Anwendung der Magischen Waage EM 83
via OCR aus Radio und Fernsehen 1958
Die bisher bekannten Anzeige- bzw. Abstimmanzeigeröhren, z.B. AM4, EM11, EFM11, EM71, EM80 und EM85 gestatten eine Anzeige einer maximalen oder minimalen Spannung, lassen aber einen Vergleich mit einem vorgegebenen Spannungswert oder einen Vergleich zwischen zwei Spannungen nicht zu. Mit der neuen universellen Anzeigeröhre EM83 lassen sich diese Forderungen erfüllen, und es ergeben sich viele interessante Anwendungsmöglichkeiten, von denen im folgenden einige aufgeführt werden sollen.
Anwendung als normale Abstimmanzeigeröhre
Die EM83 kann an Stelle der bisher üblichen Anzeigeröhre in AM-Empfängern mit demselben Schaltungsaufwand verwendet werden. Die Anzeige erfolgt dann bei richtig abgestimmtem Sender so, das die Maximum der Leuchtbalkenhöhe erreicht wird. Hierbei können die Steuergitter gemeinsam an die anzuzeigende Regelspannung und die Triodenanoden mit den Steuerstegen über einen gemeinsamen Widerstand von etwa 500 kOhm an die Plusspannung gelegt werden. Ein Katodenwiderstand wird im allgemeinen nicht benötigt.
Bild 1
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Eine verbesserte Schaltung arbeitet mit getrennten Anodenwiderständen für jedes System und mit einem Spannungsteiler (R1, R2) zwischen den Steuergittern. Hierdurch wird eine Zweibereichsanzeige wie bei der EM 11 erreicht, jedoch mit dem Vorteil, dass sich durch die Wahl von R1 und R2 eine beliebige Aussteuerdifferenz zwischen den Systemen einstellen lässt. Die Anzeige erfolgt dann so, dass von schwächeren Sendern erst der eine Leuchtbalken ausgesteuert wird, während der andere „nachläuft" und erst bei starken Sendern ganz ausgesteuert wird.
Bild 2
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Verwendung in der UKW FM-Empfängertechnik
Da bei der heute üblichen Demodulation der FM-Signale im Ratiodetektor entweder bei der symmetrischen Schaltung eine gegenüber dem Chassis durch Null laufende Spannung im Abstimmpunkt auftritt oder beim unsymmetrischen Ratiodetektor zwei gegenüber dem Chassis negative Spannungen von gleicher Größe vorhanden sind, liegt die Verwendung einer Anzeigeröhre, wie sie in der EM 83 vorhanden ist, sehr nahe. Besonders wird dies noch gefördert durch die allgemein bekannte Tatsache, dass die bisher verwendete Maximalanzeige sehr flach arbeitet und keine genaue Einstellung ermöglicht.
Am Beispiel eines unsymmetrischen Ratiodetektors ist die Anschaltung der EM 83 dargestellt (Bild 3). Bild 3a zeigt die Anzeige eines Senders, der nach einer Seite verstimmt eingestellt ist, 3b die richtige Abstimmung und 3c eine Verstimmung nach der anderen Seite. Man kann außerdem erkennen, dass eine ungefähre Bestimmung der Eingangsspannung des einfallenden Senders möglich ist, allerdings nur bis zum vollen Einsatz der ZF-Begrenzung (3a ein schwächerer Sender, 3 b und 3 c stärker einfallende Sender).
Durch die eindeutige Anzeige, nach welcher Seite der Empfänger verstimmt ist, wird eine bedeutende Bedienungserleichterung erreicht, da das lästige mehrmalige Wegdrehen über den Abstimmpunkt wegfällt. Der Widerstand RL1 = RL2 ist durch die Aufteilung des sonst üblichen Widerstandes RL entstanden. Das Potentiometer dient zur Symmetrierung der beiden Trioden und enthält gleichzeitig die Außenwiderstände. Bei einem symmetrischen Ratiodetektor (Bild 4) liegt das eine Steuergitter der EM 83 an Masse, auf das andere Steuergitter wird die durch Null gehende Spannung des Phasengleichrichters gegeben, die bei positiver Polung einen kleineren Ausschlag und bei negativer Polung einen größeren Ausschlag als der feststehende Leuchtbalken erzeugt.
Die Höhe des feststehenden Leuchtbalkens wird durch die Größe des Katodenwiderstandes bestimmt. Auch hier lässt sich feststellen, nach welcher Seite der Empfänger verstimmt ist (Bilder 4a, 4b und 4c).
