DLF und Planungen MW/LW

ID: 268331
DLF und Planungen MW/LW 
25.Oct.11 17:08
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Martin Steyer (D)
Redakteur
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Martin Steyer

Offensichtlich ist der DLF der einzige, der neben dem Bay. Rundfunk noch auf Mittelwelle sendet. Zum Sendebetrieb auf Mittelwelle teilte mir der DLF folgendes mit:

"Zwar gibt es in unserem Hause kurzfristig keine Bestrebungen, die Mittelwelle abzuschaffen, doch sie bedeutet keinen dauerhaften Bestandsschutz. Angesichts dessen, dass die mehr als 90 Jahre alte Mittelwellentechnik schon lange nicht mehr den Stand der Technik repräsentiert und viel Energie für die Ausstrahlung beansprucht, werden zukünftige Nutzen-Kosten-Analysen, die die neuen digitalen Verfahren als vollwertige Verbreitungsarten berücksichtigen, zu einer Neubewertung führen. Dies ist absehbar.

Nach den derzeitigen Planungen ist davon auszugehen, dass der flächenhafte Ausbau des bundesweiten Digitalradionetzes im Jahr 2015 weitestgehend abgeschlossen sein wird. Bis zu diesem Zeitpunkt werden MW und LW definitiv noch zur Schließung von Versorgungslücken benötigt und in Betrieb bleiben."

Bis dahin sollten unsere Experimente mit alten Radios, Selbstbau-Einkreisern und Detektor-Empfängern abgeschlossen sein, denn danach wird es mit interessantem Empfang eng werden....

MfG, Martin Steyer

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AM-Sender 
25.Oct.11 23:10
113 from 4549

Peter von Bechen † 15.7.19 (D)
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Peter von Bechen † 15.7.19

...dann bleibt wohl nur noch das "AM-Heimsenderlein"...

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MW und LW im Katastrophenfall unverzichtbar 
26.Oct.11 13:07
207 from 4549

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat vor kurzem davor gewarnt, im Falle von Terroranschlägen das Telefon (unnötig) zu benutzen, weil sonst die Gefahr besteht, daß die Netze zusammenbrechen.

Gut, das wollen wir befolgen. Aber wie kommt man dann an die gewünschten Informationen?

  • Mobil (Iphone etc) über das Internet? Liegt doch nahe. Aber bricht dann das Netz nicht erst recht zusammen?
  • Per Festnetzanschluß über das Internet? Ja, ist das dann besser?

Sobald das Internet ins Spiel kommt, werden individuelle Datenströme erzeugt, die in ihrer Summe zu einem Zusammenbruch des Netzes führen können.

Also schalten wir das Radio (oder den Fernseher) ein. So lange es sich um eine echte "Broadcast" Anwendung handelt, besteht keine Gefahr der Überlastung des Netzes.

Speziell Sendungen auf MW und LW sind für Informationen der Bevölkerung in Notfällen sehr gut geeignet, weil es zum Empfang Batteriegeräte mit äußerst geringem Stromverbrauch gibt. LW und MW sind daher im Katastrophenfall unverzichtbar.

Nun ist aber leider bei vielen Politikern und Broadcastern, die sich für "modern" halten, die Meinung verbreitet, daß speziell der AM-Rundfunk veraltet sei und man deshalb besser auf die Verbreitung über das Internet setzen sollte. Siehe das Beispiel der Deutschen Welle.

Das Kostenargument, das dabei ins Feld geführt wird, betrifft zunächst den Senderbetreiber eines AM Senders. Was aber in dieser "Rechnung" nicht auftaucht, sind die Kosten für die Versorgung der gleichen Fläche mit Hilfe "modernerer" Techniken.

Völlig außen vor in dieser "Rechnung" bleiben jedoch die Kosten, die dem einzelnen Rundfunkteilnehmer aufgebürdet werden.

