Das Nestel-Audion (Audion mit Diode)

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ID: 217936
Das Nestel-Audion (Audion mit Diode) 
08.Apr.10 21:46
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Nestel hat 1935 ein verbessertes Audion vorgeschlagen, bei dem eine (extra) Diode die Demodulation bewirkt und eine Triode bzw.Tetrode/Pentode die NF und die HF Spannung verstärkt, wobei letztere der Rückkopplungsspule zugeführt wird. [Nestel, W.: Rückkopplungsaudion mit verringertem Klirrfaktor. ETZ 1935, p. 1021] s. auch: AM-Demodulation Teil 3 und A simple one Valve regenerative Receiver.

Der Vorteil des "Nestel-Audions" besteht darin, daß für die verstärkende Triode bzw. Tetrode/Pentode ein Arbeitspunkt mit höherer Anodenspannung gewählt werden kann, als dies bei "normalen" Audions möglich ist. Auch ergibt sich für die Demodulation ein geringerer Klirrfaktor. [Es ist zu vermuten, aber noch nicht belegt, daß der Rückkopplungseinsatz "weich" ist.] => Siehe Post #3

In "Günther, H.; Richter, H.: Schule des Funktechnikers, Bd. 1, Frankh, 1939" findet sich eine Beschreibung, allerdings wird Nestel hier nicht erwähnt. Man spricht nur von "neuzeitlicher Ausführung [des Audions] mit Diodengleichrichtung".

Abb. 141 zeigt das Schaltbild eines „Vierröhren-Zweikreisers“ der an erster Stelle genannten Ausführung, die jedoch langsam verschwindet. Man macht hier – abgesehen von der Hochfrequenzstufe – stets von Dreipolröhren und der Widerstandsverstärkung Gebrauch, weil dann der Klirrfaktor entsprechend klein ist, während die Steuerspannung auf jeden Fall genügt. Alle Schalteinzelheiten der Anordnung sind uns bereits bekannt, so daß wir darüber nicht weiter zu sprechen brauchen.

Die an zweiter Stelle erwähnte Ausführungsform des „Zweikreis-Vierers“ findet sich fast in allen neuzeitlichen Geräten. Sie soll daher ausführlich besprochen werden. Abb. 142 zeigt das Schaltbild. Wir sehen wieder eine normale Schirmgitter-Hochfrequenzstufe, die induktiv auf den zweiten Kreis gekoppelt ist. Die dort auftretende Hochfrequenzspannung wird über einen Block C der gleichrichtenden Zweipolröhre zugeführt. An R entsteht dann das schon mehrfach erwähnte Spannungs-Gemisch (Hochfrequenz + Niederfrequenz + Gleichspannung). Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Schaltungen wird hier nun die Hochfrequenz nicht abgesperrt, sondern gemeinsam mit der Niederfrequenz über den Kondensator C1 an das Gitter der folgenden Röhre geführt.Die Kapazität C1 muß natürlich einen beträchtlich höheren Wert als C aufweisen, da sie auch die Niederfrequenz zu übertragen hat.

In der dritten Röhre erfolgt getrennt die Verstärkung der Hoch- und der Niederfrequenzkomponente. Erst im Anodenkreis dieser Röhre wird die Hochfrequenz durch die Drossel ausgesiebt, während die Niederfrequenz über eine Widerstandskopplung in normaler Weise zur weiteren Verarbeitung dem Gitter der Endröhre zugeführt wird.
Von der Anode der dritten Röhre kann dann die verstärkte Rückkopplungsspannung abgezweigt werden, die über die uns bereits bekannte Anordnung eines veränderlichen Kondensators und eine Spule auf den zweiten Schwingkreis einwirkt.

Die Bezeichnung "Vierröhrengerät" ist für diesen Empfänger eigentlich nicht richtig, weil man die kleine Zweipolröhre gewöhnlich nicht mit zählt. In diesem Fall spricht man von einem „Dreier mit Diodengleichrichtung“. Wir benützen trotzdem die andere Bezeichnung, weil sie die tatsächlichen Verhältnisse besser trifft.

