Ersatz für Urdox

ID: 27741
Dieser Artikel betrifft das Modell: S-453GWK 453GWK (SABA; Villingen)

Ersatz für Urdox 
10.Jul.04 17:48
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Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Auf einem Flohmarkt habe ich ein Saba 453 GWK erstanden. Leider entpuppte sich das vermeindliche Schnäppchen als recht verbasteltes Exemplar. Der Vorbesitzer hatte um den Anschein der Vollständigkeit zu erwecken irgendwelche Röhren in die Sockel gesteckt.
Inzwischen habe ich die originalen C-Röhren beschaffen können. Probleme bereitet mir aber die Urdoxröhre (8V, 0,2A) mit kleinem Aussenkontaktsockel (wie AB2 zum Beispiel) woher bekommt man sowas noch? Zur Not würde ich einen zusätzlichen Widerstand in den Heizkreis einfügen, den ich dann zeitgesteuert mittels Relais überbrücke. Aber original Ersatz wäre natürlich besser. Wer weiss einen Rat?

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10.Jul.04 18:29

Olaf Antpöhler (D)
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Olaf Antpöhler

 

Hallo,

 

Jan hat verschiedene Urdox am Lager, einfach mal nachfragen

http://www.die-wuestens.de/dindex.htm

RadioGruß

Olaf

 

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12.Jul.04 11:19

Jacob Roschy (D)
Redakteur
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Jacob Roschy

Hallo Herr Jordan,

falls die Suche nach dem passenden Urdox erfolglos bleiben sollte, besteht hier noch die Möglichkeit, statt Widerstände einen Heizkreis- Kondensator als kapazitiven Vorwiderstand zu schalten.

Der Stromunterschied zwischen kalten und heißen Fäden ist dann so gering, dass Urdoxe etc. entfallen können. Nebenbei wird auch noch Energie gespart. Die Berechnung des Kondensator- Wertes wäre für mich kein Problem.

MfG JR

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Vielen Dank 
13.Jul.04 18:37

Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Hallo Herr Roschy,
na klar, das ist die Lösung! Das man auf die einfachsten Ideen nicht selbst kommt. Wenn ich mich recht an meine Schulzeit zurückerinnere, so kann man den gesuchten kapazitiven Widerstand mittels Spannungsdreieck (bei Sinusförmiger Wechselspannung) errechnen. Ich werde gleich mal meine Unterlagen durchsehen. Wenn Sie eine fertige Formel haben, wäre das natürlich einfacher und würde auch anderen Sammlern die vor dem gleichen Problem stehen weiterhelfen. Welche Anforderungen werden an einen solchen Kondensator eigentlich gestellt? Genügt ein gewöhnlicher MP-Typ?

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13.Jul.04 21:58

Johann Stadler (D)
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Johann Stadler

Hallo liebe Vorredner,

bitte seid mir nicht böse, wenn ich anmerke, dass bei dem hier zur Diskussion stehenden

Spannungsabfall von 8 Volt ein Vorschaltkondensator nicht die zweckmäßige Lösung ist.

Ich möchte hier 3 Alternativen anbieten: (Nachdem mir EW/Urdoxe mit Au5-Sockel sehr

selten zu sein scheinen)

1. Ich habe übrig EU XIII, die zwar eine ein paar Volt höhere Spannung benötigen, was

aber sehr gut zu der heutigen Netznennspannung 230 Volt passt. Für den notwendigen

Adapterstecker Au8 > Au5 könnte ich gegebenenfalls auch das Material liefern.

2. Ich schlachte einen EU XIII, sende den Urdox daraus, man setzt ihn in einen

Au5-Sockel, schaltet das Gerät auf 240 Volt und der Heizkreis passt wieder sehr schön

für das heutige Netz.

3. Einfachste Lösung (Geht nur, wenn man die Skalenlampen 15 Volt, 0,2 A nicht als sehr

schonungsbedürftige Raritäten ansehen muß): Gerät auf 240 Volt schalten, Urdox

überbrücken.

