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Information / Radiohistory for Austria

Texts for Austria

Aus "Radios von gestern" (von 1989) ab Seite 129:

"Ob der Rundfunk im Jahr 1904 begann, ist umstritten. Tatsache ist auf jeden Fall, dass es Otto Nussbaumer in Graz gelang, Sprache und Musik drahtlos über eine kurze Entfernung zu übertragen" - berichtet [127]. Tatsächlich leistet Österreich einige Beiträge zur Entwicklung der Kommunikationstechnik. Beispielsweise befasst man sich früh mit Versuchen zur Verstärkung der Signale bei langen Leitungen. Von Lieben erfindet ein Kathodenstrahl-Relais auf der Basis einer Elektronenstrahlröhre, das er zusammen mit Reisz und Strauss weiterentwickelt und 1910 in Form einer Elektronenröhre (nach de Forest) zum Funktionieren bringt. Nach weiteren Verbesserungen durch Telefunken dient die Röhre als Zwischenverstärker in Telegrafenleitungen. Auch die Röhre für Hochvoltheizung ist eine österreichische Entwicklung. Die Details ersehen Sie aus dem Kapitel über Röhren. In 100 Jahre Elektrotechnik in Österreich 1873-1973 berichtet H. Sequenz, dass im Jahre 1906 Dr. Anton Lederer die thorierte Kathode erfunden habe. Richtig ist, dass er am 22.10.06 ein österreichisches Patent für thorierte Wolframfäden zur Glühlampenfabrikation (Nr. 41247) anmeldet, um Kristallisationserscheinungen zu vermeiden [422710]. Nach der Erfindung des Tonfilms durch die Triergon-Gruppe entwickelt Thirring mit Unterstützung der RAVAG ein Tonfilmverfahren unter Verwendung des Selens und eines Saitenoszillografen (14 kHz). Der Originaltonstreifen aus lichtempfindlichem Papier enthält acht Tonspuren mit Zackenschrift. Das Verfahren ist nicht konkurrenzfähig [607314].

Gemäss [412709] lässt Graf Hans Wilczek 1902 die erste radiotelegrafische Linie in Österreich entstehen, indem er durch die französische Firma Rochefort eine drahtlose Verbindung zwischen seiner Burg Kreuzenstein und seinem 8 km entfernten Gut Seebarn einrichten lässt. Im August vergleicht die Kriegsmarine die Systeme von Slaby-Arco und Braun mit dem von Rochefort. Eine Station entsteht auf Fort Musil bei Pola und eine auf dem Schulschiff Spalato. 1903 liefert Telefunken fahrbare Heeresstationen. Nach anderer Quelle kommen 1901 fahrbare Feldradiostationen mit 4 kW Leistung nach dem "Knatterfunkensystem" zum Einsatz, was kaum zutreffen kann. 1903 und 1904 rüstet die Firma Leopolder & Sohn die ersten österreichischen Kriegsschiffe mit Sendeanlagen für drahtlose Telegrafie nach dem System Poulsen aus. 1906 verwendet das Militär fahrbare Tonfunkenstationen von 2,5 kW, woraus eine Reichweite von 550 km resultiert. 1908 baut die Telephonfabriks-A.G., vorm. Berliner, fahrbare Poulsen-Stationen von 4 kW und liefert diese auch an andere Balkanstaaten. Ab 1911 (richtig wahrscheinlich ab 1912) baut die gleiche Firma Feststationen in Wien, Triest, Przemysl, Sarajewo, Trebinje und Riva. 1912 führt man motorisierte Tonfunkenstationen ein und unternimmt 1913 Versuche mit tragbaren Poulsen- und Tonfunkenstationen. 1914 entstehen Küstenstationen in Pola, Sebenico und Castelnuovo; bald darauf erfolgt die Umrüstung auf Tonfunkensystem. Zu Anfang des Krieges lässt die Post- und Telegrafenverwaltung von Telefunken in Altenburg eine Gross-Station mit Maschinensender bauen.

Später kommen tragbare Feldradiostationen M14 (M.14) und M14/16 mit 1,2 kW Antennenleistung (Bereich 550-1850 m, Reichweite 100-200 km) zum Einsatz - 1917 die Kleinradiostation M17. 1918 verwendet die Armee im Ortlergebiet die ersten Röhrensenderstationen (300-800 m Wellenlänge).

