Achim Dassow
23.Nov.19 |
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Liebe Radiogemeinde,
angesichts des Erwerbs einer grossen Zahl von Jahrgängen des weltweit bekannten Magazins “Electronics“ möchte ich auch allen Mitgliedern und Besuchern diese Informationsquelle nicht vorenthalten.
Inzwischen habe ich damit begonnen, die Titelseiten und Inhalte der “Electronics“ von Ausgabe 1, 1930 an in den Literaturfinder einzustellen. Dieses Projekt nimmt relativ viel Zeit in Anspruch, so dass ich nur nach und nach die ganzen Ausgaben dokumentieren kann. Daher bitte ich auch um Geduld, wenn es mal etwas länger dauert.
Leider ist bei manchen der späteren Jahrgänge nicht immer die Titelseite mit eingebunden worden, so dass zum Teil erst die erste Innenseite nach der Werbung bzw. die Übersicht der jeweiligen Ausgabe dafür herhalten muss.
Dennoch gehe ich davon aus, dass das Magazin auf einiges Interesse stossen wird, nicht zuletzt auch wegen der jeweiligen Übersicht über die darin veröffentlichten Beiträge.
Der ersten Ausgabe vom April 1930 vorangestellt ist ein Editorial, das ich für Euch ins Deutsche übersetzt habe. Der Text folgt weiter unten.
Die Editoren der ersten Stunde sind:
- O.H. Caldwell, früherer Bundes Radio Bevollmächtigter
- Franklin S. Irby, Ph. D.
- Keith Henney, M.A., auch bekannt durch später veröffentlichte Bücher
- Lee DeForest, Ph.D. , Erfinder der Dreielektroden Röhre
Von Zeit zu Zeit sollten durch die Redakteure auch Beiträge folgender Autoren veröffentlicht werden:
- Thomas A. Edison
- Dr. Lee DeForest
- Prof. J. Ambrose Fleming, Erfinder der Gleichrichterröhre
- Dr. R.A. Millikan, vom Caltech Institute
- H.P. Davis, Präsident der Westinghouse Electric Co.
- Dr. W.R. Whitney, Vize Präsident der General electric Co., Forschungsdirektor
- Dr. Frank B. Jewett, Präsident der Bell Telephone Laboratories
Neben redaktionellen Beiträgen fanden sich auch Rubriken wie
Neues aus der Industrie
Neues aus der Grundlagenforschung
Patente im Feld der Elektronik
Jede Menge Werbung (in späteren, voluminöseren Jahrgängen teils nicht mehr mit eingebunden)
Im Laufe der Zeit wurden die Rubriken erweitert:
Neue Produkte
Literatur
Produktionstechniken
Electrons at work (“Elektronen bei der Arbeit“) = Applikationen Rubrik
Nun zum Editorial der Ausgabe 1, 1930:
Beinahe 50 Jahre ist es her, dass Edison eine Erfindung machte, die heute als die wohl epochalste in seiner gesamten Karriere angesehen wird. Während seiner Arbeit an Glühlampen entdeckte er einen feinen Strom, aus der heissen Glühwendel stammend, der das Lampenvakuum durchquerte.
Damit war das Grundprinzip heutiger Elektronik entdeckt. Aber der grosse Erfinder war viel zu sehr mit anderen Problemen beschäftigt, um weiter daran zu forschen. Und so blieb der famose “Edison Effekt“ eine Generation lang nicht mehr als eine wissenschaftliche Kuriosität. Letztendlich blieb die Verwertung und Umsetzung dieser Elektronenbewegung in einen Gleichrichter Fleming vorbehalten und die Anwendung als Dreielektrodenröhre, die eine neue Welt der Möglichkeiten in der Kommunikation eröffnete, wurde zum revolutionierenden Werk DeForests.
Der einmal aufgezeigte Weg lockte immer mehr Erfinder Physiker und Ingenieure an, die heute inzwischen wie eine grosse Armee Werktätiger in Laboratorien über die ganze Welt verteilt, an verschiedensten elektronischen Applikationen arbeiten.
