Funkturm Klein Oßnig ( bei Cottbus)
Funkturm Klein Oßnig ( bei Cottbus)
![Wolfgang Lill](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=wolfgang_2012_07_29.jpg&width=120&height=140)
Der Funkturm Klein Oßnig wurde 1961 im Rahmen "Ausbau des Schmalbandnetzes der SED" auf dem Schwarzen Berg in ca. 108 m Höhe über dem Meerespiegel errichtet. Mit dem Bau des Turmes wurde ein Stahlgitterturm des alten "Spinne- Netzwerkes" ersetzt.
Er hatte die Kennung 06A1 ( ab Mai 1968 galt diese, zuvor war es die Objektnummer Z40 und der Turm hatte die Netzkennung "1430" . Die SED- Bezirksleitung Cottbus war über diesen Richtfunk direkt mit dem ZK- der SED in Berlin verbunden und andererseits wurden die Signale von hier aus weitergeleitet zum Picho ( 66 Km Luftlinie) und von dort aus über den A1-Turm Gompitz zur SED Bezirksleitung Dresden
Ausbreitungsbedingt mußte er 60 m hoch werden. Die Spiegel mußten in genau berechneter Höhe angebracht werden, um die topografischen Anforderungen zu erfüllen.Foto: Patrick Wagner
Die Projektierung dieser Spannbetontürme erfolgte durch die IPRO Berlin ( Industrieprojektierung in Ost- Berlin )
Das Projekt liegt mir vor. Nach dem Studium desselben, die überraschende Erkenntnis, es war eigentlich ein Schornsteinprojekt, was nun umgenutzt wurde als Richtfunkträger. Unten der "Fuchs". Der Sockel wurde manuell mit klassischer Schalung errichtet, darüber wurden vorgefertigte Halbringelemente mit eingelassenen Spanndrähten montiert.
Im obigen Foto ist eine Tür zu sehen, die in einen Innenraum führt. Auf dem blauen Schild steht : Stationsmaße / Belegungsplan... diese Dokumente befanden / befinden sich offensichtlich in diesem Raum . Wer denkt, daß es nun im Fahrstuhl oder wenigstens mit einer Leiter nach oben geht, denkt falsch, die Techniker mußten außen hoch klettern und im Havariefalle bei jedem Wetter !Foto: Patrick Wagner
Foto: Patrick Wagner
Also nicht immer ein Vergnügen, was jedoch mit einer guten Aussicht belohnt wurde....
Übrigens waren damals die beiden unteren Podeste noch nicht angebaut. Die beiden oberen sind aus Beton und noch die originalen. Das ist nicht der einzigste Turm ( solche Türme standen auch in Rostock, ( 01A1 ) 62 m hoch , Marnitz (02A1) 59 m, Neubrandenburg (03A1)54 m , Feldberg (03A3) 54 m und Retzow ( 03A4 ) 64 m . Diese Netzkennungen galten jedoch erst ab Mai 1968. Dieses Foto stammt vom 20.08.2021, zu sehen sind die bereits erwähnten Betonringe. Foto Wolfgang Lill
Die Betriebsgebäude neben dem Spannbetonturm sind auch aus einer Standardbaureihe., diese haben entweder eine quadratische Grundfläche von 10 x 10 m oder von 10 x 20 m plus Anbauten. Diese waren als Erdgeschoßbau oder auch zweigeschossig ausgeführt.Foto: Wolfgang Lill, 20.08.21 Hinweis; der Container ist später aufgestellt worden.
In diesem Gebäude war die Röhrentechnik von RAFENA- Radeberg untergebracht und auch die Netzersatzanlage. Über die im Bild zu sehende Kabelbrücke waren die Koaxial-kabel vom Senderaum zu den Parabolantennen verlegt.Foto: Wolfgang Lill, 20.08.21 Hinweis; der Container ist später hingestellt worden.
Rechts daneben erfolgte, vermutlich Ende der 80iger Jahre, ein Erweiterungsbau der Deutschen Post. Leider habe ich dazu keine verläßlichen Informationen. Am 1.Januar 1984 wurden die Anlagen von der SED-Partei kostenfrei an die Deutsche Post übergeben, das könnte der Grund für den Aufbau des Erweiterungsbaues gewesen sein.