Vor einigen Jahren wurde eine Röhre herausgebracht, die in einem einzigen Glaskolben sowohl das Diodensystem als auch die dritte Röhre enthält. Diese Röhrenform heißt "Binode", und zwar unterscheidet man zwei Typen, die „Triode-Binode“ oder „Zweipol-Dreipolröhre“ (REN924) und die „Schirmgitter-Binode“ oder „Zweipol-Vierpolröhre“ (RENS1254), je nachdem, ob das Verstärkersystem eine Drei- oder eine Vierpolröhre darstellt. Die Kathode ist beiden Systemen gemeinsam. Wie sich die Schaltung eines modernen Vierröhren-Zweikreisers durch Verwendung dieser Röhre ändert, zeigt Abb. 144.

 
 

Die Hochfrequenzstufe und die Endröhre sind darin der besseren Übersicht halber fortgelassen. Es ist von dem zusätzlichen Schirmgitter abgesehen – genau dieselbe Anordnung wie in Abb. 142; nur befinden sich die Elektrodensysteme der 3. und der 4. Röhre in einem gemeinsamen Glaskolben. In diesem Fall kann man natürlich nicht mehr von einem Vierröhrengerät sprechen; vielmehr haben wir dann gewissermaßen einen „Zweikreis-Dreier“ mit verbesserter Gleichrichtung vor uns.

Die Binode hat sich jedoch in der Praxis nicht lange halten können, weil sich gewisse störende Beeinflussungen der Systeme untereinander nicht beseitigen ließen. Inzwischen ist man deshalb wieder dazu übergegangen, die beiden Systeme in getrennten Kolben unterzubringen.

Ein weiters Beispiel findet sich in der Zeitschrift "Funk, 1938, S.593", wo ein "Allwellen-Vorsatzgerät" mit der ABC1 beschrieben wird.

Die im Text aufgestellte Behauptung, daß sich die Schaltung nach Nestel "in fast allen neuzeitlichen Geräten findet", erscheint etwas zu optimistisch. (?) Aufgefallen ist mir bislang nur der Lorenz 100W.

 

Kennt jemand weitere Industriegeräte mit Nestel-Audion?

MfG DR

 

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Gerät mit Nestel-Audion 
10.Apr.10 18:01
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die erweiterte Suche nach Geradeausempfängern mit AB2 erbrachte (nur) ein weiteres Gerät mit Nestel-Audion:

Tefag Tefadyn 100W

Wenn auch das Gehäuse völlig anders aussieht als beim Lorenz 100W, so zeigt ein Blick in die Schaltung, daß diese anscheinend - bis auf die Typ-Bezeichnung - identisch ist. Siehe auch die Vergleichsliste, die das bestätigt.

MfG DR

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Weicher Einsatz der Rückkopplung 
13.Apr.10 21:34
442 from 15148

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die im Post #1 geäußerte Vermutung, daß das Nestel-Audion einen weichen Einsatz der Rückkopplung hat, konnte nun in einer Literaturstelle gefunden werden: "Funktechnisches PRAKTIKUM  von Erich Schwandt Ergaenzungsband von 1936. Weidmansche Buchhandlung Berlin." 
(Mein Dank hierfür geht an Hans Knoll, der mir den Scan zur Verfügung stellte!)

