Rost entfernen (ausgelaufene Batterien), wie ?
Rost entfernen (ausgelaufene Batterien), wie ?
Beschädigte Batteriehalter-Gehäuse, Kontakte, Chassis usw. verursacht durch die Selbstzerstörung alter Batterien (Durchfressen der Metallhülle) und deren Folgen, kennt wohl jeder von uns.
Hässliche Rost-Rückstände lassen sich wohl teilweise mechanisch entfernen, nicht aber die braunen Flecken. Diese sind auf Metall wie auf Kunststoffen hartnäckig.
Frage:
Gibt es eine Möglichkeit mit chemischen Mitteln diese Flecken zu entfernen ? Oder zumindest auszubleichen ?
Für einen Tipp wäre ich sehr dankbar und nehme an, dass auch viele Sammlerkollegen interessiert daran sind.
Herzlich grüsst, H. Odermatt
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Korrosionsspuren
ein leidiges und manchmal leider irreparables Problem,
nämlich wenn schon tiefe Löcher da sind.
Grundsätzlich muß man (im Wesentlichen) zwei Fälle unterscheiden:
- saurer Elektrolyt
Liegt vor bei allen alten Trockenelementen bis in die 60er.
Das war Ammoniumchlorid oder Zinkchlorid oder Mischungen daraus.
Die sogenannten "Longlife" von Varta (gelb) sind heute noch
von dieser Kategorie
Schwefelsäure aus Pb-Akkus dürfte selten vorkommen.
Hier würde ich zunächst einmal mit Ammoniak verd. (1:5) wischen,
(oder Einlegen, wenn demontierbar).
Im Nachgang mit Zitronensäure (1 Teelöffel in halbes Glas Wasser)
abreiben und mit Wasser spülen.
- alkalischer Elektrolyt
kommt vor in den "Alkaline", Mallory (Hg), Silberoxid-Zellen,
den Ni/Cd-, Ni/MH und früher in den Ni/Fe - Akkus.
Hier geht man umgekehrt vor, zuerst mit Zitronensäure, dann mit
Ammoniak und Wasser.
Manchmal hat man als Flecken braune Eisen-III-Verbindungen vorliegen,
die sich nur mühsam lösen.
In diesem Fall ist Oxalsäure der Klassiker, sie reduziert
zu Fe-II und löst das als fast farblosen Komplex.
Das bekam man früher in jeder Drogerie, zum Entfernen
der Eisenflecken aus der Wäsche.
Ob Oxalsäure heute noch leicht aufzutreiben ist, weiß ich nicht.
Meine Empfehlung zu den Grundmitteln Ammoniak und Zitronensäure
ist daher bedingt, daß beides leicht käuflich ist, ungiftig ist
und Metalle bzw. Kunststoff nicht angreift.
Man kann diese Mittel auch warm anwenden, wenn der Werkstoff
das aushält, und, wenn man demontieren kann, darf man unbesorgt
über Nacht "einlegen".
Noch ein Wort zu einem Sonderproblem:
Haben Sie schon mal den Elektrolyt aus Ni/Cd-Zellen auf
einer gedruckten Schaltung erlebt?
Selbst wenn sich alles sauber kratzen/abwischen läßt, die
Lötaugen sind nicht lötbar, es ist wie verhext. Erst wenn
man mit Wasser oder besser Säure reinigt, geht es wieder.
Bei Radio- und Elektromönnern wird es besonders geschätzt,
wenn eine alte Normalbatterie aus den 50ern noch drin liegt.
Das ist gefährlich für die Metallteile in den Kästen.
Die alten Batterien enthalten Ammoniumchlorid, dieses
hat einen merklichen Dampfdruck selbst bei Raumtemperatur.
Der Dampf verbreitet sich durch die Luft und verursacht
schlimmes Rosten bei Eisen bzw Dunkelfärbung bei Cu und MS.
Deshalb die alten Batterien immer aus den Radios bzw.
Radiomannkästen entfernen und nur zur Ausstellung
vorrübergehend wieder einlegen.
