Das 'CX' Störunterdrückungssystem der CBS
Das 'CX' Störunterdrückungssystem der CBS
Etwa 1980 wird die "CX" (Compatible Expansion) Störunterdrückung von CBS entwickelt. Verwendung findet das Verfahren u.a. für den Ton der Laservision-Bildplatten (Laserdisc) sowie später auch bei den letzten Selectavision-Bildplatten (CED) der RCA.
Auch werden (nur!) etwa 50 Vinyl-LPs nach diesem Verfahren "codiert" welche dieses Logo kennzeichnet:
In Deutschland klammert sich Telefunken an diesen Strohhalm und rüstet die Plattenspieler RS120CX und RS220CX mit einem RIAA-Vorverstärker mit zuschaltbarem CX-"Decoder" aus. Als separater Vorverstärker ist der RN100CX erhältlich.
Zur ordnungsgemässen Funktion muss der CX-"Decoder" penibel einjustiert sein. Bei den Plattenspielern ist das gemäss Bedienungsanleitung nur Werkstattpersonal gestattet, der Kunde darf nicht an den Potis drehen. Die werksseitige Einstellung gilt jedoch nur für die ab Werk montierten Tonabnehmersysteme!
Weil bei dem Vorverstärker RN100CX die Wahl des Tonabnehmers notgedrungen dem Kunden zugestanden wird ist diesem eine Informations- und Meßplatte (17cmØ) beigefügt:
Auf der Rückseite der Plattenhülle ist das Verfahren beschrieben (Originaltext):
Das CX-System - CX steht für Compatible Expansion - arbeitet wie das von TELEFUNKEN für Cassetten- und Tonbandgeräte entwickelte Rauschunterdrückungsverfahren HIGHCOM nach dem Prinzip eines Breitbandkompanders. Die bekannten Störungen herkömmlicher Schallplatten, wie z. B. Rauschen, Knistern und Rumpeln, die ihre Ursache im Herstellungsprozeß und im Abspielvorgang der Platten haben, werden weitgehend beseitigt.
Beim CX-Verfahren werden jetzt mit Hilfe eines Kompressors bereits vor Beginn der Schallplattenherstellung die leisen Musikpassagen, in denen die Störungen besonders deutlich werden, soweit angehoben, daß sie lauter sind als die Störsignale. Bei der Wiedergabe werden die vorher angehobenen Passagen in dem CX-Decoder - der einen spiegelbildlich arbeitenden Expander enthält - wieder dem Original-Klangbild entsprechend abgesenkt und die Störgeräusche damit unter die Hörbarkeitsgrenze gedrückt.
Pegeldiagramm eines Übertragungskanals mit Kompander-Rauschunterdrückungssystem
Da Kompressor und Expander exakt spiegelbildlich arbeiten, wir die ursprüngliche Dynamik voll wiederhergestellt(1).
Für technisch Interessierte sei gesagt, daß die Verbesserung des Störabstandes gegenüber herkömmlichen Schallplatten, genau wie bei HIGH COM, bis zu 20 dB beträgt. CX ist unter dem Gesichtspunkt der Kompatibilität entwickelt worden. D. h. „CX"-codierte Schallplatten können auf jedem herkömmlichen HiFi-Plattenspieler auch ohne CX-Decoder abgespielt werden(2). In diesem Falle wird jedoch nur die Wiedergabequalität heutiger, hochwertiger Schallplatten erreicht.
Die eigentlichen Vorteile des CX-Systems
- kein Rauschen
- kein Knistern
- kein Rumpeln
kommen nur voll zur Wirkung, wenn CX-codierte Platten über einen CX-Decoder(3) wiedergegeben werden.
Typisches Leerrillen-Störgeräusch-Spektrum eines Plattenspielers
Bei Schallplatten konnte sich das CX-System nicht durchsetzen und verschwand bald wieder vom Markt, die unverkauften RN100CX wurden als Industrierestposten abgesetzt.
Kritische Anmerkungen:
- Diese Aussage gilt nur für unbeschädigte Platten: Kratzer bringen den "Decoder" aus dem Tritt. Mildes "Knistern" wird abgesenkt, jedoch nicht eliminiert.
- CX-"codierte" Schallplatten klingen ohne CX-"Decoder" prinzipbedingt mit um 20dB reduzierter Dynamik. Bei Wiedergabe von Platten ohne das CX-Logo sollte der "Decoder" grundsätzlich abgeschaltet werden!
- "Coder" und "Decoder" sind in diesem Zusammenhang unglücklich gewählte Begriffe. Da nichts "codiert" wird kann auch nichts "decodiert" werden.
Beste Grüsse,
GR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Das ''CX'' Störunterdrückungssystem - CX Decoder in ELO
Auch die Zeitschrift ELO hat das Thema aufgegriffen und in den Heften 12/1982 und 1/1983 eine Bauanleitung für einen CX-Decoder veröffentlicht.
Bauanleitung und Einstellhinweise sind dort als PDF dieser Artikel abgelegt.
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