 

 

Eine Verringerung des Klirrfaktors läßt sich erzielen, wenn man - nach einem Vorschlag von Dr. Nestel - einen gesteuerten Empfangsgleichrichter mit einer ungesteuerten Röhre - also einer Zweipolröhre - vereinigt, wie es Abb. 13 zeigt. Dadurch wird der sonst sehr hochohmige Gitter-Kathodewiderstand des Empfangsgleichrichters bedeutend herabgesetzt; infolgedessen sinkt der Klirrfaktor auf praktisch 1/4 des ursprünglichen Wertes. Der beim gewöhnlichen Audion in der Größenordnung von 0,1 bis 1 MΩ liegende Widerstand der Strecke Gitter-Kathode, der sich noch dazu je nach dem Arbeitspunkt sehr stark ändert, hat zur Folge, daß die Kurvenform der Niederfrequenz stark verformt wird, also ein großer Klirrfaktor entsteht. Dem könnte man entgegen arbeiten, wenn man den Außenwiderstand groß gegenüber dem Innenwiderstand macht. Das ist aber nicht möglich, da sich die Isolationswiderstände nicht genügend hoch bringen lassen und dem Außenwiderstand außerdem die Kapazität der Röhre und des Gitterkondensators parallel liegen. Infolgedessen ist nur eine Verringerung des Widerstandes der Strecke Gitter-Kathode in der Durchlaßrichtung möglich, und das geschieht am besten durch Parallelschaltung einer Zweipolröhre, deren Widerstand in der Durchlaßrichtung 500 bis 5000 Ω beträgt.


Aus Abb. 14 geht die erhebliche Verringerung des Klirrfaktors durch die Anwendung dieser Schaltung hervor; die obere Kurve nennt den Klirrfaktor eines gewöhnlichen Audions mit Dreipolröhre REN 904, die untere den Klirrfaktor des Audions der Abb. 13. Die Schaltung hat weiter den Vorteil, daß man mit einem kleineren Gitterableitwiderstand (0,1 MΩ) arbeiten kann und so die Brummanfälligkeit der Anordnung eine geringere ist. Gibt man der Röhre durch einen Kathodenwiderstand von einigen hundert Ohm eine kleine negative Vorspannung, so erfolgt die Niederfrequenzverstärkung durch die Röhre an einem gitterstromfreien Arbeitspunkt, was sich ebenfalls im Sinne einer Ermäßigung des Klirrfaktors auswirkt. Außerdem zeichnet sich die Rückkopplung durch einen sehr weichen Schwingungseinsatz aus. Die Schaltung kann sowohl an einer Dreipolröhre, als auch an einer Fünfpol-Schirmröhre durchgeführt werden.
 
MfG DR

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Nestel-Audion: viel zitiert - selten realisiert 
15.Apr.10 15:02
572 from 15148

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Eine weitere kurze Beschreibung des Nestel-Audions findet sich in "Handbuch der Funktechnik und ihrer Grenzgebiete, Bd. 3 der 'Fortschritte', Franckh, 1938" im Kapitel "Schaltungstechnische Fortschritte im Empfängerbau, Teil 12. Demodulation".

 

12. Demodulation
 
Hier ist eine in der Praxis neue Schaltung zu erwähnen, die allerdings schon vor längerer Zeit von Nestel vorgeschlagen worden ist: die Diodengleichrichtung beim Einkreiser nach Abb. 50.
Während man beim normalen Audion die Strecke Gitter-Kathode einer Dreipolröhre als Zweipolröhre und dann die entstehende niederfrequente Richtspannung gleich als Steuerspannung für die Dreipolröhre benutzt, ist hier eine besondere Zweipolröhre vorgesehen, deren niederfrequente Spannung dem Gitter einer besonderen Dreipolröhre zugeführt wird. Der Vorteil dieser Schaltungsart liegt darin, daß die Dreipolröhre dann eine feste negative Gittervorspannung erhalten kann, so daß geringere nichtlineare Verzerrungen auftreten. Da die Zweipolröhre aber nur dann linear gleichrichtet, wenn die Amplitude der Hochfrequenzspannung einen bestimmten Mindestwert besitzt, kommt die Schaltung nur in Betracht, wenn es sich um den Empfang eines starken Bezirkssenders handelt, dessen hochfrequente Amplituden noch dadurch auf den notwendigen Wert gebracht werden müssen, daß die demodulierte Hochfrequenz nicht von der Dreipolröhre ferngehalten, sondern im Gegenteil in dieser verstärkt und dann zur Rückkopplung auf den Eingangskreis ausgenutzt wird.