Freundliche Grüße

Johann

P.S. Schreibfehler: Den Gerätedetail-Experten könnte es auffallen - die Skalenlampen sind nicht

15 Volt, sondern 5 Volt.

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13.Jul.04 23:11

Jacob Roschy (D)
Redakteur
Beiträge: 1770
Anzahl Danke: 11
Jacob Roschy

Hallo Herr Jordan,

leider wurde ich abgelenkt und komme erst jetzt zur Antwort.

Also, der C- Wert für den Röhrensatz CK1 - CF1 - CBC1 - CL4 - CY1 + 10 V für Skalenlampen ist rechnerisch genau 3,039 µF. Es muss entweder ein oder mehrere MP- Kondensatoren für 220 V 50 Hz oder andere selbstheilende Folienkondensatoren mit entsprechenden Daten sein. Da ein Kondensator mit genau diesem Wert nicht erhältlich ist, muss dieser aus entsprechenden kleineren Werten zusammengesetzt werden. Parallel zu diesem Kondensator muss ein ca. 3,3 MOhm Widerstand geschaltet werden, damit dieser beim Abschalten nach einigen Sekunden entladen wird.

Dabei kann man nicht nach Kondensator-Werten gehen, denn die sind mit 10% Toleranz viel zu ungenau, da der Heizstrom nicht um +/- 3% abweichen soll. Stattdessen muss auf den exakten Strom abgeglichen werden. Man schaltet z.B. zu 2,7 µF kleinere Werte hinzu, bis der Strom möglichst genau stimmt. Die Netzspannung soll dabei dem "ortsüblichen" Normalwert entsprechen, oft sind es um 227V statt nominell 230V.

Über dieses Thema gab es schon eine lebhafte Diskussion unter :

http://www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=7752#post7778

In Post 25 (von Olaf Toenne) finden Sie die Formel, mit der man einen Heizkreis- Kondensator berechnet, wovon ich hier einen Screenshot angefügt habe.

Natürlich müssen Sie dann alle anderen Widerstände aus dem Heizkreis herausnehmen, diese werden allesamt durch den Kondensator ersetzt. Die mit einem Eisenkern gezeichnete Drossel im Heizkreis sowie der 2 µF- Kondensator müssen ebenfalls weg.

Von den beiden HF-Drosseln würde ich die untere, gegen Masse liegende herausnehmen und zu der oberen in Reihe schalten. Dadurch wird die Gerätemasse auch HF- mäßig mit dem geerdeten N- Leiter verbunden und der eher störverseuchte L- Leiter HF- mäßig entkoppelt.

Der Stecker ist stets entsprechend einzustecken, dass N immer auf Masse liegt und sollte auch so markiert werden.

Falls HF-Drosseln einen entsprechend großen L-Wert haben, könnten diese durch Serienresonanz mit dem Kondensator den Heizstrom überhöhen. Es müssen dann kleinere C-Werte gewählt werden.

MfG JR

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Wozu sind Urdoxe und Eisenwasserstoffwiderstände da? 
23.Jul.04 15:31

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 284
Anzahl Danke: 9

Allgemeines Hallo,

ich möchte an der Stelle ein paar Worte zur eigentlichen Funktion dieser Bauelemente verlieren. Ich hoffe, daß damit auch das Vorgehen beim Ersatz klarer wird.

Würde es nur um die Ergänzung des Heizkreises zur vorhandenen Spannung gehen, täte es ja auch ein einfacher Vorwiderstand. Die Verwendung spezieller Widerstände hat also weitergehende Gründe. Zu unterscheiden sind zwei Aufgaben, für die es auch zwei gern verwechselte Typen bzw. Kombinationen dieser Widerstände gibt.