Dagegen lässt sich die Stärke des einfallenden Senders nicht so einfach erkennen, wie beim unsymmetrischen Ratiodetektor. Man kann zwar auch hier, z. B. durch eine Steuerung mit der ZF-Begrenzerspannung über die von Masse getrennten Gitterableitwiderstände eine Anzeige erzielen, aber da die Empfindlichkeit der Anzeige in der Schaltung des symmetrischen Ratiodetektors geringer ist, wird die in der Empfängertechnik übliche unsymmetrische Schaltung bevorzugt werden.
Bild 3
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Bild 4
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EM 83 in kombinierten AM/FM-Empfänger
Da Empfänger mit nur AM- oder FM-Bereichen nur noch für den Export bzw. als Spezialempfänger Bedeutung haben, muss die Anzeigeröhre mit in die Umschaltung des Empfängers einbezogen werden. Im Schaltbild eines einfachen Empfängers (Bild 5), wird man die EM 83 eventuell in der bisher üblichen Weise anschalten und auf die Waageanzeige verzichten.
Es ist sowohl die AM-Regelspannung als auch die FM-Summenspannung über je 2 Mega Ohm an die beiden Steuergitter der EM 83 angeschlossen. Hierdurch wird kein Schaltkontakt benötigt, allerdings tritt eine Herabsetzung der Anzeigespannung durch die fest angeschlossenen Widerstände auf.
Dies kann aber in Kauf genommen werden, da die anzuzeigenden Spannungen meist eine Größe von 16 V erreichen. Die Form der Anzeige entspricht der vorher beschriebenen. Ein Symmetrierpotentiometer wird nicht unbedingt benötigt, eine Nachlaufsteuerung zur Erweiterung der Anzeige kann natürlich ebenfalls verwendet werden.
Bild 5
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Bild 6
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Bild 7
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Bild 8
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Wenn die Halbierung der Anzeigespannung nicht erwünscht ist, so kann ebenfals ohne Umschaltkontakt eine Haltung gewählt werden, in der das eine System für AM und das andere für FM benutzt wird (Bild 6). Eine Vervollkommnung ergibt sich, wenn ein Umschaltkontakt zur Verfügung steht und bei AM ein Leuchtbalken zur Anzeige als ausreichend angesehen wird (Bild 7). Hierbei bleibt die volle Empfindlichkeit der Anzeigespannung bei AM und FM erhalten und man hat bei FM die gewünschte Waagewirkung. Es ist aber auch bei Mittelsupern ohne ausgesprochene ZF-Begrenzerröhre möglich, dass am Ratiodetektor eine reichliche Summenspannung zur Verfügung steht. So steigt diese z. B. bei 9-Kreis-Supern bis auf 35 V bei starken Sendern. Dann kann eine Umschaltung ganz vermieden werden, wie aus Bild 8 hervorgeht. Es werden allerdings dafür drei Widerstände und ein Kondensator mehr benötigt.
Die Standardschaltung, die vor allem für gute Mittelsuper und Großsuper in Frage kommt, zeigt Bild 9.
Der vermehrte Aufwand gegenüber der bisherigen Schaltung mit EM 11 und EM 80 besteht in zwei Umschaltkontakten, einem Spezialpotentiometer 2 MQ (VEB RFT Elrado-Dorfhain) und einem Widerstand, der durch die Aufteilung des Widerstandes RL in RL1 = RL2 entstanden ist.
Bild 9
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Verwendung des Hilfssteges an Stift 6
Die EM 83 hat zur universellen Verwendung für UKW-Geräte mit zusätzlicher ZF-Begrenzerstufe (halbe Summenspannung an RL1 max. etwa 8 V) und für Geräte ohne besondere ZF-Begrenzerstufe (halbe Summenspannung an RL1 max. etwa 16 V) einen getrennt herausgeführten Hilfssteg, der an verschiedene Spannungen gelegt werden kann. Wird er z. B. mit + 250 V verbunden, so beträgt die Steuerspannung bei Vollaussteuerung der Leuchtbalken etwa - 8 V, wird der Steg an Minusspannung (Masse oder Katode) gelegt, so wird für max. Aussteuerung eine Spannung von etwa -16 V benötigt.
Für den letzteren Fall wird nur eine Leuchthöhe von etwa 18 mm erreicht, dafür sind die Leuchtgrenzen schärfer und geradliniger. Da der Hilfssteg fast keinen messbaren Strom aufnimmt, kann er auch an eine beliebige Spannung zwischen 0 und + 250 V gelegt werden, die im Gerät zur Verfügung steht.
Es lässt sich mittels dieses Steges auch eine mitlaufende Steuerung erreichen, indem er bei geringen Steuerspannungen auf + 250 V liegt und dadurch die größte Empfindlichkeit sichert und bei großen Steuerspannungen auf Nullpunktpotential eine größere Aussteuerfähigkeit ergibt. Die gleitende Schirmgitterspannung in den ZF-Stufen ist allerdings dafür nicht geeignet, da sie entgegengesetzt regelt.
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