Vorsorglich:
Es gibt Natonlauge. Kalilauge, Salzsäure, Schwefelsäure,
Phosphorsäure, usw. usw., ich weiß das.
Wer sich damit auskennt, mag solche Sachen verwenden.
Ich rate davon ab, Sie haben jeder nur zwei Augen,
Daumen etc....
Grüße
Georg Schön
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Rostflecken
Oxalsäure ist sicherlich in der Apotheke heutzuttage nicht so leicht aufzutreiben, aber Rostfleckenentferner gibt es in gut sortierten Drogerien. Es lohnt sich immer, sich mal im Putzmittelregal umzuschauen. Dort werden kleine Fläschchen für alle möglichen Typen von Flecken angeboten.
Grüße
Walz
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Oxalsäure
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Oxalsäure
das ist ja interessant. Mein Vater nahm zu dem Zweck Ameisensäure,
wobei er den Vorzug hervorhob, daß die Ameisensäure per Dampf
durch das ganze Bienenvolk, die Brut etc. sich verbreitete.
Sie weisen zu recht darauf hin, daß Oxalsäure nicht
unbedenklich ist.
Das ist richtig, und ich will es hier klar ansprechen.
Die Oxalsäure ist etwas giftig, sie stört den
Stoffwechsel der Kalziumsalze im Körper.
Es ist also Sorge zu tragen, daß die Oxalsäure nicht
gegessen oder getrunken wird.
Größere Mengen auf einmal kann man gar nicht verzehren,
da die Säure unerhört bitter/sauer ist und in konzentrierter Lösung
ätzt.
Möglich wäre eine schleichende Vergiftung, durch kleine Mengen.
(Oxalsäure = Kleesäure , in vielen Gemüsern und Obst enthalten,
es ist die Säure, die dem Rhabarber seinen spezifischen Geschmack
verleiht)
Die Oxalsäure gehört weit entfernt von Lebensmitteln unter Verschluß
und sollte vor Kindern und anderen Laien gesichert sein.
Vor allem aber würde ich erst mal versuchen, ob die
bei Schlecker, DM & Co wohlfeil erhältliche Zitronensäure
nicht aussreicht. Ich habe keine Oxalsäure im Haus.
Grüße
Georg Schön
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
ausgelaufene Batterien und Schadenbehebung
Ihnen Herr Schön, Herr Walz und Herr Kamann möchte ich an dieser Stelle herzlich danken für die interessanten Beiträge und Tipps zu obigem Thema. Zeigt es doch, dass es nicht so einfach ist, Schäden dieser Art so ohne weiteres zu beheben. Aber auch, dass viele Radiofreunde diese wertvollen Hinweise gelesen haben. Ich jedenfalls habe wieder einiges dazu gelernt.
Inzwischen konnte ich besagte Säuren in pulverform in einer Drogerie (Giftschein) beschaffen und werde nun mit einigen Versuchen (Mischungsverhältnis der Oxalsäure) dem Rost "zu Leibe rücken".
Vielen Dank nochmals und herzliche Grüsse, H. Odermatt
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Rostentfernung
Ich habe, nur ergänzend, gute Erfahrungen bei Rostansatz mit Waffenöl gemacht. Einfach das betroffene Teil "über Nacht" in Waffenöl einlegen, oder die Stellen mit dem Öl reichlich bedecken. Dann nur leicht abwischen, der restliche Ölfilm wirkt konservierend. Dies ist allerdings nur bei leichtem Rostansatz praktikabel. Bei starkem Rost sind die oben genannten Methoden effektiver, haben aber unter Umständen den Nachteil, dass man die Wirkchemikalie nach Gebrauch neutralisieren muss um Spätschäden am Bauteil zu verhindern.