1914 erfolgt die Gründung einer Versuchsanstalt für Radiotechnik. "Die erste drahtlose Verbindung zwischen Berlin und der Station am Technologischen Gewerbemuseum in Wien (TGM) fällt in diese Zeit." - berichtet [474901]. Die Grosskapazitäts-Antennenanlage (mit 60 m hohen Masten [162]) ist auch nach dem Zweiten Weltkrieg das Wahrzeichen des TGM. Die Telegrafenverwaltung entschliesst sich Anfang der 20er Jahre mit der Marconi Wireless Telegraph Company die Radio-Austria A.G. zu gründen, die am 14.1.24 den Funkverkehr mit London und Berlin aufnimmt. Sie setzt bereits zu Beginn zwei Langwellensender ein, erweitert bald auf eine dritte Langwellenstation und baut später nach einem erworbenen Muster sieben Kurzwellensender [472707].

Vor Schilderung der Entwicklung des Rundfunks in Österreich hier einige Details zu frühen Versuchen drahtloser Telefonie, obwohl sie in einer Sackgasse endeten:

Nussbaumer (Wilten bei Innsbruck 1876-1930 Salzburg) ist um 1904 Assistent bei Hofrat Albert von Ettingshausen (mit internationalem Ruf als Physik-Experimentator, vorheriger Schüler von Boltzmann) an der TH in Graz. Seit W. Duddell (Central Technical College, London) im Jahre 1900 den tönenden Lichtbogen vorgestellt hat, versuchen Forscher in verschiedenen Ländern, diesen als Quelle für drahtlose Telefonie zu verwenden. Fessenden soll gemäss [190] 1902 mit seinem HF-Generator eine Übertragung von gesprochenen Worten gelungen sein. Eine verständliche Sprachübertragung ist erst mit verbesserten Maschinensendern und mit dem Lichtbogensender (1903) von Poulsen ca. im Jahre 1906 realisierbar (siehe Kapitel "Erfindungen"). Auch existiert zu dieser Zeit erst ein "sprachtauglicher Detektor".

Gemäss einem Artikel in Universum, Heft 12, 1974, stellt Nussbaumer eine Untersuchung darüber an, warum der Lichtbogen erlischt, wenn man "ein Eisenbündel in ein Drahtbündel einführt, das in den Lichtbogenkreis eingeschaltet ist - also wenn man die Selbstinduktion im Lichtbogenkreis erhöht". Es gelingt ihm, durch die Einführung eines zweiten Schwingungskreises in den bestehenden, das Pfeifen des Lichtbogens aufrecht zu erhalten. Später ersetzt er das Eisenbündel samt Spule durch einen Induktor. Dabei entsteht auf der Hochspannungsseite des Induktors an der Funkenstrecke überraschenderweise ein dauerhafter Funkenstrom, der in der gleichen Tonart wie der Lichtbogen zu pfeifen beginnt. Ein primitiver Lichtbogenunterbrecher ist damit geschaffen. Dr. Hugo Mosler in Deutschland erreicht ein ähnliches Ziel und vermutet, dass sich mit Hilfe eines so konstruierten Lichtbogenunterbrechers drahtlose Telefonie verwirklichen lasse. Nussbaumer schliesst an die sekundäre Spule des Induktors einen elektrischen Schwingkreis an, den er nach dem Braunschen System aus symmetrisch geschalteten Leidenerflaschen und kleinen Spulen gestaltet. Wie sollen Töne von einem Sender erklingen, wenn nur der Fritter bekannt ist? Nussbaumer erinnert sich an Versuche des Prof. von Ettingshausen, der die Erzeugung permanenter Magnete demonstrierte, indem er durch einen Hufeisenmagneten feinstes Eisenpulver anziehen liess und dieses durch eine schwache Flamme zu dunkler Glut brachte. Nussbaumer füllt solche kristallinische Klumpen in eine vergrösserte Frittervorrichtung mit Feinregulierung der Druckflächen. Er erzielt gute Erfolge im Übertragen von Tönen, was Prof. von Ettingshausen am 15.6.04 bestätigt. Den Versuch veröffentlicht die Physikalische Zeitschrift im gleichen Jahr. Dr. Robert Ettenreich wiederholt den Versuch mit den Originalapparaten im Jahre 1929 und beschreibt ihn in Radio Wien auf Seite 605. Noch vorhandene Teile der Versuchsanordnung sind im Technischen Museum Wien (Post- und Telegraphenmuseum) ausgestellt.

