Dual, Gebr. Steidinger; St. Georgen/Schwarzwald (D)

ID: 7730
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Dual, Gebr. Steidinger; St. Georgen/Schwarzwald (D) 
13.Oct.03 17:27
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Iven Müller (D)
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Iven Müller

Kurzchronik der Geschichte von DUAL

 

Die Gründung erfolgte im Jahre 1900, also vor genau 100 Jahren zum Jahrhundertbeginn.

Damals taten sich die Brüder Christian und Josef Steidinger zusammen und erbauten hier an der Sommerauerstaße, wo sich heute das Technologiezentrum befindet, ein 3-geschossiges Wohnhaus, in dessen Erdgeschoss die Werkstatt Platz fand. Die Vorfahren der Gründer waren echte, handwerkstüchtige Schwarzwälder, unendlich fleißig, voller Ideen, verschlossen zwar doch mit einem Hang in die weite Welt zu ziehen und sie kennen zu lernen. In einem kleinen Schwarzwaldhaus im Grumpenloch im Stockwald, unweit von St. Georgen betrieben die Voreltern durch Generationen eine Werkzeugmacherei für Uhrmacher, stellten Reibahlen aller Sorten her, Nadeln für Spindelbohrer und verschiedene Uhrmacherwerkzeuge.

 

                                               

 

Mit diesen ererbten Fähigkeiten gingen die Brüder im Jahre 1900 mit Unterstützung von 15 Mitarbeitern die gemeinsame Fabrikation der Firma "Gebrüder Steidinger, Fabrik für Feinmechanik" an. Man beginnt Grammophonlaufwerke mit Federantrieb herzustellen und zeigt sie auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1908 erstmals mit Erfolg. Die Nachfrage wächst. Die monatliche Fertigungsstückzahl steigt auf 5000. Bald ist der Betrieb auf 80 Mitarbeiter gewachsen und muß immer wieder erweitert werden.

 

                                          

 

Die Verschiedenheit der Brüder führt schließlich zu ihrer Trennung.

Josef macht gegenüber dem Bahnhof von St.Georgen eine neue Firma auf, die später unter dem Namen Perpetuum Ebner firmiert und gleiche Produkte herstellt.

 

                             

 

Christian baut mit Erfolg weiter aus. Große Aufträge werden unter anderem nach Rußland ausgeliefert. Aber der Ausbruch des Ersten Weltkrieges macht die guten Ansätze zunichte. Doch Christian gibt nicht auf und rettet sich mit der Produktion von Hufstollen für Pferdehufeisen und Laderahmen für das Infanteriegewehr über den Krieg und sichert gleichzeitig die Existenz von 160 Mitarbeitern des Unternehmens Mit dem Jahr 1919 beginnt die Normalisierung. Die Produktion von Grammophonlaufwerken, vorwiegend für den Export bestimmt, wird wieder aufgenommen. Die Nachfrage nimmt bald derart zu, daß die Fabrikation neue Räume benötigt.

 

In dieser zeit versetzt ein neues Wunderwerk der Technik alle Welt in Begeisterung und die Gramphonindustrie in Schrecken. Das Radio. Wird es dem Grammophon den Rang ablaufen?

 

 

Doch die Tüftler der Firma überwinden auch diese Klippe mit der Entwicklung eines Grammophonantriebes aus der Kombination von Federlaufwerk und Elektromotor, dem ersten "DUAL-Motor", der ab 1935 das DUAL-Markenzeichen prägte. Die Laufwerksentwicklung bei DUAL ging nun in die Hände des sehr erfolgreichen Ingenieurs Hermann Papst, dem späteren Gründer der St.Georgener Fint8 "Papst Motoren". Als die Schallplattenwiedergabe über das Radio möglich wird, entwickelt man bei DUAL eine weitere Neuheit. Anstelle der Stahlnadel einen magnetischen "Pick-up", wie man damals den Tonabnehmer bezeichnete. Damit war die Stunde der kompletten DUAL Schallplattenabspielgeräte gekommen.

 

 

Der 2. Weltkrieg brachte naturgemäß erhebliche Einschränkungen mit sich, doch startete man bald nach Kriegsende von Neuem. Auf der Funkausstellung 1949 in Berlin Wurde der erste DUAL- Plattenwechsler Typ 1000 gezeigt und erregte Aufsehen. 1950 verlassen mehr als 200 000 Phonolaufwerke die Produktionsstätten und die Mitarbeiterzahl ist auf rund 400 angewachsen. Schon bald werden die Phonolaufwerke als Koffergeräte angeboten und schließlich entstehen komplette Anlagen mit Verstärkern, Rundfunkteilen und Lautsprechern. 1957 sind es bereits 700 Mitarbeiter.

