AEG, Ultra-Geadem G; Restaurierungsbericht

ID: 122889
Dieser Artikel betrifft das Modell: Ultra-Geadem G (AEG (Radios) Allg.Elektricitäts-Ges.)

AEG, Ultra-Geadem G; Restaurierungsbericht 
06.Oct.06 17:46
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

AEG Ultra-Geadem G - Bericht über die Restaurierung  
 
Als ich mir dieses Gerät zur genaueren Bestandsaufnahme aller Fakten und Daten für meine Sammlung vornahm, war mein erster Gedanke: Ach, nur ein Gleichstromgerät, das muss nicht unbedingt „spielbereit“ restauriert werden, kann ja nicht so einfach an das Netz angeschlossen werden. Da reicht „äußerliches Aufpolieren“ zum Hinstellen.
 
Beim zweiten Anschauen, nun schon etwas kritischer und genauer, erschien es mir aber doch als „hoch interessant und unbedingt restaurierungswürdig“.
Woran lag mein Sinneswandel?
1. Es gab kein Schaltbild, also eine Herausforderung zur Aufnahme der Schaltung.
2. Der Erhaltungszustand, besonders das Chassis, war für ein Gerät aus 1932 hervorragend, wenn man von einer kleineren Gehäusebeschädigung absieht.
3. Die Skala, mit den selbst zu gestaltenden Stationsschildchen und zusätzlichem Lichtzeiger dahinter - das war doch was Besonderes. Das war um 1932 eine kundenwirksame Neuheit. Sie kam beim Telefunken 340 „Katzenkopf“ z.B. ohne Lichtzeiger als „Autoskala“ zur Anwendung. AEG nannte die ganze Skalenkonstruktion „Optischer Stationsmelder“.
Also - ans Werk!
Lösen von 4 Bodenschrauben mit verhärteten und deformierten Gummifüßen, 4 Knöpfe abschrauben, Chassis herausziehen.
Bild 1: Chassis von hinten

Der erste Blick auf das Chassis von hinten versprach nichts Aufregendes. Ein „normaler“ Dreikreiser mit 4 Röhren der Reihe REN*..18**   in Gleichstrom-Ausführung.

Das Ganze von vorn lässt aber eine interessante, ja aufregende Skalenkonstruktion erkennen, auf die ich später noch eingehen werde.
Bild 2: Chassis von vorn
 
Ein Blick unter das Chassis (siehe auch Bild 15) erzeugte nun doch einige besorgte Stirnfalten ob der entdeckten Verdrahtung - und das ohne vorhandenes Schaltbild.
Bild 3: Kabelbaum und zentrale Widerstandssäule
Da waren ein mit Kolophonium verklebter Kabelbaum, dessen Anfänge und Enden nicht einfach zu finden waren (alle Drähte waren braun...), „Sammel-Kondensatoren“ mit bis zu 7 Drahtanschlüssen, sowie ein zentral platzierter „Reihenwiderstand“, bestehend aus 11 einzelnen Widerständen.
Jetzt war die Beschaffung des Schaltbildes unbedingt notwendig, doch erwies sich das als erstes größeres Problem. Im AEG-Hilfsbuch ist lediglich eine Schaltskizze ohne Werte, die aber wenigstens erste Erkenntnisse zur Schaltung ergab.
 
Nach Befragungen befreundeter Sammler, die mir alle nicht weiterhelfen konnten, kam mir eine Erleuchtung: AEG, Siemens und Telefunken bauten mehrere Modelle von Radios mit gleichem Chassis, gleichen Daten, nur Gehäuse und die Skalen waren anders, natürlich auch die Modellnamen.
So habe ich mit Hilfe vorhandener Literatur und auch im RM angelegten Modellen festgestellt, dass folgende Modelle identische Chassis und Schaltungen verwenden:
AEG Ultra-Geadem G - Siemens 46G - Telefunken 343G.
Die Chassis dazu wurden gemeinsam im Empfänger-Zentrallaboratorium von Telefunken entwickelt.
Das gilt übrigens auch für die Modelle mit eingebautem Lautsprecher also AEG Ultra-Geadem GL - Siemens 46GL - Telefunken 343GL.
 
Mit Hilfe des Schaltbildes des Siemens 46GL (aus Lange Nowisch) konnte ich nun endlich die Details der Schaltung nachvollziehen und ein komplettes neues Schaltbild anfertigen und beim Modell hochladen.
 