Rundfunkstationen

"Zum erstenmal war es im Jahre 1920, dass in Amerika ein Boxmatch zur Rundfunkübertragung kam. Die Weltpresse war voll von diesem neuen Wunder. Jeder musste einen Radioapparat besitzen. Am 1.11.22 meldete sich der erste englische Sender, ungefähr gleichzeitig Radio Paris, im Oktober 1923 begann der deutsche Rundfunk seinen Betrieb und am 1.10.24 nahm Radio Wien seine offiziellen Sendungen auf." So schreibt das Jubiläumsblatt der RAVAG 1935.

Wie in den meisten Ländern sehen die Behörden in Österreich zu jener Zeit in den Radio-Amateuren lediglich Personen, die mit ihren Empfangsapparaten Telegrafiesendungen aufnehmen und damit das Telegrafengeheimnis verletzen wollen. Sie gestehen dem technischen Spiel höchstens einen Kuriositätswert zu und glauben, dass es sich wegen ein paar tausend Hörern nicht lohne, eine Sendestation einrichten zu lassen. Die Ereignisse vor der Aufnahme des offiziellen Programms sind u.a.:

Die Firma Czeija & Nissl (CN) kann verhindern, dass man 1918 die militärische Sendeeinrichtung und die 25 m hohe Antenne am Stubenring abreisst. Auf ein erstes "Konzessionsansuchen" durch Oskar Czeija (Sohn des Gründers von CN), datiert vom 13.9.21, reagiert die Behörde negativ [4934]. Verschiedene Gruppen, wie z.B. die Radiophon AG, bilden sich, um die Bewilligung für eine "drahtlose Zirkular-Telephonie" zu erreichen. Als die damaligen Alliierten das Senden freigeben, baut CN unter Ing. Oskar Koton einen Radiosender und installiert ihn sowie ein Studio in den Räumen des Technologischen Gewerbemuseums (TGM). Am 1.4.23 erfolgt die erste Sendung mit 100 Watt Leistung auf Welle 600. Radio-Hekaphon sendet fallweise kurze Programme. In einem Karlsbader Hotel tanzen die Gäste nach dieser Musik zum Fünf-Uhr-Tee. Auch in Danzig ist die damalige "Welle Wien" zu hören. Ein Radio-Amateur meldet sich aus einer Stadt in der Nähe von Sarajewo. Im Herbst 1923 hält Bundespräsident Dr. Michael Hainisch eine Radioansprache zur Eröffnung der Wiener Herbstmesse [162].

Es folgen drei Probesendungen pro Woche [474901] auf Welle 700 m [159] mit dem Sender Stubenring. Anfang November 1923 entsteht eine Gesellschaft zur Förderung des Radiowesens in Österreich mit Sitz in Wien. Nach [159] kommen ab 1.1.24 keine Amateurlizenzen zur Verteilung. Wahrscheinlich ist dies ein Irrtum, denn der Autor bezieht sich dabei auf Hörer nach heutigem Begriff. Etwa um 1927 bildet sich der Österreichische Versuchssenderverband (ÖVSV). Der ÖVSV bildet die Vereinigung der österreichischen Radio-Amateure; er umfasst heute mehr als 3500 Mitglieder und ist unter P.O. Box 999, A-1014 Wien, erreichbar.

Im Februar 1924 erfolgt die Konzessionserteilung an die noch nicht endgültig konstituierte RAVAG, die nun den alten Militärsender im Kriegsministerium am Stubenring zu Versuchszwecken betreiben darf. Am 10.3.24 findet unter dem neuen Gremium ein erstes "Hekaphon-Konzert" statt. Nach Adaptierung des Senders beginnen im Mai erste Versuche - mit der Übertragung eines Boxkampfes! Das Studio misst ganze 6 x 6 m und ist auf dem Dachboden eingerichtet. Am 24.6.24 findet ein Probekonzert mit dem Stubenringsender statt. Bis Ende Juni beträgt die Sendezeit beider Sender abwechselnd fast täglich einige Stunden.

Am 14.7.24 kommt es zur Konstituierung eines "Proponentenkomitees", aus dem die Österreichische Radioverkehrs-A.-G. (RAVAG) mit einem Aktienkapital von 4 Milliarden Kronen entsteht. Bund, Gemeinde Wien, das Credit-Institut für öffentliche Unternehmungen und die Bank für Steiermark beteiligen sich mit je 21 Prozent. Den Rest tragen die Erzeugerfirmen J. Berliner, Ericcson, Kapsch & Söhne sowie Leopolder & Sohn. Oskar Czeija erhält den Posten des Generaldirektors. Während am Stubenring die Umbauarbeiten stattfinden, übernimmt der Hekaphon-Sender bis zum 29.8.24 die Ausstrahlung. Anfang September beginnt Radio Wien täglich mit einer Telefunken-Anlage zu senden. Oskar Czeija (die Zeilen stammen aus seinem Bericht) schiesst aus eigenen Mitteln die ganzen Kosten von einer halben Milliarde Kronen vor [493410].

