Der Klopfer in der Telegraphie
ID: 156032
Der Klopfer in der Telegraphie
06.Jan.08 15:55
9745
Die Telegraphenlinien benutzten zuerst Morseschreiber, bei denen Punkte und Striche auf einen Papierstreifen geschrieben wurden.
Zitat aus. "Günther, H.: Telegraphie und Telephonie, Frankh, 1912"
"Im hastigen Tick-Tack des Hebels klingen die kurzen Zeichen scharf und hell durch den Raum, die langen dumpf und schwer. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß eines Tages ein Mann der Praxis darauf verfiel, das ankommende Telegramm nicht abzulesen, sondern abzuhören. Anfänglich wird er dabei den Papierstreifen haben mitlaufen lassen; später gab ihm die zunehmende Sicherheit des Gehörs die Gewißheit, daß das nicht mehr nötig sei und so stand das Räderwerk still und das Farbrädchen hüpfte umsonst empor, denn kein Papier bot mehr die gleitende Bahn, die die Zeichen aufnehmen wollte. Es war der "Klopfer" geboren, der nun mit dem Farbschreiber in Wettbewerb trat. Amerikanische Telegraphisten haben den Klopfer vor etwa 50 Jahren, knapp nach der Einführung des Morseapparates, auf genau diese Weise, die wir eben schilderten, erfunden und dann hat die Praxis ihn so umgeformt, daß der in Abb. 32 gezeigte Apparat entstand."
Im Unterschied zu einem Wagner'schen Hammer ist ein "Klopfer"; bzw. Klopfer-Apparat, wie er in der Telegraphie verwendet wurde, ein Elektro-Magnet mit Anker (aber ohne Unterbrecher), der entsprechende Geräusche erzeugt, wenn er betätigt wird. Dazu wurde der Magnet in einen als "Schallkammer" bezeichneten Kasten eingebaut. Es gab neutrale und gepolte (polarisierte) Klopfer, entsprechend zu neutralen bzw. polarisierten Relais.
Zitat aus "Stiller, A.: Die Schwachstromtechnik, Handbuch für die Einrichtung von Schwachstromanlagen, H. Killinger, S. 260 - 263 (etwa 1930, Herausgeber: W. Lehmann)"
"Neben dem Farbschreiber nach Morse verwenden besonders die Reichspost und viele ausländische Telegraphenverwaltungen und -gesellschaften in den Leitungen mit stärkerem Verkehr den Klopfer, der dem Telegraphisten die Morsezeichen statt mit Hilfe eines Papierstreifens durch das Gehör vermittelt. Der Apparat klopft die Zeichen. Sobald die Telegraphisten die nötige Gewandtheit erlangt haben, geht die Übermittlung durch den Klopferapparat schneller und sicherer vor sich als mit dem Farbschreiber. Das Auge irrt sich beim Ablesen der Morsezeichen eher als das Ohr beim Hören der geklopften Zeichen."
B. Ausführungsformen.
a) Der neutrale Klopfer
Bauart. Er hat zwei Elektromagnete E (je 140 Ohm Widerstand), die auf dem Messingbügel A stehen (in der Zeichnung hintereinander). Der Bügel hängt an dem Galgen G, der zugleich die Ankerachse mit dem Ankerhebel B und dem flachen Anker H trägt. Der Galgen steht auf einer messingnen Grundplatte N und diese wieder mit drei Füßchen J auf einem hölzernen Grundbrette P, das gleichfalls mit drei Metallfüßchen K zur Erzielung einer recht guten Klangwirkung ausgerüstet ist. Die Elektromagnete können mit Hilfe der auf dem hölzernen Grundbrette angeordneten Schraube C, die gegen den Bügel A drückt, gehoben oder gesenkt werden. Die Ankeranschläge nimmt der feingegliederte Messinggalgen D auf. In der Metallhülse F ist die Abreißfeder für den Anker ähnlich wie beim Morsefarbschreiber untergebracht.
Die Enden der Umwicklung führen zu Klemmen auf dem hölzernen Grundbrette.
Wirkungsweise. Werden die Rollen E von einem Strome durchflossen, so wird der Anker H angezogen. Der Ankerhebel B schlägt mit seiner Anschlagschraube L hart auf den Anschlagständer D. Hört der Stromfluß auf, so zieht die Abreißfeder den Ankerhebel in die Ruhelage, und es erfolgt ein zweiter, etwas weniger starker Schlag gegen die am äußersten Ende des Ständers sitzende Schraube M.
Der Klopfer wird gewöhnlich in einer Schallkammer Abb. 488 untergebracht, deren offene Seite dem Telegraphisten zugewendet ist. Hierdurch werden Nebengeräusche dem Ohre ferngehalten und die Klopfschläge dem Ohre besser zugeführt. Der neutrale Klopfer ist nur im Arbeitsstrombetriebe zu verwenden, weil er im Ruhestrombetriebe entgegen gesetzte Klopfzeichen (laut statt leise und umgekehrt ) liefert.
Besonders für den Ruhestromverkehr wird deshalb der gepolte Klopfer benutzt.
