Einfach nur laut ist nicht gleich gut

ID: 162525
Einfach nur laut ist nicht gleich gut 
17.Apr.08 08:08
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Jens Dehne (D)
Redakteur
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In D-Radio mal wieder angesprochen, was mich schon lange stört:

 

Einfach nur laut ist nicht gleich gut

Die Dynamik in Musikaufnahmen wird größerer Lautheit geopfert

Von Marko Pauli

Eines der wesentlichen Gestaltungsmittel von Musik ist die Dynamik, also die unterschiedliche Stärke, mit der Töne gespielt werden. In der heutigen Popmusik gibt es so gut wie keine Dynamik mehr, da mit digitaler Tontechnik leisere Stellen lauter gemacht werden. Leidtragende dieser Praxis ist eindeutig die Klangqualität. Das Schlagwort vom Loudness War, dem Lautheitskrieg macht die Runde.

 

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Übermäßige Dynamik-Begrenzung bei fast allen Sendern 
17.Apr.08 12:25

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Technisch gesehen ist aufgrund der Störungen auf dem Übertragungsweg (Hochfrequenz-Weg) bei allen Sendern (AM, FM oder digital) eine gewisse Begrenzung der Dynamik notwendig, damit leise Stellen nicht im Störgeräusch untergehen. Dafür waren früher die Tonmeister zuständig.

Aber auch auf der Empfängerseite ist eine Begrenzung der Dynamik notwendig. Nehmen wir z.B. eine Dynamik von 60 dB, wie das im Konzertsaal auftreten kann. Würde nun die leiseste Stelle mit 1 mW wiedergegeben, so müßte die lauteste Stelle mit 1 KW (!) wiedergegeben werden. (1: 106)

Heute ist es leider üblich, die Dynamik automatisch und übermäßig zu begrenzen. Hierfür verwenden praktisch alle Sender das Optimod® Verfahren von Orban. Löbliche Ausnahmen davon sind z.B. DLF und DRadio Kultur, sowie manche (aber nicht alle) Kulturprogramme der ARD. Ein Besuch bei einer Sendestelle, wie z.B. auf dem Funkturm am Alex in Berlin, zeigt, daß bis auf die genannten Ausnahmen alle UKW-Sender-Gestelle mit einem Optimod bestückt sind. Der Optimod ist leicht an seinem Aussehen erkennbar, das von demjenigen der anderen Einschübe deutlich abweicht.

Die Begrenzung der Dynamik geschieht beim Optimod in zweifacher Weise. Vereinfacht dargestellt handelt es sich zum einen um eine Pegel-Anhebung der leisen Stellen, vergleichbar mit dem Dolby Rauschunterdrückungssystem.  Zum anderen wird eine Frequenzanalyse (FFT, fast fourier transform)  vorgenommen. Die spektralen Komponenten der Audiosignale werden dabei in ihren Phasenlagen so gegeneinander verschoben, daß die rückgewonnene Zeitfunktion (IFFT, inverse fast fourier transform) keine Amplitudenspitzen mehr aufweist. Dies ist speziell bei FM von Interesse, da dort der Frequenzhub proportional zur Amplitude des Nachrichtensignals ist und der Hub auf ΔF = ± 75 KHz begrenzt werden muß. Das Ohr reagiert i.a. unempfindlich auf diese Phasenverschiebungen; und bei mancher Art von Musik ist das eh nicht feststellbar.

Der "Vorteil" dieser Dynamikbegrenzung ist darin zu sehen, daß die Programme dieser Sender lauter sind. Beim Scan z.B. im Autoradio werden sie sofort erkannt, während ein wenig komprimierter Sender möglicherweise gerade im Umgebungsgeräusch untergeht.  Daher bevorzugen werbeorientierte Programme eine entsprechend laute Wiedergabe.

MfG DR

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Dynamikkompression im Empfänger 
20.Apr.08 14:17

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Vielen Dank Herrn Rudolph für die Erklärungen und Informationen!

 

Als ergänzendes Beispiel für eine empfängerseitige Realisierung einer Dynamikkompression sei hier genannt:

Beim Graetz-Gerät „Fantasia 1120“ aus der Saison 1962/1963 wurde eine Dynamikkompression mit einer Brückenschaltung im Lautsprecherzweig auf einfache Weise realisiert.

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