Offizieller Sendebeginn

Ab 1.10.24 versieht die RAVAG ihren Dienst mit dem Sender am Stubenring bei einem Stand von ungefähr 11'000 Rundspruchteilnehmern. Am 5.10.24 sendet man erstmalig ein vollständiges Tagesprogramm. Drei Monate später gibt es 94'322 Hörer - und 1934 sind es 511'000.

Das Programm gliedert sich in 4 Gruppen: Musik, Literatur, Wissenschaft und Nachrichtendienst. 1924 gibt es allerdings 99 % Musik, 20 Stunden wöchentlich. 1933 betragen die Anteile der 4197 Stunden Sendezeit: Musik 2615 Std. (62,3 %), Literatur 345 Std. (8,2 %), Wissenschaft 721 Std. (17,2 %) und Nachrichtendienst 516 Std. (12,3 %).

Weitere Entwicklung der Sender

Im Winter 1924/25 verdoppelt das Einsetzen einer zweiten Röhre die Sendeleistung auf 0,7 kW. Am 30.3.25 beginnt der erste Zwischensender (Leistung 0,5 kW) auf dem Schlossberg in Graz mit der Ausstrahlung des Programms. Am 30.1.26 nimmt der "Gross-Sender Rosenhügel" in Wien mit 7 kW Sendeleistung auf Welle 517,2 m [637826] den Betrieb auf. Am 12.2.27 erfolgt die Eröffnung des Klagenfurter 0,5-kW-Senders und am 2.6.27 die des Innsbrucker 0,5-kW-Senders. Ab 8.5.28 leistet der Sender Rosenhügel 15 kW. Am 24.6.28 kommt der Linzer 0,5-kW-Sender hinzu. Als nächstes verlegt man den Sender Graz nach St. Peter und verstärkt ihn. Seine Aufgabe ist die Belegung der zweiten Hauptwelle. Kleine Sender von maximal 1 kW strahlen auf der Hauptwelle als Gemeinschaftswelle (Gleichwellenbetrieb).

1928 unternimmt die RAVAG Versuchssendungen auf Kurzwellen (aus einer Baracke am Rosenhügel). Sie finden ab 1934 an allen Wochentagen statt.

Im Mai 1933 ist der Gross-Sender Bisamberg mit einer Sendeleistung von 100 kW betriebsbereit. Wegen der langgestreckten Form des Landes entwickelt 1932 Prof. G.A. Schwaiger eine Antenne mit Richtcharakteristik, indem er im Abstand einer Viertelwelle eine zweite Antenne errichtet.

Die Luzerner-Konferenz von 1933 eröffnet Österreich eine dritte Welle, die ohne Einschränkung der Leistung ausschliesslich Österreich zur Verfügung steht. Aus diesem Grund kann man in Vorarlberg einen Sender von 5 kW mit einer eigenen Frequenz betreiben. In Gleichlauftechnik arbeitet der Sender Klagenfurt auf 5 kW verstärkt. Dem Sender Innsbruck bewilligt die Konferenz in Luzern eine ausserhalb des Rundfunkbereiches liegende Welle (580 m, 519 kHz) mit 1 kW; das Land Tirol erhält eine bessere Versorgung. Versuche mit Kleinstsendern in ungenügend versorgten Gebieten finden statt. Im Frühjahr 1935 verlegt man den Sender Rosenhügel Wien nach Linz, modernisiert ihn und lässt ihn im Gleichlauf mit Graz betreiben.

Trotz beträchtlicher Verluste während des Zweiten Weltkrieges und dem Budget eines Kleinstaates beginnt 1953 der UKW-Betrieb über die Sender Wien-Kahlenberg und Klagenfurt. Zwei Jahre später, am 1.8.55 als Versuchsbetrieb, erfolgt die Einführung des Fernsehens; Philips, Horny und Minerva bieten Geräte mit Preisen zwischen 6500 und 8500 Schilling an. 1972 stehen zwei farbige Fernsehprogramme zur Auswahl. Insgesamt verfügt der ORF Ende 1970 über 158 Mittelwellensender, 5 Kurzwellensender, 185 UKW-Sender und 239 Fernsehsender. Die jährlichen Senderbetriebsstunden betragen dann 2,9 Millionen [222].