Zur Beachtung:
"Klopfer" hat in der älteren Literatur zur drahtlosen Telegraphie eine andere Bedeutung: Hier versteht man darunter den "Klöppel" eines Wagner'schen Hammers (elektrische Klingel), der gegen den Fritter bzw. Kohärer (Coherer) "klopft" um das darin enthaltene Metall-Feilicht "zu erschüttern" damit es wieder hochohmig wird und damit empfindlich für den Empfang elektromagnetischer Wellen.
MfG DR
Zitat aus. "Günther, H.: Telegraphie und Telephonie, Frankh, 1912"
"Im hastigen Tick-Tack des Hebels klingen die kurzen Zeichen scharf und hell durch den Raum, die langen dumpf und schwer. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß eines Tages ein Mann der Praxis darauf verfiel, das ankommende Telegramm nicht abzulesen, sondern abzuhören. Anfänglich wird er dabei den Papierstreifen haben mitlaufen lassen; später gab ihm die zunehmende Sicherheit des Gehörs die Gewißheit, daß das nicht mehr nötig sei und so stand das Räderwerk still und das Farbrädchen hüpfte umsonst empor, denn kein Papier bot mehr die gleitende Bahn, die die Zeichen aufnehmen wollte. Es war der "Klopfer" geboren, der nun mit dem Farbschreiber in Wettbewerb trat. Amerikanische Telegraphisten haben den Klopfer vor etwa 50 Jahren, knapp nach der Einführung des Morseapparates, auf genau diese Weise, die wir eben schilderten, erfunden und dann hat die Praxis ihn so umgeformt, daß der in Abb. 32 gezeigte Apparat entstand."
Zitat aus "Stiller, A.: Die Schwachstromtechnik, Handbuch für die Einrichtung von Schwachstromanlagen, H. Killinger, S. 260 - 263 (etwa 1930, Herausgeber: W. Lehmann)"
"Neben dem Farbschreiber nach Morse verwenden besonders die Reichspost und viele ausländische Telegraphenverwaltungen und -gesellschaften in den Leitungen mit stärkerem Verkehr den Klopfer, der dem Telegraphisten die Morsezeichen statt mit Hilfe eines Papierstreifens durch das Gehör vermittelt. Der Apparat klopft die Zeichen. Sobald die Telegraphisten die nötige Gewandtheit erlangt haben, geht die Übermittlung durch den Klopferapparat schneller und sicherer vor sich als mit dem Farbschreiber. Das Auge irrt sich beim Ablesen der Morsezeichen eher als das Ohr beim Hören der geklopften Zeichen."
B. Ausführungsformen.
a) Der neutrale Klopfer
Bauart. Er hat zwei Elektromagnete E (je 140 Ohm Widerstand), die auf dem Messingbügel A stehen (in der Zeichnung hintereinander). Der Bügel hängt an dem Galgen G, der zugleich die Ankerachse mit dem Ankerhebel B und dem flachen Anker H trägt. Der Galgen steht auf einer messingnen Grundplatte N und diese wieder mit drei Füßchen J auf einem hölzernen Grundbrette P, das gleichfalls mit drei Metallfüßchen K zur Erzielung einer recht guten Klangwirkung ausgerüstet ist. Die Elektromagnete können mit Hilfe der auf dem hölzernen Grundbrette angeordneten Schraube C, die gegen den Bügel A drückt, gehoben oder gesenkt werden. Die Ankeranschläge nimmt der feingegliederte Messinggalgen D auf. In der Metallhülse F ist die Abreißfeder für den Anker ähnlich wie beim Morsefarbschreiber untergebracht.
Die Enden der Umwicklung führen zu Klemmen auf dem hölzernen Grundbrette.
Wirkungsweise. Werden die Rollen E von einem Strome durchflossen, so wird der Anker H angezogen. Der Ankerhebel B schlägt mit seiner Anschlagschraube L hart auf den Anschlagständer D. Hört der Stromfluß auf, so zieht die Abreißfeder den Ankerhebel in die Ruhelage, und es erfolgt ein zweiter, etwas weniger starker Schlag gegen die am äußersten Ende des Ständers sitzende Schraube M.
Der Klopfer wird gewöhnlich in einer Schallkammer Abb. 488 untergebracht, deren offene Seite dem Telegraphisten zugewendet ist. Hierdurch werden Nebengeräusche dem Ohre ferngehalten und die Klopfschläge dem Ohre besser zugeführt. Der neutrale Klopfer ist nur im Arbeitsstrombetriebe zu verwenden, weil er im Ruhestrombetriebe entgegen gesetzte Klopfzeichen (laut statt leise und umgekehrt ) liefert.
Besonders für den Ruhestromverkehr wird deshalb der gepolte Klopfer benutzt.
Zur Beachtung:
"Klopfer" hat in der älteren Literatur zur drahtlosen Telegraphie eine andere Bedeutung: Hier versteht man darunter den "Klöppel" eines Wagner'schen Hammers (elektrische Klingel), der gegen den Fritter bzw. Kohärer (Coherer) "klopft" um das darin enthaltene Metall-Feilicht "zu erschüttern" damit es wieder hochohmig wird und damit empfindlich für den Empfang elektromagnetischer Wellen.
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.