100 Jahre Rundfunk in Deutschland ein interessanter Beitrag
100 Jahre Rundfunk in Deutschland ein interessanter Beitrag
![Wolfgang Lill](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=wolfgang_2012_07_29.jpg&width=120&height=140)
Oktober 2023-Der erste Sender von 1923 sendet wieder !
Wir bitten um Beachtung dieser Mitteilung zu einem für Freunde alter Radios und Rundfunktechnik wichtigen Anlass:
Den 100. Jahrestag der 1. Rundfunksendung Deutschlands, der historische Sender sendet nach 100 Jahren wieder !
Dieses Jahr feiern wir den 100. Jahrestag der 1. Rundfunksendung Deutschlands, diese wurde am 29. Oktober 1923 aus dem Geschäftshaus "Voxhaus" in Berlin gesendet,
auf "Welle 400", das ist die Mittelwellen- Frequenz 749,5 Khz.
Für Freunde alter Radiotechnik, die noch alte und sehr alte Geräte betreiben, wird es eine "Neuauflage" der ersten Sendung geben,
und zwar gesendet am historischen Datum, mit dem historischen Sender, auf der historischen Frequenz, teils mit historischen Aufnahmen, zu Ihrem Empfänger, vielleicht auch ein historisches Radio !
Dazu wird der historische Sender genau am Jahrestag, am Sonntag, dem 29. Oktober 2023, genau 100 Jahre danach, wieder aktiv.
Geplant sind Aussendungen um 6, 9, 12, 15, 18, 21 und 23 Uhr, jeweils eine Stunde Sendezeit.
Nicht nur der Sender ist da. Mit dabei sein wird ein "Radio der ersten Stunde" von Westinghouse, ein "RC" Bj. 1922, ein importiertes Radio,
das ins Ruhrgebiet geliefert wurde, aber dann ins Berliner Umland zog, der Zeitpunkt war nicht mehr ermittelbar.
Es war zu der Zeit auf jeden Fall in Deutschland, und vielleicht hat es die erste Sendung empfangen.
100 Jahre später wird es das wieder tun.
Zu dem besonderem Anlass wurden die Genehmigungen der Inbetriebnahme für den Jubiläumstag mit Auflagen erteilt, da trotz der Technik von vor 100 Jahren die Voraussetzungen für den Betrieb ohne Störungen wichtiger Funkdienste von vornherein geschaffen wurden, dies ist heute möglich.
Foto: Sendertisch und Stromversorgung, Stand 5.9.2023
BESCHREIBUNG
Nein, es ist kein Originalgerät jener Zeit, aber der Sender ist optisch, baulich und technisch weitgehend authentisch, es sind historische, gleiche, bauartgleiche, mindestens aber geeignete Bauteile verbaut, im Sender werkelt exakt die damalige Technik- schaltplangetreu.
Eine Version des Voxhaussenders bestand aus 2 Schalttafeln in der Größe eines heutigen Grofl- Schaltschranks, dazu 3 weitere zur Stromversorgung des Hauses und des Senders, dieser wurde mit 2 großen Senderöhren betrieben, eine davon als (Heising-) Modulatorröhre.
Dies war für die geringe Leistung -250 Watt- eine durchaus gewaltige Anlage.
Eine andere Version war ein 250 Watt- Sender mit nur 1 Senderöhre und einer kleinen (Gitter-) Modulatorröhre, ein Tischaufbau, der leicht überall hintransportiert und aufgebaut werden konnte.
Welcher Aufbau 1923 der erste war, ist nicht sicher.
Der Zweiröhren- Aufbau wurde jedoch 1924 als Tischaufbau ausgeführt, und tat in einigen Berliner Sendestellen (Funkturm Berlin und Magdeburger Straße) Dienst.
Beide Sender hatten die gleiche HF- Leistung, etwa 250 Watt.
Der Zweiröhren- Aufbau benötigte dabei 578 W reine Heizleistung der Röhren, dazu ca. 500 bis 700 W Anodengleichstrom- Leistung !
Der Tischaufbau mit 1 Senderöhre ist nun als Nachbau wieder auferstanden.
Es gibt Änderungen, aber nicht direkt am Sender.
