grundig: Abweichende Röhrenbestückung im Grundig 5040W

ID: 399632
Dieser Artikel betrifft das Modell: 5040W (Grundig (Radio-Vertrieb, RVF, Radiowerke))

? grundig: Abweichende Röhrenbestückung im Grundig 5040W 
01.Jun.16 12:35
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Heinz LUCAS (D)
Redakteur
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Wertes Forum,

eine ältere Nachbarin hat mir ihren Grundig 5040W überlassen. Das Radio stand seit jahrzehnten bestens eingepackt in einem Kleiderschrank, der Zustand ist Bestens. Nur leichter Staub deutete auf vergangene Zeiten hin. Ein probeweises Einschalten ergab, das alle Wellenbereiche arbeiten, der Klang ist sehr gut.

Um das Radio reinigen zu können, habe ich alle Röhren abgezogen und mich gewundert, dass statt der ECC81 im UKW-Mischteil eine ECC82 eingesetzt ist. Ebenso statt der EL12, eine 12/375 verwendet wurde. Es dürfte sich um die originale Röhrenbestückung handeln, da die Röhren auf dem Glaskolben codiert sind und ursprünglich mit Leinenklebeband am Chassis fixiert wurden.

Probeweise habe ich eine NOS ECC81 gegen die eingebaute ECC82 eingesetzt, der Empfang auf UKW wurde damit etwas besser.

Wer kann mir die Frage beantworten, weshalb wurde eine ECC82 anstelle der ECC81 eingesetzt?

Heinz Lucas

 

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° 
02.Jun.16 14:05
136 from 2150

Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Hallo Herr Lucas,

die Daten der ECC81 und ECC82 liegen so weit auseinander, dass ich mir schon beinahe nicht vorstellen kann dass im UKW-Tuner eine ECC82 anstelle einer ECC81 überhaupt funktioniert, - oder eben nur sehr schlecht. Vielleicht ist diese angebliche ECC82 nur falsch bedruckt und ist tatsächlich doch eine ECC81 ? Falls vorhanden, machen Sie mal einen Test mit einer anderen (echten) ECC82, um zu sehen, was passiert.

Bei der angeblichen Röhre 12/375 kann es sich nur um eine EL12/375 handeln, wobei das EL verwischt ist. Das ist eine EL12, die zum Betrieb bis maximal 375 V selektiert wurde. Sie kann natürlich auch wie eine normale EL12 betrieben werden.

M. f. G. J. R.

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ECC82 nachträglich, nicht original. 
02.Jun.16 18:14
170 from 2150

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Inzwischen liegen mir Bilder u.a. der Valvo ECC82 aus diesem Grundig 5040W vor. Sie trägt seitlich eingeätzt den Code k62 D8I (oder D8J), stammt aus der Hamburger Valvo-Fertigung und wurde Sept. oder Okt. 1958 (oder 1968, da nur letztes Digit des Jahrs im Code enthalten) hergestellt.

Damit scheidet diese ECC82 als Erstbestückung auch vom Herstellzeitraum aus: 1953/54 war der Philips Code noch unten zwischen den Sockelstiften aufgedruckt. Der Wechsel zum seitlich angebrachten Code erfolgte um 1955.

Verglichen mit der ECC81 hat die ECC82 einen geringeren Verstärkungsfaktor (µ = 17 zu 60 der ECC81) also höheren Durchgriff, geringere Steilheit, kleineren Innenwiderstand. Letzterer bedämpft den ZF-Primärkreis mehr. Als UKW-Röhre hat sie also ungünstige Eigenschaften, zusätzlich zu der Tatsache dass der Eingangsteil (mit der EC92 und 1/2 ECC81) eine Kaskodeschaltung darstellt. Hier sollen beide Trioden möglichst gleiche Eigenschaften aufweisen, was bei der Kombi EC92 = 1/2 ECC81 der Fall ist.

 

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Aufgelöst 
03.Jun.16 13:59
263 from 2150

Heinz LUCAS (D)
Redakteur
Beiträge: 430
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Dank der Hllfe von Herrn Nagel

konnte diese Merkwürdigkeit geklärt werden. In der Tat war eine ECC82 eingesetzt als ich das Radio bekam. Aufgrund der Codierung K62 D8J wurde die Röhre im Oktober 1958 hergestellt. Auch wenn die technischen Daten der ECC82 anders sind, als die der ECC81, ist die Qualität der empfangenen Sender auf UKW brauchbar, wenn auch nicht den Fähigkeiten des Radios angemessen. Als Antenne dient ein Ringdipol an der Außenwand.

Ungeklärt wird die Frage bleiben, aus welchem Grund jemand eine falsche Röhre eingesetzt und warum die Verschlechterung des UKW-Empfangs nicht aufgefallen ist? Vielleicht wurde damals überwiegend Mittelwelle gehört? Meine Nachbarin kann sich jedenfalls nach so vielen Jahren nicht mehr erinnern.

Eine andere Frage beschäftigte mich noch bei dem 5040W. Beim Sendersuchen wird auch der Bereich für den FS-Ton überstrichen. Hier sind einige Radiostationen zu hören. Und mit dem Prüfsender geht der Bereich bis ca. 108MHz. Wie ist das zu erklären?

Auch hier konnte Herr Nagel mir eine fachliche Antwort geben.

Seine Frage war: Ist in Ihrem 5040W eine zusätzliche Baugruppe mit EF80 und EC92 zum Empfang des TV-Tones eingebaut?

Falls nicht verbaut (also ohne TV-Ton, die allermeisten Geräte haben den Zusatz nicht), könnte folgende Erklärung helfen. Wenn Skalenzeiger auf 87 MHz steht, also am Punkt wo die UKW-Skala zu Ende geht, wird ein Weiterdrehen der Abstimmung nach rechts zwar den Zeiger in den Feinabstimm-Bereich des rückseitig eingestellten TV-Kanals bringen, jedoch wird wegen des fehlenden TV-Teils nicht auf TV-Empfang umgeschaltet. Der UKW-Drehko wird aus dem Bereich der max. Kapazität (ganz eingedreht) wieder teilweise ausgedreht. Man empfängt quasi "spiegelbildlich" die unteren UKW-Kanäle noch einmal.
 
Und dann: Im Bereich um 87 MHz könnte bei hohen Pegeln des Prüfsenders die Spiegelfrequenz (eingestellte Empfangsfrequenz + 2x ZF) hörbar werden.
 
Beispiel: 86,5 MHz + 21,4 MHz = 107,9 MHz, der Oszillator schwingt 10,7 MHz oberhalb von Fe. So empfängt das Radio scheinbar Sender um 108 MHz aber deutlich abgeschwächt. Denn Vor- und Zwischenkreis liegen ja noch "tief" bei etwa 87 MHz.
 
Oder das Gerät wäre vollkommen verstimmt, dann dürfte aber die Standard UKW-Senderbelegung und Kanaleichung völlig daneben liegen.

Vielen Dank für die detailierte Erklärung. Und nein, in dem Radio ist keine Baugruppe eingesetzt und es ist nicht verstimmt.

Allen Beteiligten meinen herzlichen Dank für die Hilfe

Heinz Lucas

 

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