grundig: Da stimmt noch was nicht...

ID: 679102
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02.Jan.25 15:23
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Verehrte Sammlergemeinde,

als ich vor knapp 10 Jahren dieses schöne Gerät käuflich erwerben konnte, hat das Radio noch gespielt. Allerdings war der Klang nicht ganz so prickelnd, wie man eigentlich erwarten konnte. Es klang irgendwie etwas unscharf und leicht verzerrt. In den letzten Tagen habe ich mich an die Restaurierung rangemacht. Also alle bekannten Kondensatoren erneuert, alle drei Elkos, außer die großen Sieb-Elkos (keine geeignet spannungsfesten lagernd gehabt) – gegen neue getauscht, alle Röhren im Funke W19 auf ihre Güte geprüft und die „unbrauchbare“ EC92 erneuert. Die ECC85 war zwischen gut und schlecht – also auch erneuert, alle anderen Röhren waren als gut angezeigt. Die EM34 ist dunkel, aber gerade noch sichtbar. Ich lasse das erstmal so. Sofern nicht noch was anderes defekt ist, sollte das Radio jetzt wieder wie eine eins spielen – macht es aber nicht. Es klingt jetzt erst recht kratzig und nicht richtig abgestimmt. Die EM34 zeigt aber vollen Ausschlag an, sodass das Radio eigentlich nicht wie nicht-richtig-abgestimmt klingen sollte. Ich habe sodann bis auf die ECC85 – weil nicht ganz einfach erreichbar – alle im Stromlauf (siehe Anhang) angegebenen Messwerte nachgeprüft und in nachfolgende Messwert-Tabelle eingetragen. Die Bezeichnungen sind wie im Kopf vom Stromlauf angegeben. Dabei fallen folgende signifikante Abweichungen auf:

  • ECC83:
    • Anode soll: 29 V, ist: 84,2 V
    • Anode f soll: 50 V, ist: 82 V
  • EC92:
    • Kathode soll: 20 V, ist: 17,5 V
    • Anode soll: 56 V, ist: 84 V
  • EBF89:
    • Anode soll: 216 V, ist: 217 V
    • Gitter G2 soll: 54 V, ist: 66 V

Alle anderen Messwerte liegen annähernd im Toleranzbereich der Vorgaben aus dem Stromlaufplan (siehe Messwerttabelle). Die Messungen wurden mit einem handelsüblichen Digital-Multimeter gemessen. Rahmenbedingungen zur Messung:

  • Alle Messungen NUR bei UKW vorgenommen                                  
  • Keine Antenne angeklemmt                                     
  • Lautstärkeregler Stellung Null                                 
  • UKW-Drehkondensator auf 97,5 MHz eingestellt                                           
  • Aufwärmzeit Radio: etwa 10 Minuten                                 

Es stellen sich mir nachfolgende Fragen:

  • Ist die Abweichung an der Anode der EC92 noch tolerierbar?
  • Was könnte die Ursache sein, weshalb die beiden Anodenspannungen an der ECC83 so heftig daneben liegen? Das würde mir den verzerrten Ton erklären.
  • Welche Funktion erfüllt in dieser Schaltung die EAA91 (zwei Dioden in einer Röhre)? Ich bin nicht gut genug, um das aus dem Stromlauf herauslesen zu können.
  • Ich habe die Abgleichanleitung beim Grundig 4090 gefunden. R77 hängt mit dem Regelanschluss an der Anode D1 der EAA91. Hat jemand eine Idee, auf welchen Wert die Anode D1 durch diesen Trimmer eingestellt werden sollte? Im Plan, wie auch in der Abgleichanleitung ist kein Spannungswert vorgegeben.

Experiment: Ich habe meinen Stereokopfhörer über 4,7 µF an die Anode EC92 gehalten. Hier ist die Radiosendung einwandfrei und unverzerrt hörbar, obwohl die Anodenspannung mit 84 Volt doch merklich über der geforderten von 50 Volt liegt. Interessanterweise ist das Signal verzerrt, wenn ich es an der Kathode abgreife, die vom Messwert mit 17,5 Volt zu 20 Volt eigentlich im tolerablen Bereich liegt. Vermag das wer erklären, warum das so ist oder ob sich hier auch schon das Fehlverhalten zeigt?

Ich danke sehr für Ihre Mühe und Mithilfe bei der Fehlersuche.

