Entwicklung ebay-Preise

ID: 532069
Entwicklung ebay-Preise 
25.Nov.19 10:48
42

Martin Steyer (D)
Redakteur
Beiträge: 684
Anzahl Danke: 13
Martin Steyer

Beim systematischen Erfassen von ebay-Preisen (Deutschland) von Röhren-Radios fallen immer wieder Tendenzen auf, die sich durchaus ändern können.

30er-Jahre: Hochklassige Geräte werden nach wie vor sehr teuer gehandelt. Auffällig hingegen ist der Preisverfall bei Standard-Geräten wie Geradeaus-Empfängern und einfacheren Supern. Als Beispiel seien Körting-Geräte genannt, z.B Miros. Wurden diese noch vor einigen Jahren mit deutlich dreistelligen Summen verkauft, erzielen sie jetzt häufig weniger als  100.-€. Wer kaufen will, ist also besser dran als diejenigen, die solche Geräte zur Zeit verkaufen wollen.

50er-/60-er Jahre: Hier gibt es eine interessante Tendenz, die Verkäufern entgegen kommt. Waren früher meist höhere Preise durch Auktionen zu erzielen, ist zu beobachten, daß recht stattliche Preise für Festpreis- und Sofortkauf-Angebote erzielt werden. Hier kann auch ausgeschlossen werden, daß Anbieter auf sich selbst bieten, was bei Auktionen offensichtlich vermehrt vorkommt. Wer Zeit hat, kann ja erstmal mit einem höheren Preis, evtl. mit Preisvorschlag-Option ausloten, was zu erzielen ist und ggf. mehrfach wieder einstellen. Dies ist, wie die Beobachtung zeigt, durchaus erfolgversprechend.

Es lohnt sich nur, Geräte als restauriert zu verkaufen, die wirklich im Top-Zustand sind. Normalerweise dürfte es sich bei Berücksichtigung des Zeit- und Materialaufwandes nicht lohnen, Standardgeräte (wie mit der Röhrenbestückung ECC85-ECH81-EF89-EABC80-EL84-EM80) als instandgesetzt zu verkaufen. Der erzielte Preis steht in keinem Verhältnis zum Aufwand, besonders, wenn das Gehäuse nicht top ist.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 2
Entwicklung ebay-Preise 
25.Nov.19 13:15
42 from 2406

Michael Salzgeber (D)
Beiträge: 95
Anzahl Danke: 11
Michael Salzgeber

Hallo Herr Steyer,

da ich regelmäßig alte Radiogeräte für meine Kunden repariere und auch eigene Geräte zum Verkauf restauriere, habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht - direkt in der Werkstatt und im Geschäft.

Seit der Abschaltung der deutschen AM-Sender ging die Nachfrage nach Geräten ohne UKW rapide zurück. Spätestens, wenn man die Kunden darüber aufklärt, dass ihre Radios keine deutschen Statonen mehr empfangen können, wird nach Alternativen gefragt - da bleibt noch der Tonabnehmer-Eingang mit externer Signalquelle oder ein einfacher AM-Modulator, was aber selten witschaftlich zu Realisieren ist.

Die wertvollen Sammlergeräte werden wohl eher von Sammler zu Sammler gehandelt, diese sind sich über die mangelnden Empfangsmöglichkeiten bewußt, können sich eher selbst helfen und es geht auch in der Regel nicht um den Alltagsbetrieb solcher Geräte.

Es gibt immer noch viel Nachfrage für Reparaturen an Radios der 50er und 60er Jahre, weil sie z.B. von Eltern und Großeltern stammen und Kindheitserinnerungen wecken. So manches wirklich heruntergekommene Gerät wird dann aus Keller, Speicher und Werkstatt geholt um es wieder benutzbar zu machen - auch "Standardgeräte" mit dem Standard-Röhrensatz. Nicht selten sollen die Spuren der Jahre sogar erhalten bleiben, solche Modelle würden bei den Radiosammlern bestenfalls als Teilespender dienen. Der Schritt, ein Gehäuse professionell aufzuarbeiten, mit Holz-, Furnier,- Lackier- und Linierungsarbeiten, neuer Stoffbespannung und vielleicht noch der Aufarbeitung der Metallzierteile lohnt sich in den wenigsten Fällen, vorallem wenn mehrere Baustellen anstehen.

Für mich als "Reparateur" spielt in diesem Fall der optische Zustand keine große Rolle, die Zuverlässigkeit und Sicherheit der technischen Seite hat absoluten Vorrang - bei alten Autos ist es ja manchmal auch so.

Wenn ich jedoch eigene Geräte restauriere, mit der Absicht diese an Kunden zu Verkaufen, dann ist der optische Zustand des Gehäuses absolut wichtig - man möchte sich ja ein gepflegtes Stück in die Wohnung stellen und keine heruntergekommene Kiste - der Aufwand für die Technik ist bei einem schlechten Gerät ja nicht geringer, eher umgekehrt.

Ich hoffe, dass uns der UKW-Analogrundfunk noch lange erhalten bleibt - besonders Geräte mit UKW-Stereodecoder werden im Moment viel nachgefragt  - sonst wird vermutlich auch hier ein Preisverfall anstehen, wenn unsere Geräte mal nichts mehr empfangen können !

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.