Funkversuchsanlage Oebisfelde
Funkversuchsanlage Oebisfelde
von unserem Gastautor F.-W.Schulz
Mit der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten 1933, wurde in Deutschland zielgerichtet begonnen die Medien Film und Rundfunk als Mittel der Massenbeeinflussung umfassend zu entwickeln und auszubauen. Hinzu kam der steigende Bedarf an Funkverbindungen (Übersee-Telefondienst auf Kurzwelle, Übersee-Telegrammdienst und Radiosendungen) nach Übersee. Die bestehenden Sendestellen, wie Königs Wusterhausen, Nauen und Zeesen, um nur einige zu nennen, reichten nicht den steigenden Bedarf zu decken. Von besonderer Bedeutung war die Sicherstellung der Funkverbindungen in dem kommenden Krieg. Aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges hatte man gelernt und nach dem Krieg, parallel zu den innerdeutschen Kabelverbindungen, die Nachrichtenübermittlung auf dem Funkweg weiterentwickelt. (Bereits am 4. Tag nach Ausbruch des I. Weltkrieges 1914 waren die deutschen Überseekabel durch ein englisches Kabelschiff im Ärmelkanal unterbrochen worden. Die geschnittenen Kabel musste Deutschland nach dem Krieg als eine der Bedingungen des Vertrags von Versailles an die Siegermächte abtreten und war somit auf das britische Überseekabelmonopol angewiesen. Man hat von deutscher Seite zwischen den beiden Weltkriegen nur wenige Überseekabel verlegt. )
Deutschland war vor und nach dem I. WK auf einigen Gebieten der Funktechnik führend. (1918 wurden von Nauen erstmals Pressetelegramme über eine Entfernung von 20 000 km übertragen, 1930 wurden die ersten Bilder nach Buenos Aires übertragen.) Aber auch auf dem Gebiet der Kabelübertragung und dem Fernsehen wurden weitreichende Entwicklungen gemacht, technisch erprobt und in den normalen Betrieb übernommen. (1936 wurde die erste Breitband oder Koaxial-Kabel Strecke von Berlin nach Leipzig in Betrieb genommen, auf der man neben Fernschreiber, Telefon und Rundfunk auch Fernsehen übertragen konnte. Am 22. März 1935 wurde in Berlin die erste öffentliche
Der 1906 in Nauen errichtete Mast (2x1)
Postkarte aus Nauen mit den Sendemasten und dem Restaurant Weinberg
Sendestelle Nauen mit dem Sendegebäude 1935 (2x1)
Fernsehstelle eingerichtet, was mit der Gründung des Deutschen Fernsehfunks gleichzusetzen ist. Der erste regelmäßige Fernsehbetrieb der Welt war entstanden.)
Auf den bestehenden Funksendestellen kam es nach dem I. WK zu Modernisierungen, Ausbauten und Erweiterungen, durch die der steigende Bedarf jedoch nicht gedeckt werden konnte. Neue Sendestandorte wurden gesucht und aufgebaut. 1936 begann man mit der Errichtung des Deutschlandsender III in Herzberg an der Elster. Bemerkenswert an diesem Sender war der 325 m hohe Stahlgittermast, versehen mit einer Dachkapazitätslinse von 25 m Durchmesser, damals das höchste Bauwerk in Europa. Gerichtet wurde er von der Mastbaufirma Hein & Lehmann und Co, die 1940-42 auch die 18 Antennenmaste (3 Rohrmaste von 203 m und 15 Gittermaste von 170 m) der Marine Funkstation "Goliath" bei Kalbe / Milde gerichtet hat.
Für den Kurzwellenbetrieb wurden in München - Ismaning und Elmshorn neue Sendestandorte eingerichtet.
Ein weiterer sehr interessanter Sendestandort für den Kurzwellenbetrieb fand sich am südwestlichen Rand der Altmark, in der Nähe des Städtchens Oebisfelde. Um die nicht erweiterungsfähige Sendestelle Nauen zu entlasten, wurde von Wilhelm Hahn der Bau einer neuen Sendestelle vorgeschlagen. Sie sollte anfänglich ausschließlich dem kommerziellen Übersee-Sprechfunkverkehr dienen. Diese Aufgabenstellung wurde aber bald verworfen und es kamen Aufgaben des Militärs, des Auswärtigen Amtes und des deutschen Nachrichtenbüros hinzu. Es war möglich geworden mit entsprechenden Sendern alle Gebiete der Erde mit den eigenen Rundfunksendungen zu erreichen. Der weltumspannende Einsatz des Rundfunks war etwas völlig Neues. Die eigene Propaganda wurde auf Kurzwelle in die ausersehenen Empfangsgebiete ausgestrahlt. Man kämpfte über alle Fronten hinweg auch im Äther. Die Radiopropaganda war zu einer erdumspannenden Waffe geworden.
Am 4. September 1938 hatte Adolf Hitler als Führer und Reichskanzler das "Reichsverteidigungsgesetz" als geheime Kommandosache erlassen. Nach diesem Gesetz war mit Erklärung des Verteidigungszustandes der für die gesamte Rundfunk-Sendetechnik verantwortliche Reichspostminister an die unmittelbaren Belange der Wehrmacht und an die Forderungen des OKW (Oberkommando der Wehrmacht) gebunden.
Über den technischen Ausbau des deutschen Rundfunksendernetzes kam es seit 1933 zwischen dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP) und dem Reichsministerium für Post- und Fernmeldewesen (RPM, Reichs Post Ministerium) ständig zu Meinungsverschiedenheiten. Andererseits waren bereits 1936/37 zwischen dem RPM und dem Reichskriegsministerium, dem späteren OKW, gemeinsame Pläne für den Einsatz des Rundfunks im "A-Fall", d. h. im Kriegsfall erarbeitet worden.
Blick auf die Sendestelle Oebisfelde mit Verwaltung und Werkstätten, rechts das Sendehaus A1, der Bunker. Hinter dem Wald, das Sendehaus B 1, der Tempel (6)
Der Vorschlag von W. Hahn wurde aufgegriffen und wenige Monate später kam vom RMVP der Vorschlag auf dem Sendegelände auch eine neue Kurzwellen-Rundfunk-Sendeanlage zur Entlastung von Zeesen zu errichten.
Am 25. Juni 1937 fand zwischen dem Bürgermeister Diesener, Oebisfelde und dem Landesplaner Richert die erste Unterredung wegen der geplanten Sendestelle statt. Danach liefen die Planungen des Grunderwerbs zügig an. Am 10. August 1937 kam Reichspostrat Hahn nach Oebisfelde um sich mit weiteren Beamten das Gelände der geplanten Sendestelle anzusehen.
Vom Luftgau-Kommando 9 (Hannover) kamen Einwände, da man das Gelände als möglichen Standort für einen Flugplatz ins Auge gefasst hatte. Zwischen der DRP, dem Bürgermeister Diesener, der Landesplanungsgemeinschaft und dem Luftgau-Kommando kommt es zu einem regen Schriftwechsel, in dem die Luftwaffe mit den anderen Heeresteilen erst Mitte Mai 1938 ihre Zustimmung gibt.
Postrat Eppen vom Reichspostzentralamt schreibt am 16. Mai 1938 an den Bürgermeister von Oebisfelde,Diesener: ---Ich kann Ihnen heute mitteilen, daß ich soeben schriftlich die Zustimmung der drei Wehrmachtsteile zu der bei Oebisfelde geplanten Anlage bekommen habe. ---
Im Sommer 1938 wurde mit dem Bau dieser Kurzwellen-Sendestelle begonnen. Der Standort war rechts der Straße Oebisfelde - Bösdorf. Südlich vom Sendergelände liegt Gehrendorf. Im offiziellen Schriftverkehr wurde die Sendestelle als „Funkversuchsanlage Oebisfelde“ bezeichnet. Die Reichs Post konnte das landwirtschaftlich wenig ertragreiche, etwa 120 ha große Gelände im Umfeld des Butterberges für den Bereich A erwerben. Die über 500 Seiten umfassende Akte zum Erwerb der Grundstücke liest sich wie ein spannender Roman. Von allen beteiligten Behörden kam recht schnell die Genehmigung zum Grunderwerb. Der Reichsnährstand, Geschäftsstelle Gardelegen, schreibt am 18. Mai 1938: Eine Untersuchung der evtl. zu ergreifenden Landbeschaffungsmaßnahmen für die Erbhöfe in Oebisfelde, Bösdorf u. Gehrendorf läßt erkennen, daß unüberwindliche Schwierigkeiten nicht bestehen.
Der Grunderwerb verläuft nicht ohne Probleme und zog sich über mehrere Jahre hin, zumal der Flächenbedarf ständig wächst. Erst war nur an die Anlage A gedacht, welche später durch B erweitert wurde. Teils gab es Widerstand von Betroffenen, teils war es schwierig einige Grundstücke zuzuordnen. In einem Schreiben vom 9. März 1940 wird angefragt: --- Ich bitte auf Grund der örtlichen Kenntnis oder anhand der Steuerbücher usw. festzustellen und hierher (Kulturamt in Stendal, Regierungs- und Kulturrat Marahrens) mitzuteilen, wer die Rechtsnachfolger (Erben, Käufer usw.) sind, damit ich wegen des Verkaufs ihrer für die Sendeanlage in Anspruch genommenen Flächen mit diesen in Verbindung treten kann: ----
Ab Dezember 1939 laufen Bestrebungen zur Umgemeindung des Geländes der Sendestelle nach Oebisfelde. Oebisfelde beschwerte sich bei der Reichspostdirektion, in einem Schreiben vom 13. Dezember, dass Flächen, die bis 1918 zu Oebisfelde gehört haben (Amt Oebisfelde), in die Gemarkung Gehrendorf übergehen sollen. Gegen dieses Vorhaben wurden sowohl von einigen Beigeordneten der Stadt, obwohl man Vorteile für die Stadt erwartet, als auch vom der Landesbauernschaft Bedenken angemeldet. Der Landrat des Kreises Gardelegen rät in seinem Schreiben vom 19. April 1940: --- Ich bitte daher, die Angelegenheit, soweit sie die Neuordnung der Gemeindegrenzen betrifft, bis nach Kriegsende zurückzustellen. Da für die Post die Umgemeindung nicht von Bedeutung ist, hat man nicht weiter darauf gedrungen.
Verhandlungsführer der Post war ein Postrat Dr. Petersen.
