eigenbau: Farbfernseher aus RFT Restposten

ID: 170973
eigenbau: Farbfernseher aus RFT Restposten 
29.Aug.08 19:41
6303

Mario Spitzer (D)
Redakteur
Beiträge: 190
Anzahl Danke: 15

Farbfernseher aus RFT Restposten gefertigt, 1993/1994
Anfang 90er Jahre begann ich mich mit Farbfernsehtechnik zu beschäftigen, zumal man damit die eine oder andere Mark verdienen konnte. Besonders das Nachrüsten von Kabeltuner war gefragt, da die Gemeinschaftsantennenanlagen schnell durch Kabelnetze ersetzt wurden.  

 

Jedenfalls kam mir die Idee, aus den ganzen Baugruppen einen Fernseher, so wie ich ihn haben wollte, zu bauen.

Materialbeschaffung war ja überhaupt kein Problem mehr, da RFT Restposten von div. Versandhäusern verramscht wurden. So z.B. unbestückte Hauptplatinen vom 4000er Chassis (nur Zeilentrafo war vorhanden) für 18DM. Leider auch mit vielen Haarrissen auf den Leiterzügen, was mir noch arges Kopfzerbrechen bereiten sollte. Der Chassisrahmen kam vom Schrott. 
 
 

 
Besonders chic sieht er nicht aus, aber damals musste das mit möglichst wenig Geld realisiert werden,  zumal ich damals vieles nicht so eng gesehen habe wie heute. Perfektion habe ich dabei nicht angestrebt, mehr das Lernen und Verstehen wie es funktioniert am praktischen Beispiel. Jedenfalls hat er bis heute durchgehalten, nur Zeilentrafo- und Endstufe wurden erneuert.
 
Gesagt getan, das Gehäuse (Colorlux 4226) organisierte ich  von einem Recyclingunternehmen. Die Bildröhre stammt vom Werksverkauf im WF Berlin, welches sich in Liquidation befand.
 
Ich hatte das Glück eine Musterröhre (A63ncq00x08) zu erhaschen, Focus und Konvergenz waren (und sind) recht gut.
 
Als Grundchassis verwendete ich das 4000er Chassis mit ZT, 2-Chipdecoder und restliche Module hatte ich noch, Stereo- 
Zweikanaldecoder und ZDAF Modul vom CT5220.
 
Die Endstufen (TDA2030) sind für einen Fernseher ganz schön überdimensioniert, aber genau das wollte ich ja. Schnell merkte ich, das Schaltnetzteil ist dafür viel zu schwach, bei den „Bässen“ zuckte das Bild mächtig so dass ein separater Trafo nötig wurde. Da kam mir eine geschlachtete Philips- Stereoanlage grade recht.

 

Die beiden TDA 2030 eignen sich sehr gut zur Stereobasisverbreiterung, so dass die bekannte Pseudoquadrofonie (hintere Lautsprecher geben die Differenz zwischen beiden Kanälen wieder) Sinn machte und zum Tragen kam. Später nannte man das Surround.

 

Selbstverständlich sollte das Gerät kabeltauglich sein. Mit dem RFT-Tuner war da kein Start zu machen, warum auch,  es gab ja Restposten bei Pollin. Schnell erkannt, dass die Ost-West Unterschiede bei der Funktion der Tuner gar nicht so groß waren, so fiel es auch nicht schwer, einen Phillips UV618 einzusetzen.  Die meisten Änderungen waren am ZDAF Modul fällig.

 

 
Ein richtiges Problem war die Anzahl der Programmplätze und die AFC für den „Fremdtuner“.
Eine weitere Platine mit 8 Potis einzusetzen ist kein Problem, aber was soll ich mit 16 Speicherplätzen? Die waren schon damals viel zu wenig.
   

Leider werden die angewählten Programmplätze von der CPU als BCD Code ausgegeben, also max. 16 Zustände. Wie das Problem lösen? Mir kam die Idee zu kaskadieren. Taste 16 = 4 Mal hi Pegel . Mit Bolschen Verknüpfungen, einen D-Flipflop und Relais lässt sich mit der Taste 16 auf die 2. Kaskade umschalten, wofür ein geschlachteter Orion Videorecorder hinhalten musste. Somit waren 16+12 Programmspeicher verfügbar, was erst einmal reichte. Das Mutingsignal von der CPU verwendete ich um die AFC während des Umschaltens aus, verzögert wieder An zuschalten. Die Lösung habe ich experimentell ermittelt, da der Tuner nicht ganz so kompatibel war wie erhofft.

 

   
 
Die Mutingfunktion selbst realisierte ich mit einem Relais, dieses war erst provisorisch gedacht, dann ist es aber auf Dauer so geblieben. Das Ticken bei jedem Umschalten war schon was ungewohnt Interessantes an dem Gerät. Es tickt heute noch, wobei die Steuerspannungen für Lautstärke (TDA1524), Helligkeit und Kontrast ab und verzögert wieder eingeschaltet werden. Als nächstes musste der Farbversatz verschwinden. Die Verzögerungsleitung wurde durch ein TDA 4565 ersetzt, welcher gleich die damals moderne CTI-Schaltung realisiert. Eine zusätzliche Tonträgerfalle war erforderlich. Mit etwas experimentieren, habe ich den Farbversatz so optimieren können, dass mich Freunde um die sauberen Senderlogos beneideten. Die waren recht ordentlich ohne Farbversatz.

 

Die Scartbuchse habe ich direkt auf die Hauptplatine geschraubt. Zur Umschaltung dient ein Relais, welches sowohl über die 12V Schaltspannung des Recorders, als auch durch die Programmtasten 13-16 der 2. Kaskade angesteuert wird.

Als Videotextdecoder kam der Nachrüstsatz der Funktechnischen Werke Geyer zum Einsatz, welcher eine nagelneue Fernbedienung mitbrachte. Der Einbau war unproblematisch.               

 

Der notwendige Kinderschutz wurde mittels Schlüsselschalter wirkungsvoll realisiert.

 

Noch heute wird das Gerät mit knackigem Bild am Kabelanschluss von Telecolumbus im Schlafzimmer betrieben. 

 

2 Schaltungsauszüge habe ich noch gefunden. Die 2. Scartbuchse ist nie realisiert worden. Ob das exakt so umgesetzt wurde, kann ich nach so langer Zeit auch nicht mehr sagen.

 

Mario Spitzer für www.Radiomuseum.org
 
 
 
 

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.