Mikrofone

Seit Betriebsbeginn arbeitet Radio Wien gemäss [493410] mit dem Bändchenmikrofon. Dipl.-Ing. F. Eibensteiger erinnert sich an einen an vier Federn in einem Ring aufgehängten, wuchtigen Marmorblock. Auch hat er keinen Vorverstärker in unmittelbarer Nähe gesehen, so dass vermutlich ein hochwertiges Kohlemikrofon im Einsatz stand. 1925 folgt das Reisz-Mikrofon aus Deutschland. Im Frühjahr 1926 verwendet man erste Kondensatormikrofone, 1927 sind es englische Reisz-Mikrofone. Später kommt das Bändchenmikrofon der zweiten Generation in Gebrauch. Das elektrodynamische Mikrofon verdrängt das Bändchenmikrofon; ab 1934 erscheinen erste Kristallmikrofone.

Bildübertragung

Im März 1926 unternimmt Belin Bildtelegrafieversuche zwischen Wien und Paris und ab 25.3.26 zwischen Wien und Graz. Es handelt sich um Fotografien und Schriften, die als stehende Bilder zur Übertragung kommen. "Ab 1.12.27 erfolgen tägliche Bildübertragungsversuche, nachdem Versuche mit den Thorne-Bakerschen und Tschnörnerschen Verfahren durchgeführt wurden. Ab 15.10.28 bis 1929 wird ein Versuchsbetrieb mit dem System Fultograph durchgeführt" - so berichtet [493410]. Die Betreiber erkennen, dass nur bewegte Bilder Erfolg versprechen. Bis 1934 jedenfalls arbeitet Österreich nicht an TV, sondern konzentriert sich voll auf den Ausbau der Radiosender. Zu internen Zwecken dient ab 1932 UKW (in AM). Kapsch führt 1930 auf der Wiener Messe zwischen dem Messestand und einem eigenen Fernseh-Pavillon bewegte Bilder vor - und benutzt dazu die Nipkow-Scheibe [870828].

Zeitschriften

Zuerst existieren nur Artikel, Rubriken oder Beilagen über die Radiotechnik. 1923 gibt die Wiener Literarische Anstalt (WILA) mit der Radio Rundschau für Alle die erste Radiozeitschrift Österreichs heraus. Mit der Eröffnung des Rundfunks entstehen in Österreich weitere Zeitschriften für den Radio-Amateur sowie Programmhefte. Vor der Eröffnung des Rundfunks kann man nahezu jeden Hörer als Amateur betrachten. Erst Mitte der 20er Jahre teilt sich das Lager ganz klar in Hörer und Amateure. Die Amateure sind mehr an der Technik als am Programm interessiert. Bald schiessen spezialisierte Zeitschriften wie Pilze aus dem Boden, wobei die meisten nach 2-10 Ausgaben das Erscheinen wieder einstellen. Wenige Publikationen können sich halten.

Folgende Titel kenne ich:

Das Elektron [48]
Die Publikation, redigiert und herausgegeben von Ing. Hugo Kirnbauer, Linz, nennt sich mit Untertitel Elektro- radiotechnisches Monatsheft. Die Zeitschrift kommt 1946 heraus. Bis heute berichtet - ebenfalls seit 1946 - Kirnbauer samstags in der Sendung des österreichischen Radios unter dem Titel Technische Rundschau über den neuesten Stand der Technik.

Das Funk-Magazin [45]
Die Monatszeitschrift für Radio-Amateure entsteht 1928 in Wien; sie nennt sich später Das Funkmagazin. Dr. Eugen Nesper zeichnet als Chefredakteur.

Des Bastlers Radio Blatt
Ab 1924 existiert dieses Blatt im Format A5. Es bringt ein- bis zweimal pro Monat Leicht fassliche Selbstbau-Anleitungen.

Funktechnik, Wien, ab 1935

Mikrophon
Ab Oktober 1933 gibt die RAVAG zusätzlich zu Radio-Wien die Zeitschrift Mikrophon heraus.

Neues Wiener Radio Journal
Das wöchentliche Blatt gibt es zumindest 1926 unter der technischen Leitung von Ing. Sliskovic im Format A5. OEM. Ab 1.11.33 geben die Radio-Amateure diese Zeitschrift heraus, statt die deutsche CQ weiter zu beziehen. 1938, mit dem Anschluss, endet diese Zeitschrift. Nach dem Krieg entsteht die QSP als Zeitschrift der Radio-Amateure.