 

Nach einem so vielfältigen Lob des Nestel-Audions ist es zunächst fast verwunderlich, weshalb außer den Empfängern 100W von Lorenz bzw. Tefag kein weiteres Gerät mit einem solchen Nestel-Audion bekannt ist.

Andererseits zeigt ein Blick auf die Schaltung des 100W, daß es sich bei diesem Gerät um ein frühes "HIFI" Gerät handelt, wie aus der AD1 in der Endstufe erkennbar wird. Statt von "HIFI" sprach man damals eher von einem "Kammermusik-Gerät". (Kammermusik-Geräte gab es z.B. von Siemens, allerdings zu sehr viel höheren Preisen. Die ersten Geräte dieser Serie (KMGI KMG II KMG III) waren mehrkreisige Geradeaus-Empfänger.) 

Und aufgrund der Ausbreitungseigenschaften der LW und MW und den dabei auftretenden Störungen, war ein Qualitäts-Empfang nur für den Orts-Sender möglich. Dafür genügte dann jedoch auch ein Audion. So konnten Musikliebhaber mit etwas schmalerem Geldbeutel ebenfalls in den Genuß einer - gemäß der damaligen Technik - perfekten Wiedergabe kommen.

Diese frühen "HIFI-Geräte" waren eigentlich "Luxus-Geräte", die sich nicht jeder leisten konnte oder wollte. Die damaligen Hörer waren zudem eher an Fern- bzw. Auslandsempfang interessiert. Das könnte erklären, weshalb die Schaltung des Nestel-Audions in den Radios so sehr selten nur zu finden ist.

MfG DR

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praktische Erprobung des Nestel-Audions 
19.Apr.10 19:38
823 from 15148

Wolfgang Holtmann (NL)
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Wolfgang Holtmann

 

 
Es wurde die Frage nach der Bedienungsfreundlichkeit der Rückkopplung beim Nestel-Audion aufgeworfen: ist diese als weich oder hart einzustufen?
 
Da ich die schon erwähnten industriell gefertigten Empfänger nicht besitze, habe ich als Versuchsaufbau selber eine Schaltung erprobt. Es ist die schon im Post 3 angeführte Kombination AB1 (= AB2 mit anderem Sockel) und AC2 mit nur geringfügigen Abweichungen. Siehe Abb.13.
 
 
 
Um auf die eingangs gestellte Frage zurück zu kommen, den Schwingungseinsatz möchte ich als weich bezeichnen. Allerdings ist mir folgendes aufgefallen:
 
Ziehe ich die Rückkopplung mit C3 bis zum Schwingungseinsatz an, ist das bekannte Heulen im Lautsprecher zu hören. Will ich dieses verschwinden lassen, muss ich C3 wieder zurück drehen und zwar viel weiter als den Punkt des vorherigen Schwingungseinsatzes! Wir haben also eine gewisse Hysterese in der Regelung, die mir bei den herkömmlichen Audions nicht so aufgefallen ist.
 
Diese Zieherscheinung tritt um so mehr nach vorne, je mehr von der exakten Abstimmung (mit C2) abgewichen wird. Nun weiß ich aus Erfahrung, dass viele Besitzer von diesen einfachen Radios die Senderabstimmung als Lautstärkeregler gebrauchen, weil oftmals eine getrennte NF-Lautstärkeregelung mit einem Poti eingespart wurde. Eine exakte Senderabstimmung ist daher meist nicht gegeben.
 
 

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Empfang beim Lorenz 100W 
20.Apr.10 16:02
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Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Hier meine Beobachtungen beim Empfang mit dem Lorenz 100W:

Die Empfindlichkeit scheint geringfügig schlechter als bei vergleichbaren, normalen Audions. Das ist um so auffälliger, als ja zusätzlich noch eine AC2 eingesetzt wird, aber diese ist wohl zur Ansteuerung der AD1 notwendig. Insofern ergibt die Kombination AC2/AD1 wohl nicht mehr Verstärkung als eine einzelne AL4.

