Ein unscheinbarer Kasten - Fernsteuerung von AFu-Relais

ID: 629416
Ein unscheinbarer Kasten - Fernsteuerung von AFu-Relais 
25.Jun.23 18:24
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Eilert Menke (D)
Redakteur
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Kürzlich wurde der Nachlaß eines vor ein paar Jahren verstorbenen Funkamateurs durch die Angehörigen über ein Internetportal veräußert. Die in der näheren Umgebung lebenden Funkamateure hatten daran nach Aussage der Hinterbliebenen kein Interesse. Der verstorbene OM hatte es zu Lebzeiten jedoch leider auch versäumt, seine nun nachlaßauflösenden Angehörigen für diesen faszinierenden Lifestyle zu begeistern - sehr bedauerlich, denn der Amateurfunkdienst ist weit mehr als nur ein „Hobby“! Das Internetangebot weckte mein Interesse und so hatte ich die Gelegenheit, einige interessante Dinge daraus zu erwerben. Als Zugabe bekam ich den abgebildeten Kasten, von dem keiner wußte, welchem Zweck er diente. Bekannt war nur, daß er am rückseitigen „Tone-in“-Eingang eines Yaesu FT-225RD angeschlossen war.

 

 

Der Schalter hat eine beidseitige Momentan- bzw. Tastfunktion (ein – 0 – aus). Wurde er betätigt, leuchtete die LED und der FT-225RD ging gleichzeitig auf Sendung. Erst später bemerkte ich, daß der Sender dabei mit zwei unterschiedlichen Tönen moduliert wurde. Im Innern des Kastens befand sich demnach ein Tongenerator, der vom Transceiver versorgt wurde. Diese Erkenntnis ließ aber immer noch nicht auf den Verwendungszweck schließen, weswegen der Kasten zunächst in die große „Junk box“ meines HAM-Shack‘s kam.

 

 

 

In den letzten Tagen hatte ich im Internet über den verstorbenen OM recherchiert. Dabei kam auch zutage, daß er seinerzeit Verantwortlicher für eine Relaisfunkstelle war. Bingo!

Relaisfunkstellen im Amateurfunkdienst müssen für den Störungs- bzw. Notfall aus der Ferne steuerbar, sprich ein- und ausschaltbar sein. Das ist im nationalen Fernmelderecht (in DL die AFuV zum AFuG) festgelegt und Inhalt der Betriebserlaubnis durch die Fernmeldebehörde. In jüngerer Zeit geschieht dies meistens über das Internet. Um jedoch auch ohne externe - und damit vulnerable - Infrastruktur auszukommen ist ein zusätzlicher FM-Empfänger am Standort der Relaisfunkstelle immer noch üblich, der auf einer separaten Frequenz abgestimmt ist und in der Regel mit einer Art von Selektivruf in Form von bestimmten Tönen oder Tonfolgen angesprochen wird. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um den 1750-Hz-Auftastton oder die CTCSS-Töne zum allgemeinen Betrieb. Um Mißbrauch zu vermeiden ist diese Ansprechfrequenz „geheim“ und daher nur den unmittelbar für das Relais verantwortlichen Funkamateuren bekannt.

Der verstorbene OM mußte seinen FT-225RD also nur in der Betriebsart FM auf die Fernsteuerfrequenz seines zu verantwortenden Relais einstellen und den Taster am Kasten betätigen um es aus der Ferne des heimischen Shack‘s bequem ein- oder auszuschalten.

So konnte der Zweck dieses inzwischen obsoleten Kastens durch etwas Neugierde mit Hilfe des Internets aufgeklärt werden. Diese Relaisfunkstelle ist seit langer Zeit unter anderer Verantwortung immer noch in Betrieb. Auch wenn andere Unbefugte ebenso wenig wie ich dessen „geheime“ Fernsteuerfrequenz kennen und ich auch das Rufzeichen und den Standort hier nicht nenne, bleiben die Frequenzen der Steuertöne des Kastens aus Sicherheitsgründen mein Geheimnis.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.