Das Sendergelände liegt etwa 80 m über Meeresspiegel, wobei sich der Butterberg nur etwa 10 m über das umliegende Gelände erhebt.
Vorgesehen waren zwei Kurzwellensendeanlagen: A für den Sprechfunkverkehr mit überseeischen Ländern und B für den Übersee - Rundfunkdienst.
Der Vorsteher und Betriebsleiter war der Postrat Rudolf Jentsch, der ab dem 1. November 1944 durch den Oberpostrat Friedrich Weichart abgelöst wurde. Den vorhergehenden Leiter Jentsch hatte man zur Wehrmacht einberufen. Aus welchen Gründen seine uk-Stellung aufgehoben wurde, ist nicht bekannt. Nach den Angaben von Fr. Weichart sollen die Zustände auf der Sendestelle und vor allem bei den laufenden Bauarbeiten an den Sendehäusern B und B1 zur Einberufung beigetragen haben. (Lascher Dienst, Personal maßlos überbesetzt, Bauaufsicht im Bereich B kaum anwesend, das Baugeschehen an den Sendehäusern B und B1 grenzt an Sabotage, Verschwendung bei Material und Verbrauchsgütern).
Der Bunker und das Sendehaus A2
Für den technischen Bereich war der Oberpostrat Dr. Augustin verantwortlich. Funksachbearbeiter war der Oberpostrat Dr. Wratzke. Beide hatten ihre Dienststelle in Berlin und waren selten in Oebisfelde.
Im Juni 1938 rechnet man in Berlin für die Sendestelle mit folgendem Personalbedarf: 88 Beamte, 10 männliche und 6 weibliche Lohnempfänger. Die Belegschaftsstärke würde somit insgesamt 104 Kräfte betragen. Eine diesbezügliche Meldung ging an die Stadt Oebisfelde, damit man dort den benötigten Wohnraum bei Siedlungsplanungen berücksichtigen kann. Von der Post wurden einige wenige Wohnungen gegenüber dem Umspannwerk an der Straße Oebisfelde - Bösdorf gebaut.
Die Sendestelle wurde, wie schon erwähnt, von der Deutschen Reichspost gebaut und betrieben. Zuständig für den Einsatz war die Reichs Post Direktion Berlin. Sie diente vor allem dem kommerziellen Nachrichten-Verkehr für das Auswärtige Amt, für Unternehmen, private Nutzer (Funkfernsprechverkehr) und dem Deutschen Nachrichtenbüro (Übertragung von Rundfunksendungen in alle Welt, was durch den Krieg aber nur bedingt realisiert werden konnte).
Um dem Leser einen kleinen Einblick zu geben, welche Gebühren im Übersee - Funkfernsprechverkehr für ein Gespräch von drei Minuten von der DRP erhoben wurden, einige Beispiele:
Syrien 48 Reichsmark (RM) Argentinien 61,50 RM Japan 82 RM Sonntag: 66 RM
Nordamerika 60 RM Philippinen 90 RM Thailand 66 RM
Zwei Sender im Sendehaus A1 arbeiteten für das Oberkommando der Kriegsmarine (OKM), einer für das Auswärtige Amt (AA), einer für das Deutsche Nachrichtenbüro (DNB), einer diente dem kommerziellen Sprechfunk und einer der Übertragung von Rundfunksendungen in alle Welt. Für den Betrieb der von der Marine genutzten Sender wurde 1941 von der DRP eine Fernmelde- und zwei Fernschreibleitungen zum BdU in Lanke (Koralle) bereitgestellt. Ebenso Leitungen nach Wilhelmshaven.
Die Rundfunksendungen wurden von Berlin über Kabel (Berlin - Magdeburg - Helmstedt - Hannover) zum Verstärkeramt Helmstedt und von dort über ein Breitband-Fernkabel zur Sendestelle übertragen. Über eine Weitere Kabelverbindung (Berlin - Rathenow - Stendal - Gardelegen - Oebisfelde - Braunschweig - Hannover) war die Sendestelle über das Verstärkeramt in Oebisfelde verbunden. Das Verstärkeramt Oebisfelde wiederum verfügte über eine Querverbindung nach Cheine bei Salzwedel zu dem Breitbandkabel 503 (Berlin - Hamburg). Über dieses Kabel 503 wurde unter Anderem ab 1939 das in Berlin produzierte Fernsehprogramm nach Hamburg übertragen und dort in Fernsehstuben gezeigt.
Blick auf das Sendehaus A2 und A1, rechts der Kühlturm und im Hintergrund die Antennenmaste der Dipolwände, Links auf dem Mast eine Vertikalantenne (6)
Die Bauten
Von wem die Anregung stammt, das erste Sendehaus A1 in bombensicherer Ausführung zu errichten, ist nicht genau feststellbar. Wahrscheinlich wurde vom OKW und vom wichtigsten Bedarfsträger, der Marine, diese Bauweise vorgeschlagen. Dank der guten Beziehungen des Oberkommandos der Marine (OKM) und des RMVP wurde dieses Bauvorhaben in die höchste Dringlichkeitsstufe eingestuft und mit allen Mitteln vorangetrieben. Auf Vorschlag von W. Hahn wurde das Sendehaus A1 (Koordinaten 11° 01' 48" Ost, 52° 24' 51" Nord) als Hochbunker mit parabelförmigem Querschnitt errichtet. Die Betonmauern des etwa 100 m langen, 25 m breiten und 18 m hohen Bauwerks waren an der oberen Wölbung 1,6 m stark und am Fuß bis zu 3 m dick. Die statischen Berechnungen für dieses Bauwerk stammen von einer Firma Lutz - Bau, die schon im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) Berechnungen und Versuche zur Errichtung bombensicherer Bauten durchgeführt hatte. Die eigentliche Hochbautechnische Planung lag in den Händen der Reichspostdirektion Magdeburg. Verantwortlich zeichnete ein Herr H. v. Bandels.
Der dreistöckige Bunker war durch ein Ziegeldach und durch die Verkleidung der Außenwände mit Bruchstein-Mauerwerk (ein in dieser Gegend gebräuchliches Material) als Feldscheune getarnt. Mit den Bauarbeiten hat man im Jahre 1938 begonnen und konnte sie im Dezember 1940 beenden.
Das offizielle Richtfest für die Sendestelle erfolgt am 4. Oktober 1940. Aus dem Einladungsschreiben an den Bürgermeister Dinges: Zu dem am 4. Oktober 1940 stattfindenden Richtefest (Beginn: 14 Uhr auf der Baustelle der Funkversuchsanlage Oebisfelde) werden Sie ergebenst eingeladen. Ich bitte, 50 Gramm Fleischmarke für das stattfindende Gemeinschaftsessen mitzubringen.
Die Baukosten für das Sendehaus A1 betrugen 1,6 Millionen RM, von denen allein 300 Tausend RM auf die Belüftungsanlage, heute würde man von einer Klimaanlage sprechen, entfielen.
In allen drei Geschossen des Bunkers, der durch dicke Stahl-Tore hermetisch abgeschlossen werden konnte, sorgte eine vollautomatische Klimaanlage, unabhängig von der Jahreszeit, für eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Im obersten Geschoss, unter der Bunkerdecke wurde der umgewälzten Luft etwa 10% Frischluft beigemischt. Bei einem eventuellen Kampfstoffeinsatz wurde diese durch großflächige Filter entgiftet. Zur Luftzirkulation waren im Gebäude Kanäle angelegt, deren Hauptwege sich unter dem Dach, und in den Unteren Kellerräumen befanden.
Die Sender waren im Obergeschoss des Bunkers (Sendehaus A1) untergebracht. An der Westwand standen sechs Kurzwellensender für einen Wellenbereich von je 14 bis 70 m. In der Mitte des Raumes standen die Bedienpulte, für jeden Sender ein Pult. An der Ostwand waren die Anodengleichrichter und die Siebmittel aufgestellt. Im darunter liegenden Raum waren die Wasserwiederstände, die Heizgleichrichter und die 6 - kV Verteileranlage eingebaut. Im Erdgeschoss standen die Transformatoren in den jeweiligen Transformatorenzellen, gegenüber befand sich die 6 - kV - Anlage.Querschnitt durch das Sendehaus A 1, dem Bunker
Vom RMVP wurde Anfang 1940 eine weitere Bereitstellung von Kurzwellen - Rundfunksendern gefordert. Man gedachte mit diesen Sendern die Kriegspropaganda auf weitere Länder auszudehnen. Um der Forderung nachzukommen begann die Deutsche Reichspost im selben Jahr mit der Errichtung eines zweiten Sendehauses im Bereich der Anlage A. Etwa 100 m südöstlich vom bereits bestehenden Sendehaus A1, wurde das Sendehaus A2 errichtet. Aus Zeit- und Kostengründen verzichtete man auf eine bombensichere Bauweise und errichtete ein etwa 45 m langes, 20 m breites, 12,5 m hohes zweistöckiges Gebäude von U-Förmigem Grundriss in einfachem Ziegelmauerwerk. Die Dachkonstruktion war nach herkömmlicher Art mit Holz ausgeführt. Mit dem Einbau der Sender konnte man im Dezember 1941 beginnen.
Die zweite vorgesehene Sendeanlage, etwa 1,3 km von der bereits bestehenden Anlage A entfernt, wurde im Herbst 1942 begonnen. Diese Anlage, mit B bezeichnet, sollte vor allem der Übertragung von Rundfunksendungen in alle Welt dienen. Dieses dritte Sendehaus entsprach im Entwurf ganz dem damaligen Baustil. Der architektonische Entwurf stammte vom Architekten R. Duffner.Blick in den Senderaum (6)
Seine Gedanken zu diesem Bauwerk waren etwa Folgende: --- daß die Deutsche Reichspost stets eifrig bestrebt sein müsse, ihre neuzeitlichen Bauaufgaben mit den technischen Mitteln unserer Zeit und in starker Verbundenheit mit der heimischen Bauüberlieferung so zu lösen, daß sie nicht nur ihren betrieblichen Anforderungen restlos genügen, sondern vor allem auch durch eine klare, dem heutigen Formempfinden entsprechende architektonische Gestaltung einen Schmuck und damit eine Bereicherung des jeweils gegebenen Landschaftsbildes darstellt.
