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Stromquellen und -Senken mit Röhren (unendl. Innenwiderstand
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Achim Dassow
09.Nov.19 |
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Liebe Mitglieder und Besucher des RM, zu Beginn meines Beitrags möchte ich auf eine etwas unglückliche, weil missverständliche, aber trotzdem weit verbreitete Begriffsverwendung des Ausdrucks "Stromquelle" hinweisen: Nun zum Beitrag. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Stromquellen mit Röhren zu implementieren: durch negatives Feedback oder durch positives Feedback. Erstere Version ist weithin bekannt: Die rechts im Bild gezeigte Schaltung lässt bei einer Triode ECC83 und
1. Stromsenke (Anodenseitige Last) c) Kondensator Ladestromerzeugung in Sägezahngeneratoren d) Spannungspegelumsetzer mit Frequenzbereich bis 0Hz (DC-Kopplung). Bild unten: Operationsverstärker mit Teilernetzwerk (an V1b) und mit Stabilisatorröhre (an V2a) Dabei ging in den Widerstandsteilern im Gegensatz zur Lösung mit Stabilisatorröhre generell ein Teil der Signalspannungsamplitude im Spannungsteiler Netzwerk verloren. Auf der anderen Seite erhöht der Einsatz einer Stabilisatorröhre den Materialaufwand und die Schaltkapazitäten. Den Verlust im Widerstandsteiler hat man häufig durch den Einsatz hoher negativer Hilfsspannungen am unteren Teilerwiderstand (5.1MΩ, Bild oben) zu minimieren versucht. Da für die Spannungsteiler Netzwerke i.d.R. hochohmige Widerstände verwendet wurden (um die vorhergehende Stufe möglichst wenig zu belasten), mussten diese auch noch zwecks besseren Frequenzgangs mit Parallelkondensatoren (zu R1, Bild oben) versehen werden. Erst der Einsatz von Stromsenken (V2, links) konnte die Situation verbessern [12].
In der Konfiguration als Stromsenke wurde auch gern eine Pentode (rechts) mit ihrem inherent höheren Innenwiderstand verwendet, wenn die Versorgung des Schirmgitters dabei konstant bleiben konnte. Dabei wird ΔVa/Δia=Rp(1-ia/ic) wobei Rp=Anodenwiderstand, ia=Anodenstrom, ic=Kathodenstrom Mit dieser Anordnung kann ein Innenwiderstand von maximal ca. 10MOhm erreicht werden. Ideal für eine Differenzverstärkerstufe wäre jedoch ein unendlich grosser Innenwiderstand der Stromsenke, da dann am Ausgang die Gleichtaktspannung immer annähernd gleich Null bleibt, bzw. maximale Unterdrückung erfährt. Dazu wurde u.a. von Philips 1955 [3] vorgeschlagen, die Versorgung des Schirmgitters (g2) relativ zum Kathodenpotenzial konstant zu halten (Bild links).
Um den Pluspol der Stabilisatorröhre wiederum von der Versorgungsspannung zu entkoppeln (hochochmig zu machen), wurde die nebenstehende Erweiterung der Schaltung vorgeschlagen, wobei bereits diese gezeigte Erweiterung ihrerseits eine (relativ einfache) Stromquelle darstellt. Unter Zuhilfenahme dieser Erweiterung ergibt sich ein Innenwiderstand der obenstehenden Stromsenke von: Die nebenstehende Schaltung wurde anstelle des Widerstands R in der obenstehenden Schaltung angeschlossen. Dabei kann der Innenwiderstand der obenstehenden Stromsenke letztendlich mehrere 10 MΩ erreichen.
