Nordmende Clipper Reparatur - man habe einen Mambo zur Hand!
Nordmende Clipper Reparatur - man habe einen Mambo zur Hand!
Wer einen Clipper auf den Tisch bekommt, der tut gut daran, auch einen Mambo 59 zu haben. Dem neuen Clipper fehlen ein paar kleine Sachen, alle mechanischer Art: es fehlt die massive Deckelschraube, es fehlt die Aufhängung im Gerät, wo man diese Schraube hineinschrauben muss, damit das Sandwich zusammenhält.
Die fehlenden Teile, sie fehlen nicht nur; ich hege den Verdacht, dass sie bei ihrem Verschwinden auch für einige der Fehler im Gerät gesorgt haben, die ich bei den Betriebsversuchen feststelle.
Nach dem Einschalten zieht das Radio einen wirklich enormen Strom, so gross, dass ich fürchte, die Sache wieder einmal verpolt zu haben. Dem ist nicht so. Nach ein paar Mal Ausschalten und wieder Einschalten pegelt sich der Stromverbrauch auf niedrigem Niveau ein.
Haben wir Oszillation? – Haben wir nicht; nichts oszilliert. Bei der eifrigen Schau finde ich abgerissene Drähtchen an der Spule, gleich neben der Stelle, wo die Deckelschraube hingehört. Ein Draht ist gerade haardick, der andere ist eine winzige doppelte Litze. Sie verlötet am richtigen Ort – bestätigt durch den Mambo 59 – und es oszilliert.
Die Freude ist gross. Sie wird allerdings alsbald kleiner, denn das LW-Band ist gestört. Einen kurzen Blick auf den Schaltplan, eine Kontrolle im Mambo, und siehe da: noch ein Unterbruch an einem haardicken Drähtchen kommend von der LW-Spule. Verlötet: die Langwelle meldet sich zurück.
Wie macht man auf einfache Weise eine Konstruktion, die die beiden Teile des Gehäuses miteinander verbindet? – Richtig, man befragt erneut den Mambo 59. So sieht seine Schraube aus, so sieht mein Ersatz aus. So sieht die Halterung aus, so muss meine neue Version davon aussehen.
Das Auge isst mit. Die Delle im Lautsprechergitter wird von innen her ausgedellt. Das Geflecht ist weich, man muss aufpassen, dass man die Sache nicht verschlimmert. Die Skalenscheibe wird sorgfältig gereinigt. Ein Vorbesitzer hat hier Leim verwendet und es hat etwas geschmiert. Was zu vertreten ist, wird getan. Für den Rest gilt wie immer: mit den Augen nur nicht zu nahe kommen.
Noch ein paar Stunden Geduld und die Leimung an der Schraube ist völlig trocken. Dann kann ich aus zwei Gehäuseschalen wieder ein Gehäuse machen. Das Radio läuft prächtig auf Langwelle und auf Mittelwelle, alle Bauteile sind diejenigen, mit denen der Clipper vor 60 Jahren geboren worden ist. BBC4 bringt die Mittagsnachrichten auf Langwelle, BBC5Live bringt Hörerdiskussionen auf Mittelwelle. Schade, dass die anderen Kulturnationen sich verabschiedet haben und man so ihre Sprachen ganz vergeblich gelernt hat… Wenden wir uns jetzt also wieder konzentriert dem ‚mini-reshuffle‘ zu. – Was für ein Vergnügen, ein repariertes Radio!
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.