Nach den Plänen und Gedanken dieses Architekten, entstand ein etwa 55 m langes, 36 m breites und 25 m hohes, dreistöckiges Sendehaus in Stahlbetonskelettbauweise, im zum Größenwahn neigenden Stiel des Dritten Reiches. (Eine Anlehnung an die Bauten des geplanten „Germania“
Monteure am Kühlturm (2)
als Erweiterung von Berlin, ist nicht zu verkennen.) Gekrönt wurde der Bau von einer etwa 10 m großen Kuppel, die keinerlei technische Bedeutung aufwies. Wegen dieser Kuppel und den vielen Fenstern, wurde der Bau von der einheimischen Bevölkerung "Tempel" genannt. Dieses dritte Sendehaus B1 war Anfang 1944 so weit fertiggestellt, dass man mit dem Einbau der Sender und der weiteren Technik beginnen konnte.
Trotz aller Schwierigkeiten, fehlender Baustoffe und Arbeitskräfte, hat man 1943 mit den Bauarbeiten zu einem weiteren Sendehaus B2, etwa 300 m südwestlich vom Umspannwerk entfernt, begonnen. Dort sollten vier weitere Kurzwellen-Rundfunksender aufgestellt werden. Es wurde nur eingeschossig mit einem U- Förmigen Grundriss errichtet. Der Sendersaal im mittleren Bereich des Gebäudes war in Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet. Die sich daran anschließenden Seitenflügel wurden in Ziegelmauerwerk ausgeführt. Das Haus war zu Ende des Krieges im Rohbau gestellt, die Fensteröffnungen wurden behelfsmäßig mit Holz abgedichtet. Die so gesicherten Räume konnten als Lager für bereits gelieferte Senderteile für das Sendehaus B 1 genutzt werden.
An weiteren Gebäuden befanden sich auf dem Gelände: Ein Verwaltungsgebäude, ein Werkstattgebäude, Garagen, Betriebswerkstätten von Telefunken, Lorenz und Siemens, ein Lager für den Antennenbau, Unterkunft für den Postschutz, ein Kühlturm neben dem Sendehaus A1, einige Bau-, Küchen- und Unterkunft-Baracken im Bereich der Anlage B, sowie ein Pförtnerhaus am Eingang zum Sendergelände. An der Straße nach Bösdorf steht noch das Post-Dienstwohnhaus und gegenüber das Umspannwerk für die Sendestelle.
Umgeben war das Gelände von einem festen Zaun, der zentrale Bereich mit den Sendegebäuden war nochmals durch einen Zaun gesichert. Das Gelände wurde von Postschutz bewacht. Der Bunker im Rohbau (2)
Die Postangestellten und Techniker wohnten in den Dienstwohnungen, in Zimmern in den Gebäuden, in Oebisfelde, oder den umliegenden Orten. Die Marineangehörigen waren auf dem Sendergelände untergebracht. Der Postrat Jentsch bewohnte in Oebisfelde in der Stendaler Straße eine als Dienstwohnung zur Verfügung gestellte Villa. Die französischen Monteure waren im Gasthaus Waldfrieden, rechts an der Straße nach Bösdorf untergebracht. Neben ihnen wohnten dort auch Monteure anderer Firmen, die mit dem Bau der Sendestelle beauftragt waren. Der Besitzer des Waldfrieden, Hotelbesitzer Kramer, war beauflagt worden das Haus zu einem guten Hotel und Speiselokal herzurichten.
Die Sender
Für die technischen Planungen des Kurzwellen Sendezentrums Oebisfelde war das Fachamt für Funkwesen im Reichs Post Zentralamt (RPZ) zuständig. Für den Bauabschnitt A war Wilhelm Hahn verantwortlich, der Bauabschnitt B wurde von F. Ellrodt betreut.
Im Obergeschoss des Sendehauses A1 standen 6 Kurzwellensender für einen Wellenbereich von je etwa 70 m (etwa 4 000 kHz) bis 14 m (etwa 20 000 kHz). Die Leistung variierte je nach Betriebsart zwischen 12,5 bis 100 kW. Eingebaut waren vier Sender von Telefunken, die im Aufbau den Olympiasendern in Zeesen ähnelten und zwei Sender stammten von der C Lorenz AG. Alle Sender waren für die Betriebsarten Telegrafie tonlos, Telegrafie tönend und Telefonie ausgelegt. Von diesen sechs Sendern wurde nur der 100/50 kW Sender von Telefunken für Rundfunkübertragungen nach Übersee genutzt. Alle anderen Sender standen dafür nicht zur Verfügung. (Zwei Sender für die Kriegsmarine, ein Sender für das Auswärtige Amt, einer für das Deutsche Nachrichtenbüro, einer für den kommerziellen Sprechfunkverkehr)
Im Haus A2 waren ebenfalls sechs Sender eingebaut. Zum Einsatz kamen zwei Sender von Telefunken (50 kW bei Telefonie, 100 kW bei Telegrafie) zwei Polnische Sender (20 kW bei Telegrafie) und zwei kleinere Sender, die von der Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost entwickelt worden waren (5 und 10 kW Leistung). Vorgesehen war der Einbau von Telefunken- und Lorenzsendern, was jedoch wegen Lieferschwierigkeiten nicht realisiert werden konnte. Beide Unternehmen waren durch die Produktion anderer kriegswichtiger Güter (Funkgeräte für Marine, Luftwaffe und Heer, Radaranlagen, Sonderentwicklungen für die sog. V Waffen und Großsender, wie der „Goliath“ für die Marine) nicht in der Lage zu liefern.
Von diesen Sendern wurden zwei von der Marine genutzt, einer für den kommerziellen Funkdienst, einer für Versuche und zwei für die Rundfunkpropaganda.
Die zwei Sender, die für das RMVP genutzt wurden, sollten nach Ein 8 kW-Sender der Lorenz AG
Lorenzsender mit Bedienpult (2x7)
Fertigstellung des Bauabschnitt B, der für diese Aufgabe vorgesehen war, andere Aufgaben übernehmen (Übersee Telefondienst usw.).
Um alle Sender optimal nutzen zu können, waren Antennenschalter eingebaut, mit denen man jeden Sender auf die für die Aufgabe und Leistung optimale Antenne schalten konnte. Bagger beim Ausheben eines Mast-Fundamentes (2)
Die Zuleitung von den Sendehäusern zu den Antennen erfolgte über oberirdisch verlegte koaxiale Energieleitungen, die auf etwa 1 m hohe Betonstützen verlegt waren. Zum Ausgleich der Längenausdehnung der Kabel, hat man sogenannte "Posaunenstücke" eingebaut. Technisch war es eine sehr gute Lösung, stellte Wartungsmäßig jedoch sehr hohe Ansprüche. Von den Masten der Strahlerwände gesehen, glichen die Zuleitungen zu den Strahlerwänden einem ausgebreiteten Fächer.
Um die Gefahr des falschen Anpassungszustands an die Antennen zu vermeiden, was bei großen Kurzwellen-Sendeanlagen durchaus geschehen kann (Verstimmung der Antenne durch Nebel, Raureif, Drahtbruch, aber auch durch Wahl einer falschen Welle oder Antenne), war die Anlage mit einem eigens für Oebisfelde entwickelten Hochfrequenz-Wattmeter mit Fehlanpassungsmesser ausgestattet.
Dieses Gerät hatte W. Buschbeck bei Telefunken entwickelt. An einem Kreuzzeiger-Instrument konnte man die Hochfrequenz-Durchgangsleistung, eine mögliche Fehlanpassung und die maximale Spannung ablesen.
Bei plötzlich auftretenden Fehlanpassungen durch Antennenschäden oder Spannungsüberschlägen in der Energieleitung wurde der Sender über ein Relais automatisch gesperrt. Diese Geräte waren bei allen Sendern eingebaut.
Zwei Fotos vom Sendehaus B1, dem Tempel. Oben Rückseite unten Vorderseite. (2 x2)
Den Auftrag für die Ausstattung der Sendehäuser der Anlage B mit Sendertechnik, hatte ursprünglich die Firma Telefunken erhalten. Dort sah man sich jedoch wegen dringender anderer Aufgaben nicht in der Lage diesen Auftrag zu erfüllen und hat den Auftrag zur Lieferung von vier leistungsstarken Sendern an die französischen Firmen Compagnie Francaise Thomson - Houston und Societe Francaise Radioelectrique Paris (SFR) weitergegeben. Die Vorabnahme und die Auftragsabwicklung lag in den Händen von Telefunken. Die Montage in Oebisfelde erfolgte durch französische Techniker.
Da einerseits das Gebäude für den Einbau deutscher Sender konstruiert war, die französischen Sender sich jedoch in der Bauart erheblich von den Deutschen unterschieden, kam es bei der Montage zu gravierenden Problemen.
Die Treiber- und Leistungsstufen der vier gelieferten 80/130 kW Sender standen paarweise an den Längswänden des Obergeschosses und waren durch Zwischenwände vom Sendersaal getrennt. Nur die Messinstrumente und Handräder zur Abstimmung waren vom Sendersaal her zugänglich.
Diese Thomson - Houston Sender unterschieden sich von den deutschen Sendern vor allem im Aufbau der Leistungsstufen. Sie waren mit zerlegbaren Röhren in Metall-Keramik-Bauweise bestückt. Diese Röhren konnten zum Wechsel der ausgebrannten Kathode, demontiert werden. Allerdings bereitete die Abdichtung beider Röhrenhälften zur Aufrechterhaltung des Vakuums Probleme. Nach dem Zusammenbau musste die Verbindungsfläche zwischen Metallflansch und Keramikzylinder mit einer Spezialdichtungsmasse abgedichtet werden. Danach wurde in den Röhren, unter Betriebsbedingungen, in einer speziellen Vorrichtung das Vakuum aufgebaut und mit den Pumpen im Röhrenwagen gehalten. Jeweils zwei dieser 100 kW Röhren für Gegentaktbetrieb waren auf einem Wagen montiert, der alle Anschlüsse für Heiz- Gitter- und Anodenspannung und alle Anschlüsse für das Kühlwasser enthielt. Eine im Wagen eingebaute Vakuumpumpe hielt im Röhrenkolben ständig ein Vakuum aufrecht. Als Reserve standen zwei Wagen zur Verfügung, deren Röhren ständig betriebsbereit gehalten wurden. Über ein verzweigtes Schienensystem mit Drehscheiben ließen sich die Röhrenwagen in jede Endstufe einschieben.
