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DC762 (DC762) Erklärungsbedarf
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Wolfgang Holtmann
21.Aug.10 |
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Ausgehend von einer Diskussion in Jogis Röhrenbude, möchte ich zu dieser Spezialröhre (gilt auch für die DC760) meine Erkenntnisse ebenso hier im RM verbreiten.
In den 60er Jahren wurde diese Röhren nur für den Gebrauch als Elektrometer entwickelt, also auf extrem kleinem Steuerstrom geachtet, was man allerdings mit einer kleinen Steilheit erkaufen musste. Normalerweise waren diese Typen nur für eine begrenzte Anzahl von Anwendern bestimmt. Ich denke da an die Forschung, Technologie und Messtechnik. In letzter Zeit sieht man Restbestände -für wenig Geld- hier und da auftauchen. Damit gelangen diese Subminiaturröhren auch in die Hände von Radiotechnikern und –bastler die damit ein Radio, oder Verstärker bauen wollen.
Glücklicherweise ist das Datenblatt greifbar und auf der Röhrenseite einzusehen. Vielleicht ergeht es anderen so wie mir, ich meine die Unsicherheit über die Funktion der DC762 anhand der dort abgebildeten Sockelschaltung.
Man könnte glauben, es handele sich um eine Triode deren Anodenstrom mit Hilfe von Steuerstegen (st) beeinflusst wird. Andererseits sind in den Kurvenscharen Trioden mit Gitter abgebildet. Die untere zeigt den Steuerstrom in Abhängigkeit von delta Ia. Weiterhin stelle ich fest, dass in der Prinzipschaltung handschriftliche Verbesserungen angebracht wurden. Das alles macht die Verwirrung noch größer.... Was stand da ursprünglich? Ist nicht zu lesen.
In solchen Situationen versuche ich mit meinen bescheidenen Mitteln der Sache auf den Grund zu gehen. Zunächst ist der tatsächliche Systemaufbau von Wichtigkeit.
Wir sehen auf den ersten Blick eine herkömmliche Triode mit in der Mitte den Heizfaden, dann folgt ein Gitter, sowie das Anodenblech. Von Steuerstegen keine Spur....
Da die Elektrodenspannungen in Elektrometern nur gering sein dürfen, sind die Abstände ebenso klein gehalten. Zusammen mit dem rel. weitmaschigen Gitter, kann man auch von einem hohen
Durchgriff ausgehen.
Um nochmal auf das Sockelschaltbild zurückzukommen, das „Gitter“ hat bei dieser Röhrensorte die Funktion einer Anode (a) und liegt an einer positiven Spannung. Das „Anodenblech“ dient nun als Steuerelement (st) und der Anschluss ist nach oben herausgeführt!
„umgekehrte“ (inverted) Triode ist das Zauberwort!
Davon ist jedoch im Datenblatt nichts zu finden. Raum wäre vorhanden gewesen!
Ich nehme dazu als Vorbild die Umschreibung in einem NASA – Report (USA), den uns Herr Günter Haas zugespielt hat:
"The triode inverted structure offers many advantages over tetrode and pentode tubes of conventional construction. ....and the position of the control electrode outside of the wound anode places it in a favorable position as far as contamination due to metallic barium evaporated from the filament."
Ich denke, dass der Entwickler (Röhrenwerke Neuhaus, DDR) die damaligen Anwender nicht für „Schwachköpfe“ verkaufen wollte und sich das einfachheitshalber erspart hat.
Wer mehr über diese besondere Art von Triodenschaltung erfahren möchte, kann hier weiterlesen.
Umgezeichnet für die Elektrometerfunktion sähe das im Prinzip so aus, wobei ich mit Absicht die uns allen bekannte Triode mit ihren Bezeichnungen verwende:
Es ist also möglich, auch mit der „Anode“ den Elektronenstrom zu steuern. Die kleine neg. Spannung am Eingang soll den richtigen Arbeitspunkt einstellen.
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Dietmar Rudolph † 6.1.22
22.Aug.10 |
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Die "inverted Triode" zur Messung extrem kleiner Ströme wird im "Handbook of Industrial Electronic Circuits, McGraw-Hill, 1945" beschrieben. "Inverted" bedeutet, daß das Gitter der Röhre als Anode verwendet wird, während die Anode die Steuerung des Elektronenstroms übernimmt. Diese Beschreibung ist auf Englisch hier zu finden. (Die zitierte Röhre "Westinghouse RH507" ist im RM.org bislang noch nicht angelegt. Hat jemand Daten zu dieser Röhre? Bitte anlegen.) MfG DR |
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