Drehko von Ducati - warum so aufwändig?

ID: 151146
Drehko von Ducati - warum so aufwändig? 
17.Oct.07 16:24
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Ich fand einen Drehkondensator, hergestellt von DUCATI (Italia). Mit 500pF erst einmal etwas völlig Normales. Die Bauart ist aber so aufwändig, sieht aus, wie "aus dem Vollen" gefräst, mit Kugellagern, kreisförmiger Plattenschnitt, Aufhängung des Stators an 2 Glasstäben.

Von oben gesehen:

Und hier die Unterseite:

Wer kann hierzu ein paar Informationen liefern, die mich interessieren würden: 
- warum so aufwändig hergestellt?
- warum für 1000 V (Sender?) ?
- wann hergestellt?
- wozu verwendet?

Für'n Kofferradio sicher nicht optimal geeignet.....

Für Antworten bedankt sich

Wolfgang Eckardt

 Nachtrag: Dieser Drehko muss auf jeden Fall vor 1952 entstanden sein, da ich ihn  von einem mir freundlich gesonnenen Radiobastler geschenkt bekam, als ich damals mein erstes Radio - ein Einkreiser - als "Newcomer"  zusammenbastelte. (Existiert leider nicht mehr....!)
W.E. 

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Auch in Meßgeräten 
18.Oct.07 12:44

Steffen Thies (A)
Redakteur
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Beim Philips GM 3110 Prüfsender ist der Drehko ähnlich. Die Isolation ist nicht so aufwendig, um so mehr der Antrieb: Ein 1:7 untersetztes Schneckengetriebe mit axial verspannten Kugellagern sorgt dafür, daß die Wiederholgenauigkeit besser ist als die Ablesegenauigkeit der Skala (mit Nonius!) - sagt mein Frequenzzähler. Das Baujahr 1935 ist leider nur geschätzt.

Grüße,

Steffen Thies

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DUCATI - Hersteller von Radiobauteilen und/oder Motorrädern  
18.Oct.07 22:53

Harald Schlosser (A)
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Harald Schlosser

Ein Hinweis auf des Rätsels Lösung findet sich sogar HIER im RMOrg.

Die Brüder DUCATI stehen in der ersten Reihe der Italienischen Radiopioniere und begannen 1926 mit der industriellen Fertigung von hochwertigen Bauteilen für die wachsende Rundfunk-Industrie.

Adriano Cavalieri Ducati war der geniale technische Kopf, und und für Entwicklung und Produktion verantwortlich, Marcello Ducati verwaltete das Personal und Bruno Ducati leitete Design und Konstruktion.
Bei Kriegsausbruch beschäftigte die Firma ca. 5.000 Mitarbeiter.

Nach der nahezu vollständigen Zerstörung der Fabriken bei Ende des zweiten Weltkriegs wagte die Familie DUCATI mit der Entwicklung eines Hilfsmotors für Fahrräder einen Neubeginn, der zu der bis heute bestehenden Produktion von Zweirädern für den Rennsport und für die Strasse führte.

Wegen ausbleibendem wirtschaftlichen Erfolg überließen die Brüder DUCATI aber bereits 1948 die Firma der Verstaatlichung und gingen eigene berufliche Wege.

Adriano Cavalieri Ducati übersiedelte in die Vereinigten Staaten und arbeitete im amerikanischen Raumfahrtprogramm im Team um Wernher von Braun.