Viele Grüße

Klaus Pahr

PS: Noch eine Anmerkung, weil es mir erst jetzt einfällt: Bei genauer Betrachtung der Tabelle mit den Messwerten fällt auf, dass die Anode der EC92 und die Anode der ECC83 beide aufs Zehntel genau den gleichen Messwert liefern. Ich hatte also den Verdacht, dass hier ein Kurzschluss vorliegen könnte und habe das überprüft. Dem ist nicht so. Es ist tatsächlich Zufall - kurios...

Grüße

PS: Noch eine Anmerkung, weil es mir erst jetzt einfällt: Bei genauer Betrachtung der Tabelle mit den Messwerten fällt auf, dass die Anode der EC92 und die Anode der ECC83 beide fast aufs Zehntel genau den gleichen Messwert liefern. Ich hatte also den Verdacht, dass hier ein Kurzschluss vorliegen könnte und habe das überprüft. Dem ist nicht so. Es ist tatsächlich Zufall - kurios...

Grüße

Anlagen:

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Grundig: Da stimmt noch was nicht... 
03.Jan.25 19:36
152 from 410


Guten Abend,

ich habe inzwischen weiter an dem Radio und der Fehlerursache geforscht. Von Herrn Hartmut Kohl kam die Idee, den R50 (22k) und C73 (4uF bzw. 4,7 uF) zu überprüfen – vielen Dank dafür! R50 habe ich ausgelötet, hat die geforderten 22k. C73 ist neu, habe ich gegen 2,2 uF getauscht, keine Veränderung, auch nicht, wenn ich ihn testweise ganz weglasse. Die Widerstände R57 und R63 habe ich ausgelötet, haben beide den geforderten Wert 220 k.

Thomas Häußler hat vorgeschlagen (auch hierfür besten Dank!), die beiden 10-MOhm-Gitter-Ableit-Widerstände R54 und R59 zu prüfen. Ich habe jeweils 1MOhm parallel mittels Prüfschnur und Krokodilklemme gehängt. Außer dass ich mir einen Brumm eingefangen habe, hat sich nichts signifikant verändert.

Ich habe noch die ECC83 gewechselt, falls die Röhre einen Fehler haben sollte, den man auf dem Funke ggf. nicht erkennen kann. Hat auch nix gebracht.

Folgendes werde ich heute Abend noch ausprobieren:

  • Röhrensockel ECC83 Kontaktpflege
  • Über Tonbandeingang ein Tonsignal eines externen Radios einspeisen und hören, ob es hierbei auch zur verzerrten Wiedergabe kommt.

Ich suche weiter. Ist diesmal richtig kniffelig. Bin echt auf die Ursache gespannt. Wahrscheinlich ist es irgendwas ganz Banales, auf das kein Mensch kommt…

Viele Grüße und schönen Abend

Klaus Pahr

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Grundig: Da stimmt noch was nicht... 
03.Jan.25 22:42
191 from 410

Giovanni Cucuzzella (D)
Redakteur
Beiträge: 530

Hallo Herr Pahr,

auf dem Modellbild des Chassis sind Röhrenfassungen aus Pertinax zu sehen. Ich erinnere mich an einen Fall, da war eine solche Fassung die Fehlerursache. Schauen sie mal

hier

Vielleicht hilft es Ihnen weiter.

Freundliche Grüße

Giovanni Cucuzzella

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Grundig: Fehler gefunden: Kontaktprobleme... 
04.Jan.25 03:03
213 from 410


Hallo zusammen,

das Radio spielt wieder einwandfrei, Fehler gefunden! Nachdem mit elektrotechnischer Logik kein Fehler zu finden war, musste es etwas Kurioses sein. Gott sei Dank habe ich beim Kondensatorentausch keinen Fehler gemacht. Das war meine größte Befürchtung.

Freundlicherweise hat Herr Cucuzzella den Hinweis gegeben, die Röhrensockel in Augenschein zu nehmen. Vielen Dank für diesen Hinweis, hab ich gemacht – das war es leider auch nicht. Aber: Das Radio hat einen Anschluss für den Ferndirigent. Hier gibt es drei Kontakte. Einer hatte stärkere Verschmutzung und deswegen Kontaktprobleme. Dies führte zu dem kratzigen Ton. Kaum gesäubert, spielt das Radio einwandfrei und mit einem super Klang. Ich habe mal meine gute Box drangehängt – sensationell! Was es nicht alles gibt...

Allen, die mitgerätselt haben, ein herzliches Dankeschön für Ihre Bemühung. Jetzt läuft einer mit einem fetten Grinsen durchs Haus… 😁

Viele Grüße

Klaus Pahr

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