Auch diese Sender waren mit Antennenwahlschaltern ausgestattet. Die Speiseleitungen führten direkt vom Dachgeschoss zu den Rhombus-Antennen. Bauarbeiter auf der Baustelle der Kurzwellen Sendestelle Oebisfelde (2x2)
Die vier Modulatoren waren in die nördliche Querwand des Sendersaals eingelassen. Auch dort waren nur die Bedienungsorgane frei zugänglich. Die 8 Tonnen schweren, ölgekühlten Modulationsumspanner standen in Transformatorenzellen im Erdgeschoss.
Die Sender 3 und 4 waren zu Kriegsende zu 50 % aufgebaut. Die Sender 1 und 2 waren sogar fertig montiert, konnten aber wegen fehlender Hochspannungsgleichrichter nicht in Betrieb genommen werden.
Die Montage der Sender und technischen Anlagen verzögert sich durch Liefer- und Transportschwierigkeiten. Dazu gesellte sich der "Eifer" der französischen Techniker und Monteure. Nach Weicharts Überlieferung hat sich bei Eintreffen der Amerikaner der französische Chefmonteur Petit etwa folgender Maßen geäußert: Herr Weichart, Sie werden verstehen, ich bin Franzose, und ich habe immer dafür gesorgt, daß die Sender von B (Sendehaus B1)nicht fertig werden.
Die Stromversorgung
Die Kurzwellen-Sendestelle Oebisfelde verfügte über keine Notstromversorgung für den Betrieb der Sender. Für den Bunker (Sendehaus A1) war nur eine kleine Anlage für den Betrieb der Belüftung und der Beleuchtung vorhanden. Außerdem standen 220 V Notstrombatterien zur Verfügung.
Der Stromlieferant war die Landelektrizität GmbH Überlandwerk Weferlingen. Für die Sendestelle hatte man links an der Straße Oebisfelde - Bösdorf ein Umspannwerk mit zwei Freilufttransformatoren von je 8000 kVA errichtet. Dort wurde die Spannung des Überlandnetzes von 50 kV auf 6 kV umgespannt. Vom Umspannwerk gingen vier Hochspannungskabel (Erdkabel) zu den Sammelschienen der Übergabestelle. Baulich und leistungsmäßig waren die Anlagen so ausgelegt, dass neben den Sendehäusern A1 und A2, ohne Probleme auch die Häuser B1 und B2 hätten versorgt werden können.
Sendehaus A1 (Bunker)
Die im Erdgeschoss des Bunkers (A1) von AEG eingebaute 6 kV Verteileranlage mit einem Anschlusswert von 1800 kVA, versorgte die Häuser A1 und A2. Die Zuleitung erfolgte über zwei etwa 2 km lange Erdkabel, Querschnitt je 3 X 185 mm2 AL. Für die abzweigenden Hochspannungsleitungen hatte die Post Hartgas-Leistungsschalter mit Druckluftantrieb zugelassen.
Auch die ebenfalls von AEG gebaute Niederspannungsschaltanlage war im Erdgeschoss des Bunkers untergebracht. Sie wurde von einem 600 kVA Öltransformator für 6 000 / 380 und 220 V versorgt. Durch diese Anlage wurden die Betriebsspannungen für die Sendervorstufen, für Heiz- und Gitterspannungsgleichrichter aller Sender und für die Nebenverbraucher wie Pumpen, Klimaanlage, Lastenaufzug, Ladegleichrichter für die 220 V Batterie und die Beleuchtung geliefert.
Die Gitter- und Anodenspannungsgleichrichter mit den dazugehörendenDas wie eine große Feldscheune aussehende Sendehaus A 1 (2)
Siebmitteln, Blockierungs- und Überwachungsrelais waren in geschlossenen Gestellen mit elektrisch und mechanisch verriegelten Türen eingebaut. Diese Gestelle standen im Obergeschoss im Sendersaal, gegenüber den Sendern. Die Gleichrichter arbeiteten durchweg mit Oxydkathodenröhren. Gittergesteuerte Röhren vom Typ RSQ 15/40 lieferten die Anodenspannungen für die Leistungsstufen der Sender.
Der ölgekühlte Gleichrichter-Transformator und die Modulations-Umspanner standen in besonderen Zellen im Erdgeschoss.
Im Mittelgeschoss des Bunkers (Sendehaus A1) standen die Kupferoxydol - Trockenplattengleichrichter für den Heizstrom aller Sender. Ein Drehtransformator mit Thoma - Regler hielt die Heizspannung konstant. Glättungsdrosseln und Elektrolyt - Kondensatoren glätteten den Heizstrom bis auf eine Restwelligkeit von einem hundertstel %. Die Gleichrichter - Anlagen des Bauabschnitts A wurden von Siemens u. Halske (S & H) geliefert und montiert.
Sendehaus A1 und A2 (2)
Sendehaus A2
Die 6 kV Schaltanlage war im Nordflügel des Hauses untergebracht. Die Stromeinspeisung erfolgte über ein Hochspannungskabel vom Sendehaus A1. Als Leistungsschalter fanden Expansionsschalter mit Druckluftantrieb Verwendung. An der Ostwand im Erdgeschoss waren die Zellen mit den Gleichrichtertransformatoren für die Endstufen der Sender, für den 4 Tonnen schweren Modulationsumspanner und des 250 kVA Betriebstransformators eingebaut. Den Sendern gegenüber, standen in zwei geschlossenen Räumen die gittergesteuerten Eisengleichrichter mit ihren Siebmitteln. Die Heizgleichrichter waren in Schränken hinter den Sendern untergebracht.
Senderaum im Sendehaus A2 ( 2)
Sendehaus B 1, der Tempel
Im Erdgeschoss erstreckte sich über die ganze Breite des Gebäudes die Hochspannungs-Schaltanlage. An der südlichen Außenwand waren in Zellen die Gleichrichter - Transformatoren für die Endstufen der Sender, die Modulationstransformatoren des Betriebsumspanners und die Kammern der Ölleistungsschalter untergebracht. Durch diese Anordnung ergaben sich kürzeste Leitungswege. Die Stromeinspeisung erfolgte über ein 6 kV Kabel direkt vom Umspannwerk. Der 250 kVA Betriebstransformator versorgte, über die Niederspannungs-Schaltanlage im Erdgeschoss, die Senderstufen und die gleichen Verbraucher wie im Haus A1, dem Bunker. Alle für den Senderbetrieb erforderlichen Gleichspannungen wurden durch Stromrichter erzeugt. Die Heiz- und Gittergleichrichter waren in Mittelgeschoss in vergitterten Gestellen untergebracht. Vorstufen- und Endstufengleichrichter standen im Erdgeschoss. Alle Türen, die den Zugang zu Hochspannung führenden Teilen ermöglichten, konnten durch Handräder mechanisch verriegelt werden. In seiner Endstellung konnte man den Mechanismus mit einem Schlüssel verschließen. Mit diesem Schlüssel ließen sich alle zum Sender gehörenden Hochspannungsräume öffnen.
Bei der Compagnie Electro - Mecanique (CEM) in Le Havre hatte man die für die Endstufen der Gleichrichter vorgesehenen 12 kW Quecksilber-Dampf-Glasgleichrichter bestellt. Sie wurden durch die Franzosen jedoch nicht geliefert, wodurch die beiden fertiggestellten Sender im Haus B1 nie den Betrieb aufnehmen konnten.
Im Sendeheus B2 hat man bekanntlich nicht mehr mit dem Einbau von technischen Einrichtungen begonnen.
Die Rückkühlung der Sender
Im Sendehaus A1 stand die von der Maschinenbau AG Balke gelieferte Rückkühlanlage im Erdgeschoss. Es handelte sich um eine Zweikreis - Rückkühlanlage mit Reinwasser- und Brauchwasserkreislauf. Für jeden Sender war eine eigene Reinwasserpumpe vorhanden, hinzu kamen zwei Reservepumpen. Das destillierte Wasser wurde über Leitungen zu den Röhren geführt, dort durch die Verlustwärme erhitzt und in Gegenstromkühlern durch enthärtetes Brauchwasser rückgekühlt. Das Brauchwasser wurde über einen, neben dem Sendehaus stehenden Kühlturm abgekühlt. Verdunstetes Brauchwasser musste durch Brunnenwasser aus zwei Tiefbrunnen, die sich auf dem Gelände befanden, ersetzt werden. Das Brauchwasser wurde in einer Enthärtungsanlage enthärtet.
Monteure bei der Montage der Kühlwasseranlage im Sendehaus A1 (2)
Bei der Röhrenkühlung im Sendehaus A2 verzichtete man auf einen Brauchwasserkreislauf. Die im Erdgeschoss befindlichen vier Reinwasserpumpen drückten das erwärmte Reinwasser durch vier in den Obergeschossen der Seitenflügel stehende Wabenkühler. Dort wurde es unmittelbar durch den von Ventilatoren erzeugten Luftstrom gekühlt. Als Ersatz waren zwei weitere Pumpen vorhanden. Der Verlust im Reinwasserkreislauf beider Häuser (A1 und A2) wurde durch Destillationsanlagen ersetzt. Die Keramik- Wasserwiderstände standen im Erdgeschoss unter den Sendern. Auch diese Anlage, wie auch die im Keller des Sendehauses B1 errichtete, stammte von der Maschinen AG Balke.
Zur Gewinnung von Frischwasser befanden sich auf dem Sendergelände zwei Tiefbrunnen. Wegen der geplanten Wasserentnahme kam es zu einem regen Schriftwechsel, da man in Oebisfelde Nachteile für das eigene Wasserwerk und die gesicherte Versorgung der Bevölkerung befürchtete. Auch wegen der Einleitung von Brauchwasser und Wasser von Pumpen der Wasserabsenkung in die vorhandenen Gräben, wurden seitens der Stadt erhebliche Bedenken angemeldet. Zur Herstellung der Fundamente und der Keller der Sendehäuser wurde der Grundwasserspiegel mittels starker Pumpen um etwa 6 m abgesenkt, wodurch sowohl im Waldfrieden, als auch in der Siedlung der Wasserstand in den Brunnen während der Bauarbeiten erheblich abgesunken ist.