Inzwischen entwickelte sich rund um die Elektronenröhre ein Milliardengeschäft, in der Telefonie, in der Radio- und Kinotechnik und in der Energietechnik. In den ersten drei Feldern kam es gar zur Revolution. Und in der Energietechnik erschliesst sich nun ein völlig neuer Entwicklungsansatz für die Lösung elektrischer Probleme aller Art. Obwohl elektrisches Engineering der Vergangenheit fast ausschliesslich auf der Anwendung elektromagnetischer Prinzipien basierte, können heute Ingenieure auf ein zweites, in der Bedeutung und in der Anwendbarkeit zunehmendes Medium zurückgreifen, ob nun für Steurungszwecke oder auch für das Handling schwerer Lasten.
All diese verschiedenen Applikationen der Elektronenröhre werden sich in Zukunft erweitern und sich gar multiplizieren. Und einige tausend neuer Anwendungen werden in zunehmender Menge entstehen. Die Komplexität neuer Entwicklungen wird wachsen. Immer mehr Spezialisten werden in ihren eigenen Gebieten arbeiten. Neue Entwicklungen werden aus unerwarteten Feldern kommen. Chemie und Physik entdecken ständig neue Methoden und Anwendungen. Eine Industrie nach der anderen wird neue Erfindungen für den Gebrauch in vielen Bereichen etablieren.
Für diese frische, pulsierende neue Kunst wird ein Forum benötigt, ein Engineering Journal, welches die weit gespreizten Aktivitäten auf diesem Feld zusammenfasst, wissenschaftliche und industrielle Fortschritte dokumentiert und praktisch verwertbare Informationen zusammenstellt. Solch ein Magazin sollte mutig und fortschritts- bzw. anwendungsorientiert wissenschaftliche Visionen über die Gegenwart bis in die Zukunft hinein vermitteln.
Und es sollte in redaktioneller und wirtschaftlicher Hinsicht unabhängig sein, die Rechte Etablierter, die auf dem elektronischen Weg Pionierarbeit leisteten, berücksichtigen. Und die Rechte und Möglichkeiten unabhängiger Erfinder und Entwickler respektieren, die daran arbeiten das nächste Jahrzehnt noch erfolgreicher und produktiver zu machen. Kurz gesagt, “Electronics“ sollte ein Forum für Diskussionen aus allen Perspektiven sein, es sollte ein Lagerfeuer für alle in der elektronischen Industrie sein, die sich versammeln um sich zu beraten und die besten Gedanken auszutauschen.
Die Elektronenröhren – Kunst entwickelt sich hin zu grossen und grösseren Fortschritten. Für Ingenieure und Geschäftsführer in allen sich verzweigenden Bereichen der Elektronik versprechen die Redakteure und Publizierer einen wertvollen Service in diesem Feld der bislang nicht da gewesenen Möglichkeiten.
“Electronics“ wurde publiziert zwischen 1930 und 1995
Die verantwortlichen Redakteure waren:
- 1930-1937 Keith Henney
- 1938-1952 Donald Fink
- 1953-1963 W.W. MacDonald
- 1964-19?? Lewis H. Young
Ursprüngliche Adresse:
Mc Graw-Hill Publishing Company Inc., USA
New York
Tenth Ave. at 36th St.
Im Oktober 1931 bezog man das neue Firmengebäude in der 330 West 42nd Street, das auch die Frontseite der Dezember-Ausgabe der Electronics zierte.
(Siehe rechts)
Dieses Gebäude wurde aber nur bis 1972 genutzt, als das neue Gebäude bezogen wurde.
Anschliessend wurde das alte Gebäude verkauft und wurde 1989 zum historischen Denkmal erklärt.
Electronics wurde bis 1988 von McGraw-Hill herausgegeben, danach wurde das Magazin an VNU in Holland, später dann an Penton Publishing weiterverkauft.
Neben den jeweiligen Titelseiten sind auch die Inhaltsverzeichnisse gescant worden.
Ich wünsche allen Interessierten frohes Stöbern.
Weitere Jahrgänge werden nach und nach folgen.
Gruß
Achim
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