Eine weitere Ausführungsform der Stromsenke ist die Anordnung mit zwei Trioden in Serie (Kaskode), wobei die "obere" Triode mit ihrem Gitter an einem Potenzial liegt, das den Betrieb der "unteren" an einer annähernd konstanten Anodenspannung erlaubt, da nunmehr die obere Triode in Gitterbasisschaltung arbeitet. ΔVa/Δia > μ1 * μ2 * rk , Zudem erzeugt diese Schaltung weniger Rauschen, als eine Stromsenke mit einer Pentode. Da die Verstärkung aller Trioden zusammen trotzdem nur endlich ist, bleibt auch der Ausgangswiderstand dieser Stromsenke endlich. Solange kein Gitterstrom fliessen darf, können die Gitterspannungen auch durch einen Widerstandsteiler erzeugt werden (Parallelkondensatoren schalten). Die eben genannte Ausführungsform einer Stromsenke lässt sich durch weitere Trioden in Serie (Kaskode) auf immer grössere Innenwiderstände erweitern [3]. Eine in der Röhrenliteratur nicht oder kaum bekannte Schaltung für eine Stromsenke oder (unter bestimmten Bedingungen auch Stromquelle) ist die folgende:
Eine Kaskodeschaltung aus zwei verschiedenen Trioden V1 + V2, wobei V1 eine sehr hohe Steilheit auch bei kleiner Anodenspannung haben muss, während die Triode V2 für den Arbeitsstrom der unteren Triode eine sehr hohe negative Gittervorspannung haben sollte (z.B. 12B4). Dies sorgt dafür, dass die Anodenspannung von V1 gleich der Gittervorspannung von V2 ist. Bei der richtigen Kombination ergibt sich so eine Serienschaltung, bei der nur e i n Kathodenwiderstand die Gittervorspannung für b e i d e Röhren erzeugt. Die Röhre V1 (z.B. 6DJ8/ECC88) erlaubt bei ausreichend hoher Steilheit und Perveanz (anm.: Perveanz oder auch Raumladungskonstante beschreibt die zur Erzielung eines Stromflusses erforderliche Anodenspannung [13]) eine so niedrige Anodenspannung, dass die Kathodenspannung der V2 als Anodenspannung der V1 ausreicht. Vorteilhafterweise verwendet man für V1 eine Spanngitterröhre, die die besten Voraussetzungen für diesen Einsatzzweck mitbringt. Die Schaltung ist ähnlich solchen mit Feldeffekttransistoren aufgebauten Stromquellen [4, 5]. Diese Serienschaltung erzeugt o h n e extra Spannungsteiler oder schwebende Referenzspannungen einen deutlich höheren Innenwiderstand als eine Triode allein. 2. Stromquelle (Kathodenseitige Last) Verwendungszweck: Bei kathodenseitiger Last kann eine Pentode nur mit Hilfe zusätzlicher Massnahmen (= weitere Bauelemente) eingesetzt werden, da sich sonst die Schirmgitterspannung zusammen mit dem Kathodenpotenzial ständig verändern würde. Sonst würde der Innenwiderstand des Schirmgitterzweigs dem Gesamt-Innenwiderstand parallel liegen, was unerwünscht ist. Schaltungen mit Pentoden für kathodenseitige Last, die das Problem mit der Schirmgitterimpedanz vermieden, wurden zwar entwickelt, konnten sich aber wegen des erhöhten Aufwandes und wegen weiterer Nachteile (Schaltungskapazitäten) nicht durchsetzen. Jedoch häufiger wurden Trioden für solche Zwecke eingesetzt. Natürlich muss auf die Spannungsfestigkeit zwischen Kathode und Heizung (Vkf) geachtet werden, was die Röhrenauswahl weiter einschränken kann. Hier liegt die Stromquelle in Serie mit der Anode eines Verstärkers (Triode oder Pentode). 1940 Eingereicht zur Patentanmeldung von Maurice Artzt und 1943 unter Nummer US2310342 erteilt [6], wurde diese Schaltung "Balanced direct and alternating current amplifier" genannt. Heute trägt diese Schaltung den Namen SRPP (Series Regulated Push Pull) oder auch SEPP (Single Ended Push Pull). Hierbei geht es nach Angaben des Erfinders aber hauptsächlich um die Unabhängigkeit der Ausgangsspannung von der Versorgungsspannung und um die Reduktion von k2 im Spektrum einer Ausgangswechselspannung. Eine theoretisch maximale Verstärkung mit nur 1 Triode liess sich damit nicht verwirklichen. Aber wie erreicht man einen unendlich grossen Innenwiderstand bei einer mit Röhren aufgebauten Stromsenke? Und wie erst recht bei einer mit Röhren aufgebauten Stromquelle ? Die Antwort heisst: mit positivem Feedback. Zunächst gleich noch eine Antwort auf eine Frage, die immer wieder im Zusammenhang mit positivem Feedback gestellt wird: In [8] wird 1962 eine Schaltung einer Stromsenke mit positivem