Der Rückkopplungseinsatz ist in der Tat sehr weich und erfolgt praktisch im Schwebungsnull, fast wie bei guten Zweikreisern der alten Bauart mit Vorkreis und Audion-Kreis. Den Hysterese-Effekt, den Wolfgang Holtmann beobachtet hat, kann ich beim Lorenz 100W nicht bestätigen. Ob das an der Triode liegt? Der 100W hat ja eine AF7 als Pentode.

Interessant ist der direkte Vergleich mit dem Lorenz 100GW, der als klassischer Einkreiser mit der CF7 und CL4 arbeitet. Dieser hat allerdings kein Audion, sondern einen Anodengleichrichter, was auch der verbesserten Klangwiedergabe bei allerdings verminderter Empfindlichkeit zu Gute kommt. Die Empfangsergebnisse beider Typen, W und GW, sind in etwa gleich. Aber auch der GW fällt durch eine deutlich bessere Wiedergabe als die normalen Einkreiser-Audions auf.

Die NF-Wiedergabe des 100W ist exzellent, Tiefen und Höhen werden sehr gut wiedergegeben, aber auch das wird zu einem guten Teil an der AD1 liegen. Auf jeden Fall haben normale Einkreiser mit AF7/AL4 hörbar mehr Verzerrungen. Leider kann ich echten Ortsempfang nicht mehr testen, seitdem der Sender Hoher Meißner des HR zum Jahreswechsel abgeschaltet hat.

Das Nestel-Audion war mir vorher nicht bekannt, ich hatte mir schon über die unübliche Kombination mit der Diode den Kopf zerbrochen. Daß es etwas mit verbesserter Wiedergabe zu tun hat, war eigentlich klar, aber erst die interessante Diskussion hier hat die Gründe offen gelegt.

Mein 100W stammt übrigens aus dem Nachlaß des ehemaligen GFGF-Redakteurs Ebeling, der 1996 bei Breker in Köln versteigert wurde. Das Gerät im absoluten Top-Zustand hat damals (zum Glück) kein großes Interesse gefunden, der Preis ist bei uns mit in der Datenbank aufgenommen.

Martin Steyer

 

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weitere Experimente ... 
21.Apr.10 12:14
1054 from 15148

Wolfgang Holtmann (NL)
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Wolfgang Holtmann

 

Die im Post 5 beschriebenen Zieherscheinungen mit der Triode AC2 könnten eventuell mit einer fehlenden Entkopplung von den anodenseitig vorhandenen HF-Resten zum NF-Ausgang zusammenhängen. Daher habe ich auf Anraten von Herrn Rudolph einen doppelten Tiefpass eingefügt, so wie es bei den Empfängern Lorenz 100W und Tefadyn 100W gemacht wurde. Leider brachte das keinerlei Verbesserung.
 
Als nächster Schritt wurde der bestehende Aufbau so abgeändert, dass ich ein Nestel-Audion mit der Pentode AF7 erproben kann. Untenstehendes Schaltbild ist durchaus mit den genannten Industriegeräten vergleichbar.
 
 
Wie Herr Martin Steyer bereits mitteilte, diese Anordnung hat keinen Hysterese-Effekt! Ich gehe davon aus, dass die Anodenrückwirkung und vor allem die viel größere Anoden – Gitterkapazität einer Triode die Ursache der Zieherscheinung ist.
Um das experimentell zu unterbauen, habe ich probeweise einen 33pF Kondensator von der Anode zum Gitter gelötet. Der ungewünschte Effekt war wieder da, wenn auch im kleineren Umfang!