Österr. Radio- und Elektrogewerbe
Erreicht das Gewerbe seit 1947? (Muster 1954)

Österr. Radioschau
Verlag Erb, ab 1950? (Muster 1953)

Philipswelle, ab 1946
(Muster 1954) Philips Radio Revue ist wohl ein Vorgänger. QSP, siehe unter OEM.

Radio für Alle [46], Radio-Amateur, Radiotechnik [47]
Ab 1924 gibt Berthold Erb im 1907 gegründeten Technischer Verlag Erb, Wien, als Chefredakteur die Monatszeitschrift Radio für Alle heraus. Sie hat sich aus dem seit vielen Jahren im gleichen Verlag herausgegebenen Elektrotechniker entwickelt. Zuvor waren einige Seiten als Beilage unter dem Titel Der Radiotechniker erschienen. Ab August 1925 erhält die Zeitschrift den Titel Radio-Amateur und Magazinformat; der Programmteil verschwindet.

Ab Oktober 1925 übernimmt Dipl.-Ing. Fritz Niedermayr die Schriftleitung; nach zwei Jahren unterstützt ihn Ing. Erich von Gregor. Die Kollegen haben die technische Leitung über Jahrzehnte hinweg inne. 1930 erhält die Zeitschrift eine neue Titelseite. Kurz vor dem Krieg setzt das Regime andere Redakteure ein. Während kurzer Zeit unterliegt die Zeitschrift der Gleichschaltung, indem der Radio-Amateur in zwei Ausgaben als Funktechnik erscheint (siehe Deutschland).

Die erste Ausgabe nach dem Krieg im Mai 1946 trägt den Titel Radiotechnik und weist den alten Titel als Untertitel auf. Aus Platzgründen erscheinen kurz nach dem Krieg Sonderausgaben wie: Radiopraxis, Kurzwellenrundfunk, Abgleichen und Gleichlauf von Überlagerungsempfängern etc.

Radio Mentor - Ab 1931? (Muster 1943)

Radio Praktiker
Zuerst als Beilage zur Programmzeitung Film und Funk, wahrscheinlich ab 1944. Das Heft erscheint heute (1989) noch.

Radio-Elektrohandel und Export
Erscheint seit 1925 im Fachverlag Erb (Muster 1954).

Radio-Handel und Export [41]
Gibt es seit 1926. Ist evtl. identisch mit Radio-Elektrohandel und Export (Muster 1944)?

Radio Journal - siehe Neues Wiener Radio Journal

Radio-Rundschau für Alle [43]
E. Winkler gibt die Monatszeitschrift ab etwa 1923 heraus; sie erscheint im Verlag der Wiener Literarischen Anstalt A.-G. [159]. Unklar ist mir, ob sie mit der 1946 existierenden Radio-Rundschau, Technisch-wissenschaftliche Zeitschrift, herausgegeben vom Arbeiter-Funkverein, einen Zusammenhang hat.

Radio-Technik und Export
Evtl. identisch mit Radio-Handel und Export (Muster 1930)?

Radio-Wien [49]
Dies ist das offizielle, wöchentliche Programmheft der RAVAG. Es entsteht im Oktober 1924. 1934 beträgt die Auflage etwa 80'000 Exemplare.

Radio-Woche [50], Wien, ab 1924
Programmhefte hat es sicher weitere gegeben. Beispielsweise fand ich ein Werbeheft vom Juli 1931 mit dem Titel Arbeiter-Rundfunk [44]. Nur in den Anfangsjahren des Rundfunks sind in solchen Publikationen technische Artikel zu finden. Z.B. wirbt in Nr. 41 vom 13.12.24 der Radiowelt das Radiohaus Rohm & Anderl, Wien, für zwei aussergewöhnliche Detektoren, nämlich den "Star"-Honigwabendetektor für 250.000 und den "Rotenturm"-Apparat für 180.000 Kronen.

Radiowelt [51]
Wien, ab 1924, befasst sich auch mit Artikeln für Radio-Amateure. Ab Heft 22 widmet man dieser Gruppe eine Rubrik, genannt Der Amateursender.

Publikum

Österreich hat eine starke Zunahme an Radiohörern zu verzeichnen. Nach dem Start am 1.10.24 mit 11'000 Hörern sind am Jahresende jeweils folgende Hörerzahlen zu verzeichnen:

1924 94'322
1925 184'646
1926 245'673
1927 291'548
1928 325'200
1929 376'366


Radioindustrie

Das kleine und wirtschaftlich schwache Land Österreich baut in den ersten Jahren des Rundfunks eine bemerkenswerte Radioindustrie auf und exportiert einen Grossteil der Produktion. 1924 bestehen in Österreich ein Dutzend bekannte und zahlreiche kleine Radiofabriken. Die Zahl der Radiohändler erreicht 800 [513506]. 1925 wechselt die Währung von Kronen in Schillinge, wobei der Umtausch im Verhältnis von 10'000:1 erfolgt. Im Verlauf der 20er und 30er Jahre entstehen einige interessante Geräte. Wichtige Sammlerbeispiele sind der Ingelen-Geographic und die R-Serie (Kofferempfänger) von Radione, die sich besonders durch Trennschärfe und hohe Empfindlichkeit auszeichnet.