Feedback beschrieben, die zwar 1967 [9] nochmals erwähnt wurde, später aber völlig in Vergessenheit geriet. Und weiter: "Andererseits kann mit einer einfachen Schaltung unter bestimmten Bedingungen und unter Anwendung von positivem Feedback ein extrem hoher Innenwiderstand erreicht werden." Der extrem hohe Innenwiderstand wird durch das positive Feedback von der Anode von Röhre 1 zur Kathode derselben Röhre erzielt, Röhre 2 wird lediglich zur Impedanztransformation verwendet. Ein negatives Feedback entsteht durch den hochohmigen Widerstand an der Kathode von Röhre 1, wodurch die in [7] postulierte Bedingung für Stabilität erfüllt ist. Allerdings ist die exakte Einstellung des Feedbacks von den Parametern der verwendeten aktiven Bauelemente abhängig. Die gezeigte Schaltung ist im Gegensatz zu den weiter oben genannten weit weniger im Frequenzgang eingeschränkt, da sie im Prinzip aus der Kombination eines Kathodenfolgers mit einer Gitterbasisstufe besteht. Als Kondition für unendlichen Innenwiderstand gilt hierbei [8, 9]: In einer Transistorschaltung setzt man daher als Spannungsfolger besser einen Sourcefollower (JFET oder MOSFET) ein, wobei wiederum der JFET wegen seiner geringen Cgs Eingangskapazität die beste Wahl ist. Beim Aufbau mit Röhren ist ausserdem darauf zu achten, dass die Trioden innerhalb eines Systems möglichst gegeneinander geschirmt sind, das verhindert ungewollte Kopplungen, sowohl durch Schaltkapazitäten als auch durch vagabundierende Elektronen. Bei dieser Gelegenheit liegt es nahe, für Röhre 2 eine Triode mit hoher Perveanz zu verwenden wie z.B. die 12B4, das verhindert Gitterstrom für den Fall, dass durch R2 ein relativ hoher Strom fliessen muss und verbesssert gleichzeitig die Linearität der Schaltung. Eine bislang nicht erwähnte Tatsache ist, dass das Spannungsteilerverhältnis dazu verwendet werden kann, nebst einem unendlichen Innenwiderstand auch einen positiven oder gar auch negativen Innenwiderstand zu erzeugen. Negativer Innenwiderstand? wird sich Mancher jetzt vielleicht fragen. Kurz erklärt: Ein positiver Widerstand ist einer, der mit steigender angelegter Spannung einen immer höher werdenden Strom fliessen lässt. Ein negativer Widerstand ist einer (Kurve rechts, Schaltbild unten), der mit steigender angelegter Spannung einen immer geringer werdenden Strom fliessen lässt. Vielen ist bekannt, dass man mit einem negativen Widerstand Signalspannungen verstärken oder auch Schwingungen in einem Schwingkreis anregen kann.
Unter Bezug auf die weiter oben genannten Spannungspegelumsetzer lässt sich mit einer auf negativen Innenwiderstand "getrimmten" Stromsenke nun also ein verstärkender Spannungspegelumsetzer aufbauen (Bild links). Damit kann in einem mehrstufigen Gleichspannungsverstärker gegebenenfalls eine Verstärkerstufe eingespart werden, ganz zu schweigen vom deutlich besseren Frequenzgang der damit ausgerüsteten Schaltung.
Das ist aber noch lange nicht alles: Wenn der Spannungsteiler R2/R13 (links oben) auf negativen Innenwiderstand getrimmt ist und zusätzlich parallel zu R2 ein Kondensator geschaltet wird, erreicht man dadurch eine negative Kapazität am Eingang der Stromsenke. Prinzipiell können mit der entsprechend "getunten" Stromsenke Kapazitäten in Induktivitäten und umgekehrt verwandelt werden, was den Anwendungsbereich dieser Schaltung erheblich vergrössert. Nun zur Stromquelle mit unendlichem Innenwiderstand: Ein erster Ansatz war weiter oben bereits mit der Hilfsschaltung der Fa. Philips zu erkennen [3]. Dieser Ansatz wurde bei Philips fortgeführt und gipfelte in einem Patent von 1959, Anmeldedatum 22.08.1954. Durch die Kombination einer Stabilisatorröhre mit einem Kathodenfolger kann die über einem Referenzwiderstand (28) abfallende Spannung konstant gehalten werden, wobei die Spannung über dem Widerstand (28) = Spannung über der Stabilisatorröhre + Gitterspannung der Regelröhre. Dadurch entsteht eine relativ hochohmige Stromquelle, deren Innenwiderstand v.a. von der Verstärkung der Regelröhre (26) abhängt. Das Patent zeigt mehrere Ausführungsformen, wobei Fig.2 und Fig.3 am interessantesten sind, da diese mit nur 1 Stabilisatorröhre auskommen.