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Binoden-Audion von Pitsch 1933 
11.Dec.10 13:01
2268 from 15148

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Das "Nestel-Audion" hat offensichtlich einen Vorläufer. Dipl.-Ing. Helmut Pitsch, später sehr bekannt durch seine Buchveröffentlichungen: "Lehrbuch der Funk-Empfangstechnik", hat bereits 1933 im "Funk-Bastler, Heft 46, pp. 728 - 729" über eine (damals neue) Binode [Diode - Triode] in einer Demodulatorschaltung mit Rückkopplung berichtet. Da er schreibt, daß er die vorgestellten Schaltungen zuerst theoretisch überlegt und dann praktisch realisiert hat, scheint er der Vater dieses Gedankens zu sein, so daß man eigentlich von einem "Pitsch-Audion" sprechen müßte.

 
Die Binode in der Rückkopplungsschaltung

Dipl.-Ing. Helmut Pitsch

Die Binode ist bekanntlich eine Röhre, in deren Glaskolben zwei Röhrensysteme untergebracht sind, nämlich ein zur Gleichrichtung (Demodulation) der Hochfrequenz dienendes Zweielektrodensystem, die sogenannte Diode, und ein Verstärkersystem, welches entweder als normale Eingitterröhre (Triode) oder als Schirmgittersystem (Tetrode) ausgebildet ist. Die Kathode ist dem Gleichrichter- und Verstärkersystem gemeinsam. Das Verstärkersystem wird man im allgemeinen zur Verstärkung der durch die Gleichrichtung entstehenden Niederfrequenz verwenden. Es ist aber auch zur Hochfrequenzverstärkung
geeignet und wird dann schaltungstechnisch vor die Diode gelegt. Der Vorteil der Diodengleichrichtung besteht vor allem darin, daß man für die Gleichrichtung und die Niederfrequenzverstärkung unabhängig voneinander die günstigsten Verhältnisse schaffen kann. Ein weiterer Vorteil ergibt sich für die automatische Lautstärkeregelung (Schwundausgleich) durch den Fortfall von Gegenbatterien bzw. dadurch, daß entsprechende Kunstschaltungen (Heraufsetzung des Kathodenpotentials der zu regelnden Hochfrequenzröhre) nicht angewendet zu werden brauchen.

Es ist nun allgemein die Ansicht verbreitet, daß bei der Binode die Anwendung der Rückkopplung nicht möglich ist. Das scheint ja auch wirklich auf den ersten Blick so zu sein, denn die Hochfrequenz kommt zunächst nur an das Diodensystem der Binode, in welchem nur eine Gleichrichtung, aber keine Verstärkung stattfindet. Von hier aus ist also die Rückkopplung tatsächlich nicht möglich. Das Verstärkersystem der Binode wird im allgemeinen zur Niederfrequenzverstärkung benutzt, wie oben erwähnt ist, so daß es auch für eine Rückkopplung nicht brauchbar erscheint.

Bisher ist aber offenbar nicht beachtet worden, daß man dem Niederfrequenzsystem sehr gut neben der Niederfrequenz auch Hochfrequenz zuführen und mit der im Niederfrequenzsystem verstärkten Hochfrequenz eine Rückkopplung betreiben kann. Zu diesem Ergebnis gelangte der Verfasser auf Grund von theoretischen Überlegungen. Die praktische Erprobung hat dann auch bewiesen, daß die Überlegungen richtig sind.