Monteure bei der Montage der Kühlwasserkreisläufe im Sendehaus A1 (2)
Gruppenbild der auf der Sendestelle stationierten Flaksoldaten aus Anlass der Vereidigung der Postbeamten als Flakhelfer(2)
Postbeamte als Flakhelfer (2)
Postbeamte bei der Ausbildung am Geschütz. Zum Schutz der Sendestelle wurden kurzzeitig 2 cm Flakgeschütze aufgestellt. (2)
Die Antennen
Das markanteste Wahrzeichen, da weithin sichtbar, waren die 15 Stahlgittertürme für die dazwischen aufgehängten 14 Tannenbaumantennen (Dipolwände mit Reflektoren). Die Maste waren in Form einer Parabel aufgestellt, in deren Brennpunkt das Sendehaus A1, stand. 12 Maste hatten eine Höhe von 100 m und 3 von 50 m. Zwischen diesen Masten waren die Antennenseile je nach Wellenlänge gespannt. Meist waren es 4 übereinander liegende Zeilen von je 4 bis 8 Halbwellen - Dipolen. Bei fast allen Antennen ließ sich die Strahlrichtung durch einen Umkehrschalter um 180° drehen. Die Umschaltung erfolgte von den Senderbedienpulten im Senderaum. Durch die Umschaltung der Strahlrichtung war es möglich sowohl den Bereich Nord-, Mittel- und Südamerika, als auch Ost-, Mittel- und Südasien zu erreichen.
Auf zwei Gittermasten, Mast V und X von 100 m Höhe waren ausfahrbare Vertikalantennen mit Selbstabstimmung angebracht. Diese Vertikalantennen werden auch als Papstfinger bezeichnet, da eine solche Antenne erstmals auf dem Vatikan in Rom montiert wurde. Die Vertikalantenne kann in der Höhe verstellt werden und benötigt bei einer großen Leistung und Frequenzbreite wenig Platz.
Die nutzbare Wellenlänge dieser Antennen reichte von 13 bis 70 m.
Anmerkung: Kurzwellen sind Radiowellen mit einer Wellenlänge von 10 – 100 m. Die Kurzwellen werden mit Richtantennen in einem bestimmten Winkel abgestrahlt und von der Ionosphäre wie von einem Spiegel reflektiert und so weite Strecken zurücklegen und somit geeignet für den Funkverkehr über lange Strecken. Nachteilig ist, dass der Empfang nachts schlechter ist als am Tage und durch Gewitter Störungen auftreten können.
Übrigens wurde als einzige Beschädigung durch Kriegseinwirkung, ein solcher Papstfinger durch Jägerbeschuss am 24. Januar 1945 beschädigt, wodurch diese Antenne unbrauchbar wurde. Ob im Verlauf eines Luftkampfes, oder beabsichtigt, ist nicht bekannt. Ansonsten erfolgte auf die Sendestelle kein weiterer Angriff durch alliierte Flugzeuge. Lediglich ein britischer Bomber stürzte kurz vor der Sendestelle ab. Ein Flügelteil landete wenige Meter vor dem das Gelände umgebenden Zaun.
Das Gelände wurde zwar mehrfach durch Bildaufklärer der Briten und Amerikaner fotografiert, man wusste auf alliierter Seite genau, was sich auf dem Gelände rund um den Butterberg befunden hat, hat aber nie die Sendestelle angegriffen. Die Gründe dürften mit denen der Marine - Funkstation "Goliath" bei Kalbe/M. identisch sein. Die Briten haben den deutschen Funkverkehr abgehört und entschlüsselt.
Gruppenbild aus Anlass der Vereidigung der Postangestellten (2)
Da das RMVP eine Erweiterung der Propagandasendungen forderte, musste die Post mehrere breitbandige Rhombusantennen errichten. Der Bau dieser Antennen erforderte weniger Zeit und Material. Im Bereich der Anlage A waren 8 solcher Antennen aufgebaut, wovon 3 noch nicht genutzt wurden. Weiter verfügte man über vier 20 m hohe Dipolquadranten, die auch als Rundstrahlantennen bezeichnet werden. Alle Antennen konnten über die Antennenwahlschalter geschaltet werden.
Für die Sender im Bereich der Anlage B mit den Sendehäusern B1 und B2 waren nochmals folgende Antennen geplant. Sendehaus B1, der Tempel, 12 Rhombus-Antennen und für B 2 10 Rhombus-Antennen unterschiedlicher Frequenz und Strahlrichtung. Mit dem Bau der ersten Antennen hatte man bereits begonnen. Auch für diese Anlage waren Antennenwahlschalter vorgesehen.
Zu Kriegsende, 1945 waren auf dem Gelände 14 Tannenbaum-Antennen, 5 Rhombus-Antennen, 2 Vertikalstrahler und 4 Dipolquadranten (Rundstrahlantennen) in Betrieb.
Monteure vor den Masten der Dipolwände, auf dem hohen Mast in der Bildmitte ist eine Vertikalantenne montiert (2)
Blick auf die Dipolwände (2 x 6)
Blick auf die Stahlgittertürme der Dipolwände
Vertikalantenne von unten im Mast
Die einzigste Beschädigung durch einen Luftangriff war ein Treffer am Isolator einer Vertikalantenne.(2 x6)
Monteure an einer Vertikalantenne (6)
Betonmischer für die Arbeiten am Bunker und den Fundamenten (1)
Trümmer des am 20.Februar 1944 abgestürzten Bombers (2)
Trümmer der am 20. Februar 1944 in der Nähe der Sendestelle abgestürzten Halifax. Die Maschine mit überwiegend kanadischer Besatzung, stürzte um 03.15 Uhr ab. Alle sieben Besatzungsmitglieder starben. (2 x 2)
Das Ende der Sendestelle
Etwa ab dem 10. April 1945 mussten die Rundfunksendungen für das Ausland eingestellt werden. Die amerikanischen Panzerspitzen der 2. US-PD hatten Helmstedt erreicht und kappten die Leitung nach Oebisfelde. Die Marinefunker konnten noch einen Tag weiter senden, da sie über noch funktionsfähige Verbindungen über Cheine zum Kabel 503 verfügen.
Nach Weicharts Angaben kam am 10. April, nachdem man den Sendeausfall bemerkt hatte, aus Berlin etwa folgende Order: Die Anlage auf jeden Fall erhalten! Keine Beschädigungen dulden! Die Leute entlassen und ihnen freistellen, wohin sie sich begeben wollen! Freifahrkarten nach Berlin oder anderen Reisezielen im noch erreichbaren Teil des Reiches ausstellen! Im Falle der Besetzung durch Briten oder Amerikaner keinen Widerstand leisten, sondern die Anlage in möglichst gutem Zustand übergeben!
Einige Stunden nach dem Eintreffen der Order erschien auf dem Gelände ein Reichspostsonderführer Scheda, der von der Wehrmacht den Auftrag bekommen hatte, die Sender unbrauchbar zu machen. Dieses Vorhaben wurde durch die Order aus Berlin hinfällig.
Bis zum Eintreffen der ersten amerikanischen Panzer am 12. April 1945 gegen 17.00 Uhr hatten fast alle Bediensteten, Postangestellte, Marinefunker und Angehörige des Postschutz das Gelände der Sendestelle verlassen. Die Funksendestelle der DRP Oebisfelde wurde von Herrn Weichart und einem Postwachmann, Schütze, der sich danach auch nach Hause begab, unbeschädigt an die Amerikaner übergeben. (Angabe nach Weichart).
Diese Amerikanische Einheit verweilte bis zum 17. April und begann bereits am 13. April mit der Unterbringung von etwa 4 000 deutschen Gefangenen. Diese hatte man teilweise schon einige Tage auf LKWs mitgeführt. Dieses Sammellager scheint sich im Bereich der Anlage B befunden zu haben. Befragte Kriegsgefangene berichten von nicht fertiggestellten Gebäuden, herumliegendem Baumaterial und man erinnert sich vor allem an Kisten mit Funktechnik und anderen technischen Ausrüstungen. Dieses Lager hat nur wenige Wochen bestanden. Die Amerikaner haben die deutschen Soldaten mit LKWs in andere Lager, vor allem in die berüchtigten Rheinwiesenlager, verbracht.
In seinen Erinnerungen schreibt Weichart: Wieder ein paar Tage später, am 27. April 1945, erscheinen zum zweiten Mal Amerikaner, mit schweren LKWs, die Truck-Cy 3616. Auch hier wieder eine ähnliche Begrüßung. Der Commander erklärt, daß die Gebäude "beschlagnahmt" sind und gebraucht werden, als Unterstellplätze für die Fahrzeuge und für etliche deutsche Kriegsgefangene, die sie abladen und bewachen. Aber auch das blieb eine kurze Episode, ein paar Tage später sind wir wieder allein. Außer Dreck (Zigarettenkippen, Papier, Stanniol, leere Blechdosen, verstreutes Stroh und Notdurftflecken blieb nichts zurück.
Anschließend wurde das Sendergelände als Sammellager für deutsche Kriegsgefangene, osteuropäische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter genutzt. Dazu gesellte sich allerlei zwielichtiges Gesindel, wie es in solchen Zeiten überall auftritt. Um die Sendeanlagen haben sich weder die Amerikaner, noch die ab Ende Mai folgenden Briten gekümmert. Es ist weder eine ordnungsgemäße Sicherung noch Bewachung erfolgt.
Das Sendehaus A 2. In den Seitenflügeln befanden sich die Wabenkühler (6)
Während dieser Zeit, Mitte Mai, kam es im Bunker zu einem Brand, der mehrere Tage anhielt, da man keine Maßnahmen zur Eindämmung des Brandes unternahm. Der Brand soll durch die Entzündung von ausgelaufenem Öl aus einem Transformator entstanden sein. Nach Berichten sollen polnische Zwangsarbeiter in einem Eingangsbereich ein Feuer entfacht haben, welches sich dann auf die Transformatorenräume ausgebreitet hat. Das Feuer hat sich von dort durch die Kabel- und Belüftungsschächte bis in den Sendersaal ausgebreitet. Die Sender wurden durch Ölruß und Röhrenimplosion unbrauchbar.
Nachdem sich die Verhältnisse etwas geordnet hatten, haben die Briten mit der Rückführung der Ausländer begonnen. Der zuständige britische Kommandeur war ein Major Bade.Von der Sendestelle aus haben die Briten ihre Streifenfahrten durchgeführt und Kontrollfunktionen ausgeübt.
Ab dem 3. Juli 1945 übernahmen die sowjetischen Besatzungstruppen offiziell Oebisfelde und somit auch das Gelände der Sendestelle.
Weichart erinnert sich: Morgens ganz früh am 1. Juli 1945 werde ich von einem englischen Soldaten im Cafe (Gasthaus Waldfrieden) aus dem Bett geholt und zum Commander gebracht. Der eröffnet mir dann, daß sie, die englische Einheit, das Gelände der Funkstelle, überhaupt das ganze Gebiet rundherum, verlassen, räumen würden, um es für nachrückende russische Truppeneinheiten freizumachen. Er verabschiedet sich, und mir läuft ein Schauer über den Rücken, ich habe eine Gänsehaut. Die Russen ? !
