ehrlich: Sinfonie

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ehrlich: Sinfonie 
17.Jan.10 18:18
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

 

Nach wie vor gibt es verschiedene Darstellungen zu diesem Gerät. Ich habe bei der Firma Delphinwerk OHG und später beim VEB Phonomat Pirna in folgenden Tätigkeiten gearbeitet;

a) Prüffeld  Sinfonie

b) Reparaturabteilung Sinfonie,.

 

Das Gerät wurde unter dem Label "Kurt Ehrlich" vertrieben. Der Verstärker mit 2 x 15 Watt sinus, bei voller Leistung brach die Spannung von 32 Volt auf max 31,5 Volt zusammen, war auftragsgemäß von der "Kretzschmar OHG >>> Delphinwerk OHG ab etwa 1965 entwickelt worden.

Zunächst war das Gerät in einem Gehäuse >> Laufwerk und Verstärker produziert worden. Die zwei 15 Watt Lautsprecherboxen mit Nußbaumfurnier wurden zugeliefert von der Tischlerei Kürbis , Liebethaler Straße in Pirna - Copitz.

Diese Anlage kostete komplett 1800,00 Mark der DDR und war im Fachhandel erhältlich. Ab Werk, für Mitarbeiter war der Preis 1440,00 Ostmark.

Die Fertigungskosten lagen anfangs bei etwa 800 Ostmark. Diese Anlagen wurden auch in die BRD , nach Belgien, Holland und Frankreich exportiert sowie in wenigen Exemplaren nach Schweden, Finnland. Der Exporterlös war 800 DM pro Anlage.

Also war die Produktion wirtschaftlich im Wertverhältnis 1:1.

Aufgrund des obenliegenden Schwerpunktes des Plattenspielerlaufwerkes und einem Auflagegewicht des Magnetsystemes MS16SD von nur 1,6 gramm war die Anlage insgesamt sehr empfindlich gegenüber Schwingungen aller Art, die schon bei der Bedienung des Tastensatzes erzeugt werden konnten.

Da kam die erste "gute" Idee, nicht inform Veränderung des Laufwerkes sondern die Fertigung einer Anstellkombination (etwa ab 1969) .

Dies hatte zwei Vorteile:

1. das Laufwerk wurde komplett bei Ehrlich gefertigt und der Verstärker, der sowieso ein eigenes Netzteil hatte wurde komplett im inzwischen Delphinwerk OHG Pirna Rottwerndorf gefertigt.

Dadurch kam es zu einer gewissen Kosteneinsparung und gleichzeitig wurde ein neues Erzeugnis auf den Markt gebracht.

2. das Laufwerk ohne Anstellkombination , genannt "Serenade"

3. Die Schwingungen durch Bedienung der Tasten konnten bei der Anstellkombination minimiert werden, wenn man zwischen beiden Geräten auf fester Oberfläche wenigstens 1 mm Platz lies....

Aber ich will nochmal auf die erste Anlage zurückkommen: Hier wurde von REMA ein Tuner zugeliefert, der die gleiche Größe (Höhe) und optisch die Alufrontschiene hat (RK1 ).

Mit der Überführung der Firma Kurt Ehrlich in das Volkseigentum, die Delphinwerk OHG war bereits damals ein staatlich verwalteter Betrieb, da die Familie Kretzschmar Anfangs der 60iger Jahre in Westdeutschland blieb, erfolgte 1971 sofort die Zusammenlegung. Sitz der volkseigenen Betriebes war fortan Pirna-Rottwerndorf.

An dem Laufwerk mit allen seinen sogar damals schon bekannten Mängeln  wurde nach wie vor festgehalten. Es wurde als Sinfonie separates Laufwerk und als Sonate weiterhin angeboten, hinzu kamen für den VEB Phonotechnik Zittau (ehemals Funkwerk Zittau) Zulieferungen des Plattenspielerchassis "Sinfonie" für deren HiFi- Komponenten.

1971 begann hinsichtlich der Sinfonie-Anlage eines "neues Denken" , wieder ging es  bei dem Plattenspieler trotz vorhandenem patentierten Direktlaufwerk !!!  (siehe ID 98569) nicht an technische Veränderungen.

Es war in der DDR einfach zu kompliziert, eingefahrene Kooperationen zu verändern und Absatz hatte man auch mit diesem Plattenspieler noch reichlich.

Das neue Denken führte dazu, das der bewährte 2 x 15 Watt sinus Verstärker gegen den Hifi 50 ersetzt wurde. Probleme kamen dann bei den Boxen, welche nach wie vor nur für 15 Watt sinus ausgelegt waren und der HiFi 50 brachte immerhin 2 x 25 Watt sinus.

 Aber auch das Problem wurde in kurzer Zeit gelöst, indem man man die Eingangsimpedanz der Box veränderte. So konnte nichts mehr überlastet werden. 

Zu dem HiFi 50 konnte der Kunde später auch auch den Tuner der PGH Fernseh-Radio Berlin zukaufen sowie Boxen 2 x 25 Watt ebenfalls von FERA. und sich so eine entsprechende Kombination schaffen.

Die letzten Sinfonie Plattenspieler und damit Kombinationsanlagen dürften so 1981-82 produziert sein.

Leider setzte das bezirksgeleitete volkseigene Kombinat Phonotechnik Pirna /Zittau nicht weiter auf die Entwicklung solider Anlagen hochwertiger Leistung; sondern Partei und Regierung bestimmten die Aufnahme der Fertigung von Massenprodukten.

Die Plattenspieler mussten ökonomisch produziert werden, durch hohe Stückzahl versprach man sich ökonomische Effekte. Diese ökonomischen Effekte lagen dann 1989 bei 1:6. Für einen Aufwand in der Fertigung von 6 Ostmark wurde eine Westmark erzielt.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.