 

                                                 

 

Die Tradition "Massenprodukt bei höchster Präzision" erweist sich für DUAL als die Grundlage eines enormen Erfolges, der so nachhaltig einsetzt, daß es bald überall an Produktionskapazitäten mangelt. Das Unternehmen ist gezwungen, sich auszuweiten. Da eine Expansion in St. Georgen selbst wegen des nun beschränkten Arbeitskräfteangebotes nur begrenzt möglich ist, errichtet man außerhalb des Gründungsortes neu Produktionsstätten, so z.B. in Meßkirch, Mönchweiler und Hornberg.

 

            

 

Insbesondere die späteren 60er Jahre sind durch eine ungestüme Expansion gekennzeichnet. Neue Fabriken kommen hinzu, wie das Werk 5 an der Industriestraße in St. Georgen, Betriebe in Urloffen und Kenzingen sowie Tochtergesellschaften in Frankreich und Spanien. Weil die regionale Wirtschaft an allen Ecken und Enden boomte, musste man hinsichtlich der erforderlichen Arbeitskräfte neue Wege gehen.

 

 

 

Es kam zur Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte in erheblichem Umfange. Italiener, Spanier, Portugisen, Türken, Jugoslaven und Angehörige anderer Nationen belebten nun als Gastarbeiter die DUAL- Produktionsstätten. Allein deren Unterbringung stellt große Probleme und konnte nur durch den Bau von Gastarbeiterheimen und unkonventionellen Hilfen gelöst werden. 1971 waren in den St.Georgener Betrieben von Dual über 2100 Menschen beschäftigt. Das war mehr als ein Drittel der in der gesamten St.Georgener Industrie Beschäftigten.

 

                  

 

Ein besonderes Ereignis stellte 1971 die Übernahme der Firma Perpetuum Ebner durch DUAL dar, wodurch sich die Basis von DUAL erheblich verstärkte.

Die Produktpalette von DUAL umfasste alle Audiobereiche der Unterhaltungselektronik in Stereo und HiFi. Plattenspieler und Plattenwechsler, Stereo- und Quadroverstärker, Stereokomplettanlagen, Tuner und Receiver, Phonokoffer und Heimanlagen, Tonband- Kassetten- geräte und -laufwerke. Täglich verließen nahezu 4 000 Plattenspieler und Plattenwechsler die Montagebänder, wovon ein erheblicher Anteil nicht bei DUAL weiterverarbeitet wurde, sondern weltweit bei den bekannten Rundfunkgerätefirmen in deren Erzeugnis zum Einbau gelangten.

 

Ende der 70er Jahre zeichneten sich jedoch zunehmend Sättigungserscheinungen ab und das die Marktführerschaft von DUAL keinen Bestand haben würde. Ostasiatische Konkurrenten, vor allem Japaner, boxten sich, von einer viel niedrigeren Kostenbasis kommend, immer stärker in die Märkte und verdrängten dabei DUAL. Auch neue Produkte, wie CD-Player nachten den Phonogeräten zunehmend Wettbewerb und führten dort zu erheblichen Markteinbußen und Bedarfsrückgängen. Alle bald einsetzenden Anpassungsbemühungen durch Abbau von Produktionskapazitäten erwiesen sich nicht als ausreichend. Als dann wegen stark fallender Umsätze auch noch eine ausreichende Liquidität nicht mehr gegeben war, musste die Geschäftsleitung der Firma DUAL ausgangs des Jahres 1981 die Insolvenz erklären und dann den Konkurs anmelden.

 

 

Quelle: Internetseite der Stadt St. Georgen - www.st-georgen.de

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Dual-Chronik 
15.Oct.03 15:10

Peter Samland (D)
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Peter Samland

Hallo Iven Müller,

Als Tonbandfreund ist mir rechts oben auf dem unteren Foto der Dual-Chronik natürlich das Cassettengerät "C901" aufgefallen. Auf den ersten Blick recht unscheinbar, aber es könnte ein Klassiker werden (oder ist es vielleicht schon). Mechanisch und elektronisch ist es äußerst aufwendig konstruiert worden und war zu der damaligen Zeit ein teures Spitzenprodukt von Dual. Den meisten Geräten hat wahrscheinlich mittlerweile ihr ausgeleierter Antriebsflachriemen den Garaus gemacht, wenn die empfindliche Mechanik aufgrund grober Bedienung nicht vorher schon gestreikt hat. Der C901 hatte später noch einen großen Bruder, den C939, danach gab es glaube ich nur noch fernöstliches Innenleben mit Dual-Label.

Ein paar Geräte mit defekten Riemen warten bei mir noch auf die Wiederbelebung. Schaltpläne und Serviceunterlagen vorhanden. Der unter dem C901 stehende Tuner CT 19 ist übrigens auch nicht schlecht, habe ihn noch in Gebrauch.

Grüße

Peter Samland

 

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