Auf Grund des "Anschlusses" gilt ab 1.6.38 bis Kriegsende die deutsche Währung (RM=Reichsmark) - dies ist bei den Informationen über Apparatepreise zu beachten. Wegen der mit Gleichstrom betriebenen Strassenbahn in Wien sind in Österreich lange Zeit überdurchschnittlich viele Wohnungen mit Gleichstrom-Lichtnetzen versorgt. Nahezu alle Radiofabriken fabrizieren und verkaufen in den 20er Jahren auch Radio-Bauteile. Vor dem Zweiten Weltkrieg beträgt die Produktion jährlich ca. 100'000 Apparate, wovon man einen Drittel exportiert. Im Herbst 1947 erscheinen wieder die ersten österreichischen Radiogeräte auf der Wiener Messe, im Frühjahr 1948 sind es schon zahlreiche Modelle. Man schätzt die Produktion dann auf 60-70'000 Geräte pro Jahr mit einem minimalen Anteil an Export.

1960 produzieren elf österreichische Radiofabriken 255'000 Radios - 1961 noch 240'000. Im Jahr darauf gibt Eumig die Radioproduktion auf. Die Rundfunkgeräteproduktion wird uninteressant. Wenige Firmen können sich auf das zukunftsträchtige Gebiet der Telekommunikation einstellen.

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Forum contributions about this country Austria

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Österreich / Austria (A) Die Funkgeschichte Österreichs
Wolfgang Scheida
13.May.12
  1

 

  • Die Funkgeschichte Österreichs wird von der Universität Wien mit dem Artikel "Kurzgeschichte der Funktechnik und der Entstehung des Radios in Österreich" zusammengefasst bis etwa 1955:  

HIER DER LINK

               Insbesondere die Nachkriegsbesatzungssender finden sich dort aufgelistet was die damalige Situation und den darauf folgenden UKW Funk nachvollziehen läßt.

 

  • Die Radiotelegraphie beim Militär der k.u.k. Monarchie, 1898 – 1918 behandelt ein Artikel, der den Grundstein für ein geplantes Buch darstellt.

Stand 5/2012 W. Scheida

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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Österreich, Liste von Radioherstellern 1928
Ernst Erb
23.Jan.09
  1

Viktor Cingel, Slowakische Republik, hat mir die unten stehende ÖRA-Liste der Aussteller an der "XV. Wiener Internationale Messe", Radio-Messe, Rotunde, vom 2. bis 9. September 1928 gesandt. Die Informationen stammen aus "Radio Amateur", Jahrgang V, Folge 9 vom September 1928.

Siehe Anlage. 

Nachtrag 24.1.09: Viktor Cingel hat den Text für uns digitalisiert (OCR) und auf seine HP gesetzt, auf
www.radiohistoria.sk

Hier der Text:

Radio-Messe/ Rotunde/ 2. bis 9. September 1928

Adler H. W. & Co., Fabrik für elektr. Beleuchtung, Kontor: Wien, X., Rotenhofgasse 34; Niederlage: Wien, I., Friedrichstraße 8.

Behar D. V., Wien, III., Sebastianplatz 2.

Czeija, Nissl & Co., Vereinigte Telephon- u. Telegraphenfabriks A.-G., Wien XX., Dresdner Straße 75.
Ebert Alfred, Radio-Industrie u. Feinmechanik, Wien, X., Rechberggasse 3.
Eltz Nikolaus, lng., SpezialUnternehmen für Radiotechnik, Wien, IV., Schönburgstraße 14

Ericsson, österr. Elektrizitäts A.-G., Geschäft: Wien, IV., Favoritenstraße 43; Fabrik: Wien, XII./2, Pottendorfer Straße 25—27.

Eumig, Elektrizitäts- u. Metallwarenfabrik, Wien, VI., Hirschengasse 5.
Feilendorf Robert, lng., Akkumulatorenfabrik, Wien VII., Bernardgasse 5.
Fichman M., Dr., Metallwarenfabrik, Wien, II./l, Schüttel­ straße 29.
Haber A., Radiohaus, Wien, V., Reinprechtsdorfer Straße Nr. 33.

