Description |
Der Industriesalon Schöneweide hat es sich zur Aufgabe gestellt, die bedeutende Industriekultur von Schöneweide vor Ort sichtbar zu machen und den Standort damit langfristig zu stärken.
Relikte der Industriegeschichte
Der Industriesalon sammelt materielle und immaterielle Zeugnisse der Industriegeschichte von Schöneweide. Maschinen, Brigadetagebücher oder Erinnerungen - in unserem "Schaudepot" wird alles aufbewahrt, was von der Industriehistorie erzählt.
Den größten Teil unserer Sammlung bildet das ehemalige Werksmuseum "Technik im Turm". Es entstand in den 80er Jahren, als Angehörige des Werks für Fernsehelektronik (WF) eine Sammlung von Eigenerzeugnissen anlegten. Nach der Wende wurde die Produktion von Elektronenröhren, Halbleiterbauelementen- sowie die Flüssigkristall-Anzeigenfertigung stillgelegt. Damals gelang es, typische Produktionsmittel aus den Fertigungsstätten sowie zahlreiche angearbeitete Röhrensystemteile, Glas- u. Keramik-Halbfabrikate vor der Verschrottung zu retten. Bis 1993/1994 konnten diese Exponate in der Ausstellung „Technik im Turm“ oben im Peter-Behrens-Bau besichtigt werden. Dann wurde das Museum geschlossen und die Materialien wurden eingelagert.
Als Samsung 2009 die Immobilie "besenrein" verkaufen wollte, drohte die Sammlung im Müllcontainer zu landen. Das war die Geburtsstunde des Industriesalons: Dem Verein gelang es, die Zeugnisse der inzwischen zusammengebrochenen Industrieproduktion zu retten und in eine nahegelegene Industriehalle umzulagern. Hier hat der Besucher nun Gelegenheit, einen Einblick in die weite Welt der aufwendigen und komplizierten Fertigungsprozesse von Elektronenröhren zu gewinnen.
Weiterhin zu sehen sind unterschiedliche Punkt-Schweissmaschinen, Montagewerkzeuge, eine Horizontaleinschmelzmaschine für Kleinsenderöhren, Lebensdauertestgestell, ein Profilprojektor, Hohlglas-Dickemessgerät, Geräte zum Nachweis von Glasspannungen mittels polarisierten Lichts. Für Kleinsenderöhren: Röhrenmesstische, Glasrohkolben, Systemhalterungen aus Keramik, im Vakuum konservierte Einbauteile und Getter zwecks „späterer“ Verwendung.
Schau der Elektronenröhrenfamilien und Beispiele für deren Anwendung
In 18 beleuchteten Wandvitrinen ist die gesamte Palette international üblicher Elektronenröhrenfamilien ausgestellt, die aus der langjährigen Fertigung des WF stammen.
Neben Röhren baute das WF bis 1960 auch UKW-Sender, von denen mehrere Exemplare erhalten sind. Richtfunkgeräte und die Endstufe eines 10-kW-Tonsenders für das Farbfernsehen sind Fremderzeugnisse. Sie demonstrieren die Anwendung von Wanderfeld- und Höchstfrequenzröhren aus dem WF.
Gleiches gilt für Studio- und Industriefernsehkameras, ausgestattet mit WF-Orthikons bzw. Endikons.
Das WF hatte ein breites Produkt-Spektrum. Zur Sammlung gehören deshalb auch Elektronen-mikroskope, Bauteile für die Hohlleitermesstechnik, und schließlich eine von drei im WF entwickelten und damals an die Theater ausgelieferten elektronischen Toccata-Orgeln mit insgesamt je 250 Röhren.
Fotoarchiv und Entwicklungsberichte aus den Jahren 1945 -1989 Für die Erforschung der „Industriegeschichte Schöneweide“ ist die Tatsache wichtig, dass die Entwicklungsberichte des WF ab 1945 – bis 1989 komplett im Industriesalon vorhanden sind.
Weiterhin konnten vom Industriesalon ca. 50.000 Fotos geborgen werden. Sie dokumentieren Produkte, technische Entwicklungen, Forschungen und das politische und soziale Leben im WF. Außerdem befinden sich zahlreiche Portraits von Werksangehörigen darunter - zumeist fotografiert zur Veröffentlichung in der WF-Zeitung "Sender" oder auch für Betriebsausweise. |