KVN-49 Der sowjetische Volksfernseher
KVN-49 Der sowjetische Volksfernseher
Das FERNSEHEN in der UdSSR / Russland
KVN-49 Der sowjetische Volksfernseher
EINLEITUNG:
Zum Thema Fernsehen in der Sowjetunion fällt dem hiesigen Technikfreund vordergründig der unter anderem in Radeberg gebaute „Leningrad T2“ ein.
Aus der Typenbezeichnung lässt sich aber auch schlussfolgern das es ja noch einen „Leningrad T1“ gegeben hat, ebenso wie einen weitgehend unbekannten „Moskvich T1“ aus 1946 mit Paralleltonverfahren der ursprünglich noch in der auslaufenden RCA 343 Zeilen Norm aus den 1930er Jahren arbeiten konnte.
Der Fernsehapparat KVN-49 sticht alleine schon durch die untypische Namensgebung hervor die hier aus den Initialen der Konstrukteure Kenigsona, Warschawskogo und Nikolaevskogo gebildet wurde. (Durch Transkription V)
Es handelt sich um eine Entwicklung aus den Jahren 1946/48 die nach der Definierung der neuen 625 Zeilen Norm parallel zum „Moskvich“ und dem „Leningrad“ mit dem Ziel einer Großserienproduktion betrieben wurde.
Ein interessantes technisches Beispiel um das Fernsehen als Massenmedium hinter dem einstigen eisernen Vorhang zu verstehen.
Die Technik:
Die Schaltung selbst besticht durch Einfachheit und einer für die damalige Zeit geringen Zahl an eingesetzten (Stahl)Röhren sowie der Rundbildröhrentype 18LK15 wobei die 18 für den Durchmesser in cm steht.
Im Unterschied zu westeuropäischen Geräten sind in der UdSSR gefertigte TV allesamt für Wechselstromspeisung mit einem Transformatornetzteil versehen. Hier wird eine Arbeitsgleichspannung von 320 Volt sowie zwei Heizspannungen einmal für das Chassis und der Bildröhre bereitgestellt.
Das Antennensignal gelangt unsymmetrisch über einen 75Ohm Parallelwiderstand an die erste aperiodisch arbeitende manuell steuerbare HF Verstärkerröhre. Danach folgen 4 abstimmbare Kreise deren Verstärkungsfaktor zugleich auch den Kontrastumfang des Bildinhaltes beeinflusst. Für diesen Zweck ist auch die zweite Stufe handgeregelt. Nach der fünften als Audion betriebenen Pentode steht das Videosignal zur Ansteuerung der Bildröhre bereit. Die Tonsignalverarbeitung gemäß dem Intercarrierverfahren wird nach drei weiteren Verstärkerstufen demoduliert und mittels Übertrager an die Tonendstufe geführt.
Über ein Amplitudensieb gelangen die Austast- und Synchronimpulse zur Erzeugung der Vertikalablenkung zu einer Doppeltriodenröhre welche sowohl die Kippstufe und zugleich die Endstufe beinhaltet.
Ebenfalls übernimmt eine Doppeltriodenröhre die Funktion der Zeilenkippstufe und des zugehörigen Treibers für die Ansteuerung der Zeilenendstufenröhre.
Eine Boosterdiode zur Dämpfung des Zeilenrücklaufes ist erst in einigen späteren Varianten vorhanden.
Jedoch wird im Gegensatz zum Modell „Moskvich“ die Anodenspannung der Bildröhre bereits aus dem Zeilenausgangstransformator gewonnen. Eine Bildschärfeneinstellung mittels Fokusregler ist ebenso vorgesehen.
Ergänzung:
Zur Vergrößerung des Bildeffektes gab es eine wassergefüllte Kunststofflinse die mit einem Gestell vor die Bildröhre geschoben werden konnte.
Spätere Modelle des KVN-49 haben auszugsweise eine größere 23cm Bildröhre, eine verfeinerte Leuchtpunkt- und Rückstrahlunterdrückung, einen Video Demodulator wie auch Germaniumdioden anstelle von Röhren.
Schlusswort:
Ob und wieweit durch diese einfach gehaltene Schaltung mögliche störende Einflüsse auf die Bildqualität in Kauf genommen wurden lässt sich nur erahnen. Ebenso kann die lange Modellaufzeit für ein Gerät mit solch kleiner Bildröhre lediglich als Produkt einer nicht an Kundenwünschen orientierten Wirtschaftswelt erklärt werden.
Es sollen insgesamt 2,5 Millionen KVN-49 nach planwirtschaftlicher Zählweise in verschiedensten Werken der Sowjetunion hergestellt worden sein. Eine Mehrzahl von der Type KVN-49-4 was auf eine tatsächliche Verbreitung des sowjetischen Fernsehens als Massenmedium ab etwa Mitte der 1950er Jahre Rückschließen lässt.
In diesem Zusammenhang darf man auch die auffällig große Typenzahl an sowjetischen Radio- & TV Kombigeräten sehen, deren Produktionszahlen möglicherweise doppelt gezählt werden konnte.
Eigenständige Folgemodelle wie etwa der „Zenit“ oder „Belarus“ hatten dann vermehrt Bildröhren mit gesteigerten Durchmessern, auf Superhetprinzip basierende Trommeltuner sowie Gehäusebauformen ähnlich wie wir sie auch im Westen aus dieser Zeit her kennen.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass es in der UdSSR ab Mitte der 1950er Jahre zeitgleich auch technisch höherwertige Modelle jedoch vermutlich teurer und mit erschwertem Bezug gab.
Die Programmgestaltung von Fernsehsendern sowie die technische Bereitstellung eines Antennensignals war anfangs auf die Teilrepublikenhauptstädte und Leningrad beschränkt. Viele Geräte dieser Zeit hatten daher auch eine KM-Angabe für den möglichen Empfangsradius in Entfernung vom Sender ähnlich wie frühe Frankreich oder England Geräte.
Das Prinzip des Geradeausempfanges bei TV Geräten der Nachkriegszeit ist auch beim Tschechoslowakischen Tesla 4001 angewandt worden und das noch bis 1957!
KVN-49 (KWN-49) Datenblatt:
KVN-49-1 von 1949 bis 1950 KVN-49-A von 1950 bis 1952 KVN-49-B von 1952 bis 1955 KVN-49-4 von 1953 bis 1958 KVN-49-M von 1954 bis 1955 KVN-49-4(A) 1. Fertigung von 1955 bis 1959 KVN-49-4(A) 2. Fertigung von 1959 bis 1960 Typ: SW- Fernsehgeradeausempfänger 6,5 MHz Ton-Bildträger Abstand mit FM; Empfang der drei Band I OIRT Kanäle von 48,5 bis 84 MHz. Wechselstromspeisung 110,127 und 220 Volt, 15 Röhren; Sichtfeld 140 x 105mm; Single Chassis Gerät; Darstellung in Bildröhrenmitte bis zu 400 Linien; 380 x 490 x 400mm; 29 Kg Eingangsempfindlichkeit: 1mV;
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