philips: Fragen zum Abgleich mit Spektrum-Analysator auf AM und FM

ID: 683052
Dieser Artikel betrifft das Modell: BX233U /22 (Philips Radios - Deutschland)

? philips: Fragen zum Abgleich mit Spektrum-Analysator auf AM und FM 
08.Feb.25 18:42
412


Auf der Suche nach einer Abgleichmethode, die möglichst genau ist und zügig durchgeführt werden kann, bin ich schon seit einiger Zeit beim Spektrum Analysator mit Tracking Generator (TG) gelandet. Die Inspiration hatte ich durch Herrn Prof. Rudolphs Artikel hier auf rmorg:

Leider habe ich zum richtigen Abgleich mit dem Spektrum Analysator mit TG sonst keine Artikel hier gefunden. Daher bleiben bei mir noch Fragen offen. Vielleicht helfen meine Fragestellungen auch allgemein, das Thema „Abgleich mit dem Spektrum-Analysator“ mit noch mehr Inhalt zu füllen.

Vorneweg: Mir geht es beim Abgleich nicht um 100%ige Genauigkeit, sondern vielmehr darum, zum Beispiel von 75 % möglichst zügig auf ca. 90-95 % Empfangsleistung zu kommen. Meines Erachtens ist aufgrund der Alterung diverser Bauteile wie Verkürzungskondensatoren auch ein fast 100% optimaler Abgleich sowieso oft nicht mehr erreichbar, ohne diese Bauteile zu erneuern (was aus meiner Sicht nicht zielführend ist wg. der Originalität). Und selbst bei erreichter fast 100% Genauigkeit unter hohem Zeit-/Messaufwand wäre dieser Abgleich nach 10 Jahren weiterer Lagerzeit in der Radiosammlung durch weitere Bauteilalterung wohl auch nicht mehr gegeben.

Vermutlich könnten Fachleute die 90-95 % Genauigkeit auch mit Abgleich nach Gehör oder statischem Abgleich erreichen. Ich habe mich bei diversen Geräten damit aber schwer getan gerade bei stärker verstimmten Geräten. Ein Nach-Abgleich mit dem Spektrum-Analysator führte mich zu bedeutend besseren Ergebnissen mit z. B. symmetrischeren ZF-Kurven – zumindest erstmal auf AM.

Dennoch frage ich mich, ob ich alles richtig mache.

Als Gerät benutze ich einen Rigol DSA815 mit Tracking Generator. Angeschlossen habe ich an den Ausgang des TG und den Eingang des Analysators je einen Tastkopf der Bezeichnung „Rigol PVP2150, 35 Mhz, 150 Mhz, 1:1, 1:10 300V“. Es sind eigentlich Oszilloskop-Tastköpfe.

Hier wäre eigentlich schon die Frage, ob diese Tastköpfe für den Radioabgleich optimal gewählt sind oder ob ich da was eher ungeeignetes angeschlossen habe?

Auf AM habe ich damit zumindest schon diverse Geräte im Empfang optimieren können, aber vielleicht geht es noch besser...

Hier muss als Trainingsobjekt jetzt ein Philips BX233U22 aus meiner Sammlung herhalten.

 

ZF-Messung auf AM:

Vorgehensweise: Tracking-Generator (Tastkopf 1:1 geschaltet) an Antenneneingang, Gerät auf MW gestellt, Drehkondensator ganz ausgedreht, Analysator an Isolierung der Demodulator-Zuleitung (Pin 6 der UABC 80) angklemmt (Tastkopf auf 1:1), Scanbereich 400-500 Khz, Sweep Time (SWT) (automatisch): 11,111 ms, Attenuation des Analysator-Eingangs: 0 dB, Tracking Generator: -20 dB

Ziel: der TG überspielt im ZF-Bereich die Eingangskreise und ermöglicht so den ZF-Abgleich

Folgende Kurve ergibt sich:

 

Der Peak liegt bei 451 KHz (Soll: 452 kHz). Die Kurve scheint weitgehend symmetrisch. Hier würde ich jetzt keinen Abgleich vornehmen wollen.