Diese Station war eine A1 Station vom ZK zu den Bezirksleitungen, später kam das NVA-Netz dazu und über die RVG934 S (Hersteller: Robotron Radeberg ) wurden die Zeitungsseiten zum Picho und weiter nach Dresden in die ZENTRAG- Druckerei übertragen.
Wegen der Wichtigkeit dieser A1- Stationen waren, neben einem rund um die Uhr besetzten Dispatcherraum, auch Volkspolizisten ständig präsent. Das bereits vor Jahren leergeräumte aus Raumzellen ( vermutlich) Typ Dölbau bestehende Gebäude für Wachkräfte erinnert an diese "schöne" Zeit. Die Volkspolizisten konnten sicher auch im umliegenden Wald im Sommer Pilze sammeln und ein Wirtshaus war etwa 500 m entfernt.
Foto; Wolfgang Lill
Mir ist nicht bekannt, daß auf diese gut gesicherten Objekte jemals ein Anschlag von einem feindlichen Geheimdienst erfolgt ist, vielmehr hat sich der BND (laut einer Info des ZK der SED ) in die Strecken eingeklinkt. Das Mithören war wichtiger als eine zerstörte Übertragungsanlage.
Die Zufahrt ist auch heute noch sehr einfach möglich. Von der B169 in Klein Oßnig auf die Klein Oßniger Straße abbiegen und hochfahren bis zum Tor.
Leider war das Tor und auch die seitliche Tür verschlossen. Auf einem Teil des Berges wird seit 2010 wieder, einer alten Tradition folgend, Wein angebaut und er kann auch vor Ort verkostet werden.
Mit der politischen Wende in der Zeit Ende November 1989 marschierten Dorfbewohner aus Klein Oßnig zum Objekt auf den Schwarzen Berg und begehrten Einlaß. Die erwarteten hochgeheimen Anlagen fand man jedoch nicht vor. Man hatte wohl rechtzeitig diese Anlagen ausgebaut und abtransportiert.
Der Standort blieb jedoch weiterhin im Visier der Funkleute. Richtfunk, dann auch Mobilfunk und UKW- Rundfunk waren die nächsten Projekte.
Aktuell sind einige Richtfunkverbindungen vorhanden, die Telekom nutzt ihn für Mobilfunk auf 945 MHz und 811 MHz und es sollen auch noch fünf UKW-Sender von hier aus senden;
88,6 MHz DLF mit ERP 3,0 KW
91,6 Mhz Privatsender Schlager Radio mit ERP 500 Watt
95,6 MHz RS2 mit ERP 1,3 KW
99,9 MHz ORB Info mit ERP 1,0 KW
102,2 MHz Berliner Rundfunk mit ERP 3,0 KW
Allerdings gibt es Gerüchte, daß dieser Standort abgebaut werden soll, da er nicht effektiv ausgelastet ist. Foto Wolfgang Lill, August 2021
Es folgt Teil 2
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Funkturm Klein Oßnig ( bei Cottbus)
![Wolfgang Lill](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=wolfgang_2012_07_29.jpg&width=120&height=140)
Herr Hajo Böhme hat mir Bilder von diesem Standort gechickt, die er am 15.09.2013 aufgenommen hat:Beim Vergleich zu den Bildern von 2021 sieht man, daß doch schon Rückbau von Antennentechnik erfolgte.
Übrigens ist oben ein Maststück nach 1990 aufgesetzt worden. Die genaue Höhe habe ich leider noch nicht erfahren.
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Funkturm Klein Oßnig ( bei Cottbus) aktuelle Senderbelegung
![Wolfgang Lill](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=wolfgang_2012_07_29.jpg&width=120&height=140)
So richtig nutzlos ist der Funkturm noch nicht. Aktuell sind 5 UKW- Sender hier in Betrieb
auf 88,6 MHz der Deutschlandfunk mit 3 kW Sendeleistung
die 91,6 Mhz wird von Radio B2 genutzt, allerdings nur mit 500 Watt
Dann haben wir RS2 aus Berlin. Er sendet auf 95,6 Mhz mit 1,3 kW
Auf 99,9 MHz das Inforadio von RBB 1kW Sendeleistung
und auf 102,2 MHz der Berliner Rundfunk (Lausitz) mit 3 kW Sendeleistung.
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