Die Stromversorgung wird nicht mehr über Maschinengeneratoren, gewaltige Hochspannungstrafos und riesige Akku- Batterien bewerkstelligt, diese Stromversorgungen und ihre Schaltbauteile entfallen, sie konnten ohnehin nicht beschafft werden, weiterhin wird auf das Kohlemikrophon verzichtet, der Modulationsübertrager wird einfach von einem einem 5 W- Transistorverstärker gespeist, um heutige Tonträger anzukoppeln.
Ein so gewaltiger Drehkondensator wie damals, der unter dem Sendertisch plaziert war, und oben mittels Umlenkantrieb betätigt wurde, konnte nicht beschafft werden. Jetzt ist ein kleinerer Drehkondensator mit gleicher Spannungsfestigkeit im Dienst, und der ist nun auf dem Tisch montiert, um den Sender transportieren zu können, sonst würde er nicht durch die Tür passen. Dazu ist die Tischplatte nämlich abnehmbar.
Die Auskopplung, sowie die Antennenanlage sind verbessert, um bessere Abstrahlung zu erreichen, und auch heutigen Ansprüchen zu genügen,
1923 gab es nur eine 30 m lange 3- fach- T- Antenne auf dem Dach des Voxhauses, die jetzige Antennenanlage 2023 ist 130 m lang.
SENDUNG NICHT IN BERLIN !
Leider war es nicht möglich, die Wiederholung der historischen Aussendung am historischen Standort Berlin zu organisieren. Trotz vorliegender Genehmigung der Behörden konnte in Berlin kein Senderstandort gefunden werden.
Viele geeignete Objekte, etwa in ehemaligen Industriegebieten oder andere geeignete Gebäude, sind in der Hand von Immobilienfirmen oder privaten Besitzern.
Einige Standorte waren eventuell möglich, aber irre teuer, wobei noch nicht einmal die technischen Möglichkeiten geklärt waren.
Ablehnungen wurden mit Haftungs- und SIcherheitsbedenken begründet, und eher "vorgeschoben".
Es gab in Berlin für unser Vorhaben Null Verständnis und Null Unterstützung, bei den öffentlich- Rechtlichen", und nicht einmal vom direkten Nachfolger des Hörrundfunks !
So war auch das Interesse der Berliner Medien an diesem Projekt Null.
Es finden zwar etliche Veranstaltungen zu diesem Thema statt, aber das sind Foren von "Medienmachern", Politikern, und "Intellektuellen"-Selbstdarstellern in ihren eigenen Kreisen, ohne das geringste Verständnis für die Technik, welche Information und Medienvielfalt erst möglich machte..
AUFGEBEN IST KEINE OPTION !
Aus diesem Grunde findet die Aussendung dort statt, wo der Sender- Nachbau entstand, im nördlichen Bundesland Mecklenburg- Vorpommern.
Hier stand man dem Anliegen auch gleich positiv gegenüber.
SENDEORT
So ist der Sendeort jetzt ein kleines Dorf, 50 Km östlich der Landeshauptstadt Schwerin.
Das ist Luftlinie von Berlin 150 Km entfernt, Hamburg 120 Km, .Rostock 70 Km, Dresden 280 Km, Leipzig 230 Km, Frankfurt 400 Km, München 600 Km.
LEISTUNG UND DATEN
Die Leistung ist geringer, als damals, max. 100 W HF bei 180 W Gleichspannungs- Input, was mit der Stromversorgung (Labornetzteile) und dem Wirkungsgrad der historischen Technik begründet ist.
Der Gesamt- Strombedarf aller Netzteile liegt bei 1500 bis 1800 W, die verwendeten Labor- Stromversorgungsgeräte sind keine Spar- Wunder.
Die 1. und 2. Oberwelle liegen 55 und 58 dB, bei reduzierter Leitung 58 und 60 dB unter der Grundwelle, zum Vergleich: Amateurfunkstationen müssen 60 dB erreichen.
(Gemessen mit Spektrum Analysator HP5885B).
Die HF- Leistung beträgt bis zu 100 Watt an der Ersatzlast (Dämpfungsglied BN4424 III von Spinner).
Bei 100 W Oberstrich setzt die Stromversorgung die Grenze, über 75 W ist nur noch ein sehr geringer Modulationsgrad möglich.
Die Antenne wird ein gefalteter 2 x 65m- Dipol sein ("Morgain- Antenne"), Ausrichtung Nord- Süd, sein.
Die ERP konnte mit 1,9 W ausgewiesen werden (Antennen- Berechnungsprogramm "4NEC2").
