telefunken: Abweichungen von den Schaltplänen bei der T3W (auch T30W)
telefunken: Abweichungen von den Schaltplänen bei der T3W (auch T30W)
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Alle Schaltpläne der Wechselstrom-Arcoletten (T3W/T30W/T31W), die auf RMorg zu finden sind, zeigen gegenüber dem Schaltungsprinzip der Batterie- und Gleichstrommodelle eine Änderung (a) hinsichtlich der Position des Gitterableit-Widerstands der ersten Empfangsröhre und (b) hinsichtlich der Anodenspeisung der zweiten Empfangsröhre.
Konkret zeigen die Pläne (kumuliert) folgende Situation:
Dasselbe Prinzip zeigen die Gleichstrom-Modelle in allen vorliegenden Schaltplänen:
Dagegen bieten die Pläne der Wechselstrom-Modelle allesamt eine andere Lösung:
Eine mir vorliegende T3W (Produktionsdatum laut Stempelaufdruck: 22. Januar 1929) hat jedoch eine Schaltung, bei der sich diese in den Plänen gezeigte Veränderung (noch) nicht findet. Vielmehr folgt mein Gerät an diesen Stellen dem Prinzip der Batterie- (und der Gleichstrom-) Arcoletten und widerspricht insoweit den Schaltplänen der Wechselstrom-Modelle.
Die Möglichkeit, dass mir ein verbasteltes oder hybrides Gerät vorliegt, schließe ich aus, weil
a) das Layout der genieteten Leiterbahnen offensichtlich original und TW3-spezifisch ist;
b) auch andere Fotos auf RMorg diese (von den Plänen abweichende) Schaltungsform belegen;
c) eine Besprechung der "Telefunken Arcolette 3W" durch "Peter Lankshear" in der Zeitschrift "Electronics Australia" (mit den Begriffen in Gänsefüßchen schnell zu googeln) ebenfalls diese Schaltungsform zeigt, ohne Bezug auf offizielle Pläne.
Ich schließe daraus:
Es gab diese Schaltung (zunächst) wirklich. Sie wurde später (wann?) abgelöst von der Form, die nun in den Schaltplänen dokumentiert ist.
Aus der Betrachtung der auf RMorg verfügbaren Platinen-Fotos ergibt sich mir folgender Befund:
1. Die Arcolette T3 (Batterie) als Ausgangssituation
Das Modell T3 (=3B) ist die ursprüngliche Form der T3er-Serie. Im Platinen-Layout (siehe das nachfolgende Foto von Wolfgang Eckardt zur Batterie-Arcolette „T3 Variante 1“, ID = 325399) sind die Position des Gitter-Ableitwiderstands von Rö1 (rechts oben) sowie die Anoden-Anbindung von Rö2 (parallel zur Endröhre Rö3, deren Sockel sich links befindet) gut erkennbar. Sie entsprechen den Schaltplänen der Batterie-Modelle.
Denselben Sachverhalt zeigt auch das Foto von Werner Lichter zur Arcolette „T3 Var.1“, ID=1568359.
2. Auch die Arcolette T3W (und T30W) folgt - anders als die Schaltpläne es darstellen - zunächst diesem Prinzip:
Für das Modell T3W (und T30W) wurde die Platinen des Empfangs-Teils kaum verändert. Dass hier ein neues Modell vorliegt, machen vor allem die fehlenden Laschen für den Batterie-Schalter (beim Batteriemodell links unten zu sehen) erkennbar. Die Gitter-Ableitung von Rö1 und die Anodenspeisung von Rö2 ist hier aber weiterhin so realisiert wie beim Batterie-Modell.
Foto und Bestückung der mir vorliegenden Arcolette T3W (ID = 3101225):
Genau diese Situation findet sich auch bei einem Modell T30W - laut dem Platinen-Foto, das Dietrich Ehrhold zum Modell „T30W Endrohr RE134“ hochgeladen hat (ID = 1787865):
3. Anpassung der Platinen an die „Schaltung laut Schaltplan“
Laut den offiziellen Schaltplänen aller Wechselstrom-Arcoletten (T3W, T30W, T31W) führt der Gitter-Ableitwiderstand von Rö1 direkt zur Erde; zudem wird die Anode der Rö2 nicht mehr parallel zur Rö3 (= Endröhre) gespeist, sondern parallel zur Eingangs-Röhre.
Diese Veränderung wurde anscheinend im Laufe der Produktion der Modelle (ab wann?) „händisch“ umgesetzt, also durch Lötarbeit. So zu erkennen auf dem folgenden Platinen-Foto von Horst Schneider zum Modell „T30W Endrohr RE134“ = ID 1027013 (ich konnte diesen Befund auch bei Bildern im www finden, die ich wegen des Copyrights hier leider nicht zeigen kann):
4. Spätere Wechselstrom-Arcoletten
Ob das Platinen-Layout der T3W und der T30W über den gezeigten Stand hinaus weiterentwickelt wurde, lassen die auf RMorg bislang vorliegenden Fotos nicht erkennen. Spätestens beim Modell T31W aber wurde das Layout an die „offizielle“ Schaltungsform erkennbar angepasst: Die Leiterbahnen für die Anoden-Speisung sind nun anders geführt und für den Gitter-Widerstand gibt es Federn, in die er in der neuen Position (also „schräg“) eingespannt werden kann. Löten ist nun nicht mehr nötig.
Gut erkennbar ist diese Situation auf dem folgenden Foto von Johann Nussbaum, hochgeladen zum T31W (ID = 839752):
Fazit:
Es wäre interessant, von anderen Sammlern weitere Fotobeispiele für die Platinen-Gestaltung ihrer Wechselstrom-Arcoletten zu erhalten, um damit den beschriebenen Befund zu untermauern, zu präzisieren oder auch zu modifizieren. Sicherlich könnte eine vergleichende Betrachtung der vorliegenden Geräte-Platinen die Schaltungsentwicklung der Arcoletten noch weiter aufklären als dies durch alleinige Betrachtung der Schaltpläne möglich ist.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.