produkt führten, ernst zu nehmen wie die von Marconi oder Edison? Ich sage nur: Fiat Lux.
Nur Auszeichnungen nachträglich angebracht.
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Marconi oder Popow?
ich hatte den Beitrag gar nicht als so ernst genommen, wollte eigentlich nur mal zeigen, wie unsere Presse auch auf "lokalpatriotische" Meinungen steht und vielleicht auch etwas provozieren.
Ich persönlich möchte diese Frage gar nicht so beantworten. Keiner von uns war dabei, auch keine Reporter und kein aufdringliches Fernsehteam. Nach meinem Kenntnisstand lässt sich wahrscheinlich nicht mehr exakt ermitteln, wer nun auf den Tag genau derjenige war, der drahtlose Wellen - Hertzsche Wellen - aussandte und auch den Empfang nachwies. Auf jeden Fall war Marconi cleverer in der Vermarktung, bei dem Rückstand im zaristischen Russland auch kein Wunder. Ich möchte mich mich auch nicht sinnlos streiten zu diesem Thema, es sei denn, es werden doch noch irgend welche "Quellen" (sichere und integere) entdeckt, die genau Auskunft über die experimentelle Tätigkeiten der beiden Herren exakt Auskunft geben können!
Ich kann sehr gut damit leben, dass diese beiden - Popow und Marconi - sich Verdienste gemacht haben mit der Nutzung der Hertschen Wellen und - dass ich heute Radio hören kann Dank dieser Erfindung und einer guten Antenne.
Es grüßt aus Jena
Wolfgang Eckardt
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Marconi-Popow-Tesla
Ich grüße Sie Herr Erb und die anderen Leser dieser Artikel,
in der letzten "Funkgeschichte" Nr.157 erschien ein interessanter Artikel über Nikola Tesla.
Ich möchte meinen zweifelnden, vielleicht auch etwas provozierenden Ausführungen nur noch anhängen, dass mich die Arbeit von Herrn Etzold in meinen Auffassungen stärkt, bezüglich der "Erfindung" des Radios wurde noch nicht das letzte Wort gesprochen. Marconi war halt clever!!
Es lebe das Radio, der Quell' unseres Hobbys.
Wolfgang Eckardt
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Nobelpreisträger und Lokalmatadoren
Da Sie sich sehr um die ostdeutschen Modelle bemühen und da zusammen mit Herrn Seiffert eine allgemein akzeptierbare Ordnung hinein bringen, fällt es mir schwer, Ihnen hier zu antworten. Warum? Ich muss leider schreiben, dass Sie entweder meine Ausführungen nicht gelesen oder überhaupt nicht verstanden haben.
So gesehen ist der Satz für den Nobelpreisträger Marconi, "Marconi war halt clever!", durchaus richtig aber genau im Sinne der "braunen Jahre" wiedergegeben, wenn man es in den Zusammenhang stellt.
Zum Glück lässt der Artikel von Herrn Etzold auch ein wenig Raum für die Gründe warum Tesla wissenschaftlich und allgemein gesehen nicht als "Vater des Radios" angesehen wurde und wird. Und es gab andere, die auch ganz unabhängig von ihm - und z.T. viel früher als er - die gleichen Erfahrungen machten und die gleichen Erkenntnisse hatten. Tesla wollte in erster Linie Energie drahtlos übertragen, nachdem er im Gegensatz zu Edison Wechselstrom als den richtigen Ansatz für die Verteilung von elektrischer Energie über weite Entfernungen erkannt hatte. Immerhin hat man Tesla auch gerecht mit einer Masseinheit (Einheit der Flussdichte) bedacht. In wissenschaftlichen Kreisen ist es also nicht so, dass man Tesla etwas aberkennt, im Gegenteil. Man erkennt z.B. seine Versuche für Wechselstrommotoren/-Generatoren klar. Man berücksichtigt aber auch, dass er gewisse Effekte nur durch riesige Mengen von Energie erzielte, die aber eigentlich ziemlich nutzlos verpuffte aber das Fussvolk sehr beeindruckte. Resonanz etc. haben andere vor ihm angewandt aber nicht ausgeschlachtet. Der Artikel endet denn auch richtig: "Und er übersah bei allen diesen utopischen Vorhaben das Nahe liegende und wirklich Machbare." Er zeigt aber auch überdeutlich, dass man in einem Artikel der Sache nie gerecht werden kann - zu viel muss man im Vergleich auslassen, zu sehr ist man an eine These gebunden, hier: Tesla ist doch der "Erfinder des Radios"! Das führt unweigerlich zur Unwahrheit.
Auf Seite 31 in "Radios von gestern" finden Sie auch, dass Ch. Brown (Brown Boveri, BBC) 1891 die erste Drehstromübertragung der Welt (170 km für die Praxis) realisierte, nicht Tesla.
Hier geht es mir aber nicht um Tesla oder Popow oder Branly (Cohärer, Fritter, 1890) oder sogar Preece (1886 40 Meilen drahtlos). Auch nicht um deren Vorgänger wie David Edward Hughes (1878) und noch früher liegende Versuche. Es geht darum, dass wir hier kein Käseblatt sein wollen, das einmal Popow als den Erfinder des Radios und ein anderes Mal Tesla - wer ist der nächste? - vorstellt, sondern sich an die Kriterien haltet, die ich im "oberen" Artikel verkürzt geschildert hatte. Wir wollen unsere Leser nicht auf falsche Fährten locken.
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