FM UKW Abgleich leicht gemacht

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FM UKW Abgleich leicht gemacht 
01.Mar.04 16:00
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Olaf Antpöhler (D)
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Olaf Antpöhler

FM Abgleich leicht gemacht,

oder wenn mal wieder keine Abgleichanweisung vorliegt

 

 

Damit nun der Artikel Abgleich  vollständig wird, möchte ich den Vorgang auch für UKW FM beschreiben. Auch hier werde ich nicht  zu sehr in die Theorie gehen, damit jeder etwas praktisch Veranlagte, damit umgehen kann. Es gilt auch hier: Ich habe sicherlich keine neuen Erkenntnisse, sondern beschreibe die Zusammenhänge nur aus einer anderen Sicht. Als Referenz möchte ich auf den Buchauszug von Herrn Erb hinweisen, der dieses Thema auch schon sehr genau beschreibt.

 

GEFAHRENHINWEIS:

Bevor wir nun beginnen, halte ich es für unerlässlich darauf hinzuweisen, dass wir mit lebensgefährlicher Netzspannung, oder entsprechend hoher Gleichspannung arbeiten. Eine Berührungsspannung die größer als 50Volt ist, kann bei resultierendem Stromfluss tödlich sein! Deshalb sollte jeder, der sich mit einer Reparatur beschäftigt, vorher mit den Gefahren vertraut machen. Zusätzlich sind alle Arbeiten nur mit Trenntrafo durchzuführen. Die Stromversorgung des Reparaturplatzes sollte einen vorgeschalteten Fehlerstromschutzschalter von <= 30mA Fehlerstrom aufweisen.  

 

 

Unser Ausgangspunkt ist wieder die fertiggestellte Reparatur und zusätzlich ein schon erfolgreich durchgeführter AM Abgleich. Bei FM UKW wird der Abgleich unter Beobachtung der Spannung am sogenannten Ratioelko durchgeführt. Den Ratioelko finden wir im sogenannten Ratiodetektor. Jetzt ein wenig Theorie, ist aber nicht wirklich wichtig für den Abgleich. Die FM Demodulation  ist um ein vielfaches komplexer als die AM Demodulation. Hierzu werden sogenannte Phasendiskriminatoren verwendet oder die weiterentwickelte Variante der Ratiodetektor. Wir gehen jetzt nicht auf Phasenlage, Zeigerdiagramme, Begrenzer, Übertragungsgüte, und Mittenfrequenzen ein, sondern bleiben bei der praktischen Anwendung. Wer mehr über das Thema Demodulation wissen möchte, schaut hier im RM einfach unter Texte, Schaltungstechnik allgemein, FM Demodulation von Prof. Dr.-Ing. Dietmar Rudolph nach. Genauer kann man es kaum beschreiben.

 

1. Schritt Messaufbau

 

Schön zu erkennen, der Ratiodetektor, im Prinzip ein Phasendiskriminator, mit seinen zwei entgegengesetzt gepolten Dioden. An der Summenspannung liegt der Ratioelko, hier C2. Ein wichtiger Hinweis ist die Tatsache, dass der Ratioelko immer mit dem Pluspol an Masse der Schaltung liegt. Auch daran kann man den Ratioelko identifizieren. Größenordnungen von 2-5 uF dürften wohl üblich sein. Wie im Bild gezeigt, schließe ich einfach ein Multimeter im Gleichspannungsbereich an. Messbereich auf ca. 20 Volt, bei Zeigerinstrumenten ohne Mittelstellung auf Polung achten!

 

Man sollte sich eigentlich angewöhnen den Ratioelko schon bei der Reparatur auf seine Kapazität zu überprüfen. Elkos haben die Eigenschaft, über die Jahre auszutrocknen und an Kapazität zu verlieren. Ein defekter Elko kann erhebliche Fehlererscheinungen mit sich bringen. Siehe auch verschiedene Beiträge im Forum.

 

2. Schritt Abgleich:


- Lautstärkeregler des Radios auf Minimum

- Abstimmung auf langwellige Ende stellen (Drehko)

- Kerne, wie schon beim AM Abgleich, vorsichtig gangbar machen

- Prüfsender über Kondensator ca. 500pf an Gitter 1 der ZF Verstärkerröhre anschließen

- Prüfsender auf 10,7 Mhz einstellen. (bei sehr alten Geräten evtl. auch niedriger)

- Multimeter gemäß Bild anschließen

- Kern des Primärkreises des Ratiodetektors auf maximalen Ausschlag am Multimeter bringen

 

 

Damit ist jetzt schon der erste wichtige Schritt getan. Man geht jetzt, wie auch schon beim AM Abgleich, mit dem Prüfsender weiter zurück und gleicht Stufe für Stufe ab. Wichtig ist auch hier, dass mit wechselseitiger Bedämpfung gearbeitet wird. In der Beschreibung für den AM Abgleich ist genau gezeigt, wie das Dämpfungsglied für die wechselseitige Bedämpfung aufgeschaltet wird. Vorher muss aber noch der Sekundärkreis abgeglichen werden!

 

Dazu muss der Messaufbau ein wenig abgeändert werden.

 

 

 

Wir schalten zwei Widerstände von jeweils 220KOhm  in Reihe und bringen diese Widerstände wie im Bild am Ratioelko an. In der Mitte der beiden Widerstände greifen wir mit einer Prüfklemme des Multimeters ab. Die zweite Klemme wird auf den NF Pfad des Ratiodetektors geschaltet. (Achtung bei Zeigerinstrument ohne Mittelstellung auf Polung achten).

 

 

3.Schritt Abgleich  Sekundärkreis:

 

-  Primärkreis des Ratiodetektors bedämpfen (wie im Bild gezeigt)

- den Kern des Sekundärkreises auf minimalen Ausschlag einmessen.

- den Vorgang wechselseitig wiederholen, bis das Ergebnis optimal ist

- jetzt wie schon oben beschrieben, alle übrigen ZF Kreise abgleichen.

- die wechselseitige Bedämpfung nicht vergessen.

 

 

 

Damit man sich die ganze Sache auch an einer Röhrenschaltung vorstellen kann, habe ich mal einen Schaltplanauszug eines Siemens Radios aus den 50ziger Jahren genommen und die Beschaltung eingezeichnet.

 

Wenn man den Abgleich mit einem digitalen Multimeter machen will, sollte dieses schon einen sehr schnellen Messzyklus haben. Sonst reicht auch ein einfaches Zeigerinstrument um auf Maximum bzw. Minimum abzugleichen. Hierbei ist nicht wichtig, ob die gemessene Spannung richtig ist oder nicht. Es geht nur um die Tendenz.

Siehe zum Abgleich AM auch:
http://www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=22053
und

http://www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=22057
sowie allgemein und grundlegend unter:
Abgleich: Werkzeuge - Arbeitsweise - Superhet- und Geradeaus-Empfänger (321KB)
http://www.radiomuseum.org/forumdata/upload/381%2D388%5FKroenung%2Epdf

 

Siehe auch hier:

http://www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=24421 

 

Mit freundlichen Radiogruß

Olaf

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.