Cincheingang am Allstromgerät für Bluetooth u. Internetradio
Cincheingang am Allstromgerät für Bluetooth u. Internetradio
NF-Eingang mittels Cinch-Kupplungen am DKE 1938 für Bluetoothadapter, DAB+, Internetradio usw.
Die Allstromgeräte in meiner kleinen Sammlung stehen immer etwas im Schatten der anderen und besonders dann, wenn sie keine UKW-Empfangsmöglichkeit haben.
Ein Braun DKE 1938 sollte nun wieder etwas mehr ins Licht gerückt werden.
Durch Erneuern des brüchigen Netzkabels und der defekten Elkos waren seine ursprünglichen Empfangsmöglichkeiten bald wieder hergestellt und ich konnte in den späten Abendstunden mit der Audionstufe BBC und einen osteuropäischen Sender empfangen. Den Deutschlandfunk auf LW vermisse ich schon seit Jahren. Mit Rauschen, Pfeifen und Prasseln interessant aber kein anhaltender Genuss für die Zuhörer.
Damit die Wiedergabemöglichkeiten des Gerätes erlebbar werden, sollte das Gerät einen Audio-Eingang mit Cinch-Kupplungen zur Einspeisung externer NF-Signale z. B. Smartphone via Bluetooth, DAB+, Internetradio usw. bekommen.
Obwohl Einbaubuchsen zweckmäßiger wären, habe ich Cinch-Kupplungen gewählt, weil Buchsen bleibende Spuren am Gerät hinterlassen.
Veränderungen sollten den Originalzustand des DKE nicht beeinträchtigen und müssen deshalb völlig reversibel sein. Der LW- MW-Empfang über die Audionstufe sollte weiterhin funktionieren.
In einem früheren Beitrag habe ich bereits eine „Modernisierung“ eines Wechselstromgerätes mit Bluetooth-Empfänger beschrieben. Leider geht es bei Allstromgeräten nicht auf gleiche einfache Weise.
Alle Arbeiten an Allstromgeräten und besonders Veränderungen können zu mehr als nur einer elektrisierenden Angelegenheit werden.
Selbstverständlich dürfen jegliche Modifizierungen kein Sicherheitsrisiko schaffen.
An dieser Stelle weise ich deshalb ausdrücklich darauf hin, dass dieser Beitrag nicht zum Nachbau von mir empfohlen wird. Dennoch biete ich das Thema hier zur Diskussion an.
Der Audio-Eingang muss galvanisch vom Allstromgerät zuverlässig getrennt sein, damit keine Gefährdungen durch unzulässige Berührungsspannungen entstehen. Eine lose kapazitive Ankopplung ist m. E. für gute NF-Übertragung ungeeignet.
Zu meiner Lehrzeit in den 1960er Jahren gab es von einigen Herstellern Einbausätze für Fernsehgeräte, die den Anschluss von Tonbandgeräten ermöglichten. Zu einem solchen Einbausatz gehörten üblicherweise die Anleitung, ein NF-Übertrager, einige Widerstände, Kondensatoren und eine DIN-Buchse. Heute bekommt man die notwendigen NF-Übertrager leider nicht mehr so einfach.
Prinzipiell eignet sich auch jeder Netztrafo als NF-Übertrager. Bei der Auswahl sind Übersetzungsverhältnis, Frequenzgang und Baugröße zu betrachten. Von genügender Isolationsfestigkeit kann man bei einem Netztrafo mit VDE-Zeichen ausgehen.
Nimmt man an, dass an einem Cinch-Eingang eine Spannung von 1V gegeben ist und eine VCL11 mit 3V angesteuert werden kann, so erscheint ein Netztrafo 230V/77V in inversen Betrieb geeignet. Bezieht man Verluste des Transformators und an den Entkopplungswiderständen mit ein, so kommt man schnell zu Übersetzungsverhältnissen von 230V/20V oder größer.
Als geeignet ausgewählt habe ich aus meinem vorhandenen Sortiment einen Printtrafo mit VDE-Zeichen, 230V/2x6V, 1,5VA, der für 12V (ü=19,2) beschaltet wurde.
Die Transformatoren aus Kleinnetzteilen mit getrennten Kammern für Primär- und Sekundärwicklungen haben wohl genügend hohe Isolationsfestigkeit, tragen aber selten ein Prüfzeichen. Ein vorrätiger Trafo aus einer 100V ELA-Anlage und ein kleiner NF-Übertrager mit 1:12,5 Übersetzungsverhältnis kamen gar nicht in die Auswahl, weil deren Spannungs- bzw. Isolationsfestigkeit ungeprüft sind und sie somit die erforderliche Sicherheit nicht garantieren.
Der Frequenzgang lässt sich schnell mit einem Tonfrequenzgenerator überprüfen. Bei einem Dutzend überprüfter Netztrafos bis etwa 10VA zeigte sich ein guter Frequenzgang bis zu 8kHz und darüber hinaus, was auf jeden Fall für einen DKE ausreichend ist.
Da der NF-Übertrager hier lediglich Leistungen im mVA-Bereich übertragen muss, reicht als Baugröße schon jeder Kleintrafo in der Größenordnung 1VA und weniger. Etwas größer geht auch, nur die Magnetisierungsverluste im Eisenkern nehmen zu.