Zwei Tage später, am 3. Juli 1945, ist es soweit: Die Russen sind da .... ! Sie haben gleich Dolmetscher mit dabei.
Sie gehen über das Gelände. Ich (Weichart) muss mitkommen. Erkläre, was das alles ist, das die Anlage teilweise nicht fertig ist und Teile im Bunker durch den Brand beschädigt sind und ausgebessert werden müssen. Der russische Major gibt mit den Auftrag alles sofort heilzumachen und dann vorzuführen. Ich weise darauf hin, daß das nicht an einem Tag zu machen geht, sondern Wochen dauern kann.
Weichart macht sich nach seinen Angaben bereits kurz nach der Übernahme durch die Russen daran, die Sender soweit möglich zu reparieren. Ob er dabei von ehemaligen deutschen Mitarbeitern unterstützt wurde, übermittelt er nicht. In seinem Bericht werden nur russische Soldaten erwähnt.
Er berichtet: Ein Trupp Russen ist immer in der Nähe, teils als Bewachung, teils auch zum Helfen. Wenn ich Hilfe benötige, wende ich mich an den ebenfalls anwesenden Dolmetscher. So werden dann ein paar Leute von den Russen angestellt, etwas festzuhalten, zu heben oder zu tragen. ----- Nicht alles kann ich zur vollständigen Betriebsfähigkeit bringen. Aber gegen Ende Juli 1945 kann ich dem Major melden, daß es geht. Und ich kann ihm auch klarmachen, warum der Rest nicht geht. Ich muß die Anlage vorführen.
Der Befehl lautet nun: "Abbauen!" Aber vorsichtig! Nichts darf kaputtgehen! Muß in Rußland alles wieder aufgebaut werden.
Nach dieser Mitteilung macht sich Weichart Gedanken, wie das ohne entsprechendes Fachpersonal und Technik gehen soll. Die fielen schweren Teile wie Trafos, Umformer, Batterien, Senderschränke, Schalttafeln, Kabel und Gestelle und die Antennen mit den Masten usw.
Durch die Russen wurde dieses Problem aber schnell gelöst. Es kommen Pioniere und Nachrichtensoldaten mit entsprechender Ausrüstung und Bergepanzern. Dazu wurden deutsche Hilfskräfte aus der Nachbarschaft, den umliegenden Orten und Oebisfelde rekrutiert. Pack- und Verschalungsholz wurde angeliefert. Tischler und Sägewerke mussten Transportkisten für die demontierten Teile anfertigen und liefern. Unter russischer Aufsicht begann die Demontage, alle Teile wurden erfasst, mit Kennzahlen versehen, in Listen eingetragen und verpackt. Soldaten mit Fotoapparaten fotografierten, was ihnen vor die Kamera kommt.
Mit schweren LKWs und Panzern wurden die Kisten zum Bahnhof Oebisfelde gefahren und auf Waggons verladen.
Postkarte mit der Ausflugsgaststätte Waldfrieden (1)
Da man nicht über entsprechende Technik verfügte, die Russen verfügten nur über einen kleinen Kran, kam überwiegend die Kraft von Menschenhand zum Einsatz.
In seinen Erinnerungen schreibt Weichart darüber: Der kleine Kran der Russen reicht nicht für die schweren Trafos aus der Funkstelle. Die werden sowohl in der Funkstelle, als auch am Bahnhof mit Menschenkraft auf die LKW oder die Eisenbahn auf- und abgeladen, wie beim Pyramidenbau der alten Ägypter. Rolle, Schiefe-Ebene, Hebel, Flaschenzug und fünfzig Hände. Und das nicht nur beim Verladen, natürlich auch beim Verpacken in Kisten. Ich möchte nicht wissen, wie viel davon überhaupt heil in Russland angekommen ist.
Um immer die benötigte Anzahl an Arbeitskräften zur Verfügung zu haben, gab es ein einfaches Mittel. Ein Ausrufer mit einer Glocke verkündete in Oebisfelde oder den umliegenden Orten, dass sich an dem und dem Tag alle Arbeitsfähigen an einem genannten Ort einzufinden haben. Meist war es an einem der Sendegebäude, dem Bahnhof oder an der Stadtverwaltung. Jedem Bürger war angeraten diesen Aufforderungen Folge zu leisten, da sonst Repressalien drohten. Fachkräfte für die Demontage wurden durch das Arbeitsamt aufgefordert sich bei den Russen zu melden. Die Arbeit bei der Demontage wurde mit geringen Stundenlöhnen vergütet und fand bei der Vergabe von Lebensmittelkarten Berücksichtigung. Verweigerung konnte den Entzug der Lebensmittelkarten zur Folge haben.
Einmal musste ein langes sehr schweres Kabel aufgenommen und aufgetrommelt werden. Dazu benötigte man etwa 300 Arbeitskräfte. Auf die beschriebene Weise wurden die erforderlichen Arbeitskräfte nebst Spaten und Schippen schnell beschafft.
Die Demontage zog sich bis in den Frühsommer 1946 hin. In den Wintermonaten 1945-46 ruhte wegen der Kälte die Demontage fast gänzlich. Die Kisten mit den beschädigten Senderteilen wurden von Oebisfelde nach Königs Wusterhausen geschafft. Dort wurden sie von Mitarbeitern der Sendestelle und einem Ingenieur von Telefunken gereinigt und instandgesetzt. Nach der Funktionsüberprüfung im Senderhaus 2 der Hauptfunkstelle Königs Wusterhausen wurden die Senderteile in die Sowjetunion verbracht. Ob man dort Sender und Antennen der Sendestelle Oebisfelde wieder aufgebaut oder bei anderen Sendern verwendet hat, ist nicht belegt. Angeblich sollen die Sender etwa 100 km östlich von Moskau aufgebaut worden sein.
Weichart, dessen Frau und Sohn Günter, haben mit Beendigung der Demontage die Sowjetische Zone verlassen und er hat dann in leitenden Positionen bei der Deutschen Bundespost, PD Hannover gearbeitet.
Ab dem Sommer 1946 haben die Russen dann mit den Sprengungen der nicht demontierten Anlagen, Fundamente und Gebäude begonnen. Die Sendehäuser A1 und A2 hat man im Oktober gesprengt.
Blick vom Mast auf die Zuführungsleitungen zu den Antennen ( 2 x 6)
An den Polizeimeister Aysche erging folgender Befehl: --- Der Bunker auf der Funkversuchsanlage wird am 31. 10. 46, 16.00 Uhr gesprengt. Dazu sind auf Anordnung der Ortskommandantur sämtliche zur Verfügung stehenden Polizeibeamten zu Absperrungszwecken einzusetzen.
Im Einzelnen ordne ich an: In der Siedlung sind 3 Polizeibeamte um 12.30 Uhr abzustellen. Diese Polizeibeamten überwachen, daß die Siedlung ab 13.00 Uhr tatsächlich frei von sämtlichen Personen und frei von Großvieh ist. Die Bewohner werden heute noch von mir im Einzelnen davon benachrichtigt.
Ab 13.00 Uhr bis zur Rückkehr der Bewohner sind diese Polizeibeamten dafür verantwortlich, daß keine Personen die Siedlung betreten und daß keine Diebstähle vorkommen können. Personen und Vieh dürfen sich in einer Umgebung bis zu 1,5 km um den Bunker nicht aufhalten. Die Fenster sind zu öffnen und Haustüren und Ställe zu verschließen.
Die Polizeibeamten haben ab 15.55 Uhr hinter festen Wänden Deckung zu nehmen damit sie nicht von herumfliegenden Bauteilen verletzt werden können. Zwei Polizeibeamte melden sich um 15.30 am Gasthaus Waldfrieden bei dem für die Sprengung zuständigen sowjetischen Offizier.
Das Sendehaus A1 soll den ersten Sprengversuch 1946 fast unbeschadet überstanden haben. Erst eine weitere Sprengung 1949, bei der angeblich ein ganzer Waggon Sprengstoff verwendet wurde, zeigte Wirkung und verwandelte den Bau in einen Schuttberg. Die Bewohner aller umliegenden Orte waren angewiesen die Fenster zu öffnen, Schaufenster wurden mit Papier beklebt, um ein Zerspringen zu vermeiden. Trotz aller Vorsichtsmaßnamen sind einige Scheiben zersprungen. Von den Bewohnern der umliegenden Orte und einigen Betrieben wurde brauchbares Material geborgen.
Monteur am Isolator einer Vertikalantenne (6)
Wegen der Entnahme von brauchbarem Material kam es zu einigem Kompetenzgerangel. Der Bürgermeister von Oebisfelde bekam von dem Leiter der Demontage, Major Kirilow die Erlaubnis noch brauchbares Material vor der Sprengung auszubauen. Um sich abzusichern, hielt er Rücksprache mit dem Finanzamt in Gardelegen, von wo ebenfalls keine Bedenken angemeldet wurden. Am 23. Mai 1946 ging bei der Stadtverwaltung ein Schreiben vom Finanzamt ein, nach welchem „etwaige Eigentumsansprüche seitens der Postverwaltung geprüft werden.“ Am 18. Juni 1946 erhielt die Stadtverwaltung den Bescheid, in dem die endgültige Zusicherung zur Materialentnahme gegeben wurde. Damit musste man annehmen, dass die Eigentumsverhältnisse geklärt sind und die Stadt berechtigt ist, brauchbares Material auf eigene Kosten zu bergen. Mit der Bergung des Materials wurde die Abbruchfirma Gatz beauftragt, welche ein Materiallager anlegte, aus dem dann der Verkauf erfolgen sollte. Firmen aus Oebisfelde und Umgebung stellten Anträge zum Erwerb von benötigtem Material. Von der Firma Walter Bröcking, Oebisfelde, Heizung & Rohrbau, erhält die Stadtverwaltung folgende Anfrage: Antrag auf Zuweisung von Heizungsmaterialien aus den abmontierten Beständen vom Sender Oebisfelde.
Auf Grund der von uns ausgeführten größeren Arbeiten wie: Reparatur, Neuanlagen in Schulen, Turnhalle R.A.D. Lager, Schule in Röwitz, Kommandantur in Oebisfelde usw., mußten wir das nötige Material aus unseren Beständen entnehmen, so daß unsere Vorräte so gut wie erschöpft sind.
