Betriebssicherheit alter Radios: Risiken durch Verbastelung
Betriebssicherheit alter Radios: Risiken durch Verbastelung
Das Thema "Sicherheit" muss bei der Wiederinbetriebnahme alter Radios im Vordergrund stehen. Dazu gehören vor allem die vor dem Einschalten durchzuführenden Maßnahmen, die generellen Hinweise zum Umgang mit diesen Geräten und auch die erheblichen (weil manchmal gut versteckten) Risiken durch Verbastelungen unerfahrener Reparateure. Mit Verbastelungen (Original oder verbastelt?) befassen sich die Beiträge hier und dort.
In den Beiträgen vor dem Einschalten finden sich auch Hinweise zur Sicherheit.
Zum generellen Umgang mit Röhrenradios zeige ich in der Anlage (s. unten) einige Hinweise aus meiner Internetpräsenz (Radios der 50er Jahre).
Auf die Risiken, die durch mangelndes Grundlagenwissen eines Rat suchenden entstehen können und vor allem für den Rat gebenden schwer einzuschätzen und auch für diesen durchaus riskant sind, weisen auch die Beiträge 4 und 10 in Verbesserungsbedürftig ? Geben und Nehmen im RM hin.
Ich gebe selten Hinweise (Tipps und Tricks) bei Problemen in der Stromversorgung, wenn die diesbezüglichen Fragen des Reparateurs mangelnde Grundkenntnisse der Elektrotechnik vermuten lassen. Hier gilt: Der erfahrene Reparateur braucht keine Hinweise, für den weniger erfahrenen können sie gefährlich werden.
Das folgende Beispiel zeigt eine gefährliche Verbastelung, wie sie mir kürzlich begegnete:
Jemand hatte den Selengleichrichter durch eine herkömmliche Siliziumbrücke ersetzt. Das ist weiter nicht schlimm, aber der Bastler wusste sicher nicht, dass diese eine gegenüber der Selenbrücke um ca. 10% höhere Spannung liefert.
Dann hat er gerechnet: 2x 50uF, das macht 100uF. Auch nicht ganz falsch. Aber dann hat er den ersten Siebelko (50uF) zusätzlich mit 100uF unterstützt, obwohl dieser noch im Grünen Bereich lag.
Die Aufschrift auf dem originalen Gleichrichter: B250 C100 hat er zumindest gelesen, denn er hielt für den zusätzlichen Elko eine Spannungsfestigkeit von 250 Volt für ausreichend. Das hat dann ziemlich gekracht, denn die Leerlaufspannung betrug das 1,5 -fache.
Ganz deutlich zur Warnung: Das Teil hat sich explosionsartig zerlegt!
Daher nochmals, wie in oben genannter Anlage beschrieben: Schutzbrille aufsetzen!
Anlagen:- Sicherheitshinweise (34 KB)
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Über Gleichrichtung und Glättung von Wechselspannung
die Ausführungen von Herrn Grund möchte nachdrücklich unterstützen und noch etwas ergänzen:
Dafür gibt es zwei Gründe:
- der kurz nach dem Einschalten zunächst im Leerlauf arbeitende Netztransformator gibt eine höhere Sekundär-Wechselspannung ab als unter Last im späteren Betrieb und
- der Ladekondensator lädt sich nahezu auf den Scheitelwert (Faktor √2) dieser (erhöhten !) Wechselspannung auf.
Wie man sieht, befindet man sich hier mit den leicht erhältlichen 350 Volt-Typen bereits an der Grenze des Vertretbaren. Dies gilt insbesondere, wenn ein älteres 220-Volt-Gerät an der heute üblichen 230 Volt Netzspannung betrieben wird.
Der Ladekondensator bleibt auch gefährlich, wenn man das Gerät wegen irgendeines Umstandes nach dem Einschalten gleich wieder ausschaltet, also bevor die Röhren Gelegenheit hatten, Anodenstrom zu ziehen. So etwas kommt öfter vor, als man annimmt. Dann entlädt sich der Kondensator nur ganz allmählich über die in der nachfolgenden Schaltung vorhandenen Widerstände und stellt so eine Gefahr für den Reparateur dar.
Selbstverständlich wissen die meisten von uns genau Bescheid und werden meine Ratschläge vielleicht als übertrieben oder belehrend empfinden, aber ich möchte die weniger Erfahrenen warnen. Persönlich wäre z. B. ich selbst "damals" (etwa 1970) sehr froh gewesen, wenn mir jemand das oben Beschriebene mitgeteilt hätte, bevor ich anhand von Heinz-Richter-Büchern anfing, mit Röhren zu basteln. Bitte beurteilen Sie das "Minimalschaltbild" selbst (aus Heinz Richter, "Neues Bastelbuch für Radio und Elektronik", Telekosmos-Verlag, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1969):
Im zugehörigen Text befinden sich keinerlei Warnungen vor gefährlichen Spannungen1), oder wieviel Volt die beiden 32µF-Elkos "aushalten" müssen. Wer das als Anfänger 1:1 nachbauen möchte, riskiert bei Verwendung eines hochwertigen Ausgangsübertragers und einer niederohmigen Drossel nicht nur eine überlastete EL 84 ...
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1) HR wendet sich in diesem Buch ausdrücklich an seine jugendlichen Leser.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.