1. Bemerkungen zur Schaltung.
 
1.1. Das Gerät ist für den Betrieb mit 220, 150 oder 110 V Gleichspannung vorgesehen. Daraus ergeben sich sehr unübersichtliche Umschaltungen an 6 verschiedenen Stellen der Schaltung (Heizkreis, Gittervorspannung Endröhre, Anodenspannungen der drei Vorröhren sowie die Schirmgitter- und Katodenspannung der beiden Hf-Vorröhren). Bei 110 V Netzspannung ist die Leistung auch deutlich geringer, schließlich stehen noch ganze 70 ... 80 V Anodenspannung zur Verfügung. Diesen „Luxus“ hat man beim Nachfolgermodell „Ultra-Geadem 304G“ weggelassen.
Als Sicherung wird eine thermische Schmelzlot-Sicherung aus der Fermeldetechnik verwendet.
1.2. Eine Besonderheit des Heizkreises ist ein Bi-Metall-Relais, welches vom gesamten Betriebsstrom ca. 200 mA durchflossen wird und nach 30-40 Sekunden die Überbrückung der beiden Skalenlampen aufhebt, d.h. also, die Skalenbeleuchtung leuchtet verzögert auf, um ein Durchbrennen durch den Einschaltstromstoß bei kalten Röhrenheizfäden zu vermeiden. Diese Schutzschaltung wird auch noch bei anderen Modellen der drei Firmen eingesetzt, z.B. T231G, AEG Geatrix 302G. Später erledigten Heißleiterwiderstände im Stromkreis dieses Problem.
Bild 4: Bimetall-Relais, darüber das Lautstärke-Poti mit dem Schaltkontakt für TA, rechts die Tonblende
 
1.3. Dieses Bi-Metall-Relais besitzt eine Heizwicklung von 40 Ω. Zusammen mit einem Drahtwiderstand von 20 + 40 Ω erzeugt es die negative Gittervorspannung für die Endröhre von ca. 17 - 20 V (bei 220 V Betrieb). Diese Spannung geht natürlich den Röhren für die Anodenspannung „verloren“ und da bleibt beim Betrieb mit 110 V nicht mehr sehr viel übrig.
Beim Nachfolgemodell hat man dieses Problem dadurch verbessert, dass die Endröhre ihre Gittervorspannung durch „hochgelegte Katode“ bekommt (700 Ω Katodenwiderstand mit C überbrückt), hat aber auch den Betrieb mit 110/150 V weggelassen.
1.4. Die Lautstärkeregelung erfolgt mittels Potentiometer 7 kΩ in den zusammengeschalteten Katodenleitungen der beiden HF-Vorstufen (0-30 V). Gleichzeitig wird damit auch die Schirmgitterspannung beider Röhren zwischen 30 bis 70 V beeinflusst. Eine etwas verwirrende Schaltungsvariante. Deshalb kommen hier auch die damals neu entwickelten Regel-Tetroden RENS1819 zur Anwendung. Nachteil: Für den Betrieb mit Tonabnehmer gibt es keine Lautstärkeregelung.
1.5. Die dritte Stufe mit der REN1821 arbeitet als Audion ohne von außen erkennbare oder bedienbare Rückkopplung. Damit wurde ja sogar geworben. Es gibt aber eine fest eingestellte Rückkopplung über eine Spule mit einer einzigen Windung und einen Kondensator von 11 nF an der Anode (linke Seite im Bild 5, Mitte).
Bild 5 : Geöffneter Spulenbecher dritter Kreis
 
Diese Spulen sind beim Nachfolgermodell ebenfalls verändert worden.
Bei Anschluss eines Plattenspielers arbeitet diese Stufe als Nf-Verstärker. Dabei muss aber der Lautstärkeregler in den Hf-Vorstufen ganz nach links auf Anschlag gestellt werden, da erst dann der Schalter zur TA-Buchse über eine Nockenscheibe geschlossen wird.
 
1.6. Eine Besonderheit im Netzteil möchte ich noch erwähnen, die auch bei anderen Gleichstrom-Empfängern von AEG (Siemens, Telefunken) zu finden ist: eine Art „Umpolstecker“.
Er ist im Stromkreis nach der Netz-Siebdrossel zu finden.
Bild 6: Schaltungsauszug Netzteil
 
Mit Hilfe dieser „Kontaktbrücke“ kann die Siebdrossel je nach Störungen im Netz in den positiven oder den negativen Zweig der Stromzuführung gelegt werden.
 