Wir bitten daher um Berücksichtigung bei dem Verkauf der anfallenden Heizungsmaterialien, zumal wir doch die einzige Heizungstechn. Firma am Platz sind.
Die Firma E. Schmerschneider, Beton- Tief- Hochbau aus Oebisfelde bittet um die Überlassung von Betonstahl (Rundeisen), da man größere Stahlbetonbauten auszuführen hat. Wiederaufbau der Bahnhöfe in Magdeburg und Salzwedel und die Wiederherstellung mehrerer zerstörter Brücken über Ohre und Aller, sowie die Instandsetzung von Brücken und Stauwerken im Drömling.
Die Baufirma W. Peters aus Oebisfelde bittet um den Erwerb von Bauholz und Schalbrettern. usw.
Von der Post wird der Sachverhalt anders gesehen und am 1. Juli 1946 erscheint eine Kommission der Postdirektion Magdeburg in Oebisfelde und weist nachdrücklich darauf hin, dass das gesamte Material Eigentum der Post sei. Der Bürgermeister Franken versuchte zu verhandeln und wenigstens einen Teil des geborgenen Materials für die Stadt zu retten. Bei den Gesprächen auf dem Sendergelände kam es zu heftigen Szenen zwischen dem Vertreter der Stadt, einem russischen Leutnant und dem Vertreter der Post, einem Herrn Gundermann. Es kommt bis zur Verdächtigung des Bürgermeisters wegen Sabotage.
Zitat aus einem Bericht vom 26. Oktober 1946: ---- Der Ton des Herrn Gundermann war sehr verwunderlich. Als der Bürgermeister ihn am 9.7.1946 z.B. noch einmal darauf aufmerksam machte, dass die Sachen von ihm sichergestellt sind und nicht von der Reichspost, fühlte er sich gleich gekränkt und drohte dem Bürgermeister mit folgenden Worten: „dann werde ich eben den Genossen Bruschke anrufen.“ Hierzu ist zu bemerken, dass Herr Gundermann mit derartigen Äusserungen schon wiederholt gekommen ist und ebenso diesmal von Sabotage sprach, so unglaubwürdig es klingen mag. Der Bürgermeister, der das Material sichergestellt hatte, wird heute der Sabotage von einem Herrn Gundermann bezichtigt, nur weil er das Material für die Stadt Oebisfelde verwenden wollte, deren Arbeitskräfte zum Abbruch herangezogen wurden und zwar zu einem Zeitpunkt, als die Postverwaltung noch keinerlei Eigentumsansprüche stellte. Ebenfalls fielen Worte wie „wir sprechen uns an anderer Stelle wieder“. Einen gerade anwesenden Angestellten der Postverwaltung bezichtigte er ebenfalls der Sabotage und drohte ihm mit sofortiger Entlassung. Das ganze Benehmen war ungebührlich, dass auch die beiden Begleiter des Herrn Gundermann mit dem Kopf schüttelten.
Wiederholt wurde versucht, von der Postdirektion Magdeburg einen maßgebenden Herrn zu bekommen, der aber lange ausblieb. Der Bürgermeister sprach öfters beim Stadtkommandanten vor, um eine Regelung in der Senderangelegenheit zu erreichen. Der Stadtkommandant betonte immer wieder, dass das gesamte anfallende Material der Stadt verbleiben soll.
Die Post ist unnachgiebig und beharrte darauf, alles gewonnene Material ist Eigentum der Post und wird von ihr verwendet oder verkauft.
Das noch verwertbare Material aus dem Sendehaus A1 musste wegen der anstehenden Sprengung schnell geborgen werden. Die Post gestand letztendlich der Stadt 1/3 des Materials zu. --- Betreffs des Abbruch des Bunkers auf A wurde mit der Post festgelegt, dass die Postdirektion Magdeburg 2/3 und die Stadt Oebisfelde 1/3 bekommen soll. (Hier kommen nur Ziegel, Großpflastersteine und Rotsandsteine in Frage.)
Bis Ende 1948 gab es immer wieder Anfragen und Streitpunkte wegen der auf dem Sendergelände, auch als Trophäenlager bezeichnet, lagernden Baumaterialien.
Auszug aus einem Schreiben vom 26. September 1947:
--- Nach dem anliegenden Freigabeschein 1 Nr. 000 069 639 des Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr vom 10.9.47 97/Oe/We/Gas, Fachausschuß Eisen und Metalle sollen vom Sendergelände Oebisfelde (Trophäenlager) den Stadtwerken Oebisfelde Gußrohre, Schraubenmuffen und Gasrohre geliefert werden. Gegen diese der Deutschen Post auferlegte Verpflichtung erheben wir Einspruch. ---
In die Verhandlungen schalten sich verschiedene Verwaltungen (Reichsvermögensverwaltung Industrie, Wasserwirtschaftsamt, Landkreis, Kreiskommandantur usw.) ein.
Am 10. September 1947 erschien Oberstleutnant Nitschenkow von der Kreiskommandantur in Gardelegen in Oebisfelde und weist auf den Befehl Nr. 0240 hin, nach dem das Sendergelände unter die Bodenreform fällt. Die Stadt wurde angewiesen, sich mit der Post in Verbindung zu setzen, um von dieser eine Aufstellung und Kartenmaterial über die Flächen des ehemaligen Sendergeländes zu bekommen. Die Bürgermeister der Orte Bösdorf und Gehrendorf haben eine Aufstellung anzufertigen, aus der die zu den Orten gehörenden Flächen auf dem einstigen Sendergeländes ersichtlich sind.
Am 23. September 1947 übergab die Kreiskommandantur Gardelegen das Gelände der ehemaligen Funkversuchsanlage zur Verteilung an Neu- und Umsiedler an Oebisfelde. Von der Post kam sofort ein Einspruch. Das Sendergelände sei nicht im Besitz der deutschen Wehrmacht und fällt somit nicht unter den Befehl Nr. 0240.
Oebisfelde, Unterkunft im Waldfrieden , heute Altersheim
Auszug aus dem Schreiben der Postdirektion Magdeburg vom 26. September 1947:
--- Am 22. 9. hat der Oberstleutnant Nitschenkow beim Bürgermeister in Oebisfelde mit den beteiligten 3 Bürgermeistern, den 3 Vertretern der VdgB (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe) und einem Vertreter des Postamtes Oebisfelde eine Besprechung abgehalten, in der er bekannt gab, daß lt. Befehl Nr. 0240 des Obersten Chefs der SMAD der Grundbesitz der früheren Deutschen Wehrmacht in die Bodenreform einzubeziehen und demnach das Gelände von den Gemeinden zu übernehmen und aufzuteilen sei. --- Beim Landrat in Gardelegen haben wir durch Telegramm vom 22.9. zunächst kurz die Enteignung des Sendergeländes zurückgewiesen.
Der Befehl 0240, der nach Feststellung der SMA in Halle am 17.7.47 erlassen sein soll, ist hier nicht bekannt. Wir haben ihn auch bei der SMA nicht erhalten können. Bei einer Rücksprache eines Beauftragten der Oberpostdirektion am 22. und 23. 9 bei der SMA in Halle hat Oberstleutnant Tertyschny die Stellung eingenommen, daß nach dem Befehl 0240 Grundstücke auf denen Objekte militärischen Charakters standen, die gesprengt oder abgebaut wurden, der Bodenreform unterliegen. Da es sich aber um Posteigentum handelt,
sei es Aufgabe der Oberpostdirektion, die Landesregierung darauf hinzuweisen und zu erreichen, daß die fraglichen Grundstücke weiterhin Eigentum der Post bleiben.
Für die Errichtung einer Funkversuchsanlage sind von der früheren Deutschen Reichspost aus Postmitteln in den Gemarkungen Oebisfelde, Gehrendorf und Bösdorf zwei getrennt liegende Geländeflächen in einer Gesamtgröße von etwa 231 ha in einem Landbeschaffungsverfahren erworben worden. In den Grundbüchern von Oebisfelde, Bd 4, Blatt 175, Bd 61, Blatt 1441, Gehrendorf Bd 8, Blatt 190 und Bösdorf Bd 10, Blatt 277 sind die zahlreichen einzelnen Grundstücke für die Deutsche Reichspost als Eigentümer eingetragen worden. Die Deutsche Reichspost hat auf beiden Geländen auf ihre Kosten und mit ihren Mitteln große Anlagen für Funkversuchszwecke errichtet, die sich bei dem Zusammenbruch z.T. noch in der Bauausführung befanden.
Die Kreiskommandantur Gardelegen geht vermutlich davon aus, daß es sich bei den Anlagen um militärische Einrichtungen und bei den Grundstücken um Staatseigentum in Verwaltung der Wehrmacht handelte. Dieser Annahme kann keineswegs zugestimmt werden. Soweit die Anlagen fertiggestellt und in Betrieb genommen waren, sind sie von der früheren Deutschen Reichspost mit ihren eigenen Einrichtungen und mit ihrem eigenen Personal betrieben worden. Die Gesamtverwaltung lag ausschließlich in Händen der Deutschen Reichspost. Wenn die in Betrieb befindlichen Anlagen von der Wehrmacht in Anspruch genommen worden sind, so liegen die gleichen Verhältnisse vor wie bei der Benutzung des öffentlichen Fernmeldenetzes und anderer öffentlicher, der Allgemeinheit dienender Verkehrsanlagen.
Die Tatsache, daß die technischen Anlagen auf dem Gelände in Oebisfelde demontiert und die Gebäude gesprengt wurden, hat auf das Eigentumsverhältnis an den Grundstücken keinen Einfluß. Damit kann ein Recht, Postgrundstücke und Anlagen als militärisch oder wehrwirtschaftlich zu bezeichnen, nicht begründet werden. Die Vermögenswerte der früheren Deutschen Reichspost, zu denen das Sendergelände in Oebisfelde zweifelsfrei gehört, sind von der Besatzungsmacht der Deutschen Post, die im Lande Sachsen-Anhalt durch uns vertreten wird, überlassen worden. Gemäß SMA-Befehl 154-181 vom 21. 5. 1946 ist das beschlagnahmte Eigentum den entsprechenden Verwaltungen zurückzugeben. Es unterliegt deshalb keinen Zweifel, daß das Verfügungsrecht über das Sendergelände in Oebisfelde und über die auf und in Grundstücken noch vorhandenen Sachwerte der Deutschen Post zu stehen. ---
Wir bemerken noch, daß die landwirtschaftlich nutzbaren Geländeteile der früheren Funkversuchsanlage Oebisfelde seit Jahren an etwa 100 Pächter verpachtet sind. Die Pächter setzen sich zum großen Teil aus den Kreisen der früheren Grundstücksbesitzer und solchen Kreisen zusammen, die infolge Inanspruchnahme von außerhalb der Anlage liegenden Kirchengrundstücken für Ersatzlandzwecke im Landbeschaffungsverfahren ihr früheres Pachtland verloren haben. Bei Einbeziehung des Sendergeländes in die Bodenreform würden somit zahlreiche Pächter ihr Pachtland aufgeben müssen, was sich auf die Aufbringungsmengen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen in den einzelnen betroffenen Gemeinden recht ungünstig auswirken dürfte.