Zur Betrachtung der Impedanz nehme ich mal an, dass der Trafo durch die Anschaltung an die VCL11 mit 400kOhm belastet wird, was auf der Eingangsseite dann ca. 1kOhm macht.
Im Schaltbild sind die vorgenommenen Schaltungsmaßnahmen erkennbar.
Mit einem Koppelkondensator 4,7nF und einem 100kOhm Widerstand zur Entkopplung wird die NF-Spannung von den 230V Anschlüssen des Trafos dem Gitter des Tetrodenteils der VCL11 zugeführt.
Audionstufe und Audio-Eingang sind dadurch „gleichberechtigt“. Wenn so gewollt, können gleichzeitig Sender und Bluetooth-Übertragung gehört werden.
An den 12V-Anschlüssen des Trafos sind zwei Leitungen mit Cinch-Kupplungen angeschlossen. Bei Bedarf ist es somit möglich linkes und rechtes Stereosignal zusammenzufassen. Die Entkopplungswiderstände von 1kOhm befinden sich in den Cinch-Kupplungen.
Bei den alten Röhrenfernsehgeräten kam noch ein Widerstand von einigen MOhm zwischen Masse Fernsehgerät und Masse DIN-Buchse zur Ableitung statischer Aufladungen. Solchen Einbau halte ich hier für verzichtbar.
Größte Aufmerksamkeit erfordern die Arbeiten beim Trafo, besonders an den herausgeführten NF-Leitungen, die evtl. die Netzspannung nach außen „verschleppen“ könnten. Schadhafte Isolation oder eine abgerissene Leitung darf es innerhalb des Gerätes nicht geben. Zur Verdeckung der Lötanschlüsse ist eine genügend dicke Acrylglasplatte mit Grundbohrungen, in welche die Lötanschlüsse des Trafos passen, vorgesehen. Diese Platte wurde mit dem Trafo verklebt, wodurch hier eine sichere Isolation gewährleistet ist. Die NF-Leitungen wurden zur Zugentlastung mit Isolierband am Trafo befestigt, einmal zusätzlich gegensinnig um den Trafo geführt und mit einem Kabelbinder zusammen gezurrt. Ein Abreißen an den Lötstellen kann daher nur noch durch große Kraft erfolgen. Im Inneren des Gerätes sind die herausführenden NF-Leitungen durch einen übergeschobenen Isolierschlauch zusätzlich geschützt. Weitere Zugentlastungen sind außen an der Geräterückwand, so dass die NF-Leitungen im Falle eines Falles nicht im Gerät sondern außen abreißen.
Für den Halt des Trafos im Gerät sorgt ein dünner, durch die Öffnungen für die Abschirmblechlaschen gefädelter Kabelbinder. Die abgeschirmte NF-Leitung zur VCL11 passte durch den Hohlniet der Röhrenfassung und die Leitungen mit den Cinchkupplungen passten durch die Öffnung für die Antennenbuchsen in der Rückwand. Nirgends am Gerät gibt es somit nicht rückgängig zu machende Veränderungen.
Im Falle einer Veräußerung ist die Wiederherstellung des Originalzustandes an nur zwei Lötstellen (G1 VCL11, Masse) und durch Entfernen des Trafos schnell getan.
Ein Nebeneffekt der Schaltung ergibt sich aufgrund des reziproken Übertragungsverhaltens von Transformatoren. So gelangen nun die NF-Signale der Audionstufe über den Transformator an die Cinchkupplungen. Die Spanungen im Bereich von 10mV könnte man so z. B. einem Mikrofoneingang eines Gerätes zuführen. Gemesssen und getestet habe ich es nicht.
Die Wiedergabe von Audiodateien und Internetradio vom Smartphone via Bluetooth zum Braun DKE 1938 funktionierte auf Anhieb bestens. Mit der hier vorgestellten Schaltung ergab sich eine gute Zimmerlautstärke. Sehr erstaunt war ich vom unerwartet angenehmen Klang des kleinen Gerätes mit der VCL11 und dem Freischwinger-Lautsprecher. Leider fehlt mir (noch) zur Stereodarbietung ein weiterer DKE.
Wegen der vorgenommenen Veränderungen erfolgte nach Beendigung aller Arbeiten die obligatorische Überprüfung des Gerätes gem. VDE-0701 / VDE-0100 .
Es ergaben sich keine Beanstandungen.
Auf jeden Fall wird der DKE noch einige Zeit im Wohnzimmer mit Musik der 1930er Jahre zu hören sein, bis ihn ein Lorenz 150A/I ablöst, bei dem ohnehin der serienmäßige, ziemlich gruselige Phonoeingang längst nachgebessert werden sollte.
Abschließend nochmals eine Bemerkung zur elektrischen Sicherheit.
Die Veränderungen wie oben beschrieben, vorgenommen an einem Allstromgerät, dürfen nur mit entsprechenden Fachkenntnissen, größter Sorgfalt und Verantwortungsbewußtsein geschehen.
Bei fehlender Qualifikation sind derartige Eingriffe zu unterlassen.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.