Bild 7: Spannungswähler und "Umpoler" in verschiedenen Stellungen
Links der Spannungswähler, rechts unter dem Gitterspannungs-Widerstand dieser „Umpoler“. Zusätzlich im Bild rechts einmal ohne, und dann in umgesteckter Stellung.
2. Zum mechanischen Aufbau
 
2.1. Auf den ersten Blick fällt die sehr stabile und massive Ausführung auf. Ein sorgfältig vernickeltes Stahlblechchassis (1,5 mm), das keinerlei Rostspuren zeigt, drei Spulentöpfe aus massivem 0,6 mm starken Kupferblech (siehe Bild 5), ebenso Abschirmbleche aus Kupfer auf der Unterseite (siehe Bild 15).
Der Dreigang-Drehko ist eine sehr hochwertige Ausführung mit „Spiralkeilbefestigung“ der Rotor- und Statorplatten und wurde auch in die damals aufkommenden Superhets eingebaut.
2.2. „Ein kleines Wunderwerk von höchster Präzision ..“ nennt Eduard Rhein in der Zeitungsbeilage „Funkblätter mit Programm“ vom 18. Aug. 1932 die Skala. Und das ist sie auch. Prinzipiell ist es ein einfacher Friktionstrieb, nur alles aus Metall und sehr solide gebaut. Dazu kommen zwei Lampenträger mit Schlitzen als Lichtaustritt.
Bild 8: Skalenantrieb von vorn gesehen in drei verschiedenen Stellungen
 
Die beiden Skalenlampen hinter den Schlitzen werden über den gesamten Drehwinkel von 180° durch eine sinnreiche zweifache Parallelogramm-Anordnung so hinter der Glasskala verschoben, dass die Schlitze der Lampenträger stets waagerecht liegen und einen hellen Lichtzeiger bilden. Zuerst von der linken Lampe (untere) auf der linken Skalenseite bis ganz oben, dann wechselt der Zeiger auf die rechte Seite von oben nach unten und die rechte Lampe wird sichtbar.

Bild 9: Der Lichtzeiger vom „Optischen Stationsmelder“
 
Die Skala selbst besteht aus zwei Milchglasscheiben mit der Eichung in „kHz“ (Vorsicht! wasserlösliche Farbe!), davor werden von vorn kleine Kunststoff-Schildchen mit den Sendernamen nach eigener Wahl gesteckt.
Bild 10: Demontierte Skala von hinten, rechtes Milchglas entfernt, um die Namensschilder sichtbar zu machen
 
Ca. 100 Schildchen werden mitgeliefert und je nach Standort und Empfangsmöglichkeit wählt man entsprechende Schildchen aus. 56 grüne Schildchen für Mittelwellensender und 21 rote für die Langwelle waren bei meinem Gerät montiert.
 
2.3. Wie in den 30er Jahren üblich, enthält auch dieses Modell mehrere Becherkondensatoren, die zusammengefasst in einem Gehäuse stecken. Dazu ein paar Hinweise im Punkt 3.2.
 
2.4. Das Gehäuse besteht aus einer Art Bakelit und wird mit „Tecanit“ benannt.
Die Rückwand ist aus schwarz lackiertem Stahlblech. Nach Lösen aller vier Kordelschrauben wird automatisch die Stromzuführung unterbrochen. Das bedeutet, dass man bei Reparaturarbeiten diese eine Spezialschraube von der Rückwand entfernen muss und in das Chassis eindreht, da sonst das Gerät nicht arbeitet.
Die Unterseite des Chassis wird durch eine dünne Pertinaxplatte, die mit Aluminiumfolie beklebt ist, abgeschirmt. Diese Platte muss vor dem Einschieben des Chassis in das Gehäuse unten eingelegt werden. Zum Schluss werden 4 Schrauben mit Gummifüßen von unten eingedreht und die 4 Knöpfe befestigt.
 
3. Hinweise auf erfolgte Reparaturen und Restaurationsarbeiten
 
3.1. Zur Skala
Mechanisch gab es keine Probleme mit der Skalenkonstruktion. Reinigen, die Gleitstellen und Lager ölen, die Glühlampen kontrollieren bzw. erneuern. Da gab es aber die erste Engstelle. Die Glühlampen 5 V / 0,2 A sind nach meinen Erfahrungen noch rarer als die 4-V-Lämpchen (zumindestens in meinem Lagerbestand). Hier nun sind es aber noch Lampen mit Swan-Sockel, und da musste ich improvisieren. Auf das Gewinde einer entsprechenden Lampe mit E10-Sockel habe ich an der ja vorhandenen Lötstelle noch etwas Lötzinn aufgebracht und mit einer Schlüsselfeile etwas in Form gebracht, so dass es in die Fassung passte und als Haltenase dort dienen konnte.
 