Da in Fig.3 (Bild rechts) statt des Kathodenwiderstands eine Stromsenke vorgesehen wurde, ist diese Schaltung natürlich die hochohmigere der beiden, da jetzt der grössere Innenwiderstand der kathodenseitigen Stromsenke (30) dem Innenwiderstand der anodenseitigen Stromquelle (26-28, 31) parallel liegt. Diese Schaltung kann, anstatt die Schirmgitter von Pentoden in einem Differenzverstärker zu versorgen, auch als Anodenwiderstände der beiden Pentoden (anm.: aber nur in Form eines Stromspiegels *) oder als Anodenwiderstand zweier in Kaskode geschalteter Trioden verwendet werden, wobei die erzielbare Verstärkung der Verstärkerstufe deutlich gesteigert werden kann. Natürlich gelten hier ebenfalls Einschränkungen im Frequenzgang durch die Zunahme aller Schaltungskapazitäten. Bei geeigneter Röhrenauswahl sind aber trotzdem noch höhere Audiofrequenzen erreichbar. Immerhin erscheint mir ein Ersatz teurer spezial Audio-Drosseln mit Hilfe dieser Schaltung überlegenswert. Auch die obige Schaltung lässt sich, wie die nebenstehende Abbildung zeigt, durch Einsatz einer Differenzverstärkerstufe noch weiter verfeinern, dabei entfällt übrigens die Stabilisatorröhre und es kann wegen dem jetzt möglichen positiven Feedback theoretisch auch eine Stromquelle mit negativem Innenwiderstand realisiert werden. * dazu später einmal mehr.
Die Röhre U2 muss dabei auch mit sehr niedriger Anodenspannung noch eine ausreichende Verstärkung liefern können, was durch Einsatz einer ECC88 o.ä. ermöglicht wird. Die eigentliche Stromregelröhre ist U1, vorzugsweise eine steile Triode, die eine höhere Anoden-spannung als U2 erlaubt. Die neben-stehende Schaltung liefert bei Eingangsspannungen (V in) von 70V bis 240V einen konstanten Ausgangsstrom in die Spannungs-quelle V2 hinein. Die Ausgangs-spannung wird über Röhre U3 als Kathodenfolger abgegriffen. Für U3 muss eine Röhre wie die 12B4 verwendet werden, sonst setzt bei höherer Last Gitterstrom ein, was die Linearität der Schaltung zunichte machen würde. Die Konstanz dieses Stromes lässt sich am folgenden Diagramm ablesen: I(V2) zeigt dabei die Kurve des Eingangsstroms über der angelegten Eingangsspannung V(in), welche z.B. eine Anodenspannung einer vorher-gehenden Stufe sein kann. Zum Schluss noch ein Vergleich der Linearität von 3 verschiedenen von mir simulierten Stromsenken:
Der Verlauf der Ströme (Bild rechts) ist von 50V bis 300V annähernd konstant, insbesondere bei den beiden linken Schaltungen. Aber selbst die Schaltung oben rechts zeigt noch einen Innenwiderstand von Der kleine Streifzug durch die Röhren-Entwicklungsgeschichte hat gezeigt, dass auch Stromquellen mit Röhren angewendet wurden bzw. angewendet werden können und damit ausgerüstete Schaltungen (z.B. Audioverstärker) in ihren Eigenschaften sogar verbessert werden können. Liebe Grüße
Quellenhinweise: [1] Vacuum Tube Amplifiers, Valley / Wallman, McGraw-Hill, 1948, pp. 481 [2] R. M. Howe, Design Fundamentals of Analog Computer Components, Van Nostrand Co., 1961, [3] G. Klein, "Rejection Factor of Difference Amplifiers", Philips Research Reports 10, 1955, [4] Current Sources and Voltage References, Newnes, 2005, pp.167 [5] "The FET Constant-Current Source/Limiter", Siliconix Application Note AN103, 1997 [6] Maurice Arzt, Patentschrift US2310342, einsehbar unter w w w depatisnet.dpma.de [7] Valley / Wallman, Vacuum Tube Amplifiers, McGraw-Hill, 1948, pp. 475 [8] AMBRÓZY, A.: 'Current source with very great resistance', Periodica Polytechnica, 1963, 7, [9] AMBRÓZY, A, "Constant current source with infinite internal resistance", Electronics Letters, [10] Pieter J. W. Jochems + Gerrit Klein, "Differenzverstärker mit zwei in Gegentakt geschalteten [11] Nenadal / Mirtes, Analogue and Hybrid Computers, Iliffe Books Ltd., London / American Elsevier
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