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Dekaden des Rundfunks

Was war davor?
Brauchbare elektrische oder elektronische Apparate konnte man erst nach der Erfindung der Batterie, des Akkumulators und später der Wechselstromerzeuger bauen. Grundlage waren vorerst die Elektromagnete für Relais, Motoren und Anzeigen etc. Zuerst konnten die "Praktiker des 19. Jahrhunderts" damit drahtgebundene Telegrafie und Telefonie sowie elektrische Bildübermittlung (Caselli, 1855) realisieren. Nach der Begründung der elektromagnetischen Wellen durch Maxwell (1865) und der brillianten Bestätigung durch Hertz (1887) entwickelt man die drahtlose Kommunikation. Zu nennen sind Mahlom Loomis 1872, Elihu Thomson 1875, David Hughes 1879, Amos Dolbear 1882, Edison 1885 und Ferdinand Schneider 1895. William Crookes schlägt 1892 ein komplettes drahtloses Übertragungssystem mit Morsesignalen vor [CQ DL 7/97]. Erst Marconi konzentriert die Möglichkeiten ab 1895 in einem funktionierendes System, mit dem er vor allem Schiffe mit Kontaktmöglichkeiten auf hoher See ausstatten will.

Mit drahtloser Telekommunikation begannen Radioamateure ab 1898. Da war noch keine Modulation mit Tönen möglich, sondern diese Funkensender strahlten Morsezeichen aus. Man nennt das auf Deutsch Funk, weil zuerst Funken im Spiel waren - in anderen Sprachen schlicht "Radio".

Sobald Stationen Informationen für den Allgemeingebrauch aussenden, nennt man das Rundfunk. Erste Rundfunkstationen ohne Sprache sind z.B. Zeitsignalstationen wie Nauen, Eiffelturm oder Arlington. Aber erst die Sendung eines regelmässigen Programms macht den Rundfunk aus. Insofern kann man die ersten Versuche von Fessenden (1898 und 1900, 1901 Patent für Sprachübertragung, 1902 HF-Maschine für Sprache), Poulsen 1904, Otto Nussbaumer 1904 etc. nicht als Rundfunk bezeichnen – aber als erste Sprachübertragungen.

Mit Maschinensender (Fessenden 1902) und Lichtbogensender (Poulsen 1903) mit Mikrofon im Antennenkreis ist Sprache und Musik möglich. Ab 1909 sendet Charles Herrold so und ab 1912 bis 1917 ist es ein regelmässiges tägliches Programm für seine Zuhörer in und um San Jose in Kalifornien. Ab 1913 gibt es ebenfalls Rundfunk aus dem Schloss von Laeken, Belgien. Bis zum 19. August 1914 sind es regelmässige und öffentlich angekündigte Rundfunksendungen. Beides stellt man wegen des Ersten Weltkrieges ab.

Radios der 20er Jahre
Start der Breitenentwicklung des Rundfunks erfolgt ab den 20er Jahren. Weltweit entstehen Rundfunksender. Ab 1919 in NL, ab 1920 in GB und USA, F und CH 1922, D und A 1923. In den USA: Ende 1921 senden 25 Stationen, 1922 bereits 564. Es sind private Rundfunkstationen. In Europa sind die Sender staatlich und erst ab 1924 gibt es eine wachsende Zahl. Auch der Empfang ist restriktiv kontrolliert.

Bescheidene Empfangsleistung der Detektorgeräte und Rückkopplungsempfänger, die in Europa das Feld beherrschen. Zunächst viel Selbstbau. In den USA gibt es wegen vieler Sender und großer Entfernungen meist Dreikreiser. Diese zeigen eine bessere Selektion und höhere Empfindlichkeit. Insgesamt: Keine Stationsskalen, technisch aussehende Geräte, schwierig zu bedienen. Probleme mit Batterien und Akkusäure. Kopfhörer und Trichterlautsprecher später von Membranlautsprechern abgelöst.

Wichtig zu wissen: Sowohl der Kristalldetektor wie auch die Radioröhre sind etwa ab 1907 im Einsatz. Beim Aufkommen der ersten Sender genügt ein Detektor-Empfänger in der Nähe eines Senders vollkommen, weshalb diese äusserst günstigen Geräte anfänglich oft im Einsatz sind – aber nicht weil sie vor Röhrenapparaten existierten, wie man fälschlicherweise oft lesen kann.