Bild 11: Detailansicht der brüchigen Verdrahtung in der Skalenkonstruktion
Eine schwierigere aber notwendige Arbeit war das Auswechseln der 4 Zuleitungslitzen, da diese an den Biegungsstellen (Pfeile im Bild 11) brüchig geworden waren und Kurzschlüsse verursachten. Mit viel Geduld und einem alten Lötkolben mit Regeltrafo (niedrige Temperatur einstellen) zum Abschmelzen des Teervergusses lässt sich aber auch das meistern und neue dünne Litze einfädeln. (Bild 12 oben)
Bild 12: Skalenkonstruktions von hinten gesehen mit neuer Verdrahtung
 
Die Skalenscheibe selbst mit den Senderschildchen kann unabhängig von vorn abgeschraubt werden, damit man an die Glühlämpchen zum Auswechseln kommt ohne Chassisausbau. (Siehe auch Bild 10.) Außer Reinigung - Vorsicht! Farbe ist wasserlöslich! - und eventuelles Neuordnen der Schilder fällt nichts an.
 
3.2. Der nächste harte Brocken waren die Blockkondensatoren. Der rote Pappbecher auf dem Chassis enthält immerhin 6 Kondensatoren und 7 Anschlussdrähte.
Die Schwierigkeiten begannen schon beim Ausbauversuch. Abgesehen von der mechanischen Befestigung mit Biegelaschen waren fünf der Anschlussdrähte direkt in voller Länge, geschätzt ca. 30 cm, in den verklebten Kabelbaum eingebunden, ohne eine Lötstelle zwischendurch. Ich stand nun vor einer Entscheidung: Kabelbaum auflösen oder Anschlussdrähte direkt am Pappbecher „kappen“ und später wieder anlöten.
Ich entschied mich für die zweite Variante, da mich der Anblick des aufgelösten Kabelbaumes sehr gestört hätte, denn nie wäre auch nur annähernd originales Aussehen wieder möglich gewesen. Ich kappte also fünf Drähte, die beiden anderen waren kurz und wurden abgelötet.
Die Werte der enthaltenen Kondensatoren waren natürlich nicht mehr messbar, so dass ich dann später nach Öffnung des Kastens je nach Größe der Wickel auf der Wert schließen musste, außerdem wurde natürlich jeder abgetrennte Draht markiert und sein „Ende“ im Schaltbild eingezeichnet, so dass der richtige Wert auch ersichtlich war.
Weitere Hinweise dazu in Post 3 ergänzt.
Bild 13: Der Sammelblock C-a auf dem Chassis und sein Inhalt
Bild 14: Schaltbilder der Sammelblocks C-a und C-b entsprechend dem Lageplan in Bild 15
Die anderen Sammelblocks unter dem Chassis waren einfacher zu handhaben, da es Metallbecher waren mit aufgesetzter Pertinaxplatte und z.T. mit Lötösen.
Bild 15: Chassis von unten und Lage der Teile
Bild 15 zeigt noch einmal die Lage der Teile und die von mir gewählten Bezeichnungen.
Bei C-b ist eine interne Schaltung zu beachten. C-c sind zwei übereinander liegende Becher, C-d ist der parallel zur Netzspannung liegende 0,2uF große C für 1500V.
W = Wellenschalter mit den Nockenscheiben, in der Verlängerung oben der Netzschalter und die Rückwandschraube N zur Stromunterbrechung
 
3.3. Aus dem Spulentopf des dritten Kreises kommt der Anschluss an die Anode der Röhre 2 (Bild 5). Dieser besteht aus einem schmalen Messingband mit Klemmschuh am Ende. Da das Messing spröde geworden ist, brach es innerhalb des Bechers. Also: Becher öffnen.
Das erwies sich vom Ansehen her einfach, denn die Anschlussdrähte waren schnell abgelötet. Doch wenn massives Kupferblech mit dem 1,5 mm starken Stahlblechchassis verlötet ist - ja da braucht's viieel Wärme. Da musste der alte 150-Watt-Lötkolben mal wieder ran!
 
Weitere Probleme gab es zum Glück nicht. Es fehlt nur leider der Originalknopf vom Wellenschalter. (Wer hat einen für mich?)
Nachdem ich eine Gleichspannung von 220 V über einen Regeltrafo und vier Si-Dioden in Graetz-Schaltung angeschlossen hatte, konnte die Erprobung beginnen. Sie verlief sehr erfolgreich.
Ein Dreikreiser ist erstaunlich empfindlich und trennscharf, nur mit der Schwundregelung da habert es gegenüber den Superhets.
Ich hoffe, hiermit einigen Interessenten Tipps für die Restaurierung ihrer eigenen Geräte gegeben zu haben, wobei wegen der Gleichheit der Chassis meine Hinweise und Erfahrungen ebenso für die anfangs genannten Geräte von Siemens und Telefunken gelten.
Wolfgang Eckardt
 
  
 
 
 
 

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Vorbildlich und interessant 
09.Oct.06 11:49

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Lieber Herr Eckard,

ich habe Ihren Restaurierungsbericht mit Interesse und Vergnügen gelesen.

