Die größte Senderöhre der Welt (1931)
Die größte Senderöhre der Welt (1931)
Bericht aus "Das Rundfunkwesen", Heft 43/VIII vom 23.10.1931
Die größte Senderöhre der Welt / Von Joachim Boehmer
Die zunehmende Steigerung der Leistung drahtloser Sender hat auch ihren Einfluß auf den Röhrenbau ausgeübt. Wir verwenden heute in Deutschland eine große Anzahl von Röhren, die 150kW leisten. Diese großen Einheiten unterscheiden sich von den kleineren grundsätzlich dadurch, daß das zu ihrem Betrieb erforderliche Vacuum durch Anwendung von Quecksilberdampfpumpen kontinuierlich aufrecht erhalten wird. Durch diese Bauweise hat man die Möglichkeit, Reparaturen an Heizfäden, Gitter und Anode schnell und billig vorzunehmen. Wie jetzt auf der Faraday-Ausstellung in London bekannt wird, haben die Engländer durch den Bau einer 500kW-Röhre einen Rekord im Röhrenbau aufgestellt. Die von Metropolitan-Vickers hergestellte Riesenröhre ist für die Post-Funkstelle in Rugby bestimmt und soll 50 der vor handenen Röhren ersetzen. Für die Größe dieser Röhre sind folgende Maße kennzeichnend: das Gewicht beträgt etwas über eine Tonne, die Höhe 3,3 m, die als Grundlage verwendete Stahlplatte hat eine Größe von 2,7 mal 1 m. Die wassergekühlte Anode besteht aus Stahl, wiegt 150 kg, hat einen Durchmesser von 35 cm und eine Länge von 70 cm. Für einen Heizstrom von 100 A wird eine Fadenemission von 160 A angegeben! Der Heizfaden besteht aus neun um eine mittlere Achse symmetrisch herum angeordneten Teilfäden mit neun darüber liegenden Gittern; jeder dieser neun Fäden kann einzeln zu- oder abgeschaltet werden, um die Leistung der Röhre den Sendeanforderungen anpassen zu können. Die kontinuierliche Evakuierung der Röhre wird nicht mit Quecksilber sondern mit Öl vorgenommen, eine Neuerung, die wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen soll. Die Kühlung der Röhre erfolgt durch Wasser, das durch Pumpen in Umlauf gehalten wird (minütlich 180 Liter).
Bild 1: Gesamtansicht der 500 kW Senderöhre für den englischen Großsender Rugby. Die menschliche Figur links gibt einen Größenmaßstab. Rechts von der Röhre die Vakuum-Ölpumpe und die Zu- und Ableitungen für das Kühlwasser. Der Röhrenkörper besteht aus Metall mit isolierenden Durchführungen für die spannungführenden Teile. Das Ganze erinnert mehr an eine Maschine als an die alte gläserne Rundfunkröhre.
Bild 2: Die Kathode mit 9 starken Heizdrähten. Die Abbildung zeigt nur einen Heizdraht (links). Der einzelne Draht emittiert bis zu 18 Ampere. Die Drähte können je nach der gewünschten Röhrenleistung einzeln an- und abgeschaltet werden. Ihre Aufhängevorrichtung ist wassergekühlt.
Bild 3: In der Mitte das System der 9 Heizfäden (Kathoden) mit ihren 9 Gittern. Rechts und links davon abgenommene Gitter. Im Vordergrund eine normale Empfangsröhre als Größenmaßstab. Die Gitter sind abnehmbar, um im Bedarfsfalle bequem neue Heizfäden einziehen zu können.
Bild 4: In der Mitte die sternförmige Anode, umgeben von einem System von Kühlröhren. Rechts und links davon die sternförmig ausgefrästen Halterbleche, die den Blechmantel der Anode tragen.
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