siemens: AF106 als Ersatz für OC171V und OC171M

ID: 601751
siemens: AF106 als Ersatz für OC171V und OC171M 
22.Dec.22 23:41
207

Daniel Burkei (D)
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Bei der Reparatur eines RT10 war von den HF und ZF-Transistoren lediglich Einer vom Tin-Whisker nicht befallen.

Den Transistor der selbstschwingenden Mischstufe ersetzte ich zunächst durch AF239. Aus dem Lautsprecher war zwar wieder lautes Rauschen zu vernehmen, jedoch zeigte eine Prüfung mit dem Spektrum-Analyzer, dass die Stufe wilde Schwingungen bis über 800Mhz erzeugte und UKW-Empfang nicht möglich war.

Mit dem AF106 ließ sich wieder ordentlicher Empfang herstellen, allerdings zunächst ca. 8Mhz über dem Sollbereich.

In der HF-Stufe arbeitet der AF106 ohne Modifizierung der Schaltung einwandfrei.

Mit ca. 30pF von Basis zu Emitter konnte dieses Problem beseitigt werden.

Mich würde interessieren, was die Fachleute zu dieser Lösung meinen.

 

Gruß,

D. Burkei

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siemens: AF106 als Ersatz für OC171V und OC171M 
24.Dec.22 15:35
207 from 1162

Hans-Jürgen Neuhaus (D)
Redakteur
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Hans-Jürgen Neuhaus

Ferndiagnosen sind immer schwierig und oft fehlerbehaftet:
Daher habe ich zuerst ein paar grundsätzliche Fragen zu Ihrem RT10-Taschenradio:

Hat das Radio vor Ihren Reparaturversuchen jemals einwandfrei funktioniert?
Ist das Gerät unverbastelt?
Haben Sie die "TIN-Whisker-Transistoren" Zug um Zug gewechselt oder alle auf einmal?
Funktioniert das Radio auf MW noch einwandfrei (Kann man abends noch testen)?

Zum Schwingproblem des FM-Oszillator/Mischers.
Prinzipiell funktioniert das AF239 als Erstatz für den OC171M. Der Tansistor hat aber eine fast 10 mal höhere Transitfrequenz FT (Frequenz bei der die Stomverstärkung auf den Faktor 1 abfällt). Das kann funktionieren. Aber die Schaltung selbst und auch das Layout aus den 60er Jahren sind von Siemens für diese hohe Transitfrequenz nicht entwickelt und getestet worden. Also könnte die Schwingneigung darauf zurückzuführen sein.
Alte Bastlerweißheit: Alle Stufen schwingen nur der Oszillator nicht! 

Emfehlenswert: AF124, AF125, AF126. Mit diesen Germanium-Transistoren als Ersatz ist man auf der sicheren Seite!
Diese Transistoren sind noch erhältlich. Im Prinzip reicht der AF125 für alle HF-Funktionen als Ersatz.

Zum Oszillator-Problem:
Der AF106 hat auch noch eine wesentlich höhere Transitfrequenz (FT = 330MHz) als der OC171M. Er scheint aber zu funktionieren. Transistoren mit hohen Grenzfrequenzen habe generell kleinere innere Kapazitäten. Vor allem die sogenannte "Miller"-Kapazität zwischen Kollektor und Basis ist hier oft  bestimmend. Eine Erhöhung der Oszillatorfrequen um 8 MHz erscheint mir sehr groß.
Die könnte eher auf einen mechanischen Defekt in der induktiven Abstimmung hinzuweisen.

Ihren Versuch den Oszillator zu korrigieren sollten Sie aber an anderer Stelle vornehmen als einen 30pF parallel zur Basis-Emitterstrecke des OC171M:

Den 30pF Kondensator entfernen
Dann als erstes die mechanische, induktive UKW-Abstimmung auf fehlerfreie Funktion untersuchen.
Dann mit dem Oszillator-Trimmer 1,8pF ... 9,8pF versuchen nachzugleichen. Hierzu könnte man im Notfall einen Kondensator im einstelligen pf-Bereich parallel einbauen.

Unter dem Modell RT10 finden Sie im RMorg eine komplette Technische Infomation. Diese zu studieren kann ich nur empfehlen.

Viel Erfolg!


 

 

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siemens: AF106 als Ersatz für OC171V und OC171M 
24.Dec.22 21:57
261 from 1162

Harald Giese (D)
Redakteur
Beiträge: 303
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Harald Giese

Bei der Reparatur meines RT10 habe ich die OC171 durch AF124 ersetzt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Einwandfreie Funktion, kein Frequenzversatz. 

Das Thema wurde übrigens  im RM z.B. hier und hier schon einmal diskutiert:

Auch im GFGF - Forum wurde das Problem schon behandelt

www dot gfgf dot org/Forum/index.php?t=msg&goto=3857

MfG

Harald Giese

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siemens: AF106 als Ersatz für OC171V und OC171M 
24.Dec.22 22:12
267 from 1162

Daniel Burkei (D)
Beiträge: 116
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Zunächst möchte ich mich für Ihre umfangreichen Hinweise bedanken.

Das Gerät war zumindest auf der Platine weitgehend original. Ein Transistor im ZF-Teil war jedoch hemdsärmlig gegen einen Neueren ersetzt worden. Das war der, welcher recht ungünstig im Bereich des Drehkondensators lag.

Der "Reparateur" hatte einen merkwürdigen Sockel eingelötet, der eigentlich nicht für Transistoren gedacht war. Damit das Ganze Kontakt hatte, waren die Enden der Anschlussbeinchen vom Transistor umgebogen, um die Drahtstärke zu erhöhen.
 

Das Röhrchen vom Variometer war vom Chassis gelöst.

Das Gerät funktionierte nach Anlegen einer Spannung kurz, wieß aber Wackelkontakte auf.

Kaum war eine Stufe wieder zum Arbeiten gebracht, fiel die nächste aus. Bei allen ausgetauschten Transistoren hatte mindestens eine Elektrode niederohmigen Schluss mit dem Gehäuse (natürlich im ausgebauten Zustand gemessen). Die Widerstandswerte lagen bei ca. 20-30 Ohm.

Den AF106 verwendete ich auf Grund eines Tipps eines erfahrenen Kollegen und weil ich noch ein paar auf Lager hatte.

Ich bin kein gelernter Rundfunk- und Fernsehtechniker - komme eher aus dem Energietechnik-Bereich.

Meine Methoden hier basierten zum Teil einfach auf Versuch und Irrtum.

Die Transistoren hatte ich also nicht pauschal blind getauscht.

 

Übrigens erwiesen sich die Elkos mit dreistelligen µF-Werten allesamt als einwandfrei, lediglich die beiden 10µF im NF-Teil waren völlig taub und wurden ersetzt.

Die Wackelkontakte waren auf kalte Lötstellen zurückzuführen.
Mein Exemplar besitzt nur einen Trimmkondensator, wenngleich im Layout mehrere eingezeichnet sind.
Dieser Kondensator beeinflusst den Oszillator, jedoch ließ sich mit ihm die Frequenz nicht ausreichend weit hinabkorrigieren. Zusätzlich ergab sich bei zunehmenden Eindrehen des Trimmers eine scheinbar deutlich nachlassende Empfindlichkeit des Empfängers (im Wesentlichen im letzten Drittel des Einstellbereiches).

Vielen Dank für die Hilfe!

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