Die Ansicht, daß eine Rückkopplung bei der Binode nicht möglich sei, scheint sich auf die Behauptung zu stützen, daß bei der Binode grundsätzlich eine viel bessere Trennung zwischen Hoch- und Niederfrequenz stattfinden würde, als beim Audion und Richtverstärker, weil bei der Binode die Gleichrichtung und Verstärkung in getrennten Systemen erfolgt. Diese Angabe trifft aber nur bei der Reihenschaltung von Schwingungskreis und Widerstand, der zur Erzielung der Niederfrequenzspannung dient, zu. Bei der Parallelschaltung liegt dagegen die volle Hochfrequenzspannung auch am Niederfrequenzsystem. Die Trennung von Hoch- und Niederfrequenz ist also keine Eigenart der Binode, sondern läßt sich nur durch die gleichzeitige Anwendung der Binode und der Reihenschaltung erreichen. Es ist allerdings schon zugegeben worden, daß man bei der Parallelschaltung besondere Siebmittel vor das Niederfrequenzsystem legen muß, um ein Durchdringen der Hochfrequenz zu verhindern. Wenn man nun aber doch Siebmittel anwenden muß, kann man diese auch hinter das Niederfrequenzsystem einschalten und von der Anode dieses Systems aus in der beim Audion und Richtverstärker bekannten Weise eine Rückkopplung. anwenden. Der Nachteil, wegen der größeren Hochfrequenzamplituden hinter dem Verstärkersystem gegebenenfalls kräftigere Siebmittel verwenden zu müssen, wird durch die bekannten Vorteile der Erhöhung der Lautstärke und Trennschärfe durch die Rückkopplung bei. weitem aufgewogen.

Als weiterer Vorteil der Binode wird angegeben, daß infolge des Fehlens der hochfrequenten Komponente im Anodenstrom des Verstärkersystems (ohne Siebmittel aber nur bei der Reihenschaltung!) keine dämpfende Anodenrückwirkung vorhanden ist. Dieser Vorteil tritt natürlich bei Anwendung einer Rückkopplung nicht in Erscheinung, da der Schwingungskreis sogar entdämpft wird.
Wie die Rückkopplung bei der Binode angewendet werden kann, sei an zwei Schaltbeispielen erklärt. In Abb. 1 ist die Parallelschaltung von Schwingungskreis und Widerstand W, der zur Erzielung der Niederfrequenzspannung dient, dargestellt. Die Niederfrequenzspannung wird dem Gitter des Verstärkersystems, welches auch in Schirmgittersystem sein kann, über den Kondensator C2 und die Leitung L zugeführt. Da aber in dieser Leitung kein Siebwiderstand für die Hochfrequenz vorgesehen ist, gelangt auch die am Schwingungskreis herrschende Hochfrequenzspannung über die Kondensatoren C1 und C2 an das Gitter des Niederfrequenzsystems und wird verstärkt. Von der Anode wird dann in der beim Audion und Anodengleichrichter bekannten Weise eine Abzweigung für die Rückkopplung vorgesehen. Die Siebmittel zur Fernhaltung der Hochfrequenz von der Endröhre sind teilweise gestrichelt gezeichnet, da sie nicht immer alle verwendet werden.


Bei der bekannten Reihenschaltungnach Abb. 2, die den Vorteil besitzt, daß die Dämpfung der Diodenstrecke einen geringeren Einfluß ausübt, wird im allgemeinen die am Widerstand W auftretende Hochfrequenzspannung nicht für eine Rückkopplung genügen. Man könnte zwar den Kondensator C fortlassen, wodurch aber nicht die volle Hochfrequenzspannung an die Diodenstrecke gelangen würde.


Man kann aber in einfacher Weise die Schaltung nach Abb. 3 vornehmen. Die dem Verstärkersystem zugeführte Spannung wird also nicht am Fußpunkt des Schwingungskreises abgenommen, sondern am oberen Ende, welches Hochfrequenzspannung führt, Die Hochfrequenzspannung wird also auch hier, nur in anderer Weise als in Abb. 1 , der Niederfrequenzspannung überlagert.

Mit der Einführung der Rückkopplung bei der Binode werden also die Vorteile der Binode (lineare Gleichrichtung, einfacher Schwundausgleich) nicht durch den Nachteil einer geringeren Empfindlichkeit erkauft. Man kann deshalb erwarten, daß sich die Binode bald weitgehend, auch bei den kleineren Empfängern, einführt. Dadurch würden von der Empfangsseite aus keine Bedenken mehr bestehen, die Sender stärker durchzumodulieren und damit die Lautstärke bzw. Reichweite ohne größeren Energleaufwand als bisher zu erhöhen.
 
MfG DR

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