Elektrolytkondensatoren und Aluminium-Löten

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Elektrolytkondensatoren und Aluminium-Löten 
03.Jan.10 03:57
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Frithjof Grassmann (D)
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Frithjof Grassmann

Zur Restauration eines einseitig tauben Doppel-Elkos konnte ich durch Aufbördeln den Bakelit-Schraubsockel und das elekrolytische Innenleben dem Becher entnehmen (Die Taubheit des einen Systems zeigte sich in meinem Fall als Abriss der Kontaktfahne vom Kontaktstift). Nach Reinigung des Aluminiumbechers und des Schraubsockels wollte ich nun den neuen Ersatzelko an die Innen-Anschlüsse des Schraubsockels löten und stellte fest, dass es (nicht lötbare) Aluminiumstifte sind. Und nun zum Kern meines Beitrages: Aluminium löten!

In der Literaturreihe "Der praktische Funkamateur" (DDR, Deutscher Militärverlag 1964) Nr. 47 "100 Kniffe für den Funkamateur" wurde sinngemäß folgendes zu Kenntnis gegeben: Aluminium oxidiert sofort bei (Luft-)Sauerstoffeinwirkung und die daraus resultierende Oberflächen-Oxidschicht verhindert den Kontakt des Lötzinns zum Aluminium. Dieser Vorgang wird natürlich durch Erhitzung (Lötkolben) beschleunigt und Kolophonium ist dieser Oxidschicht nicht gewachsen. Folglich ist Aluminium nicht lötbar! Jedoch mit folgender Trickliste lässt sich diese Reaktionskette unterbinden:

1. Mittels einer Feile wird die reichlich oxidierte Oberfläche des Aluminiums abgetragen so dass sich eine neue aber nur dünne Oxidschicht bildet.
2. Durch einen Tropfen Öl (Irgendetwas aus der Fahrradkiste) wird die gewünschte Stelle vor weiterem Sauerstoffzugriff geschützt, sozusagen "versiegelt".
3. Jetzt wird mit einem kräftig heißen Lötkolben (60 Watt) die gewünschte Stelle erhitzt. Das Öl verhindert durch seinen penetrant wirkenden Schutzfilm den Zutritt von Sauerstoff und somit die weitere Oxidation des Aluminiums.
4. Durch Schaben mit der Lötkolbenspitze wird die schon vorher vorhandene (dünne) Aluminiumoxidschicht zerstört und das Lötzinn bekommt unter Zusatz von Extra-Kolophonium Zugang zur entblößten Aluminiumoberfläche. Schwupp-die-Wupp (mit etwas Beharrlichkeit!) nimmt die Aluminiumoberfläche das Lötzinn an wie bei purem Kupfer.

Fertig! Das funktioniert wirklich gut!
Sollte das Ergebnis wider Erwarten nicht erfolgreich sein dann natürlich ab Schritt 1 wiederholen und eventuell das Schaben mit einer Schraubenzieherspitze oder ähnlichem intensiver durchführen.

Das Bakelit des betagten Elkos hat die hohen Behandlungstemperaturen ohne erkennbare Veränderung vertragen. Der Ersatz-Elko wurde eingesetzt und der Bakelit-Schraubsockel mehr oder weniger schön eingebördelt. Im Radiochassis ist von all diesen Manipulationen weder von oben noch von unten etwas zu sehen abgesehen von den frischen Wiedereinbau-Lötstellen.

Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.