Radios der 30er Jahre
Netzanschlussgeräte haben weitgehend die Batteriegeräte abgelöst. Die Bedienung wird einfacher durch Einknopfabstimmung und Stationsskala. Ein automatischer Schwundausgleich regelt die grosse Signaldifferenz verschiedener Sender (>1000fach) und athmosphärische Schwankungen aus, was die Bedienung sehr erleichtert. Gemeinsames Gehäuse für Lautsprecher und Radiochassis: Zunächst als Hochformate (in USA Cathedrals), später Querformat mit großen Skalen. Die Radios passen zur Wohnungseinrichtung. Kurzwellenbereich ist häufig. Der Superhet setzt sich langsam durch. Ab 1936 (USA) bzw.1937(Europa) Siegeszug des «Magischen Auges». In den USA sind Standgeräte (Console Radios) Trumpf - es gab über 3500 Modelle. Dazu gibt es Zweitgeräte (Radio in every room). Letztere sind verspielt und zum Teil in in kräftigen Farben (Catalin). Das Röhrenradio steht Ende der Dekade im Höhepunkt seiner Entwicklung - bis auf die fehlende UKW (FM).
Radios der 40er Jahre
Der Zweite Weltkrieg reduziert in der ersten Hälfte dieser Dekade den Radiobau massiv: Kriegsmaterial hat Vorrang. In den USA erste UKW-FM-Radios (>55 verschiedene Standmodelle bis 1942), tragbare Weltempfänger (1942) und erste tragbare Kleinstempfänger mit Miniaturröhren (1940).

Die meisten Regierungen setzen Rundfunk für Propagandazwecke ein (z.B. in Deutschland schon seit 1933).

In Nachkriegsdeutschland Wiederbeginn mit Notgeräten; verbreitet Anwendung von Wehrmachtsröhren. Zahlreiche Kleinstbetriebe erhalten ihre Chance, aber nur wenige überleben die Notzeit. Man benötigt in Europa die ganze restliche Dekade, um technisch den Anschluss an 1939 zu erreichen.

Radios der 50er Jahre
Bei den Heimgeräten setzen sich Tastengeräte durch. Integrierte Plattenspieler und später Tonbandgeräte sieht man häufiger als in den 30er und 40er Jahren. HiFi wird zum Begriff für speziell gute Tonwiedergabe. Nun bekommt auch Europa UKW (FM) mit breiterer Tonübertragungs-Bandbreite. Mit dem Einbau von mehreren Lautsprechern in die Gehäuse (Hoch- Mittel- und Tiefton) verbessert man die Klangqualität und erzielt schliesslich Raumton. Heim - und Kofferradios sind immer noch mit Röhren bestückt, aber ab 1954 (USA) gibt es erste tragbare Transistorgeräte. Ende der Dekade sind tragbare Geräte meist voll transistorisiert. Noch sind Transistoren aber wesentlich teurer als Röhren. Das Fernsehen erobert auch die Stuben Europas - mit ausschliesslich Röhrengeräten.
Radios der 60er Jahre
Die Halbleitertechnik setzt sich auch bei den Heimradios durch. Die Gehäuseformen werden gegen Ende der Dekade eckiger und flacher. Die Miniaturisierung hält an. Alle wichtigen analogen Entwicklungen sind etwa 1963 abgeschlossen, wo auch die Tonbandkassette von Philips auf den Markt kommt. Einzelne tragbare Radios erhalten IC's als Bestückung. Statt Bakelit oder Holz zeigen Radios mehr und mehr Kunststoff. Erste Stereoprogramme auf UKW in Europa. Das Fernsehen wird farbig. Japan dringt mit preiswerten Transistorradios in die westlichen Märkte ein.
Radios der 70er Jahre
PLL-Schaltungen kommen auf und erlauben eine digitale Einstellung der Sender bei Spitzen- und Spezialgeräten. Systeme wie der Verkehrsfunk (1972) bringen Neuerungen. Japan dominiert den Markt in Europa und in Amerika. Die Heimradios bestehen nun oft aus Tunern (Empfänger), Verstärker und separaten Lautsprechern, z.B. für das Büchergestell.
Radios der 80er Jahre
Ca. 1981 beginnt die CD die Tonbandkassette sehr langsam aber sicher abzulösen. Radio- und Fernsehprogramme kann man über Satelliten empfangen. 1988 gibt es das Radio-Daten-System u.a. mit der Sendererkennung als RDS und 1989 kommt die Digitalisierung in Form des Digitalen-Satelliten-Rundfunks (DSR, nicht zu verwechseln mit RDS) mit Wiedergabequalität ähnlich der CD. Die Deutsche Telekom hatte DSR stark beworben – und trotzdem ist DSR zuerst bei TV-Sat (200 Watt) und seit 1999 auch auf Sattellit Kopernikus (80 Watt) abgeschaltet. Die Sendungen waren nur in Mittel- und West-Europa gut empfangbar; es reichte aber eine Planarantenne («Schüssel») von 20 cm Durchmesser aus. Technisch war das DSR ganz ähnlich zur CD, also ohne Kompression. Die Geräte sind Geschichte.

