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1905 macht von Lieben erste Versuche mit der Braunschen Röhre und der Wehnelt-Kathode. Am 4. März 1906 gibt er eine Patentanmeldung ein für ein Elektronen-Strahl-Relais zur Verstärkung von leitungsabhängigen Signalen, z.B. für das Telefon. Die Kathode hat eine konkave Form und soll als Hohlspiegel funktionieren. Bevor sein Patent zur Publikation kommt, melden Max Dieckmann und Gustav Glage (Strassburg) am 10. Oktober 1906 eine ähnliche Einrichtung an, doch kannten sie von Liebens Konstruktion und erwähnten das im Patent. Von Lieben wollte den Fokus des Elektronenstrahls ändern, während D&G schon eher eine moderne Art der Ablenkung vorgesehen haben.
Beide (und andere) scheiterten aber damit. Sowohl bei elektrostatischer wie auch magnetischen Ablenkung ist grundsätzlich die Relaiswirkung möglich, doch war sie aus verschiedenen Gründen nicht praktikabel. Das Elektronenrelais wurde zu einer mannshohen Konstruktion - und von Lieben hat diesen Weg erst 1910 aufgegeben, um es mit der Triode von de Forest zu versuchen. Siehe unter "Liebenröhre".
Wenn man dieses Relais im Zusammenhang mit der ersten Verstärkerröhre (NF oder HF) nennt, ist das etwa so, wie wenn man de Forest's Versuche mit Gasflammen aus dem Jahre 1903 einbeziehen würde.
Erst 1910 hat man den untauglichen Versuch Relais (Vakuum) verlassen und hat sich mit der Quecksilberdampf-Triode ("Gas gefüllt") befasst. Aus diesen Bemühungen des Trios Robert von Lieben, Eugen Reisz und Sigmund Strauss (LRS) ab 1910 ist erst 1912 ein Produkt entstanden. Dieses war aber auch erst ab 1914 (mit Temperatur-Regulierkäfig gemäss DRP 293460, Typne S. 239) für den einigermassen stabilen praktischen Einsatz als Telefonverstärker tauglich. Da hatten zumindest die USA und Frankreich schon Hochvakuumröhren für diesen Zweck im Einsatz.
Es ist zu vermerken, dass de Forest 1908 in Paris Demonstrationen seines Audions vorführte und "Colonel Ferrié" sein Audion bei der Rückreise überliess. Immerhin hat man dann in Frankreich 1912 solche Trioden nachgebaut. In Deutschland hat Otto von Bayer von der Universität Berlin 1908 eine triodenähnliche Röhre angegeben, bei der aber die Anode negativ und das Gitter positiv geladen wurde. Dies war eine Einrichtung zum Messen der positiven Ionen der produzierten Kathodenstrahlen (Tyne S. 78). Auch wissenschaftlich geschulte Leute konnten damals die Voraussetzungen für eine Verstärkung noch nicht klar erkennen, nicht nur de Forest, der "nur" ein Audion bauen wollte. Er hat zwar in seinem Patenttext die Verstärkerwirkung erwähnt, doch nur das Audion (Detektor) als Patentanspruch erhoben.
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