Das ist sehr wenig, begründet durch die niedrige Höhe über Grund, und tagsüber ist auf Mittelwelle eine geringe Reichweite -"Bodenwelle"- zu erwarten.
Ab der Dämmerung können jedoch auf der Mittelwelle bekanntlich größere und große Reichweiten erzielt werden.
BITTE UM EMPFANGSVERSUCH
Ob bei der geringen Sendeleistung ein Empfang an Ihrem Standort möglich sein wird, ist zu hoffen.
Sicher wird es auch bei Ihnen nur mit einer sehr guten Antenne gelingen, wie damals: Empfang auflerhalb des häuslichen Störnebels. Langdraht und möglichst hoch sollte die Antenne sein.
Wir bitten alle Freunde historischer Radio, wenn möglich, den Empfang zu versuchen, und im Erfolgsfalle die Ergebnisse an uns zu schicken.
EMPFANGSBESTƒTIGUNG
Empfangsbestätigungen können an die E- Mail-Adresse
voxhaus(at)web.de
oder postalisch an
O. Freiberg, 19399 Techentin, Dorfstraße 23
geschickt werden.
Wichtig: Wer hörte, Empfangsort, Zeit, was für ein Empfänger, was für eine Antenne, und natürlich: Wie war die Empfangsqualität ?
Sehr schön wären Berichte mit (Handy-) Videos, besonders, wenn mit historichen Radios empfangen wurde.
Alle Empfangsberichte werden mit Ort und Namenskürzel, sowie Kurzbericht zum Empfang, veröffentlicht, oder wenn Namensnennung gestattet wird..
Bei postalischem Anschrieb gibt es eine postalische Empfangsbestätigungskarte.
Der Austausch postalisch/ postalisch ist seit Beginn des Rundfunks üblich, bis heute.
Bekannt ist auch bei den Kurzwellen- Amateuren dieser Austausch, die "QSL- Karte", aber Kurzwellen- Radiostationen machen dies auch noch oft,
und es gibt gelegentlich sehr schöne QSL- Karten !
Nach der Aussendung wird ein ausführlicher Bericht mit Empfangsberichten auf der Plattorm edi.bplaced.net veröffentlicht.
Zum Schlufl: Damit es keine Diskussionen gibt- Es handelt sich NICHT um einen Piratensender, und auch nicht um eine Amateurfunk- Sache..
Das Projekt wurde 3 Jahre vorbereitet, die nötigen behördlichen Genehmigungen wurden eingeholt:
MABB: HF-Einzel-01-2023 vom 14.04.2023
MMV: AZ-TE-1/23 vom 21.07.2023
BNetzA: Versuchsfunkzuteilung Nr. 9465 vom 19.9.2023
Weitere Beiträge unsererseits wird es an dieser Stelle leider nicht geben können.
Nach der Jubiläumssendung wird ein ausführlicher Bericht -selbstverständlich mit den Empfangsberichten- erstellt.
Fragen zu dem Projekt und zur Veröffentlichung der Empfangsberichte bitten wir an die Adresse:
mail(at)edi-mv richten.
Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit, und hoffen, sie können die Jubiläumssendung mit ihrem alten Schätzchen empfangen, und
hoffen sehr, dass der Sender mit der Uralt- Technik, geringer Sendeleistung, AM und begrenzten Antennen- Möglichkeiten doch Gehör findet !
Das "Voxhaus- Sender- Team" Olaf Freiberg, Dirk Koplin
Vielen Dank für diese tollen Informationen und einen erfolgreichen Sendetag das wünschen wir ihnen !
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
100 Jahre Rundfunk in Deutschland ein interessanter Beitrag
![Wolfgang Lill](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=wolfgang_2012_07_29.jpg&width=120&height=140)
Hier Auswertungen des Sendetages 29.10.2023
der NDR, Nordmagazin, besuchte die Radiomacher und sendete einen 3 min Beitrag.
Hör-/Video- Berichte:
Im Umkreis von 11km Südwest und 7 km Nordost war die Sendung hörbar.
Video von Aufnahme bei 4,3 km Südwest, Hörbestätigungen 11,2 km >Südwest und 7,2 km Nordost.
Videos von weiteren Entfernungen sind verschrapelt, kaum identifizierbar.
Nachweis des Trägers:
In den vom Antennenberechnungsprogramm 4NEC2 berechneten Ausbreitungsrichtung Südwest bis Nordost, Enschede (NL), Bonn bis Ückermünde.