Radios der 90er Jahre
Das Eureka-Projekt Digital Audio Broadcasting (DAB) bietet ab 1995 im Pilotbetrieb Radioprogramme in CD-Qualität und Datendienste, doch das Quell-Codierungs-Verfahren bei DAB ist schon bald veraltet gewesen. Fachkreise rechnen kaum mit einer Einführung. Die drahtlose Telekommunikation erlebt eine rasante Entwicklung, die vor allem durch den Mobilfunk für das breite Publikum erkennbar ist.

Es gibt eine sehr große Anzahl direkt strahlender Rundfunksatelliten, die mittels eines Parabolspiegels kleinen Durchmessers empfangbar sind. Während in der Anfangsphase des Satelliten-Rundfunks die Bild- und Tonkanäle mit FM übertragen wurden, gab es zunächst nur digitale Übertragung der Tonkanäle (ADR: Astra Digital Radio) aber mittlerweile auch digitale Bildübertragung (und Tonübertragung) als DVB-S (Digital Video Broadcast Satellite).

Und die Radio-Zukunft?
Vermittelt von Prof. Dr. D. Rudolph:
"Für die Bereiche Lang- Mittel- und Kurzwellen war geplant, bis 2007 den Einseitenband-Rundfunk (SSB) einzuführen, was neue Empfänger bedingt hätte. Auf Grund des 1993 eingebrachten Vorschlages, den Frequenzbereich ebenfalls zu digitalisieren, wurde von der ITU darauf SSB fallen gelassen. Man setzte auf "Digital Radio Mondiale" (DRM).

Die analoge terrestrische Fernsehübertragung wird abgelöst durch DVB-T (Digital Video Broadcast Terrestrial). Zunächst sind DVB-T-Zusatzkästchen zum vorhandenen Fernseher erforderlich. Statt eines TV Kanals können mit DVB-T auf derselben Frequenz und mit der gegebenen Bandbreite 4 Programme ausgestrahlt werden. Außer den Aufwendungen für digitale Modulatoren entstehen den Rundfunkanstalten praktisch keine Kosten für die Umrüstung. Die bislang benötigten weiteren Sender für andere Programme können an andere Interessenten vermietet werden.

Die allgemeine Situation ist dadurch gekennzeichnet, dass mehr Systeme entwickelt und vorgeschlagen werden als am Markt durchsetzbar sind. Durch die Digitalisierung besteht die Möglichkeit, Zusatzinformationen zusätzlich zum Programm zu übertragen, für die die Rundfunk- und Fernsehteilnehmer möglichst extra bezahlen sollen. Hier wird noch immer die "Killerapplikation" gesucht, die so interessant ist, dass das breite Publikum darauf anspringt."

Für das hat die alte Radiotechnik die Grundlagen geschaffen. Das Gleiche gilt auch für Computer bzw. den Personal Computer (PC und MAC). Das Gespenst der Abschaltung der Mittelwellensender geht um, und wir können nur hoffen, dass sich starke Kräfte dagegen wehren oder privaten Rundfunk auf diesen Bändern zulassen - und dafür sorgen, dass diese auch empfangbar und nicht von Radiostörungen (wegen der Digitaltechnik) überdeckt sind. Aber: Wenn sich DRM durchsetzt, ist mit AM-Empfängern nur noch Rauschen zu empfangen; man kann die Radios höchstens mit einem Amplituden modulierbaren Minisender im Haus als Empfänger zum Klingen bringen - schreiben Fachleute. Ernst Erb (HB9RXQ)

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