crosley: 66TC-S:Restauration
crosley: 66TC-S:Restauration
Das Gerät erreichte mich als Tauschobjekt für einen Schaub Topas, als ein amerikanischer Radiosammler einen "Schaub" per Inserat suchte. Hier vor Ort mußte dann der Zoll davon überzeugt werden, daß der 66TC-S keine Handelsware ist und im angelieferten Zustand auch keinen Wert über 35€ darstellt.
In der Tat hatte das Gehäuse den Transport nicht überstanden.
Die Verleimungen hatten sich teilweise gelöst. Dies konnte aber recht einfach behoben werden.
Ein Blick unter das Chassis zeigt, daß einige der Papier-Kondensatoren zu ersetzen waren. Der Vorbesitzer hatte bereits die Netzelkos erneuert und (rechts) eine Netzsicherung eingebaut.
Die Papierkondensatoren ließen sich leicht neu befüllen, nachdem mittels Heißluftpistole das alte "Innenleben" herausgeholt war. Der Kondensator links, der von Netzspannung nach Masse führt, wurde entfernt.
Da das Gerät (prinzipiell) funktionsfähig sein sollte, kam nun der Test. Aber beim Abstimmen nur Krachen! Als der Drehko ganz ausgedreht war, konnte aber etwas empfangen werden. Also Drehko verschmutzt oder Platten-Schluß.
Links ist das Paket des Oszillators, rechts das des Vorkreises. Die beiden äußeren Platten des Vorkreispakts erscheinen nach innen verbogen. Das kann man mit Hilfe eines dünnen Küchenmessers leicht wieder hinbiegen. Aber das brachte keinen Erfolg.
Nun sieht man aber auch, daß die Pakete im Laufe der Jahre verschmutzt sind. Das müßte mit Hilfe eines Streifens Pappe zu reinigen sein. Die vorhandene Pappe war auf der einen Seite farbig und glatt und auf der anderen Seite roh. Interessanter Weise war der mechanische Widerstand beim Säubern unterschiedlich, je nachdem wie herum der Pappe-Streifen zwischen die Platten eingebracht wurde. Nanu??
Kurz und knapp: die Putzerei brachte keinen Erfolg.
Hans Knoll hatte eine Vermutung: Whisker-Bildung! Das ist von Zinn sehr wohl bekannt, aber offenbar kommt das auch bei unbehandeltem Aluminium vor.
Der Drehko ist also leider in diesem Zustand unbrauchbar. Woher Ersatz nehmen? Schließlich hat er, wie in USA üblich, zwei ungleiche Plattenpakete. Aber, weil er in diesem Zustand sowieso futsch ist, kann man auch zu "härteren Methoden" greifen. Also: Pakete ablöten und über Vorschaltlampen (und zusätzlich über einen Trenntrafo !) an 220V anschließen und die Whisker ausbrennen.
Hier ist das Brett mit den Vorschaltlampen zu sehen, das normalerweise zum Testen von Geräten verwendet werden kann. Die Bienenkorb-Glimmlampe links ist fest als "Vorwiderstand" geschaltet. Dann können (einzeln oder gemeinsam) Glühlampen mit 15W, 40W und 60W als Vorwiderstäne parallel zur Glimmlampe geschaltet werden. Der rechte Schalter schließt alle Vorwiderstände kurz. Die Steckdose ist mit 1,4A abgesichert. Eine zusätzliche Signalglimmlampe leuchtet, wenn der Schukostecker richtig herum eingesteckt ist.
Zwischen den Platten der beiden Teile des Drehkos gab es ein richtiges "Feuerwerk" mit vielen kleinen funkelnden Sternen zwischen den Platten. Es mußen die 15W und die 40W Lampe parallel geschaltet werden, damit nach mehrfachem Ein- und Ausdrehen des Drehkos der "Spuk" ein Ende hatte.
Ein Test nach dem Anlöten der Pakete ergab nun einen einwandfreien Empfang ohne jegliches Kratzen.
In USA ist die Mittelwelle ein noch häufig verwendetes Übertragungsmedium. Das liegt u.a. auch daran, daß (wegen der verglichen mit Europäischen Verhältnissen kleinen Sendeleistungen) die Sender häufig mit erhöhter Bandbreite arbeiten, was einen guten Klang der Übertragung ermöglicht.
Die Empfänger benötigen dafür eine größere Bandbreite, wie die gemessene ZF-Durchlaßkurve des 66TC-S zeigt.
Der Unterschied zwischen dem früheren Typ 66TC und dem späteren Typ 66TC-S besteht darin, daß der erstere einen elektro-dynamischen und der letztere einen permanet-dynamischen Lautsprecher hat, wie auf dem Bild deutlich erkennbar ist.
Zum Betrieb des Gerätes an 220V ist ein Vorschalt-Trafo (Spartrafo) erforderlich.
Beim abendlichen Empfang zeigt das Gerät, daß es sehr empfindlich und (trotz des relativ breiten ZF-Filters) recht trennscharf ist. Auch konnten praktisch keine Pfeifstellen beobachtet werden.
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.