Experiment: Stereoempfang auf MW

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Experiment: Stereoempfang auf MW 
09.Jan.24 10:17
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Wolfgang Holtmann (NL)
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Wolfgang Holtmann

Vielleicht ist das nicht so bekannt:

In den Niederlanden wurden nach dem Krieg experimentele Stereoaussendungen auf der Mittelwelle gemacht. Man gebrauchte dafür die Sender Hilversum I und II zur Übertragung der beiden Kanäle. Ein zweites Radio musste natürlich schon vorhanden sein.

Bereits im Juni 1946 fanden erste Versuche statt. Im Januar 1960 wurde dann ein Hörspiel für eine größere Hörerschaft ausgestrahlt, welches man auch vorher angekündigde.

Mit dem Baukasten „Radio-Technik“ von Kosmos hat man die Möglichkeit, einen doppelten Empfänger zu erstellen. Es ist Platz für zwei Röhren die, bei moderater Antennenspannung, Kopfhörerbetrieb zulassen. Man muss wohl für eine ausreichende Kanaltrennung sorgen!

Ausgehend von den damaligen Sendefrequenzen 746 und 1007 kHz ist es nicht leicht die erforderliche Selektion zu verwirklichen. Durch Anwendung der „Ultra-Audionschaltung“ erhält man eine gewisse Entdämpfung, ohne eine zusätzliche Rückkopplungspule zu benötigen! Ebenso war eine lose Einkopplung der Antenne über die beiden Philips Trimmer wichtig. Ich konnte eine Kanaltrennung von ca. 30dB bei optimaler Abstimmung messen.

Ein weiteres Problem ist die Wiedergabe über Kopfhörer.
Die modernen sind nicht empfindlich genug, die sind auf die Übertragung eines großen Audiobereichs ausgerichtet und meist niederohmig. Ein Anpassungstrafo hilft auch nicht weiter. Wir brauchen also einen hochohmigen Typ, 2x 2000 Ohm, wie sie ganz früher üblich waren. Weiterhin ist noch eine Verdrahtungsänderung bei den Hörkapseln vorzunehmen, sonst bekommen wir ja keinen Stereoeindruck! Ich konnte auf einen NEUFELDT & KUHNKE zurückgreifen.

Meine Erfahrungen

Der Haussender „5TX-Luzern“ stellt mir die beiden Frequenzen zur Verfügung. Getrennt werden diese mit dem ausgehenden rechten und linken Kanal eines CD-Player's moduliert. Mit Absicht wählte ich eine Aufnahme (Love Story) vom Orchester James Last, wo der Stereo-Effekt besonders deutlich hervortritt.

Jawohl, es funktioniert!
Nur die Wiedergabequaliteit ist schrecklich schlecht, keine Höhen, keine Tiefen, eben wie mit einem Kopfhörer von anno-dazumal......

MfG

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Experiment: Stereoempfang auf MW 
12.Jan.24 10:24
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Wolfgang Holtmann (NL)
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Wolfgang Holtmann

Ich komme nochmal zurück auf das vor kurzem gemachte Experiment.

Das große Manko war ja, die Wiedergabequalität mit dem ca. 90 Jahr alten Kopfhörer war ganz schlecht. Da musste was verbessert werden:

Die einfache Empfangsschaltung erfordert eine Hörkapsel von 2 bis 4 kOhm. Die modernen Kopfhörer haben aber nur 32 Ohm. Also wurde ein kleiner Verstärker gebaut mit zwei ICs LM386. Den Eingangswiderstand kann man zwischen 2 oder 4 kOhm wählen.

Mit Absicht habe ich die beiden Kanäle getrennt regelbar ausgeführt. Leider sind meine Ohren nicht (mehr) gleich empfindlich.....

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.