Das Innenleben des Radios kam mir auch gleich bekannt vor:

Es hat sehr große Ähnlichkeit mit dem Siemens 46W, den ich seit Ende der '50er Jahre besitze und glücklicherweise damals nicht "verschlimmbessert" habe. Da ich dieses Gerät bis in die '80er Jahre als Mittelwellenempfänger benutzt habe, sind alle Kondenstoren noch in Ordnung, so daß ich hoffentlich keinen Ersatz vornehmen muß.

Aber Ihr Bericht ist auch für die Wechselstromausführung dieser Geräte von AEG, Telefunken und Siemens von Interesse, denn so groß sind die Unterschiede zwischen der G und der W Ausführung nicht, speziell bei den Kondensatoren.

Die Unterschiede zwischen den Geräten von AEG (Ultra-Geadem), Siemens (46) und Telefunken (343) sind nur "äußerlich" in der Skala und dem Gehäuse (Marketing!?). Schaltungsmäßig stimmen sogar die Positionsnummern aus dem AEG Hilfsbuch und dem Telefunken Werksatattbuch  überein.

Mit freundlichen Grüßen

Dietmar Rudolph

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09.Oct.06 12:18

Detlef Boeder (D)
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Detlef Boeder

Ja schöne Beschreibung Herr Eckhardt,

solche Chassis hab ich auch noch vor mir als W Ausführung. Wie sieht denn nun der rote Block-C aus? War der Deckel aufgelötet oder hat der aufbiegbare Laschen mit Pertinaxplatte wo Sie den öffneten? Haben Sie das rote Wickelpapier wieder nachempfunden in Form eines farbigen Bastelpapiers wie man es im Schreibwarenladen bekommt?

Mir wäre wichtig ( ist aber natürlich persönliche Ansichtssache eines jeden Sammlers), daß die Chassisoberseite wieder möglichst original ausschaut. Und der C-Block ist ja unübersehbar. Mit einer Lacklösung würde ich dann versuchen das neue Papier wieder auf etwas alt zu trimmen.

Gruss D.Boeder

 

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Sammelblock im roten Pappbecher 
09.Oct.06 14:34

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Lieber Herr Boeder,

dieser rote C war wirklich eine Herausforderung, da ich so eine Konstruktion noch nicht in meinen Händen hatte. Abgesehen von den mindestens 30cm langen Anschlussdrähten, die gleich in den Kabelbaum eingebunden wurden, war diese "Pappkiste" rundherum mit rotem Papier kaschiert. Aber auf der oberen Seite haben die "Erbauer" doch eine getrennte Verklebung vorgenommen, die sich nach feuchter Behandlung mit aufgelegtem Schwamm nach ca. 10 Minuten Geduld sehr einfach löste.

Unter dem Papier war dann noch ein Pappdeckel, der nur als oberer Abschluss aufgelegt war. Darunter kan dann wie üblich der Teerverguss mit den C-Wickeln (siehe Bild 13 in Post 1).

Den ganzen Pappbecher habe ich auf Alu-Folie gestellt (Auslaufgefahr!) und in der Backröhre auf niedrigster Stufe komplett erwärmt (Meine Frau war in dieser Zeit nicht zu Hause .....!). Dann ließ sich der Inhalt wie ein "Pudding aus der Form" stürzen und ich hatte den bestens erhaltenen leeren Becher, den ich mit neuem C-Inhalt füllte entsprechend der bekannten Werte.

Abschließend habe ich den über den eingebauten Kondensatoren verbliebenen Hohlraum mit dünnen Styroporscheiben verfüllt, den alten Pappdeckel aufgelegt und das alte rote Papier mit dickem Tapetenkleister wieder verklebt (gut durchfeuchten lassen das Papier, dann lässt es sich gut anpassen).

Der gesamte Kondensatorblock hat also  seine originalen Außenteile. Man muss nun schon seeehr genau hinschauen, um das Öffnen des Bechers eventuell zu erkennen - wenn man vom Fach ist!

Beste Hobbygrüße

Wolfgang Eckardt

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