"Radio Hamburg" sendete ab 4.5.1945 als Sender der britischen Militärregierung, nachdem der Reichssender Hamburg den Engländern unbeschädigt in die Hände gefallen war. Als technischer Direktor fungierte Werner Nestel, unter dessen Leitung das "Central Engineering Dept." eingerichtet wurde. Daraus entstand am 15.9.1945 die NWDR Zentraltechnik. Am 22.9.1945 wurde die Bezeichnung "NWDR", also "Nordwestdeutscher Rundfunk", für alle Sender der britischen Zone eingeführt.

Die Aufgaben der NWDR Zentraltechnik waren vielseitig: Reparatur von Ausrüstung aus RRG-Zeiten, sowie Entwicklung, Bau und Erprobung neuer Geräte einschließlich der Materialbeschaffung. Das galt für den Hörfunk ebenso wie für den Fernsehfunk, der nach dem Krieg von Hamburg aus in Deutschland etabliert wurde.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit, als Studiotechnik nicht einfach eingekauft werden konnte, entstanden zum Beispiel modernisierte Modifikationen der "Neumann-Flasche" CMV3 mit RV2P800 oder MSC2, sowie die umschaltbare Mikrophonkapsel B-M15 (gefertigt bei Wilag, Lensahn).

Mit der Stabilisierung der Lage in der Nachkriegszeit wurden immer häufiger Entwicklungsaufgaben an die Industrie zurückgegeben. Es gab enge Kooperationen mit gewisen Firmen, darunter beispielsweise Hiller für die Entwicklung von leistungsfähigen Mikrophonröhren, oder Malotki für Mess- und Übertragungstechnik.

Im Jahr 1950 umfasste die "Zentraltechnik" unter Leitung von Dr. Rindfleisch mit ihren drei Hauptabteilungen Forschung, Entwicklung und Betrieb 270 Mitarbeiter. Davon enfielen etwa 100 auf Forschung und Entwicklung, ca. 170 auf den Betrieb.

Die "Zentraltechnik" betrieb ab 1947 ihre Senderanlagen selbst. Eigenentwicklungen und Fertigungen gab es weiterhin im Bereich HF- und NF-Technik, Tonaufnahme und -Speicherung, sowie Akustik. So wurde die Mikrophonentwicklung von Dr. Großkopf geleitet, unter dessen Ägide z.B. die Kondensatormikrophone M49 und M50 entwickelt wurden. Das M49 war das erste fernumschaltbare Kondensatormikrophon, und wurde zum ARD-Standard.

Nachdem der NWDR am 1. Januar 1956 in NDR und WDR geteilt worden war, führte die Umstrukturierung dann Ende 1956 zur Auflösung der NWDR Zentraltechnik. Einge Mitarbeiter wechselten ins neu von der ARD eingerichtete "IRT" (Institut für Rundfunktechnik), das in Zukunft alle Forschungs- und Entwicklungsaufgaben zusamenfassen sollte.

Quellen:
NDR Arbeitsgruppe Sammlung Technikgeschichte, "Aus der Geschichte der Zentraltechnik des NWDR 1945 - 1956".
www.ndr.de
NWDR Braunbuch, Ausgabe 1959