Typ 1 ist der Eisenwasserstoffwiderstand. Er soll den Heizstrom bei schwankender Netzspannung konstant halten. Ausgenutzt wird dazu die Widerstandserhöhung eines Eisendrahtes in einer Wasserstoffatmosphäre, der sich bei Spannungssteigerung selbsttätig so erhitzt, daß der Strom kaum zunimmt. Er ist also ein Kaltleiter. Der Wasserstoff stellt durch seine große Wärmeleitfähigkeit die passende Temperaturerhöhung ein.

Das funktioniert gut, wenn nur Heizfäden mit ausreichend großer Wärmekapazität im Heizkreis sind. Sind auch Skalenlampen dabei, wird's beim Einschalten schwierig: Der stark erhöhte Strom zerlegt die Lämpchen, bevor sich der Rest der Heizkette genügend erwärmt hat.
Das verhindert Typ 2, der Urdox (Urandioxidwiderstand). Er ist ein Heißleiter, d. h. er hat unmittelbar nach dem Einschalten einen hohen Widerstand, der durch die Eigenerwärmung allmählich heruntergeht. Der Heizstrom erreicht also erst den Betriebswert, wenn alle Heizfäden weitgehend erwärmt sind.
Das machte man bei Fernsehern anfangs auch so, weil die Vorstufen wesentlich schneller auf Temperatur kamen als die Endröhren. Spätere Vorstufenröhren haben Kathoden mit größerer Wärmekapazität, die nicht schneller als die Endstufen warm werden, so daß der Thermistor wegfallen konnte.

Da Heißleiter an sich eine unstabile Stromaufnahme verursachen, macht man ihren Widerstand im Betrieb möglichst klein. Das erklärt auch die Frage, warum man zum Ausgleich einer Spannungsdifferenz von ganzen 8 V ein teureres Element als einen normalen Widerstand verwendete.

Wenn man sowohl Einschaltverzögerung als auch die Stromstabilisierung erreichen will, braucht man schließlich eine Kombination aus beiden: den Eisenurdox.

Aber nun zum eigentlichen Thema: Wie ersetzt man die Dinger, wenn es nicht zu umgehen ist?

Ist es ein Eisenwasserstoffwiderstand, so würde ich einen normalen Widerstand verwenden. Die Netzspannung ist ja heute viel stabiler, und mit den verbliebenen Schwankungen sollten die Röhren leicht fertig werden. Ein Kondensator geht natürlich auch. Mitunter sind auch ausgesuchte normale Glühlampen ein stilvoller Ersatz, dazu war ein Bericht in der Funkgeschichte Nr.
Pro und contra Widerstand:
+ Einfach, billig, unterbricht, wenn defekt
- Wärmeentwicklung, braucht Platz (Energiesparen, naja, dazu kauft man so ein Radio nicht)
Kondensator:
+ Keine Wärme, kann man notfalls in engem Raum verstecken
- Kann durchschlagen, (seltenst, selbstheilenden verwenden), Entladung nötig, bei großen Werten: Einschaltstromstoß

Für einen Urdox möchte ich folgendes vorschlagen:
Wegen der Röhren wäre die Einschaltverzögerung eigentlich nicht notwendig. In Wechselstromgeräten wird ja auch ohne Vorwiderstände geheizt. Vielleicht ist sie bei extrem unterschiedlich heizenden Röhren nötig, aber ich glaube das nicht (wer weiß mehr?). Mein Gleichstrom-Eumig hat jedenfalls einen normalen Vorwiderstand (RENS 18xx). Also kann man den Urdox von daher auch durch einen Widerstand ersetzen.
Bleiben die Lämpchen: Hier gibt's einen Trick, der leider Silizium erfordert, und zwar in Form zweier entgegengesetzt in Reihe geschalteter Zenerdioden (Allstrom, für Gleichstrom tut's eine), die parallel zu den Lämpchen geschaltet werden. Man beachte, daß sie bei Wechselstrom den Scheitelwert sperren müssen. Sie sollten knapp die gleiche Leistung wie die Lämpchen vertragen. Dadurch sehen die zwar kurzzeitig etwas mehr (Effektiv-) Spannung, das sollte aber kein Problem sein.