(Quelle: www.ducati.it )

Auf der Hompage der Italienischen Sammler Domenico Giavoli und Graziano Grassi (www.caravecchiaradio.it ) sieht man einen sehr ähnlichen Drehkondensator LINK der wie folgt bezeichnet ist:

Marke: SSR (Ducati)
Type: 61 - (500pF - 1000V)
gefräst (1926)


Grüße
Harald Schlosser

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Stuss entfernt 
19.Oct.07 09:55

Ernst Erb (CH)
Ratsmitglied
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Ernst Erb

Wir sind hier nicht im internen "Talk" und wünschen keine Vermutungen oder falsche Behauptungen wie z.B. Glas sei bezüglich HF-Isolation gleichwertig wie Keramik. So ein Stuss:
Vor dem 2. Weltkrieg sah man die Dielektrizitätskonstante bei Glas zwischen 6-10 und Porzellangüten kamen bis auf 80. In "Radios von gestern" findet sich auf Seite 317 eine Tabelle mit den Verlustwinkeln bei verschiedenen Frequenzen und verschiedenen Bemerkungen zu diesem Thema "Isolation".

Ich habe hier die entsprechenden Posts gelöscht und den Thread abgeschlossen.

Lieber Wolfgang
Kannst Du bitte das Bauteil anlegen. Es ist öfters mal zu finden (auch ich habe das Stück). Deine Fotos eignen sich auch ausgezeichnet als Bilder dazu. Gerne werde ich auf Deine Aufforderung hin den Thread auf das Modell verschieben.

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Danke für Informationen 
19.Oct.07 11:11

Wolfgang Eckardt (D)
Ratsmitglied
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Wolfgang Eckardt

Vielen Dank an Herrn Schlosser für die Recherchen und Informationen.

Sicher denkt man zuerst: Ducati = Motorräder, aber bei gründlicher Recherche kommt man auch auf den Radiohersteller. Schließlich sind mehrere Modelle auch im RM angelegt. Irritierend ist allerdings doch, dass man beim Verfolgen der WWW-Adresse im RM zuerst sichtbar bei den Motorrädern landet.

Was den Drehko betrifft, so bin ich fest davon überzeugt, dass das bei den italienischen Sammlern abgebildete Modell mit meinem identisch ist, bis auf die weiße Lackierung, also Baujahr 1926.

Noch nicht geklärt ist, wo dieser Drehko eingesetzt wurde. Immerhin ist ja auch denkbar, das man mehrere dieser Drehkos nebeneinander montieren konnte und mit einer gemeinsamen Welle verbindet, da ja der Rotor eine durchgehende 6-mm-Bohrung besitzt. Wegen des kreisförmigen Plattenschnittes ergäbe sich allerdings ein sehr ungünstiger Frequenzverlauf in einem Schwingkreis.
Warten wir es ab, ob sich noch ein Sammler findet, der diesen Drehko schon in einem Modell entdeckt hat.

Lieber Ernst,
ich werde diesen Drehko als Bauteil bei Ducati anlegen und dann kannst Du diesen Thread auf das Modell verschieben.
Eigentlich schade, dass meine Anfrage mehr im "Talkstil" beantwortet wurde - sicher in guter Absicht, etwas zur Erhellung beizutragen - aber es waren z.T. doch wilde Vermutungen und so teile ich  Deine Entscheidung zur Versachlichung dieses Threads.

Wolfgang Eckardt

 

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19.Oct.07 18:19

Harald Schlosser (A)
Beiträge: 134
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Harald Schlosser

Guten Abend Herr Eckhardt!

Ich habe mit Herrn Erb vereinbart, die Darstellung der Firmengeschichte von DUCATI im RM zu überarbeiten.

Zu Ihrer Frage nach der Verwendung des Drehkondensators habe ich Grund zur Annahme, das die von Herrn Thies in Post 2 gelegte Spur zu PHILIPS heiss ist.

In einer italienischen Diplomarbeit fand ich den Hinweis, dass der aus Aluminium gefräste Drehko Typ 201 bei DUCATI über mehrere Jahrzehnte unverändert in großen Stückzahlen hergestellt wurde und dass Adriano DUCATI mit PHILIPS Mitte der Dreissigerjahre einen Vertrag über die Lieferung von Drehkondensatoren abgeschlossen hatte. Ich werde diesem Aspekt noch weiter nachgehen und gegebenenfalls berichten.

Grüße aus Wien
Harald Schlosser

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