Habe ich es richtig verstanden, dass ich die Soll-Bandbreite auf AM von 9 kHz nun wie folgt überprüfen kann: Ich verschiebe den Marker 1 vom Peak aus (bei -49,29 dBm) auf der Kurve soweit nach rechts, bis ich bei -5 dB bezogen auf den Peak liege, also bei -54,29 dBm? Dann sollte die Frequenz an dieser Stelle nun idealerweise: 451 kHz + 4,5 kHz = 455,5 kHz betragen? Und das ganze gilt dann sinngemäß auch in die „andere Richtung“, so dass ich bei -5 dB dann bei 451 kHz – 4,5 kHz = 446,5 kHz landen sollte?

Jetzt habe ich nochmal bei ansonsten gleichen Messeinstellungen einen engeren Messbereich gewählt: 425 kHz bis 476 kHz (also ca. +/- 25 kHz vom Peak bei 451 kHz). Die automatische SWT ist jetzt: 51,0 ms.

 

Das Ergebnis finde ich nicht mehr ganz so schön (oder bin ich zu kleinlich?). Die Kurve scheint nach links jetzt eine kleine Ausbuchtung zu entwickeln und langsamer abzufallen als rechts. Der Peak liegt bei einer ZF von 450,4 kHz.

Woran liegt die veränderte Kurvenform? An der anderen Sweep Time?

Wenn ich die SWT weiter steigere, dann kommt die Ausbuchtung links immer stärker heraus… Hier mal mit einer SWT von 158,16 ms:

 

Wenn ich die Sweep Time senke auf 10 ms, dann erhalte ich eine schönere, weitgehend symmetrische Kurvenform.

 

Beim Wobbeln habe ich hier gelesen, dass nicht zu schnell gewobbelt werden darf.

Bei AM schreibt Herr Prof. Rudolph von sinnvollen Wobbelfrequenzen kleiner 20 Hz. Das wären ja ca. 50 ms oder länger als Sweep Time?

Herr Prof. Rudolph schreibt aber auch in dem obigen Link: „Spektrum-Analysatoren als Wobbler wählen die Ablenkgeschwindigkeit entsprechend zur Breite des Wobbelbereichs automatisch richtig.“

Somit stehe ich etwas auf dem Schlauch. Eigentlich sollte der Spektrum-Analysator die optimale SWT selbst finden, dennoch erhalte ich die schöneren Kurven (die ja nicht unbedingt die richtigen sein müssen) immer bei einer SWT von 10 ms (egal ob 400-500 kHz oder 425-476 kHz).

Ist die automatische Wahl der Sweep Time des Spektrum Analysators daher in Ordnung für die richtige Messung oder soll ich die SWT doch manuell einstellen und wenn ja auf welchen Wert ? Welchen Frequenzbereich zur ZF-Messung mit evtl. folgendem Abgleich (bei einer Soll-ZF von 452 kHz) sollte ich wählen, lieber von 400-500 kHz oder 425-476 kHz oder einen anderen Bereich?

Und zu guter letzt die Frage: Ab welcher Abweichung von der Sollfrequenz der ZF ist eine merkliche Empfangsverschlechterung in der Praxis zu beobachten? Sollte man z. B. bei einer Ist-ZF von 457 kHz nachgleichen, wenn die Soll-ZF 452 kHz ist oder ist das dann in der Praxis kaum wahrnehmbar? Denn jeder Abgleich bringt ja auch bei aller Vorsicht immer das Risiko eines unangenehmen Kernbruchs mit sich.

 

Das waren erstmal nur die Fragestellungen zur AM-ZF.

Herzlichen Dank schon mal für Antworten dazu. Letztendlich ist das ja nur der Anfang. Weitere Fragestellungen ergeben sich dann zum Vor/Oszillatorabgleich und FM-Abgleich.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.