  • Neuanschaffung von Geräten
  • Höhere Betriebskosten infolge des Stromverbrauchs
  • Kosten für Benutzung des Internets

Das Kostenargument mag für die Broadcaster (eventuell) gelten, für die Rundfukteinehmer trifft jedoch das Gegenteil zu.

MfG DR

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Auslandsempfang des DLR und der DW 
26.Oct.11 13:24
216 from 4549

Martin Steyer (D)
Redakteur
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Martin Steyer

Hier beißt sich die Katze mal wieder in den Schwanz:

Die DW definiert sich per Eigenerklärung nicht mehr wie früher primär als Auslandsdienst für Deutsche im Ausland (man denke nur an die vormaligen Gruß- und Wunschsendungen für weltweiten Empfang), sondern will das Bild Deutschlands (aus seiner Sicht) international publik machen. Deshalb setzt man im Internetangebot auch verstärkt auf Fremdsprachen.

Das DLR wiederum hat als öffentlich-rechtliche Anstalt den Auftrag, eine flächendeckende Versorgung in Deutschland sicherzustellen und fühlt sich nicht zuständig, auf der Kurzwelle einen Auslandempfang sicherzustellen:

"Das Deutschlandradio hat nur einen bundesweiten Sendeauftrag. Darum ist für uns nur der flächendeckende Empfang in Deutschland von besonderer Bedeutung. Wenn dies mithilfe des neuen bundesweiten DAB-Netzes bewerkstelligt ist, werden sich zunächst die anlogen Verbreitungswege KW, MW und LW einer Neubewertung unterziehen müssen, später dann auch der Verbreitungsweg UKW. Um Ihre Frage ganz konkret zu beantworten: Es ist nicht geplant, die KW-Sendeleistung aufzustocken.

In Mitteleuropa werden die Deutschlandradio-Programme dauerhaft digital per Satellit zu empfangen sein. Im Zuge der Landesversorgung ist dies ohne zusätzlichen Mehraufwand weiterhin möglich. Für den weltweiten Radioempfang ist hingegen das Online-Streamingverfahren der Verbreitungsweg der Zukunft."

Prima! Damit haben wir alle die Probleme, die D. Rudolph ja schon mehrfach angeschnitten hat, aber bei unseren Politikern auf taube Ohren stoßen. Ohnehin habe ich den Eindruck, daß unsere gewählten Volksvertreter bei den komplexen Sachverhalten nicht mehr so recht durchblicken und sich auf das verlassen, was Ihnen die vermeintlichen Experten und die Parteispitze nahelegt....

MfG, Martin Steyer

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Chance für die Funkamateure? 
26.Oct.11 18:52
260 from 4549

Knut Rothstein (D)
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Knut Rothstein

Herr Prof. Rudolph,

Herr Steyer,

meine gelegentlichen Beiträge anlässlich der Schließung von AM-Sendern haben sicher schon deutlich gemacht, dass ich Ihre Position (auch zwischen den Zeilen zu lesen) sehr wohl teile.

Nun möchte ich keineswegs kritische Situationen herbeireden. Gleichwohl könnte ich mir aber vorstellen, dass der insbesondere hier in Deutschland weitgehend in der Bedeutungslosigkeit (was die öffentliche Wahrnehmung betrifft) verschwundene Amateurfunkdienst nochmal wichtig werden könnte.

Wer sich hierzulande die Planungen für die Information der Öffentlichkeit in Katastrophenfällen, selbst die der Rettungsdienste, genauer anschaut, sollte nachdenklich werden.

Wenn unsere multitaskingfähige Informationsschnittstelle Internet (Stichwort "Flaschenhals") mal schwächeln sollte, könnte der Notstromgenerator mit den Amateurfunkgeräten aus der Versenkung auftauchen. Bei mir zumindest solange, wie meine Treibstoffvorräte reichen.

Grüße von Knut Rothstein, DL1KRT

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