(Hammer- Programm- sowohl Feldstärkemessungen in der Umgebung als die Empfangsergebnisse entsprechen genau der Berechnung !)
Eindeutig unser Träger, dessen Frequenzunstabilität und parasitäre Frequenzmodulation ihn ausweist.
Zeitweise gut sichtbar, zeitweise Null.
Ein Ausreißer nach Süden- ein Hörer in Salzburg (AUT) mit einer sehr langen Beverage- Antenne empfing den Träger mit 20 dB über dem QRM.
Es gab insgesamt 39 E- Mail- Meldungen, sowie Meldungen in verschiedenen Foren.
Einige Mails waren Meldungen über Nicht- Empfang.
Einige Meldungen betrafen –wohl irrtümlicherweise- Empfang auf Frequenz 747 kHz, die nur von 20 bis 21 Uhr vom DARC genutzt wurde.
Wie zu erwarten: Auf 747 kHz war der spanische Sender, der diese Frequenz nutzt, sehr stark, der DARC Sender wurde außerhalb Berlins „weggedrückt“.
Die meisten Mails waren Berichte über SDR- Nachweise des Trägers, Modulation war wegen des geringen Modulationsgrades und der Entfernung nicht auszumachen.
SDR Schwerin, 41 Km entfernt, hatte den Träger immer im Visier.
SDR Hagenow, 58 km, wurde nur von anderen Beobachtern gesehen.
SDR Wittstock, 60 Km, Null, da komme ich überhaupt nicht hin.
SDR Teltow, 150 Km, abends, zeitweise, stark wechselnde Feldstärke.
SDR Twente, 380 Km, : Ab 21 Uhr der Träger ist schwach sichtbar. Eindeutig mein Träger, der Beobachter meldete mir eine Frequenzverschiebung, die ich umgehend korrigierte,
Bei Bonn, 460Km, war der Träger noch sichtbar.
Ich bekam 1 Video aus Mestlin, 4,3 Km, guter Empfang, mit einem Kofferradio an einem Fenster, die Sendung wurde komplett verfolgt.
Eine Meldung aus Zölkow, 11,2 km , der Ort liegt in einer Linie dahinter, mit dem Autoradio war die Sendung am Ortseingang hörbar.
Die Sendung war mit dem SDR in Hagenow noch schlecht hörbar, der Ort liegt in einer Linie mit den vorgenannten Orten.
Ein weiterer Mithörer nannte den Empfangsort nicht.
Ein Besucher, der Mittags bei uns aufschlug, konnte die Aussendung im Umkreis bis Dobbertin, 7 km, mit einem Grundig „Satellit 700“ verfolgen.
2 Videos gingen ein, in denen durch Störüberlagerung verstümmelte Modulationsreste vernehmbar sind- aber eine Verfolgung der Sendung war da nicht möglich.
Das Antennenprogramm 4NEC2 weist eine bevorzugte Abstrahlung durch den linken Schenkel meiner „V- Antenne“ aus, bedingt durch 2 Erddrähte unter jeden Schenkel, sowie einen Dritten in den benachbarten Dorfteich, was die Abstrahlung in Richtung Nordwest - Südost „verbiegt“.
Tatsächlich waren die Berichte, daß die Sendung hörbar war, sämtlich aus Richtung Südost.
Und SDR Wittstock, der in Richtung eines Minimums des berechneten Feldes liegt, empfängt den Sender auch keinesfalls.
Vernehmbar war die Sendung bis etwa 11 Km in Richtung Südost.
Damit war die Reichweite mit max. 100 Watt auf dem Lande etwa so, wie 1923 in Berlin, wo in Südost- Richtung 4. 6 km, In West- Richtung 10 Km erreicht wurde.
Nur gibt es auf dem Lande eben viel weniger Hörer.
Foto. Sendertisch Olaf Freibarg
Fazit:
Die erste Rundfunksendung konnte mit authentischem Equipment nachgestellt werden, die Reichweite war ähnlich der Original- Aussendung, nur eben auf dem dünn besiedelten Lande, die Qualität war im Bereich, der Hören ermöglichte, gut.
Das eben mit der Senderkonzeption von vor 100 Jahren.
Es waren keine hohen Reichweiten zu erwarten, das war auch nicht der Sinn des Projekts,
sondern die Demonstration, daß es ging, und wie es sich angehört haben mag.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.