Zuallerletzt die Anmerkung:
Am schönsten ist natürlich ein originalgetreues Gerät, auch wenn die Änderungen rückgängig gemacht werden können. Es hat schließlich auch Stil, wie so ein Oldie vor sich hin werkelt, bis er schließlich spielt. Das aber wird beim anderweitigen Ersetzen besonders eines Urdox nicht mehr originalgetreu vor sich gehen.
Ich würde daher einen Umbau nur vornehmen, wenn wirklich kein Ersatzteil zu bekommen ist. Am Preis sollte es jedenfalls nicht scheitern. Skifahren ist viiiel teurer als Radiobasteln...

Grüße

Steffen Thies

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? Saba 453GWK kein Empfang 
02.Feb.09 18:03

Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Inzwischen habe ich die übliche "Kondensatorkur" abgeschlossen, mehrere defekte Widerstände ersetzt und nach Tausch von CL4, CK1 und CF3 dem Gerät erste Töne entlockt. Die ZF bis NF Stufen funktionieren. Kopfzerbrechen bereitet mir die Mischstufe. Wenn ich die Schaltung richtig interpretiere, so stellen die ersten 2 Gitter der CK1 den Oszillator dar, wobei Gitter 2 eine Art Hilfsanode abbildet. (ähnlich ECH81 mit echtem Triodensystem) An der Anode steht ein sauberer Sinus, jedoch scheint das Gitter 4 keinerlei Einfluss zu haben. Selbst wenn ich mittels Prüfsender direkt ein Signal an den Antenneneingang lege, so ist dieses zwar nach dem 1. Kreis mit dem Oszi meßbar, jedoch fehlt die ZF am Gitter der CF3 und natürlich auch an der Anode der CK1. Die Spannungen an der CK1 entsprechen weitgehend der Röhrentabelle. Woran kann es noch liegen?

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Fehler im ZF Bandfilter 
10.Feb.09 06:27

Alexander Jordan (D)
Beiträge: 117
Anzahl Danke: 9
Alexander Jordan

Hallo an Alle,

das Problem lag am ZF Bandfilter! Die Keramikkondensatoren von Saba (siehe Bild unten)

 

haben an Kapazität verloren, so dass die Durchlassfrequenz nun bei etwa 1000 khz lag. Vorgesehen sind 485 khz. Ausserdem war die Oszillatorfrequenz nicht mehr im Gleichlauf mit der Empfangsfrequenz. Nach einem ersten, groben Abgleich konnten mit einer Drahtantenne im Keller 2 Sender auf Mittelwelle und 3 auf Kurzwelle empfangen werden.

Zu erwähnen ist an dieser Stelle die schlechte Zugänglichkeit des (regelbaren!) ZF Bandfilters, da es unter dem Chassis verschraubt ist. Um es auszubauen hätte der Röhrensockel der CBC1 entfernt werden müssen, der aber genietet ist. Deshalb habe ich mich schweren Herzens entschlossen den Abschirmbecher mit einem Dremel längs aufzutrennen. Er kann danach auseinandergebogen und entfernt werden. Nach Austausch der Kondensatoren wurde der Becher wieder zusammengebogen und so hingedreht, dass sie Schnittstelle unsichtbar ist. Natürlich ist diese Methode brutal, aber wenigstens bleibt das Gerät oberhalb des Chassis original.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gerät auf den ersten Blick in einem guten Zustand war. Keinerlei Rost, die Potis leichtgängig, das Gehäuse in einem sehr guten Zustand. Trotzdem hat es viel Arbeit gemacht, (zum Beispiel die Blockkondensatoren mit modernem Innenleben zu füllen) da sehr viele Bauteile und Röhren defekt waren, bzw. gefehlt haben.

Nun muß nur noch besagter Urdox mechanisch befestigt und ein Abgleich vorgenommen werden, dann ist dieses Projekt nach 4 Jahren abgeschlossen.

Ich bedanke mich bei allen, die mir dabei mit Rat und Tat geholfen haben.

 

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