Automatische Stumm-Abstimmung / Rauschunterdrückung

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Automatische Stumm-Abstimmung / Rauschunterdrückung 
04.Aug.20 17:45
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Ab 1936 geht die Empfänger-Industrie dazu über, eine automatische Stumm-Abstimmung zu implementieren, die insbesondere dazu dienen soll, das "Aufrauschen" des Empfängers zwischen den Stationen zu unterdrücken. In "Fortschritte der Funktechnik und ihrer Grenzgebiete, Bd. 1, Frankh, 1936" findet sich dazu folgende Aussage:

Die unangenehme Eigenschaft aller mit Lautstärke-Automatik ausgestatteten Empfangsgeräte, den Störpegel während des Abstimmens zwischen den Abstimmungen für die einzelnen Trägerfrequenzen auf volle Lautsprecherstärke zu regeln, hat zu mancherlei Versuchen geführt, diese Geräusche verschwinden zu lassen. Das einfachste Verfahren besteht darin, die Empfindlichkeit des Empfängers so weit herabzusetzen, daß nur noch Zeichen, die oberhalb des Störpegels liegen, empfangen werden können. Es hat sich aber gezeigt, daß man hiermit die Empfangsmöglichkeiten häufig zu weitgehend einschränkt, weil man ja während des Empfangs einen gewissen Störpegel, sofern er nur hinreichend unter dem Empfangspegel liegt, ganz gern mit in Kauf nimmt.

Deshalb hat bei Geräten mittlerer Preislage die noch einfachere Möglichkeit, einen Druckknopfschalter vorzusehen, der während des Abstimmens den NF-Teil kurzschließt, größeren Anklang gefunden. Die eigentliche Absicht aber ist die, den NF-Teil für die "ungenießbaren" Teile des Empfangs, insbesondere die "zwischen den Sendern" auftretenden Geräusche, selbsttätig durch entsprechende Schaltungen zu sperren.

Abb. 18 zeigt eine einfachere Schaltung dieser Art, bei der eine Doppel-Zweipol-Dreipolröhre mit ihrem Triodenteil auf einen Anodenwiderstand R arbeitet, auf den gleichzeitig eine zweite Dreipolröhre arbeitet. Dieser wird über die Sperre R1C1 die an der Demodulations-Diode liegende Gleichspannung zugeführt. Solange kein Empfang vorhanden ist, hat die Hilfsröhre infolge des Kathoden-Widerstandes R2 der Doppel-Zweipol-Dreipolröhre (DDT) eine positive Vorspannung und nimmt daher einen so hohen Anodenstrom auf, daß die Gleichspannung an R praktisch zusammenbricht, also die Triodenabteilung der DDT nicht arbeiten kann: der Verstärker ist gesperrt. Trifft ein Zeichen von hinreichender Stärke auf, so wird das Gitter der Hilfsröhre mehr und mehr negativ, bis sie schließlich eine Verstärkung wieder zuläßt, weil der von ihr durch den Widerstand R1 geschickte Anodenstrom gering genug geworden ist.

In der Schaltung nach Abb. 19 wird der beiden Röhren gemeinsame Widerstand R in die Kathodenleitung gelegt; ist kein Empfang vorhanden, so wird der Anodenstrom durch die Hilfsröhre infolge ihrer positiven Vorspannung so hoch, daß der Spannungsabfall an R den Triodenteil der DDT völlig sperrt. Er wird erst wieder freigegeben, wenn infolge hinreichend großer Empfangsspannung das Gitter der Hilfsröhre so weit negativ geworden ist, daß der durch den Anodenstrom an R hervorgerufene Abfall die DDT nicht mehr sperrt.

Die Prinzipschaltung eines solchen "Krachtöters", wie er in einem deutschen Spitzenempfänger verwendet wird, zeigt Abb. 20. Hier ist die DDT selbst als Hilfsröhre verwendet, und ihrem Gitter wird ohne Empfang eine wenig negative Vorspannung gegeben, die den Spannungsabfall am Anodenwiderstand so groß macht, daß in der folgenden (NF-)Röhre, die galvanisch (mit "hochgelegter" Kathode) angekoppelt ist, infolge zu starker negativer Vorspannung kein Anodenstrom fließen kann. Erst beim Empfang eines Senders wird das Gitter der DDT negativer und der Anodenstrom durch sie so gering, daß die Sperrung der nachfolgenden Röhre aufgehoben wird. Mittels des Regelwiderstandes läßt sich der Sperrbereich einstellen.

Da wir hier gerade von selbsttätigen Regelschaltungen sprechen, sei der Vollständigkeit halber darauf hingewiesen, daß man mit den einfacheren Regelschaltungen, wie sie oben beschrieben wurden, zwar einen bestimmten Regelumfang erreichen kann, daß sich aber trotz der Regelung die Lautstärke bei Schwankungen der Empfangsfeldstärke immer noch innerhalb gewisser Grenzen ändert. Soll dies praktisch vollkommen vermieden werden, so ist man gezwungen, entweder der die Regelspannung erzeugenden Zweipolröhre eine größere Hochfrequenzspannung zuzuführen oder die von ihr abgegebene Regelgleichspannung nochmals zu verstärken, ehe sie zur Regelung verwendet wird. Den zweiten Weg geht man wohl hin und wieder, doch beschreitet man ihn nur ungern, weil die "Gleichstrom- bzw. Gleichspannungs"-Verstärkung schaltungstechnisch bei guten Verstärkungsgraden und hoher Betriebssicherheit nicht gerade einfach zu beherrschen ist. Insbesondere in amerikanischen Geräten (bei denen der Röhrenaufwand ja keine ausschlaggebende Rolle spielt!) findet man daher häufig eine besondere Doppelzweipol- Fünfpolschirmröhre (Duodiode-HF-Penthode) dergestalt verwendet, daß der Fünfpolschirmröhrenteil die ihm zugeführte Hochfrequenz erheblich verstärkt und dann über einen besonderen Kreis und Kopplung an die Zweipol- bzw. Doppelzweipolröhre abgibt, welche die erheblich verstärkte Regelspannung liefert.


Der oben zitierte "Deutsche Spitzen-Empfänger" ist offensichtlich der Körting Ultramar SB7360W (1935/36) bzw. der Ultramar SB7360W "Schatulle" (auch mit "Körting-Privat" bezeichnet), dessen Schaltung ebenfalls im zitierten Buch abgedruckt ist.

 

Die Triode der ABC1 verschiebt (Feldstärke-abhängig) den Arbeitspunkt der ersten AC2, welche mit ihrer Kathode über einen Spannungsteiler (grün) "hoch" liegt.

Der Signal-Weg von der Signal-Diode der ABC1 bis zur Primärseite des Gegentakt-Eingangs-Trafo der Gegentakt-Endstufe ist magenta gekennzeichnet.

Der Schaltungs-Ausschnitt stammt vom ART Schaltplan.

 

 

Die Nachfolge-Modelle Ultramar 37 SB8360W "normal" bzw. Ultramar 37 SB8360W "Schatulle" (1936/37) sind durchgehend mit A-Röhren bestückt. Die im obigen Schaltplan-Ausschnitt gezeigte Rausch-Unterdrückung vom Ultramar SB7360W wurde jedoch fast unverändert übernommen.

 

MfG DR

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