Beste Grüße
Jens Koch
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Gefahrloses entfernen von Metalloxyden
ich bin neu hier und werde mich gelegntlich an anderer Stelle im Forum vorstellen. Zum entfernen von Oxydschichten aller Art empfehle ich EDTA. Man kann es zum Beispiel bei Kremer Pigmente beziehen. Es gehört zu den Chelatbildnern und wird zum Beispiel in der Medizin zum Ausschwemmen von Schermetallen benutzt. Es ist vollkommen ungiftig im Gegensatz zu Säuren und vielen anderen Chemikalien zur Entfernung von Oxyden. Oxydschichten werden vollkommen entfernt ohne die Metalle in geringster Form anzugreifen. Ich bin, neben dem Hobby Radios und was dazu gehört, auch noch Sondengänger (Schatzsucher ;o)...) und benutze EDTA zum entfernen von Rost usw. Auch bei stark verschmutzten/verkrusteten Münzen wende ich es kurz an, ohne die gewollte Patina zu zerstören. Aus dieser Erfahrung heraus benutze ich es auch zum reinigen von Radioteilen, Röhrenstiften (Sockel), Röhrenfassungen und sonstige Teile. Ich habe kürzlich einen total vergammelten Dreko mit Pertinaxkörper, der sonst nicht mehr zu gebrauchen war, damit gereinigt, anschließend in destilliertes Wasser gelegt und danach vorsichtig bei ca 50° C getrocknet. Er funktioniert wieder. Die Dosierung ist recht einfach. Es reicht ein stark gehäufter Esslöffel auf einen Liter kaltes oder heißes Wasser. Mit heißem Wasser geht es schneller, muss aber bei den Verschmutzungsgraden wie sie bei Radios usw. auftreten, nicht sein.
Viele Grüße, Werner
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
EDTA
Sie scheinen ja wirklich sehr interessante Informationen zur
Toxikologie und Verwendung von EDTA zu haben.
Darf ich die Quelle erfahren?
Haben Sie mal einen Preisvergleich von Kremer-EDTA-Na2 und
"Schlecker"-Zitronensäure gemacht auf Mol-Basis?
Grüße
Georg Schön
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Viele Grüße Werner
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Giftigkeit EDTA
EDTA ist "mindergiftig", das heißt, etwa so giftig wie Oxalsäure
und es ist ätzend, der ph einer verdünnten Lösung ist ca 11, es
ist stark alkalisch. (letzteres liegt daran, daß es sich in Wahrheit
um EDTA-Natriumsalz handelt, was von Kremer verkauft wird.
Das "echte" EDTA wäre sauer und noch teurer)
Sie hatten geschrieben "Es ist vollkommen ungiftig im Gegensatz zu Säuren"
und in Ihrem letzten Post
"nicht unmittelbar giftig wie viele andere Chemikalien wie Säuren etc".
Die erste Aussage ist schlicht falsch,
was Sie mit "nicht unmittelbar giftig" meinen, ist mir schleierhaft.
Am heftigsten finde ich aber die Behauptung der Verwendung als Entgiftungsmittel,
das soll wohl die "völlige Ungiftigkeit" beweisen.
Der "Ca-Komplex von EDTA" wird zur Therapie von Vergiftungen benutzt,
das ist aber nicht EDTA! (Salzsäure ist nicht Kochsalz!)
Und das nicht ohne Risiken, Siehe unten!
EDTA verursacht Tetanie (Krämpfe) , da es den Ca-Stoffwechsel stört,
indem erst mal alles gelöste Kalzium im Blut komplexiert wird.
Sie hätten vielleicht mal im Internet nachsehen sollen?
Zusammen mit dem hohen molaren Preis, kann ich keinen vernünftigen
Grund für die Verwendung von EDTA finden.
Der Glanz einer Silbermünze ist hier wohl kein Kriterium.
Grüße
Georg Schön
Anbei ein Text aus einem Chemie-Lexikon
zur Toxikologie:
---------------------------------------------
Toxikologie:
Die freie Säure löst im Körper aufgrund der Chelat-Bindung von
Calcium-Ionen Tetanie aus. Das Calciumdinatrium-Salz wird im Gegensatz
dazu relativ gut vertragen. Es verteilt sich nur extrazellulär im Körper.
Da es sehr wenig resorbiert wird, muß es zur Therapie von
Schwermetall-Vergiftungen intravenös verabreicht werden. Bei
Überdosierungen können Nierenschäden entstehen [2]; zur Bestimmung siehe
Literatur [3].
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.