Die Post fährt also schweres Geschütz auf, um eine Verteilung des Geländes durch die Bodenreform zu verhindern. Es gelang jedoch nicht, den angelaufenen Apparat zu stoppen. Von Marschall Sokolowski ergeht der Befehl, das Sendergelände der Post zu enteignen und es den Gemeinden Bösdorf, Gehrendorf und Oebisfelde zu übergeben. Die Gemeindebodenkommissionen erlassen Bekanntmachungen, in denen Interessenten aufgefordert werden, sich zu melden.
Techniker und Postangestellte der KW-Sendestelle Oebisfelde (2)
Typisches Wohnhaus von Postangestellten an der Straße nach Bösdorf (Aufnahme privat von 2000) {1)
Bekanntmachung
Auf dem ehemaligen Sendergelände in Oebisfelde gelangen im Zuge der Bodenreform etwa 100 Morgen
(25 ha, die zur Gemarkung Oebisfelde gehören) Ackerland zur Aufteilung.
Interessenten, wie landlose und landarme Bauern, Umsiedler und Flüchtlinge, die als Bewerber auftreten, haben einen schriftlichen Antrag auf Zuteilung einer Fläche bis zum Montag den 6. Oktober 1947 einschließlich im Rathaus, Zimmer 7 einzureichen.
Der Antrag muß folgende Angaben enthalten: Genaue Personalien, Beruf, Größe des Eigenbesitzes, davon sind verpachtet, Größe von gepachtetem Besitz, Art und Stückzahl des Viehbestandes.
Der Termin zur Antragseinreichung ist unbedingt einzuhalten.
Der Vorsitzende der Gemeindebodenkommission Oebisfelde
gez. Meyer
Veröffentlicht, Oebisfelde, den 1. Oktober 1947
Die Aufteilung des Sendergeländes verzögerte sich bis in den August 1948, erst durch den Erlass der Landesregierung Sachsen - Anhalt Landesbodenkommission vom 12.8.1948 (-L III - 15083/48 - ) wurde die Aufteilung der in Frage kommenden Grundstücke durch die Bodenkommission angeordnet.
Sofort gab es erneut Auseinandersetzungen zwischen den beteiligten Gemeinden und der Post, die noch immer nicht aufgibt. Vom Landkreis Gardelegen wurden die Gemeinden aufgefordert in Zusammenarbeit mit dem Ortsausschuss der VdgB einen Aufteilungsplan mit den entsprechenden Lageplänen zu erarbeiten und in Gardelegen einzureichen. Außerdem wurden die Gemeinden verpflichtet mindestens drei Neusiedler auf dem Gelände anzusetzen. Bis die Neusiedler über eigene Grundstücke (Siedlungshaus und Stall) verfügen, musste die Gemeinde dafür sorgen, dass sie die Möglichkeit erhalten von einem Mietgrundstück heraus zu wirtschaften.
Die bisherigen Pächter des Landes wurden darauf aufmerksam gemacht, dass ihre mit der Post geschlossenen Verträge mit dem Augenblick der Aufteilung im Zuge der Bodenreform gelöst sind.
Die etwa 7,5 ha umfassende Trümmerfläche kommt nicht zur Aufteilung. Oebisfelde stellte am 17. März 1949 bei der Kreisbodenkommission in Gardelegen einen Antrag auf Zuweisung des Trümmerfeldes.
---- Der Rat der Stadt beantragt hiermit die Zuweisung dieser Ödlandfläche an die Stadt Oebisfelde. Es ist anzunehmen, dass die Gemeinde Gehrendorf (Die beanspruchten 7,5 ha liegen in der Gemarkung Gehrendorf) diese Trümmerfläche in dem jetzigen Zustand liegen lassen wird. Der Rat der Stadt beabsichtigt, bei Genehmigung dieses Antrages die Fläche im Verlaufe der nächsten zwei Jahre aufzuforsten. Bei geeigneter Auswahl schnellwüchsiger Hölzer ist anzunehmen, dass allmählich, in Verbindung mit den Kräften der Natur, wie Sonne, Regen, Wärme, Kälte, eine Berstung das Betons erfolgt und damit eine stetige Enttrümmerung möglich ist. ---
Im Auftrag der Stadt wurden 1949 noch Steine und Wasserleitungsrohre geborgen.
Die Vorhersage der Stadt in ihrem Schreiben vom 17. März 1949 ist eingetreten. Wo einst das Sendehaus A1 stand, befindet sich heute ein mit Wasser und Betontrümmern gefüllter breiter Graben, der noch die einstige Größe des Bauwerks erkennen lässt. Von anderen Gebäuden im Bereich A sind kaum noch Spuren vorhanden. Die Standorte der Gebäude im Bereich B lassen sich nur schwer als von Grün überwachsene Trümmerberge oder wassergefüllte Sprenglöcher im Gelände finden. Die Natur hat fast alle Spuren überdeckt. Teilweise noch befahrbar sind die Betonstraßen, die zu den einzelnen Standorten der Sendehäuser und den Strahlerwänden führten. Die Fundamente der Gittermaste finden sich als Sprengtrichter entlang des noch vorhandenen Weges.
Von den Bewohnern werden die Zerstörungen noch in unserer Zeit nicht verstanden, zumal selbst die Garagen, Werkstätten und Büros, sowie die Tiefbrunnen, die ausgezeichnetes Wasser geliefert haben samt Pumpenhaus vernichtet wurden.
Nur die Postdienstwohnungen mit Stall und das Umspannwerk blieben erhalten. Bis in die 80-er Jahre wurde das Umspannwerk durch die EVM (Energie Versorgung Magdeburg) genutzt. Danach wurden die Transformatoren ausgebaut. Das Gebäude dient heut der Fa. Harald Gerloff Sanitär- und Heizungsbau als Firmensitz und Wohnhaus. Dort wo sich früher die Transformatoren befunden haben, ist das Büro und eine Sanitärausstellung eingerichtet. In die Ausstellung hat man alte Schaltanlagen und technische Einrichtungen integriert, die von der früheren Nutzung Zeugnis geben. Diese Verschmelzung von Neuem und Altem ist hervorragend gelungen und findet bei den Besuchern und Kunden große Resonanz. Einige Fotos berichten von der einstigen Sendestelle der Deutschen Reichspost.
Die Postdienstwohnungen befinden sich ebenfalls in gutem Zustand und sind bewohnt.
Oebisfelde, ehemaliges Umspannwerk ( Foto privat ca 2000 ) (1)
Die in Oebisfelde demontierte Sendeanlage wurde, letzten Informationen folgend, nach dem Krieg in der Nähe von Moskau wiederaufgebaut und von der russischen Marine betrieben. Weitergehende Informationen sind nicht bekannt.
Noch einige Dokumente zurVervollständigung
Gesamtlageplan der Kurzwellensendeanlage Oebisfelde
Links die Anlage A mit den Antennen und den Sendehäusern A1, dem Bunker und A2
Rechts der unvollendete Bereich der Anlage B mit den Sendehäusern B1, dem Tempel, B2 und dem Postwohnhaus.
Luftbild der Sendeanlage vom 22.03. 1945, unten Anlage A mit den Dipolwänden, Bunker und 2. Sendehaus, in der Mitte Anlage B mit dem Tempel (B1), der Straße zum 3. Sendehaus (B2), oben links das Umspannwerk mit den Wohnhäusern.
Antennenplan der Funksendestelle Oebisfelde aus den Jahren 1944/45
Der Anschluss des Kurzwellen Sendezentrums Oebisfelde an das Fernkabelnetz der Deutschen Reichspost (Stand 1943)
Über Kabel war die Sendestelle verbunden:
1. Zwei Fernmelde- und zwei Fernschreibleitungen zum BDU (Befehlshaber der U-Boote) Ebenso Direktleitungen nach Wilhelmshaven (über das Fernkabelnetz der DRP)
2. Rundfunksendungen über Kabel Berlin - Magdeburg - Helmstedt - Hannover, Abzweig vom Verstärkeramt Helmstedt (Breitbandkabel) zum Sendergelände.
3. Verbindung zum Verstärkeramt Oebisfelde (Fernkabel Berlin - Rathenow - Stendal - Gardelegen - Oebisfelde - Braunschweig - Einbeck - Frankfurt -)
4. Verstärkeramt Oebisfelde mit Querverbindung zum Verstärkeramt Cheine (Kabel 503 Berlin - Hamburg)
Kabelnetz der DR-Post mit Anbindung Sendestelle OebisfeldeNamensgebung, so wollte man von eigentlichen Einsatz ablenken
Gerne können Sie weiterlesen " Die Übersee-Empfangstelle Lüchow "
Quellen:
Privatsammlungen:
Jurscheck Rainer, Oebisfelde
Schulz F. – W., Materialsammlung Oebisfelde,
Zerbe Helmut, Slg. Funksendestelle Oebisfelde
Archive:
Landes-Hauptarchiv Sachsen-Anhalt, Außenstelle Magdeburg
MAN Nürnberg, Dieselanlage
Stadtarchiv Oebisfelde
Brücke zur Welt
Die ÜFest Lüchow - Woltersdorf
Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle
Halle 2008
Joachim H. Rudek
Wetterboote, Wetterschiffe, Wetterbojen
und Wettertrupps 1939 bis 1945
Schiffahrtsgeschichtliche Gesellschaft
Heft 19
Rostock 2001
75 Jahre Lorenz 1880 – 1955
Festschrift der C. Lorenz AG. Stuttgart
Stuttgart 1955
Lorenz-Berichte
Technische Hausmitteilungen 1936 – 1939
Fotonachweis:
Schulz 1
Zerbe 2
Jurscheck 3
Thönert 4
National Archiv Washington DC NARA 5
Museum für Kommunikation Hamburg 6
Lorenz 7
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