Halm I., Wien, IX., Wasagasse 12.
Ham & Goldmann, Wien, I., Opernring 17. Ring IV
Heim F., Wien, III., Untere Weißgärberstraße 21.Ring IV
Heine Leopold, A.-G., Wien, VI., Gumpendorfer Straße 11. Ring V
Heitzmann F., Wien, VI., Laimgrubengasse 6.

Hekaphon, Czeija, Nissl & Co., Wien, XX., Dresdner Straße Nr. 75.
Henry-Radio, Wien VII., Kirchengasse 4. Ring IV
Igel J., Wien, VII., Neubaugasse 71. Ring IV
Jacobi H. & Co., Elektrotechnische Fabrik, Wien, XIII., Gurkgasse 50.
Jungreithmayr Franz, Technische u. elektrotechnische Spezialfabrikate, Wien, V., Wiedner Hauptstraße 130.

Kapsch & Söhne, Telephon- u. Telegraphenfabrik A.-G., Wien, XII./2, Johann Hoffmann-Platz 9.
Kobra-Werke A.-G., Unternehmung für den Vertrieb u. Er­zeugung techn. Artikel, Wien, IX./l, Sechsschimmel­ gasse 4.

Kraus Ferdinand, Wien, VII., Lindeng. 29. Ring IV
Kremenezky Johann, Glühlampenfabrik, Wien, XX., Dresdner Straße 57.
Krischker & Nehoda, lng. Riehter & Co., Wien, VII., Halb­ gasse 2.

Leopolder & Sohn, „Leoson" Radiowerk, Wien, III., Erd­bergstraße 52.
Lifschitz John, Radio-Spezialhaus, Wien, VI., Mollardgasse Nr. 9.
Müller Heinrich, lng., Wien, IX./I., Liechtensteinstraße 69.
Neumann Ludwig, lng., Wien, XVII., Bergsteiggasse 36.
„Ötag", vorm. J. Berliner, Wien, XIII./l, Missindorfstraße Nr. 21.

Ortner Alois.
Philips Radioröhren G. m. b. H., Wien, VII., Neubaugasse Nr. 40.
Primoris, Techn. Material G. m. b. H., Wien, IV., Suttner platz 5.
„Radio-Amateur", Radiotechnische Monatsschrift, Verlag, B. Erb, Wien, IX./2, Severingasse 9.
Radiohaus Horny, Wien, I., Rathausplatz 9.

Radiola, Spezialerzeugung für Radioapparate, Wien VII., Zieglergasse 11,
Reischer E.-G. m. b. H., Wien, IX., Sechsschimmelgasse 24.
Saturnus, Techn. u. Maschinenhandels-G. m. b. H., Wien, IX./1, Porzellangasse 45.
Schmidt M., Metallwarenfabrik, Wien, VII., Neubaugasse 7.
Schrack E., Radiowerk, Wien, XVIII., Schuhmanngasse 31.

Schulten, Dr. C, Wien, I., Wollzeile 13.
Sigma, Instrumente u. Maschinen, G. m. b. H., Wien, V., Margaretenstraße 138.
„Steka", Stein & Kastner, Wien, VI., Liniengasse 2 a.
Suchestow & Co., Wien, XV., Kranzgasse 22.
Technischer Verlag Berthold Erb, Wien, IX. 12, Severingasse Nr. 9.

„Telefunken", Siemens & Halske A.-G., Wien, III., Apostelgasse 12. Zentrum.
„Tesig", Telephon- u. Signal-G. m. b. H., Wien VI., Webgasse 27
„Tungsram", Glühlampenfabrik, Wien, XIX./2, Heiligen­städter Straße 134
Varta A.-G., Akkumulatorenfabriks A.-G., Wien, IV., Waag­gasse 17—19
Vertex, Glühlampenfabrik, Atzgersdorf.

Watt A.-G., Glühlampenfabrik, Wien, XIX./2, Heiligen­städter Straße 134. .
Weinberger Artur, Wien, XIX./l, Billrothstraße 6.
Weissenberg M., Wien, VI., Aegvdigasse 12.
Wiener Isolieriabrik G. m. b. H. „Isola", Wien, VI., Hirschengasse 19.
Zerdik C. H., Wien, XVIII., Währinger Straße 103.
,,Zeus", Anton Frank, Generalrepräsentanz d. Wellit Ges. Wien, VII., Neubaugasse 7

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